Lebensdaten
um 1400 – 1458
Geburtsort
im Salzburgischen
Sterbeort
(wahrscheinlich in Tirol)
Beruf/Funktion
Bischof von Chur ; Kanzler von Tirol
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136637280 | OGND | VIAF: 80947972
Namensvarianten
  • Leonhard Wiesmair
  • Wiesmair, Leonhard
  • Leonhard
  • mehr

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Zitierweise

Leonhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136637280.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus bürgerl. Familie.

  • Biographie

    L. erwarb den Grad eines „Dr. decretorum“; 1442 erscheint er als Pfarrer von Kolsaß in Tirol. Nach dem Regierungsantritt Hzg. Sigismunds von Tirol wurde er 1446 Pfarrer von Dorf Tirol (bis 1452), 1447 Salzmair zu Hall (Direktor der Saline) sowie Kanzler und Geh. Rat des Herzogs. Im Streit zwischen dem Konzil von Basel und Papst Eugen IV. stand er noch 1446 auf Seiten des Konzils, was wohl später der Grund für seine Ablehnung durch die röm. Kurie war. 1447 vollzog sich in Tirol der Umschwung vom Konzil zu Papst Nikolaus V., der den Brixner Bischofsstuhl mit einem Mann seines Vertrauens besetzen wollte. Nach dem Tode des noch vom Basler Konzil eingesetzten Bischofs Röttel wählte das Brixner Domkapitel L. am 14.3.1450 zum neuen Bischof. Nikolaus V. ernannte jedoch neun Tage später Nikolaus von Kues zum Bischof. Kaiser Friedrich III., dem nach dem Konkordat von 1447 die Ernennung der Bischöfe von Brixen und Chur zustand, erkannte Nikolaus von Kues am 1.3.1451 als Bischof und Reichsfürst an. Unter Vermittlung EB Friedrichs von Salzburg legten zwei Wochen später in Salzburg Sigismund, L., Nikolaus und das Brixner Domkapitel den Streit bei. Publizistisch war der Schritt des Papstes von Enea Silvio Piccolomini verteidigt worden, während der Theologe Felix Hemmerlin L. unterstützt hatte.

    Die Wirren im Fürstentum Chur, wo der Konstanzer Bischof Heinrich von Höwen seit 1441 als Administrator fungierte, in der „Schamser Fehde“ (1450/53) aber teilweise aus dem Lande verdrängt wurde, boten Nikolaus von Kues die Möglichkeit, L. aus dem Brixner Domkapitel zu entfernen und seinen Neffen Simon von Wehlen an dessen Stelle zu bringen. Nach einem Aufstand in Chur wurde L. am 5.3.1453 vom Churer Domkapitel zum Bischof gewählt. Papst Nikolaus V. aber verhängte das Interdikt über Chur, wo L. sich nur als weltlicher Regent durchsetzen konnte. Kaiser Friedrich III., Hzg. Sigismund und Ladislaus Postumus setzten sich drei Jahre lang vergeblich für ihn ein. Friedrich III. verlieh L. 1454 die Regalien und forderte die Bevölkerung auf, ihn anzuerkennen. Papst Calixt III. ernannte 1456 Anton de Tosabenis zum neuen Bischof; dieser starb jedoch beim Einzug in Chur. Jetzt|erst wurde L. von Nikolaus von Kues im Auftrage des Papstes als Bischof eingesetzt. L. kaufte 1456 die Gfsch. Schams und erklärte die dortigen Untertanen für frei und der Leibeigenschaft ledig. Er förderte den Bergbau in Graubünden, insbesondere den Silberbergbau in Pontresina. 1457 kam es anläßlich der „Wiltener Affäre“ zum endgültigen Bruch zwischen Hzg. Sigismund und Nikolaus von Kues. Calixt III. forderte L. am 23.8.1457 auf, Nikolaus zu unterstützen. Seine Bemühungen, zwischen dem Kardinal und dem Landesfürsten zu vermitteln, blieben ohne Erfolg, zumal L. bald starb. – L. war ein umsichtiger Verwaltungsfachmann und als Vertrauter Hzg. Sigismunds von erheblichem Einfluß. Seinem Gegenspieler Nikolaus von Kues war er jedoch an geistigen Fähigkeiten und politischer Durchschlagskraft unterlegen.

  • Literatur

    J. Ladurner, Die Bischöfe v. Chur, 1. T. (Ms. Anf. 19. Jh., im Kloster Marienberg im Vintschgau), fol. 713-15;
    A. Eichhorn, Episcopatus Curiensis, 1797, S. 131 f.;
    A. Jäger, Über d. Verhältniss Tirols z. d. Bischöfen v. Chur u. zum Bündnerlande v. d. frühesten Zeiten d. MA b. z. J. 1665, in: SB d. phil.-hist. Kl. d. k. Ak. d. Wiss. X, Wien, 1853, S. 65-99;
    ders., Regg. u. urkundl. Daten üb. d. Verhältnis Tirols z. d. Bischöfen v. Chur u. z. Bündnerlande v. d. frühesten Zeiten d. MA b. z. J. 1665, in: Archiv f. Kde. österr. Gesch.-Qu. 15, 1856, S. 337-86;
    ders., Der Streit d. Cardinals Nicolaus v. Cusa mit d. Hzg. Sigmund v. Österreich als Grafen v. Tirol, 2 Bde., 1861;
    Joh. Gg. Mayer, Gesch. d. Bistums Chur I, 1907;
    L. Santifaller, Das Brixner Domkapitel in s. persönl. Zusammensetzung im MA, 2 T., 1924 f.;
    J. Tröster, Stud. z. Gesch. d. Episkopates v. Säben/Brixen im MA, Diss. Wien 1948 (ungedr.);
    A. Sparber, Die Brixner Fürstbischöfe im MA, Ihr Leben u. Wirken, 1968;
    N. Grass (Hrsg.), Cusanus-Gedächtnisschr., 1970;
    W. Baum, Enea Silvio Piccolomini, Cusanus u. Tirol, in. Der Schlern 56, 1982, S. 174-95;
    ders., Nikolaus Cusanus u. L. W., Der Kardinal u. s. Gegenspieler, Kanzler v. Tirol u. Bischof v. Chur, ebd. 57, 1983, S. 433-42;
    ders., Nikolaus Cusanus in Tirol, Das Wirken d. Philosophen u. Reformators als Fürstbischof v. Brixen, 1983.

  • Autor/in

    Wilhelm Baum
  • Zitierweise

    Baum, Wilhelm, "Leonhard" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 247-248 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136637280.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA