Lebensdaten
1862 – 1945
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Oed (Niederösterreich)
Beruf/Funktion
Sinologe ; österreichischer Diplomat in Peking ; Gesandter in Teheran
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 142606111 | OGND | VIAF: 102330066
Namensvarianten
  • Rosthorn, Arthur Edler von
  • Rosthorn, Arthur von
  • Rosthorn, A. von
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rosthorn, Arthur Edler von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd142606111.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1816–86), Pächter e. Eisenwerks in Dözna (Ungarn), k. k. Gewerbeinsp. f. Tirol, Vorarlberg u. Kärnten, S d. John (1765–1848, beide s. Fam.art.), aus England, Fabrikbes., u. d. Therese Leithner (1779–1856);
    M Josefine (1840–90), T d. Anton Conrad Frhr. v. Mandorf u. d. Anna Maria Gfn. v. Esterházy ( 1850);
    Tante-v Marie (1812–59, Franz Schuh, 1804–65, Dr. med. et. chir., Prof. d. Chirurgie am Allg. Krankenhaus in W., Reg.rat, s. ADB 32; Hist. Lex. Wien);
    6 Geschw u. a. Alfons (1857–1909), Prof. f. Gynäkol. in Prag, Graz, Heidelberg u. W. (s. Fam.art), Schw Helene Lecher (1865–1929), Philanthropin (beide s. Fam.art);
    Wien 1895 Paula (* 1873), pflegte 1900 während d. Verteidigung d. Botschaftsviertels in Pekings gegen chines. Soldaten u. Milizen Verwundete, Vfn. e. Augenzeugenberichts über d. Ereignisse, Rr. d. franz. Ehrenlegion, österr. Kriegsmedaille 1903 (s. L);
    T d. Johann (Hans) Pichler (1877–1949), Dr. med., Zahnarzt, Kieferchirurg, Leiter d. Kieferstation an d. I. chirurg. Klinik in W., o. Prof. d. Pathol. d. Kauorgane an d. Univ. W., Inst.vorstand ebd., 1936 Präs. d. IX. Internat. Zahnärztekongresses in W. (s. ÜBL; L), u. d. Sonja N. N.

  • Biographie

    R. wuchs in einer anglophilen Familie zweisprachig auf. Sein Studium, das er 1880 in Wien mit Germanistik und Sprachwissenschaft (u. a. bei Friedrich Müller) begann, setzte er 1882 in Oxford fort, wo er sich mit Volkswirtschaft und Philosophie befaßte und einziger Schüler des Sinologen James Legge (1815–97) wurde. 1883-93 für die Seezollverwaltung in China tätig, lernte R. dabei gründlich die chines. Sprache. Während eines Urlaubs 1893-95 setzte er sein Studium bei Legge fort und wurde 1895 in Leipzig mit einer historisch-geographischen Arbeit „Die Ausbreitung der chines. Macht in südwestlicher Richtung bis zum vierten Jh. nach Chr.“ promoviert. Da sich ihm keine Universitätslaufbahn eröffnete, trat R. 1896 in den österr. diplomatischen Dienst ein (1896-1900 Legationssekr., 1900-06 Legationsrat in China, 1906-11 Gesandter in Teheran, 1911-17 in Peking). 1922 zum Honorarprofessor an der Univ. Wien ernannt, lehrte er hier bis 1939 chines. Sprache, Literatur und Geschichte. R. initiierte 1926 den Verein der Freunde asiatischer Kunst, der bis 1938 u. a. das Jahrbuch „Wiener Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Asiens“ herausgab. Er unterstützte Coudenhove-Kalergis Pan-Europa-Bewegung und war bis 1938 Präsident der Österr. Friedensgesellschaft.

    Als Diplomat engagierte sich R. für die österr.-chines. Beziehungen. Er erfährt für seine Rolle während des sog. „Boxeraufstandes“ und sein Eintreten für die chines. Belange aufgrund des Tagebuchs seiner Frau Paula als Mensch eine sehr positive Bewertung. Dem steht die kritische Einschätzung seines ehemaligen Untergebenen Erwin v. Zach (1872–1942) gegenüber.

    Mit einer Reihe von Publikationen trat R. als „tüchtiger Sinologe“ (Zach) hervor. Sein Hauptwerk, die „Geschichte Chinas“ (1923), konnte sich, trotz überholter Thesen, neben Friedrich Ernst August Krauses „Geschichte Ostasiens“ (1925) behaupten. Neben kunsthistorischen Arbeiten, einer religionswissenschaftliche Skizze und einer Kritik an Max Weber sind v. a. mehrere Abhandlungen zur chines. Sprache zu erwähnen. R. förderte die sinologischen Studien in Wien und versammelte einen beachtlichen Schülerkreis (Gustav Haloun, Erwin Reifler, Alexander Slawik, Joseph Kalmer, F.-J. Meier, Anna v. Rottauscher u. S. Wurm). Seine umfangreiche, auch Unterrichtszwecken dienende chines. Privatbibliothek befindet sich heute im Eigentum der Österr. Nationalbibliothek.|

  • Auszeichnungen

    korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1919).

  • Werke

    Weitere W The burning of the books, in: The Journal of the Palestine Oriental Soc., 1898, S. 1-17;
    Die österr. Ind. u. d. chines. Markt, 1902;
    Unser Verhältnis zu China vor u. nach d. Kriege, 1919;
    Das Tschun-tschiu u. seine Vf., in. SB d. Österr. Ak. d. Wiss. 1919;
    Die Anfänge d. chines. Gesch.schreibung, ebd. 1920;
    Die Urrel. d. Chinesen, in: Die Religionen d. Erde in Einzeldarst., 1929, S. 85-97;
    Indischer Einfluß in d. Lautlehre Chinas, ebd. 1941;
    Studien z. chines. Lautgesch., 1942;
    Rel. u. Wirtsch. in China, in: Hauptprobleme d. Soziol., Erinnerungsgabe f. Max Weber, 1923;
    The civilisation of ancient China, in: Chinese social and political science review 10, 1926, S. 813-44 u. 11, 1927, S. 82-98;
    Die altchines. Bronzen, in: Belvedere 9/10, 1926, S. 269-81;
    Wiener Btrr. z. Kunst- u. Kulturgesch. Asiens 1, 1926, S. 11-39;
    Malerei u. Kunstkritik in China, ebd. 4, 1930, S. 9-26;
    Liberalism and peace (Vortrag Wien 13.1.1938);
    – Lebenserinnerungen (unveröff. Typoskr., 1941, mit Nachschr. 1945;
    Privatbes. d. Fam. Pinschof).

  • Literatur

    A. Forke, in: Ostasiat. Rdsch. 23, 1942, S. 92 f.;
    J. Keil, in: Alm. d. Wiener Ak. d. Wiss., 96 (1946), 1948, S. 114-19;
    E. Unterrieder, A. v. R., Diplomat, Wissenschaftler u. Mittler zw. Österr. u. China, in: Zeitgesch. 5, 1978, S. 221-46 (W-Verz. fehlerhaft);
    G. Kaminski u. E. Unterrieder, Von Österreichern u. Chinesen, 1980;
    dies., Wäre ich Chinese, so wäre ich Boxer, Das Leben an d. k. u. k. Gesandtschaft in Peking in Tagebüchern, Briefen u. Dok., 1989;
    B. Fang, Aodili guojia tushuguan zhongwen tushu mulu. Sinica-Slg. d. Österr. Nat.bibl. Wien 1992| (Kat. zu R.s Bibl.);
    G. Kaminski, Der Boxeraufstand – entlarvter Mythos, 2000, S. 7 ff, (P);
    Peking 1900, Paula v. R.s Erinnerungen an d. Boxeraufstand, März bis Aug. 1900, mit e. Vorw. v. Arthur v. Rosthorn, hg. v. A. Pechmann, 2001;
    D. Preston. Rebellion in Peking, Die Gesch. d. Boxeraufstands, 2001;
    B. Führer, Vergessen u. verloren, Die Gesch. d. österr. Chinastudien, 2001, S. 97-123;
    G. u. M. Lehner. Österreich-Ungarn u. d. „Boxeraufstand“ in China, 2002;
    G. Mecenseffy, Ev. Lehrer an d. Univ. Wien, 1976, S. 211-13 (auch zu Johann Pichler);
    ÖBL.

  • Autor/in

    Hartmut Walravens
  • Zitierweise

    Walravens, Hartmut, "Rosthorn, Arthur Edler von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 101-102 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd142606111.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA