Lebensdaten
1869 – 1944
Geburtsort
Padochau bei Brünn (Mähren)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Politiker ; Redakteur
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 124752810 | OGND | VIAF: 25568184
Namensvarianten
  • Leuthner, Karl
  • Leuthner, Carl

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Zitierweise

Leuthner, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124752810.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann, Berging. in P.;
    M Johanna Schwarz;
    Wien 1895 Klara Tatiana Berlin (1875–1951);
    1 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brünn und der Ableistung der Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger nahm L. an der Univ. Wien das Studium der Rechtswissenschaften auf, verfolgte es allerdings nicht bis zu einem Hochschulabschluß. In Wien trat er mit der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Kontakt. 1893 wurde er einer größeren Öffentlichkeit durch eine Rede anläßlich des 10. Todestages von Karl Marx bekannt, wobei ihm vor allem die Reaktion der k. u. k. Militärs Popularität verschaffte: Seinem öffentlichen Bekenntnis zu den Zielen der Sozialdemokratie folgte umgehend die Degradierung vom Reserveoffizier zum Gemeinen. Die Bindungen L.s zur Arbeiterpartei wurden enger, seit 1895 gehörte er zum festen Mitarbeiterstab der Arbeiter-Zeitung. 1911 wurde er in den Reichsrat gewählt, dem er bis zu seiner Auflösung 1933 angehörte. Der unerwartete Sieg in einem mehrheitlich bürgerlichen Wahlkreis festigte sein Ansehen in der Partei. Obwohl nicht in deren Führungsgremien vertreten, ist L. doch zu den führenden, wenn auch nicht unumstrittenen Repräsentanten der österr. Sozialdemokratie zu zählen. Er galt als rhetorisches Talent, das sich durch leidenschaftliche, eher „romanische als deutsche Beredsamkeit“ (so das Urteil Otto Bauers) auszeichnete und sich in Parlamentsdebatten durch Originalität und Schlagfertigkeit hervortat. Der Inhalt seiner politischen und publizistischen Tätigkeit war weitgespannt, neben außen- und wehrpolitischen Fragen setzte er sich mit philosophischen, literarischen und religionswissenschaftlichen Themen auseinander. Besonders engagierte er sich für die kulturelle und geistige Emanzipation der Arbeiter, was ihn zu einem scharfen Kritiker des Klerikalismus werden ließ und ihm die Charakterisierung „Kultursozialist“ eintrug, dessen Zugehörigkeit zur Arbeiterbewegung eher humanistisch als marxistisch motiviert sei. Zusammen mit seinem väterlichen Freund Engelbert Pernerstorfer wurde er dem deutschnationalen rechten Flügel der Sozialdemokratie zugerechnet. Konnte L.s Bekenntnis zum Deutschtum trotz Kritik von links ebenso auf Zustimmung in der Partei rechnen wie seine These von der Interessenidentität von Arbeiterschaft und bürgerlichem Staat im Kriegsfall, so befand er sich in der Einschätzung der europäischen Konkurrenten des Deutschen Reiches in einer isolierten Position. Der marxistischen Imperialismustheorie stellte er den Begriff des Volksimperialismus als Ausdruck des Nationalcharakters entgegen. Volksimperialismus machte er vor allem in Rußland, aber auch in anderen Staaten, nicht jedoch in Deutschland aus. Von der Parteilinie abweichende Auffassungen vertrat er in der 1. Republik gegenüber dem Kommunismus, von dem er sich radikal abgrenzte. Die Beseitigung der Demokratie in Österreich bedeutet auch das Ende seines politischen Wirkens. Nach kurzer Inhaftierung im Anhaltelager Wöllersdorf 1934 lebte L. völlig zurückgezogen. Seine Ehefrau jüd. Herkunft wurde nach seinem Tod 1944 in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht, überlebte jedoch.

  • Werke

    Gegen d. Klerikalen, 1907;
    Soz.demokrat. Antimilitarismus, in: Sozialist. Mhh., 1907, S. 624-31;
    Volksinteresse u. Staatsschicksal, ebd., 1912, S. 1119-24;
    Das Wehrgesetz d. Unrechts u. d. Privilegs, 1912;
    Bankrott unserer Balkanpol., 1913;
    Russ. Volksimperialismus, 1915;
    Rel. u. Soz.demokratie, 1923;
    Frau, Christentum u. Soziulismus, 1925;
    Die Konkordatsschule, 1925; W-Verz.
    in: H. Schroth, Verlag d. Wiener Volksbuchhandlung 1894-1934, Eine Bibliogr., 1977. -Die gezeichneten Btrr. L.s in d.
    Arbeiter-Ztg. zw. 1895 u. 1933 sind in e. ungedr. Verz. in d. Dokumentation d. Arbeiterkammer f. Wien zus. gestellt. L.s Btrr. f. d. Zs. Der Kampf finden sich in: Gesamtregister f. d. Bde. 1-27 (Wien 1907–34) d. Zs. Der Kampf, Soz.demokrat. Mschr., 1977 (erfaßt auch Erwähnungen L.s in Btrr. anderer Autoren).

  • Literatur

    Der Tag v. 15.10.1929;
    Arbeiter-Ztg. v. 12.10.1929;
    H. Brantl, K. L., in: Werk u. Widerhall, Große Gestalten d. österr. Sozialismus, hrsg. v. N. Leser, 1964;
    A. Magaziner, K. L., Liberaler u. Sozialist, in: ders., Die Wegbereiter, Aus d. Gesch. d. Arbeiterbewegung, 1975 (P);
    P. Kulemann, Am Beispiel d. Austromarxismus, Soz. demokrat. Arbeiterbewegung in Österreich v. Hainfeld b. z. Dollfuß-Diktatur, 1979;
    K. R. Stadler, Adolf Schärf, Mensch, Politiker, Staatsmann, 1982;
    ÖBL.

  • Porträts

    Phot. (Wien, Ver. f. Gesch. d. Arbeiterbewegung).

  • Autor/in

    Maren Seliger
  • Zitierweise

    Seliger, Maren, "Leuthner, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 383-384 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124752810.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA