Lebensdaten
1903 – 1945
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Tröbitz bei Dobrilugk (Niederlausitz)
Beruf/Funktion
jüdischer Verbandspolitiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 125531567 | OGND | VIAF: 69893069
Namensvarianten
  • Levie, Werner

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Zitierweise

Levie, Werner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd125531567.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., holländ. Staatsbürger, seit 1905 in Amerika;
    M N. N., aus Rußland stammend, Arbeiterin in e. Hutfabrik, 1943 v. Holland aus deportiert, vermutl. umgekommen;
    Berlin 1931 Alice Wolfsky;
    2 T.

  • Biographie

    Bei einem Onkel, seinem Vormund, aufgewachsen, besuchte L. das Königstädtische Gymnasium in Berlin. Er wurde Kaufmann in der Hutbranche und hörte daneben theaterwissenschaftliche Vorlesungen. Auf Veranlassung des Onkels studierte er schließlich Nationalökonomie in Berlin und wurde 1926 promoviert. Danach war er freier Mitarbeiter des Handelsteils verschiedener Ullstein-Blätter und anderer Berliner Zeitungen. 1929 gehörte L. zu den Mitgründern der zionistisch eingestellten „Berliner Jüd. Zeitung“, die bis 1933 (?) erschien. Sein Interesse am Theater brachte ihn 1933 in Verbindung mit den Initiatoren und Gründern des „Kulturbundes deutscher Juden“ (später „Jüd. Kulturbund Berlin“), der führenden jüd.-kulturellen Selbsthilfeorganisation während des Naziregimes. 1933-38/39 war L. Geschäftsführer dieser Organisation, seit 1935 gleichzeitig Generalsekretär des „Reichsverbandes der jüd. Kulturbünde in Deutschland“. Er hatte maßgeblichen Anteil am organisatorischen und finanziellen Aufbau dieses von NS-Seite zunehmend strenger überwachten Kultur-Unternehmens (mit Theater, Orchester, Vortragswesen, Film). Daneben vermochte er dank seiner Verbindungen im Ausland, insbesondere nach der sog. Kristallnacht im Nov. 1938, jüd. Künstlern zur Emigration zu verhelfen. Durch seine holländ. Staatsangehörigkeit geschützt, konnte er manche Verhandlungen mit den Beauftragten des Propagandaministeriums führen. Von Jugend an Zionist und Mitglied des Jugendbundes „Blau-Weiß“, versuchte L. bereits seit 1936, in Zusammenarbeit mit dem Geiger Bronislaw Huberman und dem Dirigenten Arturo Toscanini, den damals maßgebenden Persönlichkeiten des noch jungen Palestine Symphony Orchestra, den Kulturbund nach Palästina zu überführen. Diese Bemühungen scheiterten indes 1938 am deutschen behördlichen Einspruch. Als der Mitgründer und Intendant des Kulturbundes, Kurt Singer, Ende 1938 von einer Amerikareise nicht mehr nach Berlin zurückkehren konnte, hatte L. auf Geheiß der Behörden die Gesamtleitung des Kulturbundes zu übernehmen. Am 31.8.1939 sorgte die holländ. Vertretung in Berlin für seine Ausreise nach Holland. Eine Übersiedlung nach Palästina im Mai 1940 mißlang. L. leitete 1940-42 in Amsterdam das von ihm gegründete jüd. Kleinkunst-Ensemble „Joodse Schouwburg“, das manchen deutschen, österr. und holländ. jüd. Künstlern zu einer bescheidenen Existenz verhalf. Im Juni 1943 wurde er mit Frau und Kindern von der Gestapo verhaftet und zunächst acht Monate lang im holländ. Lager Westerbork festgehalten. Anfang 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen überführt, wurde die Familie am 9.5.1945 einem Transport in Richtung Theresienstadt zugeteilt. Zwei Wochen lang rollte der Zug zwischen den Fronten hin und her, bis die (meist schwerkranken) Überlebenden von den russ. Streitkräften befreit wurden. Im Dorf Tröbitz (Niederlausitz) warteten die Geretteten noch mehrere Wochen auf ihre endgültige Befreiung. Wie die dortigen Dorfbewohner erkrankten auch sie am Flecktyphus, an desden Folgen L. starb.

  • Werke

    Die Krefelder Samt- u. Seidenweberei, Ihre betriebl. Entwicklung u. Konzentration, Diss. Berlin 1929;
    zw. 1933 u. 1939 Aufsätze in d. Monatsbll. d. Jüd. Kulturbundes (Berlin) u. Mitt.-bll. anderer Kulturbünde (im Reich), ferner im Alm. Pult u. Bühne, 1938.

  • Literatur

    H. Freeden, A Jewish Theatre under the Swastika, in: Year Book of the Leo Baeck-Inst. I, 1956;
    ders., Jüd. Theater in Nazidtld., 1964;
    E. G. Lowenthal (Hrsg.), Bewährung im Untergang, e. Gedenkbuch, 1965, S. 112-16;
    BHdE II.

  • Autor/in

    Ernst Gottfried Lowenthal
  • Zitierweise

    Lowenthal, Ernst Gottfried, "Levie, Werner" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 398 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd125531567.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA