Lebensdaten
1861 – 1916
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Industrieller ; Mäzen
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119469111 | OGND | VIAF: 10656703
Namensvarianten
  • Lingner, Karl August
  • Lingner, K. A.
  • Lingner, Karl A.
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Zitierweise

Lingner, Karl August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119469111.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August Bernhard (1828–78), Handelsagent u. Kommissionär in M., S d. Kantors Friedrich in Hermsdorf b. M. u. d. Joh. Catharine Elisabeth Arend;
    M Carolina Augusta (1828–1910), T d. Adolph Benjamin Herzog, Schneidermeister u. Braugenosse in Leipzig, u. d. Joh. Charlotte Engelmann; ledig.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch und dem Abschluß einer kaufmännischen Lehre arbeitete L. vier Jahre als Handlungsgehilfe in einem Ladengeschäft und ging 1883 mit seinen Ersparnissen nach Paris. Dort vertrat er einige deutsche Firmen und fand auch Aufnahme am Staatlichen Konservatorium. Als er erkrankte und seine Geldmittel zu Ende gingen, mußte er das Studium vorzeitig abbrechen, doch blieb ihm seine Liebe zur Musik erhalten; vor allem pflegte er das Orgelspiel weiter. Nach Deutschland zurückgekehrt, fand er 1885 zunächst eine Stellung als Korrespondent bei der Nähmaschinenfabrik Seidel & Naumann in Dresden. Schon dort erkannte er die grundsätzliche Wichtigkeit einer individuell gestalteten Werbung im Rahmen der Verkaufsorganisation, von der er sich später als selbständiger Unternehmer leiten ließ und der er weitgehend seine großen kaufmännischen Erfolge verdankte. 1888 gründete er zusammen mit dem Ingenieur Kraft in Dresden die Firma Lingner & Kraft und 1892 eine zweite Firma „Dresdener chemisches Laboratorium Lingner“ (seit 1909 Lingnerwerke AG). Wesentlich bekannter als die pharmazeutischen Erzeugnisse dieser Firma wurden die kosmetischen, besonders das Mundwasser „Odol“ und das Haarpflegemittel „Pixavon“. Intensiv beschäftigte sich L. mit Fragen der Mund- und Zahnpflege, und bald erwachte auch sein Interesse an der allgemeinen Hygiene und Volksgesundheitspflege. Bereits 1897 schuf er zusammen mit einer Anzahl weitblickender Ärzte die Kinderpoliklinik und das Säuglingsheim in Dresden und 1902 die Desinfektionsanstalt mit angeschlossener Landesdesinfektorenschule Sachsen, später die Zentralstelle für Zahnhygiene. Ebenfalls 1902 gründete L. die Dresdener Lesehalle mit einer reichhaltigen Bücherei, aus der später die Dresdener städtische Bücherei hervorging. Die 1909 unter seiner Mitwirkung entstandene „Sächs. Serumwerke AG“ stellte Sera und Impfstoffe, später auch pharmazeutische Spezialpräparate her. L. hatte sich schon systematisch ein umfassendes Wissen auf allen Gebieten der Gesundheitspflege angeeignet, als er auf der Deutschen Städte-Ausstellung 1903 in Dresden in einem Sonderpavillon eine Ausstellung „Volkskrankheiten und ihre Bekämpfung“ zeigte, die dann bis 1907 durch eine Reihe deutscher Großstädte ging. Fußend auf den Erfahrungen mit dieser Ausstellung, war er maßgeblich beteiligt an der Organisation und Gestaltung der populären Abteilung der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden, die dort in einem eigenen Pavillon „Der Mensch“ untergebracht war. Auf Grund des Erfolgs dieser Ausstellung, die mehr als 5 Mill. Besucher zählte, plante er, die besten Exponate in einem zu schaffenden Hygiene-Museum zusammenzufassen. Bei der Vorbereitung der Ausstellung und der Planung des Museums arbeitete er mit hervorragenden Gelehrten (Neißer, Galewski, Schloßmann, Sudhoff) zusammen. Das von dem Architekten Wilhelm Kreis geschaffene Museumsgebäude konnte allerdings erst lange nach seinem Tode 1930 gleichzeitig mit der Veranstaltung einer 2. Internationalen Hygiene-Ausstellung eröffnet werden. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde es originalgetreu wieder aufgebaut. Aus kleinsten Anfängen hatte L. es zu einer beherrschenden Stellung innerhalb der Dresdner chemischen Industrie und zu großem persönlichem Reichtum gebracht. Großzügig förderte er öffentliche Institutionen. L. erwarb das Schloß Albrechtsberg in Loschwitz, das er durch Kreis ausbauen ließ und später der Stadt Dresden vermachte. Dort gab er glänzende Feste, spielte auf der geliebten Orgel, empfing Unternehmer, Diplomaten, Gelehrte und Künstler. Besonders mit dem Generaldirektor der Hoftheater, Graf v. Seebach, verband ihn eine enge Freundschaft. Zusammen mit diesem regte er den Bau eines neuen Schauspielhauses an. Testamentarisch errichtete er aus seinem gesamten Nachlaß eine Stiftung zur Unterstützung der Bestrebungen zur Volksgesundheit und Volksbildung. Das vom Verfall bedrohte Schloß Tarasp im Engadin, das er vor dem Krieg erwarb und großzügig ausbauen ließ, vermachte er dem Großherzog von Hessen. – WGR; Ehrenbürger v. Dresden; Dr. med. h. c. (Bern 1912).

  • Literatur

    J. F. Wollf, L. u. s. Vermächtnis, 1930 (P);
    G. Seiring, in: Sächs. Lb. II, 1938, S. 258-63 (P);
    50 J. Lingner-Werke, 1938 (P);
    DBJ I (Tl.);
    W. Hoffmann-Axthelm, K. A. L. u. d. soz. Zahnmed., in: Zahnärztl. Mitt., 1983, H. 18;
    Pogg. VII a Suppl.; Ahnentafel
    in: Mitt. d. Roland, Jg. 1936.

  • Porträts

    Gem. v. R. Sterl, Abb. in: Sächs. Köpfe im zeitgenöss. Bild, hrsg. v. A. Graefe, 1930.

  • Autor/in

    Max Lagally
  • Zitierweise

    Lagally, Max, "Lingner, Karl August" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 626-627 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119469111.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA