Lebensdaten
1491 – 1566
Geburtsort
Butzbach (Hessen)
Sterbeort
Melsungen
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119741768 | OGND | VIAF: 179403695
Namensvarianten
  • Lening, Johannes
  • Hulderichus Neobulus
  • Hulderichus, Neobulus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lening, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119741768.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann, gen. Knöllchen, Schultheiß in B.;
    M Margarete, T d. Schultheißen Heinrich Neurath in Kirchgöns;
    1) vor 1530 Katharina N. N., 2) 1561 Katharina Biedenkap, Dienerin b. Margarete v. d. Sale; wohl kinderlos.

  • Biographie

    L. studierte 1508 in Erfurt, unterstützte dann seinen Lehrer Heinrich Beyming aus Emmerich in der Butzbacher Schule und wurde 1512/14 Rektor der Schule in Ursel, wo er, vermutlich wegen seiner unansehnlichen Gestalt, Ärger hatte. Er gab deshalb sein Amt auf und trat in die Kartause in Eppenberg ein. Dort trieb er patristische Studien, wurde 1524 Prior, entschied sich aber nach der Lektüre von Schriften Luthers für die Reformation. Zuerst Kaplan, dann Pfarrer in Melsungen, blieb er dort bis an sein Lebensende. Da er sich mit dem Täufertum befaßte, schickte ihn Landgf. Philipp zusammen mit Theodor Fabricius nach Münster. Dort predigten die beiden und verfaßten eine neue Kirchenordnung in 39 Artikeln, die sie nach seinem Bericht an den Landgrafen viel Mühe gekostet hat. Da L. des Niederdeutschen nicht mächtig war, konnte er in Münster nicht weiter wirksam werden. Er verließ daher bald die Stadt, zumal ihn der Landgraf bei seiner württ. Unternehmung benötigte. In Hessen wurde er 1536 in den Wiedertäufer-Ausschuß gewählt.

    In eine schwierige Lage gerieten die hess. Prediger, als der Landgraf am 23.6.1540 die Nebenehe mit Margarete v. der Sale einging. Die Superintendenten, unter ihnen auch L., mußten sich für ihn einsetzen und veröffentlichten ihre Expostulatio. Sie beschworen die Wittenberger Reformatoren, ihren Landesherrn und sie nicht im Stich zu lassen. Auf der Eisenacher Konferenz verhandelten sie mit ihnen. L. erwies sich als kein guter Berater des Landgrafen und dessen Nebenfrau. Die unter dem Pseudonym Huldricus Neobulus ausgegangene Schrift „Dialogus … ob es göttlichem, naturlichem, keyserlichem und geystlichem Rechte gemesse oder entgegen sei, mehr dann ein Eheweib zugleich zu haben“ (Frühjahr 1541) wurde L. zugeschrieben. Sie zog ihm viel Feindschaft zu und verwickelte ihn in heftige Streitigkeiten.

    Charakterschwäche und übermäßige Treue zu seinem Landesherrn veranlaßten ihn, auf die Seite der Interimisten zu treten. Da der Landgraf die Annahme des Interim wünschte, um aus der Gefangenschaft beim Kaiser entlassen zu werden, sollte L. für die Annahme des neuen Religionsgesetzes im Lande werben. Im Auftrage der landgräfl. Räte bereiste er die Niedergrafschaft, wurde aber überall von der Bevölkerung abgelehnt. Daher lehnte er eine weitere Verwendung in der Werbeaktion ab. Er hat zwar noch weiter als Prediger zu wirken gesucht, doch ohne Erfolg. Die Gunst des Landgrafen verblieb ihm, andere Zeitgenossen haben den ehrgeizigen, im Grunde haltlosen Mann verachtet.

  • Literatur

    Urkundl. Qu. z. Hess. Ref.gesch. II-IV, 1951/55;
    Das pol. Archiv d. Landgf. Philipp v. Hessen, hrsg. v. A. Küch u. W. Heinemeyer, II-IV, 1910-59;
    O. Hütteroth, Althess. Pfarrer d. Ref.zeit, 3 Bde., ²1966;
    C. A. Cornelius, Gesch. d. Münster. Aufruhrs II, 1860, S. 347 f.;
    F. Herrmann, Das Interim in Hessen, 1901, S. 62 ff., 184 f.;
    W. W. Rockwell, Die Doppelehe d. Landgf. Philipp v. Hessen, 1904, S. 117, 120;
    E. Braune, Stellung d. hess. Geistlichen zu d. kirchenpol. Fragen d. Ref.zeit, theol. Diss. Marburg 1932, S. 15, 149-70;
    A. Uckeley, Die Selbstbiogr. d. Melsunger Pfarrers J. L. aus Butzbach (1564), in: Btrr. z. Hess. KG 12, 1941, S. 93-104.

  • Autor/in

    Robert Stupperich
  • Zitierweise

    Stupperich, Robert, "Lening, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 211 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119741768.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA