Lebensdaten
1890 – 1941
Geburtsort
Wien
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Publizist ; Journalist ; Redner ; Kritiker
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 119302616 | OGND | VIAF: 51813371
Namensvarianten
  • Frater Antonius (Pseudonym)
  • Lavache, Antoine de (Pseudonym)
  • Yorick (Pseudonym)
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Zitierweise

Kuh, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119302616.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil (1856–1912), aus Prag, Redakteur, später Chefredakteur d. „Neuen Wiener Tagbl.“, S d. David (s. 1);
    M Auguste Perlsee (* 1855);
    1939 Thea Tausig (* 1911) aus Berlin; kinderlos.

  • Biographie

    K. war das zweite von insgesamt sechs Kindern. Seine Eltern waren Mitte der 80er Jahre von Prag nach Wien gezogen. Bereits 1912 erschien der erste Beitrag K.s im „Prager Tagblatt“, für das er bis 1937 zahlreiche Artikel verfaßte. Er wurde in der Folge Mitarbeiter angesehener Zeitschriften (u. a. „Der Friede“, „Die Schaubühne“, „Die Weltbühne“, „Der Querschnitt“, „Das Tage-Buch“). Befreundet war er vor allem mit Franz Werfel und dem Psychoanalytiker Otto Groß. Dank seines blendenden Stils und seines respektlosen Witzes hat sich K., dessen schriftlich erhaltenes Œuvre in erster Linie aus satirischen Glossen, Kritiken, Rezensionen und Feuilletons mit oft spezifisch österr. Thematik besteht, bald einen Namen gemacht. Beinahe noch bekannter wurde er als Kaffeehausoriginal, berüchtigter „Schnorrer“, Anekdotenerzähler und Stegreifredner von großer rhetorischer Suggestivkraft – eine Karriere, die er 1917 in Prag begann und bis zu seinem Tode fortsetzte. Mit seiner Rede „Der Affe Zarathustras“, gehalten am 25.10.1925 im Wiener Konzerthaus, profilierte er sich als einer der publizistischen Hauptgegner von Karl Kraus. Dies und die Tatsache, daß K. für Blätter des skandalumwitterten Pressezaren Imre Bekessy schrieb („Die Stunde“, „Die Bühne“), trug ihm die Mißachtung der Literaturgeschichtsschreibung ein: Er wurde totgeschwiegen. Zwischen Prag, Berlin (insbesondere Mitte der 20er Jahre) und Wien pendelnd, schuf K. jedoch – scheinbar nebenbei – eine Vielzahl treffender Aphorismen, kultur- und gesellschaftskritischer Texte, die schon früh gegen reaktionäre und schließlich gegen die faschistische Politik gerichtet waren. Seine Bearbeitung des „Lumpazivagabundus“ von Nestroy für die Berliner Volksbühne (1931) hatte keinen Erfolg. 1938 floh K., bedroht nicht nur als Jude, sondern auch als Autor antinazistischer Satiren für die „Neue Weltbühne“ und das „Pariser Tageblatt“, nach Prag. Im selben Jahr emigrierte er in die Vereinigten Staaten, wo er unter anderem Aufsätze im „Aufbau“ veröffentlichte. Im März 1940 hielt K. seinen ersten Vortrag in New York: „Die Kunst, Hitler zu überleben.“ Zehn Monate danach erlag er einer Herzattacke.

    K. war ein „Zivilisationsliterat“ von Format und Sprachmaskenvirtuose; um als seriöser Schriftsteller bei Lebzeiten ernst genommen zu werden, war er zu heiter und zu aggressiv.

  • Auszeichnungen

  • Werke

    Juden u. Deutsche, Ein Resumé, 1921;
    Von Goethe abwärts, Essays in Aussprüchen, 1922;
    Der unsterbl. Österreicher, 1930;
    Physiognomik, Aussprüche, 1931;
    Von Goethe abwärts (Teilslg.), Aphorismen, Essays, kl. Prosa, 1963 (mit Nachwort v. H. Hakel);
    Luftlinien (Teilslg.), Feuilletons, Essays u. Publizistik, hrsg. v. R. Greuner, 1981. -
    Hrsg.: Börne, d. Zeitgenosse, Eine Ausw., 1922.

  • Literatur

    B. Balázs, Nestroy einst u. jetzt, in: Die Weltbühne 23, 1931, S. 848-51;
    F. Werfel, in: Aufbau v. 31.1.1941, S. 9;
    P. Marcus, Heimweh nach d. Kurfürstendamm, Aus Berlins glanzvollsten Tagen u. Nächten v. Pem, 1951;
    H. Reimann, Mein blaues Wunder, Lebenschronik e. Humoristen, 1959;
    M. Großberg u. V. Suchy (Red.), Österr. Autoren in Amerika, Geschick u. Leistung d. österr. literar. Emigration ab 1938 in d. Vereinigten Staaten, Kat. d. Ausst. im Amerika-Haus Wien, 1970;
    M. Großberg, Der New Yorker literar. Kreis v. 1938, in: Lit. u. Kritik, 1977, S. 547-57;
    U. Lehner, Die Kontroverse A. K. -
    Karl Kraus, Ein Btr. z. österr. Satire d. Zwischenkriegszeit, Mag.arb. Wien 1980 (ungedr., W, L);
    H. Zohn, Österr. Juden in d. Lit., Ein biobibliogr. Lex., 1969;
    W. Sternfeld u. E. Tiedemann, Dt. Exil-Lit. 1933-1945, Eine Bio-Bibliogr., ²1970.

  • Autor/in

    Ulrich Weinzierl
  • Zitierweise

    Weinzierl, Ulrich, "Kuh, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 249-250 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119302616.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA