Lebensdaten
1820 – 1900
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Bad Ischl (Oberösterreich)
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 13299190X | OGND | VIAF: 67642701
Namensvarianten
  • Lucam, Wilhelm Ritter von
  • Lucam, Wilhelm von
  • Lucam, Wilhelm Ritther von

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Zitierweise

Lucam, Wilhelm Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13299190X.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus 1749 nobilitierter niederösterr. Patrizierfam.;
    V Christian ( 1845), Hofbuchhaltereioffizial in W., S d. Christian (* 1805), Appellationsgerichtssekr. u. Registraturdir., u. d. Theresia Prean v. Zalautzen;
    M N. N.;
    B Carl Rr. v. L. (1826–1907), Bankier (s. ÖBL); Schwägerin Anna (1840–1921), Sozialarbeiterin (s. ÖBL); -ledig.

  • Biographie

    L. besuchte in Wien die Realschule und das Polytechnische Institut. Als Autodidakt eignete er sich im Laufe der Zeit ein umfangreiches Wissen und vorzügliche Sprachkenntnisse an. Er begann seine berufliche Laufbahn 1838 als Korrespondent und Kassier einer kleinen Wiener Bankfirma und trat 1842 in die Dienste der privilegierten österr. Nationalbank, der Notenbank der Habsburgermonarchie. In der Nationalbank wurde L. bald mit verantwortungsvollen Aufgaben, u. a. bei Verhandlungen mit ausländischen Notenbanken, betraut. 1854 wurde er zum 2. Sekretär und 1857 zum Generalsekretär ernannt. Diese Funktion bekleidete er sehr erfolgreich und stärkte durch gründliche Reformen die Leistungsfähigkeit der Bank. Als 1878 die österr. Nationalbank der dualistischen Struktur des Reiches entsprechend (seit dem „Ausgleich“ von 1867) in die Österr.-ungar. Bank umgestaltet wurde, trat L. entschieden für die Einheit der Bank ein und legte den Entwurf eines Statuts vor, der wesentliche Teile der endgültigen Regelung bestimmte. Er widersetzte sich aber als Anhänger altliberalen, zentralistischen Gedankenguts einer Stärkung des ungar. Einflusses, was als Grund dafür angesehen wird, daß er bei der Besetzung des Gouverneurpostens der neuen Bank übergangen wurde. 1878-81 übte L. das Amt eines Vizegouverneurs aus und stand in dieser Funktion der Direktion der Hauptanstalt Wien der Österr.-ungar. Bank vor. 1881 zog er sich ins Privatleben zurück. 1892 trat L. nochmals an die Öffentlichkeit, als er in der von Finanzminister E. Steinbach einberufenen Valuta-Enquete ein vielbeachtetes Plädoyer für die Einführung der Goldwährung hielt. Wenig später wurden die gesetzlichen Grundlagen für diese Maßnahme geschaffen und der Gulden, der seit 1878 ohne metallische Grundlage war, durch die Krone ersetzt.

    L.s Name ist eng mit dem Erlaß der „Plenerschen Bankakte“ verbunden, eines Gesetzes, dessen Entwurf von L. und Finanzminister I. Plener stammte und das 1863 zu einer Umgestaltung und Modernisierung der österr. Nationalbank nach dem Vorbild der Peelschen Bankakte (1844) führte. Besonderes Augenmerk wurde bei dieser Neufassung der Notenbankstatuten auf die Unabhängigkeit der Bank von der Staatsverwaltung gelegt, deren großer Geldbedarf in der Vergangenheit wiederholt (zuletzt 1848 und 1859) zu schweren Erschütterungen der Währung geführt hatte. Doch schon wenige Jahre später (1866) mußte der Staat zur Finanzierung des Kriegs gegen Preußen wiederum die Mittel der Notenbank in Anspruch nehmen. Das Disagio des Guldens, das in der ersten Hälfte der 1860er Jahre als Folge einer drastischen Deflationspolitik allmählich verschwunden war, schnellte damit wieder auf über 20 % hinauf. – L. erwarb sich in den Jahren 1870-74 besondere Verdienste um die Stabilisierung der Währung, als er ein relativ günstiges Preisverhältnis zwischen Silber und Gold zum Ankauf eines ansehnlichen Goldschatzes nutzte. In den Monaten nach dem Börsenkrach von 1873|lehnte er es entschieden ab, dem „Aushilfskomitee“ Kredite zum Zwecke kursstützender Interventionen auf dem Effektenmarkt zur Verfügung zu stellen. Die Notenbank sah dem Sturz der Börsenkurse tatenlos zu, vermied damit aber größere Verluste, die zu einer Erschütterung der Währung hätten führen können. – Sein bedeutendes Vermögen brachte L. in eine Stiftung ein, deren Erträge für Schülerstipendien und die Armenfürsorge bestimmt waren.

  • Werke

    u. a. Die Österr. Nat.bank während d. Dauer d. dritten Privilegiums, 1876;
    zahlr. weitere, z. T. anonym veröff. Schrr. u. Zeitungsartikel meist finanzpol. Inhalts, vor allem in d. „Neuen Freien Presse“.

  • Literatur

    Neue Freie Presse v. 11.11.1881, 1. u. 2.10.1900;
    S. Preßburger, Das österr. Noteninstitut 1816-1966, 7 Bde., 1966-76;
    BJ V (W);
    ÖBL.

  • Porträts

    in: Beamtenztg. Nr. 28 v. 10.10.1900.

  • Autor/in

    Hans Kernbauer
  • Zitierweise

    Kernbauer, Hans, "Lucam, Wilhelm Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 269-270 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13299190X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA