Lebensdaten
1772 – 1842
Geburtsort
Hehlen Kreis Holzminden
Sterbeort
Freiberg (Sachsen)
Beruf/Funktion
Chemiker ; Hüttenmann ; Metallurg
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118726145 | OGND | VIAF: 3265790
Namensvarianten
  • Lampadius, Wilhelm August
  • Lampadius, Guillaume A.
  • Lampadius, W. A.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Lampadius, Wilhelm August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726145.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Wilh. ( vor 1796), hannov. Premierlt.;
    M Christine Charlotte ( 1806), T d. Joh. Ludolf Michael Henrici;
    1) Freiberg 1796 Henriette Wilhelmine (1773–1806), T d. Apothekers Gotthelf Immanuel Dietzscher in F. u. d. Joh. Friederica Tröger, 2) Wilhelmine, T d. Pfarrers Joh. Christoph Frdr. Prößel in Boffzen/Weser;
    2 S (früh †), 1 T aus 1), 3 S, 3 T aus 2).

  • Biographie

    L. absolvierte seit 1785 eine 5jährige Apothekerlehre in Göttingen, legte das Berufsexamen ab und studierte 1791-92 in Göttingen die Naturwissenschaften. Seine Lehrer waren Gmelin, Lichtenberg und Murray. Danach wandte er sich nach Berlin, lernte Klaproth und Hermbstädt kennen und erhielt das Angebot, den naturwissenschaftlich und geographisch interessierten Joachim Gf. v. Sternberg auf eine Forschungsreise nach Rußland und China zu begleiten. Die gemeinsam in St. Petersburg begonnene Unternehmung endete infolge eines Inlandreiseverbots bereits in Moskau, und L. begleitete Gf. Sternberg auf dessen böhm. Besitzungen, wo er eine Zeitlang im Eisenwerk in Radwitz b. Pilsen als Chemiker arbeitete. Durch Klaproths Vermittlung erhielt er an der Bergakademie Freiberg die Stelle eines Gehilfen bei dem dortigen Professor der Chemie und arbeitete sich besonders in die metallurgische Chemie ein. Auf Empfehlung A. G. Werners wurde L. 1794 zum ao. Professor der Metallurgie ernannt, 1795 zum o. Professor der Chemie und Hüttenkunde sowie zum Oberhüttenamtsassessor mit Aufsichtspflicht für das Amalgamierwerk in Halsbrücke (1817 Bergkommissionsrat).

    L. erwarb sich vielfältige Verdienste: Er begründete die moderne mitteleuropäische Metallurgie und Hüttenkunde, indem er seit 1795 das Lehrfach Chemie von veralteten wissenschaftlichen Vorstellungen befreite, es in analytische, elektrochemische und technische Vorlesungen aufgliederte und, nach Erbauung des ersten chemisch-metallurgischen Laboratoriums der Bergakademie (1796/97), analytisch-chemische Kurse einführte. Zugleich verfaßte er zahlreiche, auf seinen Lehrbetrieb ausgerichtete Fachbücher und teilte sein Wissen der Öffentlichkeit auch durch Abhaltung von Fachkursen mit. – L. befaßte sich daneben mit vielen chemisch-technischen Problemen, zu denen er nahezu 300 Einzelarbeiten veröffentlichte. Dazu zählen die Entdeckung des Schwefelkohlenstoffs, den er 1796 als „Alcool sulfuris“ bei der Destillation von Schwefelkies mit Kohle erhielt, die Herstellung eines Ersatzkaffees aus Rüben und Edelkastanien, die Zuckergewinnung aus Kartoffelstärke, die Auffindung der Säurelöslichkeit von Blei im Zusammenhang mit Gesundheitsschäden beim Gebrauch von bleihaltigem Eßgeschirr. Beachtliche Leistungen vollbrachte L. bei seinen Untersuchungen über die Zusammensetzung und Nutzung von Kohle: Nachdem er 1799 Kf. Friedrich August III. seine noch Holz-, später auch Steinkohlengas verbrennende „Thermolampe“ vorgeführt hatte, beleuchtete L. 1811/12 die Straße vor seinem Freiberger Haus mit Gaslicht aus Steinkohlenleuchtgas und erbaute im Jan. 1816 im Amalgamierwerk Halsbrücke im Auftrage des Oberberghauptmanns F. W. H. v. Trebra die erste, bis 1895 betriebene Anlage zur Leuchtgaserzeugung und Gasbeleuchtung auf dem Kontinent. Ihr folgte 1847 die vom Freiberger Gasbeleuchtungs-Aktien-Verein in Freiberg errichtete erste Gasanstalt. L. fand die Eignung von Steinkohlenteer zur Imprägnierung von Pappe und ließ die Dächer mit selbstgestrichenen Teerpappetafeln dekken. Mit seiner bei der Gaswasserdestillation angewendeten Salmiakisolierung erhielt er außer Salmiak auch Schwefelsäure und erbrachte damit eine wichtige Vorleistung für die erst im 20. Jh. technisch verwirklichte Gewinnung derart bedeutender Grundchemikalien.

  • Werke

    Hdb. d. allg. Hüttenkde. I/II, 1801-10, ²1817 f., 2 Suppl.bde. 1818-26;
    Hdb. d. chem. Analyse d. Mineralkörper, 1801, Nachtrag 1818;
    Grundriß d. techn. Chemie, 1815;
    Prakt. Abhh. üb. d. Gaslicht …, 1816, ²1820 (Übers. v. F. Accum, A practical treatise on gas-lights, 1815);
    Neue Erfahrungen auf d. Gebiet d. Chemie u. d. Hüttenkde. I/II, 1816 f.;
    Grundriß d. Elektrochemie, 1817;
    Hdwb. d. Hüttenkde., 1817;
    Grundriß d. allg. Hüttenkde., 1827;
    Die Lehre v. d. mineral. Körpern, 1833. -
    rd. 290 Publ. in wiss. Journalen (Verz. s. a. E. G. Gersdorf, Rep. d. ges. dt. Lit. 32, 1842;
    CSP III, VIII;
    Brit. Mus. Gen. Cat. 129, 1962).

  • Literatur

    ADB 17;
    NND 20, 1842, S. 303-14;
    Festschr. z. 100j. Jubiläum d. sächs. Bergak. zu Freiberg, 1866, S. 17 f. (W);
    C. Schiffner, in: Btrr. z. Gesch. d. Technik u. Industrie 12, 1922, S. 40 f. (P);
    ders., Aus d. Leben alter Freiberger Bergstudenten III, 1940, S. 140 f. (P);
    A. Seifert, W. A. L. als Chemiker, Diss. Dresden 1932;
    ders., W. A. L., e. Vorgänger Liebigs, 1933 (W, P);
    K. Ulrich, Die Anfänge d. Rübenzuckerindustrie im Freistaat Sachsen, in: Dt. Zuckerindustrie 18, 1929, S. 1-8 (P);
    O. Zekert, Berühmte Apotheker I, 1955, S. 106-09 (P);
    H.-G. Schäfer, Chem. Lehre u. Forschung in Freiberg, in: Bergak. Freiberg 7, 1955, S. 252 f. (P);
    H. Baumgärtel, Aus d. Gesch. d. Bergak. Freiberg, ³1961 (P);
    H.-D. Schwarz, in: Dt. Apotheker-Biogr. I, 1975;
    W. Schellhas, Die erste Gasbeleuchtungsanstalt a. d. europ. Festland in Halsbrücke …, in: Sächs. Heimatbll. 1975, Nr. 21, S. 160 f.;
    Pogg. I, VI, VII a Suppl. -
    H. Zeller, L.s Reise zu d. 7 Schwestern, in: Archiv f. Stamm- u. Wappenkde. 4, 1903/04, 1904, S. 35 f.;
    Gottfried Lampadius, Aus d. Lebenserinnerungen d. weil. Diakonus zu St. Nikolai in Leipzig Wilh. Adolph Lampadius (S v. L.), in: Mitt. d. Freiberger Altertums-Ver. 65, 1935, S. 67-76.

  • Porträts

    Gem., Abb. in: G. Adriani, F. Löffler u. F. Schubert, Sächs. Köpfe im zeitgenöss. Bild, 1938.

  • Autor/in

    Richard Dietrich
  • Zitierweise

    Dietrich, Richard, "Lampadius, Wilhelm August" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 456-457 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726145.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lampadius: Wilhelm August L., Chemiker und Metallurg, geb. am 8. August 1772 zu Hehlen, einem Dorfe im Herzogthum Braunschweig, am 13. April 1842 in Freiberg in Sachsen. In Göttingen war er Pharmazeut und studirte Naturwissenschaften, dann machte er eine Reise mit dem Grafen Joachim v. Sternberg durch Rußland, wurde 1794 außerordentlicher und 1795 ordentlicher Professor der Chemie und Hüttenkunde an der Bergakademie zu Freiberg, wo er besonders für die wissenschaftliche Begründung der Metallurgie wirkte. L. kann als der Entdecker des Schwefelkohlenstoffs bezeichnet werden; wenigstens ist er der erste, der ihn im flüssigen Zustand unter Händen gehabt. Er gab ihm den Namen „Schwefelalkohol“, welcher noch jetzt gebräuchlich ist (alcool sulfuris). Ferner hat er im J. 1800, also vor Davy's Entdeckung der Alkalienmetalle, Kohle auf Kali einwirken lassen und glaubte eine Reduction des Kali's zu bemerken, ohne jedoch das Metall Kalium isoliren zu können. Er sprach aber die richtige Vermuthung aus, daß hierbei eine Desoxydation der Alkalien einträte. Auch über den Honigstein (mellitsaure Thonerde) stellte er Untersuchungen an. Er beobachtete, daß Blei sich in Säuren leichter löse, wenn es mit Zinn legirt sei, und erklärte damit die Schädlichkeit vieler Kochgeschirre. — L. veröffentlichte viele meteorologische und chemische Schriften, von denen wol die wichtigste sein „Handbuch der chemischen Analyse der Mineralkörper" (1801, Nachtrag 1818) ist. Er gibt darin eine erschöpfende Zusammenstellung der besten, damals bekannten Methoden der quantitativen Analyse. Von den übrigen chemischen Schriften seien hier noch aufgeführt: „Kurze Darstellung der vorzüglichsten Theorien vom Feuer" etc. (1792); „Beiträge zur Erweiterung der Chemie und deren Anwendung auf Hüttenkunde" (1804); „Systematische chemische Darstellung der einfachen Naturkörper" etc. (1806); „Grundriß der Elektrochemie“ (1817); „Neue Erfahrungen im Gebiete der Chemie und Hüttenkunde“ (Weimar, 2 Bde., 1816—1817); „Grundriß der technischen Chemie" (1815); „Experimente der technischen Chemie“ (1815); „Handbuch der Hüttenkunde“ (4 Bde. 1801—10, neue Auflage 1817|bis 1818, Supplemente dazu 1818—26); „Handwörterbuch der Hüttenkunde" (1817); „Grundriß der allgemeinen Hüttenkunde" (1827), mehrere kleinere Schriften, wie „Chemische Briefe für Frauenzimmer“, „Erfahrungen über Runkelrübenzucker“ etc. und viele Aufsätze in den Zeitschriften von Crell, Gilbert, Kastner, Erdmann u. a.

    • Literatur

      Poggendorff, Biogr. Wörterbuch; Kopp, Geschichte der Chemie; Gmelin, Geschichte der Chemie.

  • Autor/in

    Ladenburg.
  • Zitierweise

    Ladenburg, Albert, "Lampadius, Wilhelm August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 578-579 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726145.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA