Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Industriellenfamilie
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139280073 | OGND | VIAF: 100566456
Namensvarianten
  • Rosthorn, Edle von

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Zitierweise

Rosthorn, Edle von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139280073.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Im Rahmen der merkantilistischen Förderungspolitik Ksn. Maria Theresias wurde 1765 der Obermeister einer Knopffabrik in London, Mathäus Rawsthorne (germanisiert Rosthorn) d. Ä. (1721–1805) angeworben, um in Österreich die großgewerbliche Metallknopf- und Schnallenerzeugung einzuführen. Zur Übersiedlung motiviert, weil als Katholik im prot. England benachteiligt, erhielt er in Wien ein entsprechendes Privileg und ein Haus, wo er kleine Metallwalzen mit Pferdekraft betrieb. Weil hier jedoch die zum weiteren Ausbau des Betriebs nötige Wasserkraft fehlte, verlegte er ihn ins Triestingtal nach Fahrafeld (Niederösterr.), wo er 1792 ein Walzwerk errichtete. Nach dem Tod des Vaters führten die fünf Söhne John (1765–1848), Mathäus d. J. (1782–1855), August (1789–1843), Daniel (1791–1851) und Franz (1796–1877, s. ADB 29) das Unternehmen mit der Bezeichnung „Gebrüder Rosthorn“ weiter und verlegten den Betrieb 1816|nach Oed ins Piestingtal (Niederösterr.), wo eine moderne Metall- und Drahtfabrik entstand, zu dieser Zeit eines der größten Unternehmen Österreichs. August unternahm 1832/33 Reisen nach England und Belgien, um den neuesten Stand der Eisenindustrie kennenzulernen. Franz studierte 1814-18 an der Bergakademie in Schemnitz (Slowakei). In Kärnten fanden die Brüder ein zweites Tätigkeitsfeld. Mathäus d. J. führte zwar die Messingfabrik in Oed und deren Wiener Niederlage, errichtete aber, veranlaßt durch den Zinkbedarf in Oed, 1823 in Prävali (Kärnten) eine eigene Zinkhütte. 1826 kauften die Brüder große Ländereien und Montanbetriebe in Kärnten. August übernahm die Hüttenwerke St. Gertraud, Frantschach und Kollnitz sowie die Hochöfen von St. Gertraud und St. Leonhard. In Frantschach führte er mit drei von ihm in England angeworbenen Fachleuten das Puddelverfahren ein, das der dortigen Braunkohle und dem Lavanttaler Roheisen angepaßt werden mußte. Franz leitete die Bergbauunternehmen in Wölch und St. Leonhard und das Kohlebergwerk Liescha. Die Hütte in Prävali überließen die Brüder der 1832 gegründeten „Wolfsberger AG“, an der sie zu zwei Fünfteln beteiligt waren und deren Leitung Franz übernahm. Die Brüder erkannten bald die Chance, die der Ausbau des neuen Eisenbahnwesens bot. Mathäus d. J. war bereits seit der Gründung der „Ks.-Ferdinands-Nordbahn-Gesellschaft“ 1836 deren Direktor. Franz übertrug seinem Bruder August die Errichtung eines modernen Puddel- und Walzwerkes für Grobeisen in Prävali, das dann als erstes Unternehmen der Monarchie seit 1836 Eisenbahnschienen herstellen und die vorerst gute Auftragslage nützen konnte. Mit der Beteiligung des Hochofenbesitzers Eugen Frhr. v. Dickmann (1793–1863) 1844 wurde der Roheisenbedarf gesichert und das Unternehmen weitläufig ausgebaut. Frantschach war auf Stabeisen-, Blech- und Drahterzeugung spezialisiert. Mit den Folgen der Privatisierung der Staatseisenbahnen, der Aufhebung des Zollschutzes für Schienen und der Wirtschaftskrise von 1857 konnte Franz seinen Anteil an Prävali nur mit dem Verkauf seiner wertvollen geolog. und mineralog. Sammlungen bewahren, die er auf zahlreichen Alpenreisen, u. a. 1828 als Begleiter Ehzg. Johanns (1782–1859) und 1829 mit dem Schweizer Geologen Arnold Escher v. d. Linth (1807–72) angelegt hatte. 1869 trat er seine Anteile an die Hüttenberger Eisenwerks-Gesellschaft ab. Franz war auch in verschiedenen öffentlichen Funktionen tätig, so 1848-61 als Kärntner Landtagsabgeordneter und Klagenfurter Gemeinderat, 1850-70 als Präsident der Handels- und Gewerbekammer für Kärnten.

    Angehörige der nächsten Generationen kennzeichnet eine umfassende Ausbildung und ein erweitertes Tätigkeitsfeld. Joseph (1816–86), Sohn des John, studierte an der phil. Fakultät der Univ. Wien und vorwiegend Chemie am Grazer Joanneum, war zeitweise in Prävali und in Oed tätig, erweiterte jedoch seinen Arbeitsbereich, indem er ein Eisenwerk in Dözna (Ungarn) pachtete, sich mit der Herstellung von Geschützrohren befaßte und seit 1856 als Gewerbeinspektor für Kärnten, Tirol und Vorarlberg fungierte. Seine Tochter Helene (1865–1929, Ernst Lecher, 1856–1926, Physiker, s. NDB 14) kümmerte sich während des 1. Weltkriegs um Verwundete und Kranke (s. NÖB VII; ÖBL). Oskar (* 1857), Sohn Adolfs (1816–98), des Sohnes von Daniel, wurde an der Bergakademie in Freiberg (Sachsen) ausgebildet, befaßte sich in mehreren Unternehmen in Sachsen und im Rheinland mit der Bronzedrahterzeugung, die für die aufstrebende Elektroindustrie wichtig wurde; er entwickelte die „Rosthorn-Bronze“. Der in Schwierigkeiten geratene Familienbetrieb in Oed, wo er ebenfalls tätig war, mußte 1900 nach dem Tod seines Vaters Adolf verkauft werden. Die Söhne Josefs wandten sich der Wissenschaft zu: Alfons (1857–1909, s. L. Hlavácková, P. Svobodný, Biogr. Lex. d. Dt. Med. Fak. in Prag 1883-1945, 1998) studierte Medizin in Wien bei Billroth und war als Professor für Gynäkologie in Prag, Graz, Heidelberg und Wien tätig. Arthur (1862–1945) war Legationssekretär an der österr.-ungar. Gesandtschaft in Peking und während des Boxeraufstandes Geschäftsträger, 1906-11 k. u. k. Gesandter in Persien und 1911-17 in China (s. u.).

  • Werke

    zu Joseph: Die Zukunft d. österr. Eisenind., 1867.

  • Literatur

    ADB 29;
    J. Slokar, Gesch. d. österr. Ind. u. ihrer Förderung unter Ks. Franz I, 1914, S. 447, 469, 473 f., 501, 503 f., 506, 509;
    H. Benedikt, Die wirtschaftl. Entwicklung d. Franz-Joseph-Zeit, 1958, S. 36 f., 61, 170;
    G. Otruba, Engl. Fabrikanten u. Maschinisten z. Z. Maria Theresias u. Josephs II. in Österr., in: ZUG 12, 1967, S. 365-77 (P);
    R. Granichstaedten-Czerva, J. Mentschl u. G. Otruba, Altösterr. Unternehmer, 1969, S. 98 ff.;
    F. Tremel, Wirtsch.- u. Soz.gesch. Österr.s, 1969, S. 291, 293, 295;
    H. Matis, Österr. Wirtsch. 1848-1913, 1972, S. 73, 77, 130;
    A. Wandruszka u. P. Urbanitsch, Die Habsburgermonarchie 1848-1918, I, 1974, S. 177, 252, 255 f., 266, 271;
    H.-H. Brandt, Der österr. Neoabsolutismus, Staatsfinanzen u. Pol. 1848-1860, 1978, S. 420, 436, 641;
    H. J. Köstler, Die Fam. R. im Kärntner Eisenwesen d. 19. Jh. mit bes. Berücks. d. Werke Prävali u. Buchscheiden, in: Carinthia I,|1989, S. 289 ff.;
    T. Werner u. H. Lackner, Das k. k. Nat.-Fabriksprodukten-Kab., 1995, S, 111 f.;
    Muggendorf im Wandel d. Zeit, 1997, S. 235 f., 238 f.;
    Gen. Tb. d. Adeligen Häuser, 18, 1893, S. 503-06;
    Wurzbach;
    ÖBL;
    Hist. Lex. Wien;
    Österr. Lex.;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I.

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Mentschl, Josef, "Rosthorn, Edle von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 99-101 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139280073.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA