Lebensdaten
1837 – 1885
Geburtsort
Fürstenwalde/Spree
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116634995 | OGND | VIAF: 76485724
Namensvarianten
  • Laas, Ernst

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Zitierweise

Laas, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116634995.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Peter (1807–57), Schneidermeister in F., S d. Häuslers u. Hofmeisters Johann in Sommerschenburg b. Magdeburg;
    M Bertha Ida Flora (1818–52), T d. Kleidermachers Christian Ferdinand Beil in F.;
    Berlin 1861 Martha (1839–1919), T d. Schulvorstehers Gustav Friedrich Wilhelm Vogeler (1807–94) in Berlin u. d. Ernestine Wilhelmine Bertha Schondorf;
    5 S, 1 T, u. a. Walter (s. 2).

  • Biographie

    General v. Massow ermöglichte L. den Besuch des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin. 1854-56 war er Hauslehrer und studierte dann in Berlin Theologie und Philosophie. Mit der Arbeit „Das Moral-Prinzip des Aristoteles“ wurde er zum Dr. phil. promoviert. Nach dem Examen wirkte L. seit 1861 als Gymnasiallehrer am Wilhelms-Gymnasium in Berlin – in dieser Zeit entstand eine Reihe pädagogischer Schriften – und seit 1872 als o. Professor für Philosophie in Straßburg.

    In seinem dreibändigen Hauptwerk „Idealismus und Positivismus“ (1879-84) unternimmt L. nach dem Vorbild seines Lehrers A. Trendelenburg den Versuch einer Typisierung der Philosophiegeschichte. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die großen Gegensätze in Philosophie und Weltanschauung auf die Termini „Platonismus“ und „Antiplatonismus“ bzw. „Idealismus“ und „Positivismus“ zu reduzieren seien. Als „Vater des Positivismus“ bezeichnet er Protagoras, als „Vater des Idealismus“ Platon. L. selbst bekennt sich zum philosophischen Positivismus protagoreischer Prägung und lehnt damit den Idealismus platonisch-kantischer Provenienz ab. Sein Positivismus ist gekennzeichnet 1. durch die Überzeugung von der Möglichkeit einer Wissenschaft von der empirischen Sinnenwelt (die Platon geleugnet hat), 2. durch die Überzeugung von der Notwendigkeit, daß diese Wissenschaft in der Sinnen-(Tatsachen-) Welt sowohl ihren Ursprung als auch ihre Grenzen hat, und daß – im Unterschied zu Kant – eine transzendental-apriorische „Erweiterung unserer Erkenntnis aus reiner Vernunft“, d. h. „synthetische Urteile a priori“ (Kant), unmöglich sind. Wissenschaft kann also für L. nur von Tatsachen ausgehen und muß sich auf Tatsachen beschränken. Der L.sche Positivismus beschränkt sich nicht nur auf die theoretische Vernunft, das heißt auf die philosophische Disziplin der „Erkenntnistheorie“, sondern wendet sich auch der praktischen Vernunft, d. h. der Ethik, zu. So wird im 2. Band von „Idealismus und Positivismus“ die „Grundlegung“ einer „positivistischen Ethik“ versucht, „welche der absoluten ‚Ideen', des Jenseits, der Ascetik und Weltflucht Platons sich entäußernd, dem irdischen Menschen seine begründeten Ideale zu unendlichen Aufgaben erweitert“. Ausgangspunkt dieser „positivistischen Ethik“ ist ihm der „soziale Ursprung der Moral und des Rechts“. „Man kann hiernach für den Durchschnitt der Fälle von Gleichberechtigung des Mannes und Weibes ebenso wenig sprechen wie von Gleichberechtigung des häuslichen und öffentlichen Lebens.“

    Mit seiner „positivistischen Ethik“ geriet L. in Konflikt zur spezifisch christlichen, aber auch zur allgemeineren Moral- und Rechtsauffassung. Sein philosophisches System fand bis in die 30er Jahre hinein Anklang. Sein Hauptwerk sowie seine scharfsinnigen Abhandlungen über Platon und Kant sind auch heute noch von Interesse.

  • Werke

    Weitere W Der dt. Aufsatz in d. ersten Gymnasial-Klasse, 1868;
    Der dt. Unterricht auf höheren Lehranstalten, 1872;
    Die Pädagogik v. J. Sturm, 1875;
    Gymnasium u. Realschule, 1876;
    Kants Analogien d. Erfahrung, 1876;
    Die Kausalität d. Ich, in: Vj.schrr. f. wiss. Philos., 1880;
    Vergeltung u. Zurechnung, ebd. 1881/82;
    Über teleolog. Kritizismus, ebd. 1884;
    Neuere Unterss. üb. Protagoras, ebd. 1884;
    Kants Stellung in d. Gesch. d. Konflikts zw. Wissen u. Glauben, 1882;
    Zur Frauenfrage, in: Dt. Zeit- u. Streitfragen, H. 184, 1883;
    Einige Bemerkungen z. Transzendentalphilos., in: Straßburger Abhh. z. Philos., 1884;
    Nachlaß, hrsg. v. B. Kerry, 1887.

  • Literatur

    P. Natorp, in: Allg. Ztg. v. 20./21.10.1885, Nr. 291/92, Beil.;
    P. Kannengießer, E. L., 1886 (W);
    K. Gaquoin, Die Grundlage d. Spencerschen Philos., mit Anhang z. Kritik d. L.schen Positivismus, 1888;
    A. Schleimer, Der Positivismus, 1891;
    H. Grünbaum, Zur Kritik d. modernen Kausalanschauungen, in: Archiv f. systemat. Philos. 5, 1889;
    D. Gjuritis, Die Erkenntnistheorie d. E. L., Diss. Leipzig 1902;
    R. Hanisch, Der Positivismus v. E. L., 1902;
    P. J. Cohn, Der Positivismus v. E. L., Diss. Bern 1907;
    L. Grunicke, Der Begriff d. Tatsache in d. positivist. Philos. d. 19. Jh., 1930;
    N. Koch, Das Verhältnis d. Erkenntnistheorie v. E. L. zu Kant, Ein Btr. z. Gesch. d. Positivismus in Dtld., Diss. Würzburg 1940;
    Ziegenfuß;
    Überweg.

  • Autor/in

    Friedbert Holz
  • Zitierweise

    Holz, Friedbert, "Laas, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 359-360 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116634995.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA