Lebensdaten
1887 – 1955
Geburtsort
Beddelhausen bei Berleburg (Westfalen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Psychologe ; Pädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119417952 | OGND | VIAF: 7529983
Namensvarianten
  • Kroh, Oswald
  • Kroh, O.

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Zitierweise

Kroh, Oswald, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119417952.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1861–1948), Lehrer, S d. Försters u. Landwirts Friedrich in Dotzlar (Westfalen) u. d. Katharina Dreisbach;
    M Louise (1858–1949), T d. Landwirts u. Wagners Jakob Grauel in Beddelhausen u. d. Maria Katharina Schneider;
    Düsseldorf 1923 Lucie (* 1897), T d. Kaufm. Friedrich Seiffert u. d. Margarete Biester;
    2 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule wandte sich K. zunächst dem Lehrerberuf zu. Er wirkte 5 Jahre als Volksschullehrer in seiner engeren Heimat, bis er 1913 als Extraneer die Reifeprüfung nachholte. Er studierte dann in München und Marburg Naturwissenschaften, Philosophie, Psychologie und Pädagogik bei Oswald Külpe, Aloys Fischer, F. Foerster, E. R. Jaensch und P. Natorp. K. promovierte 1919 bei Jaensch zum Dr. phil. und legte in Marburg auch beide Prüfungen für das Lehramt an höheren Schulen ab. Im gleichen Jahr ging er nach Göttingen und habilitierte sich bei G. Elias Müller (dessen letzter Assistent er war) mit der Untersuchung „Subjektive Anschauungsbilder bei Jugendlichen“ (1922); dieses – heute umstrittene – Phänomen der „eidetischen“ Anschauungsbilder war für K. der Ausgangspunkt einer Fülle von kinderpsychologischen Untersuchungen in den folgenden Jahrzehnten. Nach kurzer Lehrtätigkeit als Professor an der TH Braunschweig folgte K. 1923 einem Ruf auf den o. Lehrstuhl für Pädagogik der Univ. Tübingen, wo er Einfluß auf die Lehrerbildung und -fortbildung gewann („Tübinger Studium“) und mit seinem Schülerkreis eine fruchtbare Forschungstätigkeit entfaltete. Wahrnehmungspsychologische und persönlichkeitstypologische Untersuchungen – K.s Funktionstypologie ist vor allem auch im Zusammenhang mit der konstitutionstypologischen Lehre von E. Kretschmer zu sehen – mündeten ein in entwicklungspsychologische Fragestellungen, die K. wiederum ein breites pädagogisches Anwendungsfeld eröffneten. Ausgehend von dem Gedanken, daß die Individualentwicklung in endogen bestimmten Reifungsschüben erfolge, konzipierte K. eine Phasenlehre der psychologischen Entwicklung, die heute als repräsentativ für die „klassische“ deutsche Entwicklungspsychologie zwischen den beiden Weltkriegen gelten kann. Sie fand durch die beiden Bücher „Entwicklungspsychologie des Grundschulkindes“ und „Psychologie der Oberstufe“ in der Pädagogik weite Verbreitung. Nach 1933 war K. zunächst nicht ganz frei von der Neigung, sein organologisch-lebensgesetzliches Denken mit einer „völkischen“ Anthropologie zu verbinden. Später entwickelte er eine Lehre von den Aufbaustufen des seelischen Lebens, die seine Bemühungen zeigt, aus allgemeinpsychologischen Fragestellungen unter dem Entwicklungsaspekt neue Einsichten zu gewinnen. Nachdem er 1938 den Lehrstuhl für Psychologie und Pädagogik an der Univ. München – als Nachfolger Aloys Fischers – übernommen hatte, arbeitete K. maßgeblich an dem Entwurf einer Prüfungsordnung für Diplom-Psychologen mit, die 1941 eingeführt wurde. 1942 ging K. als o. Professor für Psychologie nach Berlin, wo er bis Kriegsende wirkte. Er nahm 1949 seine Lehrtätigkeit an der FU Berlin wieder auf, baute mit seinem Schülerkreis (Sodhi, Bergius, Holzkamp, Kaminski) das dortige Psychologische Institut auf und war insbesondere um die Verbesserung der pädagogisch-psychologischen Ausbildung und Erziehungshilfe bemüht (u. a. Einrichtung eines Universitätsabendstudiums für Sozialpädagogen und Schulpsychologen). In seinem letzten Buch „Revision der Erziehung“ (1952, ⁷1966) setzt sich K. für eine an den ursprünglichen Vollzugsformen menschlichen Gemeinschaftslebens ausgerichtete „Erziehung zur sozialethischen Verantwortung“ ein und für die empirische Fundierung pädagogischen Handelns durch psychologische Erkenntnis. K. gehört zu den einflußreichsten Psychologen zwischen den beiden Weltkriegen und nach 1945. In pädagogischer Hinsicht war K. den Traditionen der Reformpädagogik (phasengemäße Erziehung; Gemeinschaftserziehung; Arbeitsschulgedanke) verbunden. Er gehört zu den Wegbereitern einer empirischen Erziehungswissenschaft. – Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. u. d. Leopoldina.

  • Werke

    Weitere W u. a. Über Farbenkonstanz u. Farbentransformation (Diss.), in: Zs. f. Sinnesphysiol. 52, 1921; Theorie u. Praxis in d. Päd., 1927; Psychol. d. Grundschulkindes, 1928, später u. d. | T. Entwicklungspsychol. d. Grundschulkindes, 221944, Nachdr. T. 1, 191967; Experimentelle Btrr. z. Typenkde., 3 Bde., 1929–34; Psychol. d. Oberstufe, 1932, 101944, Nachdr. ⁴1965; Erbpsychol. d. Berufsneigung u. d. Berufseignung sowie d. Sonderbegabungen, in: Hdb. d. Erbbiol., hrsg. v. G. Just, V, 1939; Method. Erschließung spezif. Begabungsgrade u. Begabungsrichtungen, ebd. II, 1940; Das Leib-Seele-Problem in entwicklungspsycholog. Sicht, in: Studium Generale 9, 1956.

  • Literatur

    H. Retter, Die Päd. O. K.s, 1969 (W, L);
    Psycholog. Rdsch. 38, 1967, H. 4 (P;
    Gedenk-H. O. K.).

  • Autor/in

    Hein Retter
  • Zitierweise

    Retter, Hein, "Kroh, Oswald" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 68-69 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119417952.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA