Dates of Life
1727 – 1771
Place of birth
Clausthal
Place of death
Rostock
Occupation
Theaterprinzipal ; Theaterhistoriker ; Dichter
Religious Denomination
evangelisch?
Authority Data
GND: 119139804 | OGND | VIAF: 54951484
Alternate Names
  • Löwe (genannt)
  • Löwen, Johann Friedrich
  • Löwe (genannt)
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Citation

Löwen, Johann Friedrich, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119139804.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Joh. Friedrich Loewe (1690–1753), Hallenschreiber u. Schichtmeister in C., S d. Bergfuhrmanns Georg in C. u. d. Barbara Sauerbrey;
    M Christiane Catherine (1695–1747), T d. Henrich Honemann (1672–1739), aus Celle, Schichtmeister u. Ratsherr in C., u. d. Catharine Margarethe Stein;
    Ov Joh. Heinrich, Münzmeister in Hamburg;
    Om Leopold Rudolf Honemann, Gesch.schreiber d. Harzes;
    - 1757 N. N., T d. Theaterprinzipals Joh. Friedrich Schönemann (1704–82, s. ADB 32).

  • Biographical Presentation

    L. hat bei kleinem poetischen Talent für die deutsche Literatur kaum, für die deutsche Theatergeschichte dagegen recht achtbar gewirkt. Er verfaßte als erster im deutschen Sprachraum einen Abriß der Mimik und Gestik (Kurzgefaßte Grundsätze von der Beredsamkeit des Leibes, 1755), wagte sich an eine wenngleich sehr knappe und fragmentarische „Geschichte des deutschen Theaters“ (1766) und schrieb Bühnenrezensionen, die man als frühe Dokumente dieser kritischen Gattung den Hamburger Arbeiten Lessings an die Seite gesetzt hat (Ch. H. Schmid); außerdem bleibt L. das Verdienst, Lessing als kritischen Kommentator für das hamburgische Nationaltheater-Unternehmen gewonnen und damit dessen „Hamburg. Dramaturgie“ angeregt zu haben.

    Nach dem Besuch des Braunschweiger Collegium Carolinum studierte L. 1748-1751 Theologie und Philologie in Helmstedt und Göttingen. Sein Interesse am Theater – früh durch eine akademische Rede mit dem programmatischen Titel „In einer wohleingerichteten Republik muß der Flor der Schaubühne nothwendig erhalten werden“ (1748) dokumentiert – erhielt Nahrung durch die Bekanntschaft mit der Wandertruppe des Prinzipals Johann Friedrich Schönemann 1749 in Göttingen. Nach zwei Jahren poetischer und journalistischer Tätigkeit in Hamburg ging L. 1753 mit Schönemanns Truppe nach Schwerin. 1757 wurde er Sekretär am Hof von Mecklenburg-Schwerin. Die literarische Tätigkeit ruhte nicht. Dramolette wurden verfertigt, Romanzen, Lieder, anakreontische Gedichte. 1766 war L., wieder in Hamburg, für den Prinzipal Konrad Ernst Ackermann tätig und diente ihm mit kleineren dramatischen Werken und Prologen. Bald aber wandte er seine Feder in zwei anonymen Pamphleten gegen den Theaterleiter („Schreiben an einen Freund über die Ackermannsche Gesellschaft“, „Schreiben des Ackermannschen Lichtputzers an einen Marionettenspieler“, 1766), nahm Partei für Ackermanns abspenstige Primadonna Friederike Sophie Hensel und ermunterte deren Freund, den Kaufmann Abel Seyler, zur Gründung einer eigenen Theatertruppe. Mit dieser Truppe installierten zwölf Hamburger Geschäftsleute – vor allem Seyler und der Tapetenfabrikant Bubbers – 1767 das „Nationaltheater“; Lessing wurde zu seinem Dramaturgen, L. zu seinem Direktor bestellt. Seine unter Mithilfe des Schauspielers Konrad Ekhof entstandene Theatergeschichte wollte L. zur Belehrung seiner Schauspieler einsetzen; ähnlichem Zweck dienten die Schrift „Freundschaftliche Erinnerungen an die Kochsche Schauspieler-Gesellschaft, bey Gelegenheit des Hausvaters des Herrn Diderots“ (1766) und einige kleine Reden und Ankündigungen. Ihr Echo bei Geldgebern wie Akteuren war allerdings gering, und der Mißerfolg der Hamburger „Entreprise“ – ihr Ausweichen im ersten Halbjahr 1768 nach Hannover, die traurige Rückkehr nach Hamburg im Sommer 1768, das endgültige Erliegen im Sept. 1768 – warf auch den Direktor aus seiner künstlerischen Bahn. Er wurde, bei kärglichem Gehalt, im Herbst 1768 Registraturangestellter in Rostock. Dort brachte er noch zwei Gedichtbändchen (zumeist Romanzen und Kirchenlieder) und einige Theaterkritiken heraus. Während ihn die ältere deutsche Theatergeschichtsschreibung wenig achtete, gewann er seit Beginn des 20. Jh. als Protagonist der Nationaltheater-Bewegung an Ansehen.

  • Works

    Weitere W u. a. Poet. Werke, 2 T., 1760;
    Schriften, 4 Bde., 1765 f.;
    Vorläufige Nachr. v. d. auf Ostern 1767 vorzunehmenden Veränderung d. Hamburg. Theaters, 1766;
    Anrede an d. sämtl. Mitglieder d. Hamburg. Theaters bey d. Übernehmung d. Directorii, 1767;
    Prolog u. Epilog bey d. ersten Aufführung im Hamburger Nat.theater v. 22.4.1767;
    Nachwort f. d. Nat.theater, in: Hamburg Unterhaltungen 6, 1768, S. 348-54;
    Romanzen nebst einigen anderen Poesien, 1769, ²1771;
    Geistl. Lieder nebst einigen veränderten Kirchen-Gesängen, 1770;
    Gesch. d. dt. Theaters u. Flugschrr. üb. d. Hamburger Nat.theater im Neudr. mit Einl. u. Erll., hrsg. v. H. Stümcke, 1905. -
    Hrsg.: Btrr. zu d. Werken d. Witzes u. d. Sittenlehre, 1753/55;
    Freye Nachrr. aus d. Reiche d. Wiss. u. d. schönen Künste, 1765/67;
    Joh. Christian Krügers poet. u. theatral. Schrr., 1763.

  • Literature

    ADB 19;
    C. H. Schmid, Erstes Schreiben Siegmunds v. Schweigershausen, Über d. Leipziger Bühne an Herrn J. F. L. zu Rostock, 1770;
    E. Devrient, Gesch. d. dt. Schauspielkunst I, 1848;
    O. D. Potkoff, J. F. L., der erste Dir. e. dt. Nat.-theaters, 1904;
    K. Waentig, J. F. L. u. s. Ansehen als Journalist u. Bühnenschriftsteller, in: Zs. d. Ver. f. hamburg. Gesch. 54, 1968, S. 21-47;
    H. Finze, J. F. L. (1721-71), Journalist u. Mitstreiter Lessings, in: Német Filológiai Tanulmányok 13, 1979, S. 341-47;
    Goedeke IV, 1, S. 45 f.

  • Author

    Hans-Wolf Jäger
  • Citation

    Jäger, Hans-Wolf, "Löwen, Johann Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 88-89 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119139804.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Löwen: Johann Friedrich L., auch Löwe genannt, wurde im J. 1729 zu Clausthal geboren, studirte zu Göttingen Jurisprudenz und würde sich der akademischen Laufbahn gewidmet haben, wenn er die Mittel für die Promotion gehabt hätte. Er kam im J. 1751 nach Hamburg und wollte schon von hier mit Empfehlungsschreiben Friedrich v. Hagedorn's nach London gehen, um sich dort eine Stellung zu suchen, als ihn der Legationsrath Zink in sein Haus aufnahm. Dieser ermuthigte ihn als Schriftsteller aufzutreten. Schon vorher hatte er das Schäferspiel „Die Spröde“ herausgegeben, Helmstadt 1748; im J. 1751 erschienen von ihm in Hamburg anonym „Zärtliche Lieder und anakreontische Scherze"; jetzt gab er „Poetische Nebenstunden in Hamburg“ heraus, zu denen Johann David Michaelis eine Vorrede „von dem Geschmacke der morgenländischen Dichtkunst“ schrieb (Leipzig 1752); sodann ließ er (Hamburg 1753) anonym 28 poetische Betrachtungen „Der Christ bei den Gräbern“ erscheinen, deren zweite Auflage er im J. 1760 der Herzogin zu Mecklenburg widmete, wobei er sich dann auch unter der Widmung nennt. Unter seinen übrigen poetischen und prosaischen Schriften aus dieser Zeit sind zu nennen seine „Kurzgefaßten Grundsätze von der Beredsamkeit des Leibes“, Hamburg 1755, eine Schrift, welche wol die erste in Deutschland über diesen Gegenstand war und aus der Verbindung mit dem Theater stammte, in welche ihr Verfasser damals getreten war. Johann Friedrich Schönemann, der damals dem Theater in Hamburg vorstand, hatte dasselbe auf eine höhere Stufe zu bringen gesucht; außer Eckhof suchte auch L. ihn in seinen Absichten zu unterstützen und ist ohne Frage dabei nicht ohne Verdienst gewesen. Er heirathete Schönemann's Tochter, die sich auch als Schauspielerin einen Namen gemacht hat; und als Schönemann im December 1757 sein Theater mit einem Epilog von L. geschlossen hatte, siedelte dieser mit seiner Frau und ihm nach Schwerin über, wo er eine Secretärstelle annahm. Er blieb auch hier schriftstellerisch thätig, namentlich ließ er Gedichte, Oden u. dgl. drucken und versuchte sich auch in Satiren. Im J. 1760 und dem folgenden gab er in zwei Theilen eine Sammlung seiner poetischen Werke heraus. Um diese Zeit begann er auch „Romanzen“ zu dichten, eine Dichtungsart, in welcher er zumeist noch Anklang gefunden hat; seine „Romanzen“ erschienen zuerst anonym Hamburg 1762, hernach verbessert und vermehrt mit seinem Namen noch 1769 und 1771. Seine „Schriften“ ließ er dann in einer Auswahl vom Jahre 1765 an wieder drucken; die den Anfang des vierten Theiles (Hamburg 1766) bildende „Geschichte des deutschen Theaters“ enthielt diejenigen Vorschläge zur Verbesserung des Theaters, welche 12 Kaufleute in Hamburg, die sich im J. 1766 vereinigten, um daselbst ein „Nationaltheater“ einzurichten, zu verwirklichen suchten. L., der nun mit seiner Frau wieder nach Hamburg übersiedelte, erhielt das Directorium; er sollte die Stücke aussuchen, die Rollen vertheilen und zugleich durch Leseübungen und Vorträge für die Ausbildung der Schauspieler und Schauspielerinnen sorgen. Von ihm ging auch, wie nicht bezweifelt werden kann, der Gedanke aus, Lessing nach Hamburg zu rufen, um dieses Unternehmen als Dichter, und als dieser darauf nicht einging, als Kritiker zu unterstützen. Im April 1767 wurde die Bühne eröffnet, aber schon im Herbste zeigte es sich, daß dieses Nationaltheater nicht bestehen konnte. Im December 1767 ging L. mit seinen Schauspielern auf einige Monate nach Hannover; im Sommer 1768 wurde dann in Hamburg auf dem Theater zwar wieder gespielt, aber im September dieses Jahres verließ L. Hamburg gänzlich; er sah sich genöthigt, um zu leben, die geringe|Stelle eines Registrators in Rostock anzunehmen. In Hamburg hatte er neben anderen Sachen auch einige Streitschriften drucken lassen als Antworten auf Angriffe, die er in Folge seiner Geschichte des deutschen Theaters erfahren hatte. Eine seiner letzten Veröffentlichungen sind seine „Geistlichen Lieder nebst einigen veränderten Kirchengesängen“, Greifswald 1770. In der Vorrede zu ihnen bekämpft er die Ansicht Liebich's (vgl. Bd. XVIII, S. 584), daß man alte Kirchenlieder nicht ändern solle. Von seinen eignen Liedern ist wenigstens das Loblied: „Nimm deine Psalter, Volk des Herrn“, nach Sirach 50, 24—26, gedichtet, bis zum heutigen Tage bekannt geblieben; es findet sich z. B. in dem noch gebrauchten Hamburger Gesangbuche von 1842. Von Nahrungsforgen und Hypochondrie geplagt starb er zu Rostock am 23. December 1771, nur 42 Jahre alt.

    Jördens, Lexikon deutscher Dichter u. Prosaisten, III, S. 416 ff. Lexikon hamburgischer Schriftsteller, IV, S. 531 ff.; hier auch ein Verzeichniß seiner Schriften und die Litteratur über ihn. Koch, Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Aufl., VI, S. 221 f. — Ueber seine Verdienste um das Theater vgl. Danzel und Guhrauer, G. Ephr. Lessing, 2. Aufl., 2. Bd., S. 96 ff., und Koberstein, Grundriß der Geschichte der deutschen Nationallitteratur, 5. Aufl., III, S. 403. — Vgl. auch Goedeke II, S. 572 u. Koberstein a. a. O. im 5. Bande an den im Register genannten Stellen.

    • Correction

      S. 313. Z. 19 v. o.: Zu Löwen sind noch zu vgl. Bärensprung, Gesch. d. Theaters in Mecklenburg-Schwerin u. Lisch, Jahrb. I, S. 112.

  • Author

    l. u.
  • Citation

    l. u., "Löwen, Johann Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 312-313 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119139804.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA