Lebensdaten
1754 – 1803
Geburtsort
Alsenborn
Sterbeort
Sankt Ingbert
Beruf/Funktion
Eisenindustrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 13642709X | OGND | VIAF: 80772212
Namensvarianten
  • Kraemer, Heinrich

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Zitierweise

Kraemer, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13642709X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Theobald, Gastwirt, Kauf- u. Handelsmann, Gutsbes., Schultheiß in A., S d. Joh. Hermann (1679–1749), Land- u. Gastwirt, Kauf- u. Handelsmann, Zöllner in A., u. d. Sibylla Emichia Ott aus Kallstadt;
    M Dorothea (1728–84), T d. Joh. Jakob Karcher (1688–1764), Metzger u. Handelsmann zu St. Johann-Saarbrücken (s. NDB XI*), u. d. Anna Dorothea Mühlhaus;
    Om Heinrich Karcher ( 1786), Kaufm., Bankier u. Tuchfabr. (s. NDB XI);
    - St. Johann 1782 Sophia (1763–1833), T d. Georg Ludwig Firmond (1733–1810), Gastwirt u. Handelsmann in St. Johann, Chronist d. Saarstädte („Firmond’sche Chronik“), u. d. Katharina Magdalene Schmidtborn aus St. Johann;
    6 S, 5 T, u. a. Heinrich (1789–1867), kaufmänn. Leiter d. Fa., verdient um d. Eisenbahnbau im Saarrevier u. in d. bayer. Pfalz (1867 Anschluß v. St. Ingbert an d. pfälz. Bahnnetz), Adolf (s. 3), Fritz (s. Gen. 2);
    E Oskar (s. 2), Maria Katharina Sophie ( Georg Jakob Quien, 1778–1828, Kaufm. u. Bgm. in Saarbrücken), Marie Charlotte (⚭ Joseph Ludwig Lintz, * 1781, Oberforstmeister in Trier).

  • Biographie

    K. siedelte – wohl nach Lehrjahren in den Unternehmen der Familie in Alsenborn und Kaiserslautern – nach Saarbrücken über, wo er mit dem Vetter Johann Jacob Karcher die vor allem Holzhandel und Flößerei pflegende Handelsfirma „Karcher & Kraemer“ betrieb. Vom Holzhandel versuchte er, zunächst vergeblich, in den Produktionsbetrieben des Landes, bei denen die Verfügbarkeit von Holz und Holzkohle wichtigste Standortbedingung war, Fuß zu fassen. Bei der Neuverpachtung der 1733 gegründeten Eisenhütte in Sankt Ingbert, einem Walddorf in der nahegelegenen von der Leyenschen Grafschaft Blieskastel, hatte er 1780/81 noch keinen Erfolg. Das Werk, das unter erfolgreichen Pächtern einen guten Ruf als Hersteller von Werkzeugen, Kleineisenwaren, Öfen, Ofen- und Kaminplatten erworben hatte, wurde einem elsässisch-schweizerischen Konsortium verpachtet. Die Verwaltung durch einen angestellten Faktor erwies sich aber als lästig, so daß 1788 der Partner in Basel seine Anteile an K. abtrat, der zugleich die Leitung des Werkes übernahm, das 18 Schmelzarbeiter und 18 Erzgräber und Kohlenbrenner beschäftigte. Die unsichere Lage im Grenzgebiet am Vorabend der Revolutionskriege, dazu örtliche Unruhen wegen der durch die von der Leyensche Rentkammer eingezogenen bäuerlichen Steinkohlengräbereien, mögen 1791 auch die elsässischen Partner bewogen haben, ihre Anteile an K. abzugeben. Um die persönliche Leitung besser wahrnehmen zu können, verlegte K. seinen Wohnsitz 1794 nach Sankt Ingbert. Verhandlungsgeschick und Organisationsgabe waren notwendig, um in den Unruhen der Revolutionskriege den Bestand des Werkes zu sichern. Störungen in der Versorgung mit Erz und Holz blieben nicht aus, doch erholte sich das Werk mit dem Fortgang der französischen Okkupation und der Ausdehnung der Erzeugung auf den Bedarf der Armee, wie Kugeln, Wagenachsen, Baumaterial. 1800 wurde ein kleiner Eisenhammer in Rentrisch, talabwärts von Sankt Ingbert, aber in der benachbarten Grafschaft Nassau-Saarbrücken gelegen, dazu gepachtet. Als künstlerischer Berater für den Eisenguß (Zimmeröfen, Ziervasen, Plaketten) wurde der Saarbrücker Maler Johann Friedrich Dryander (1756–1812, siehe ThB) gewonnen. Als nach dem Frieden von Lunéville die Familie von der Leyen die Rückgabe ihres sequestrierten Eigentums in Paris erreichte, bemühte sich K., das Werk käuflich zu erwerben, aber erst nach seinem Tod gelang seiner Witwe im Dezember 1804 der Abschluß des Kaufs für 21 831 Gulden; kurz danach konnte auch das Rentrischer Werk für 14 800 Gulden erworben werden.

    Die Bezahlung erfolgte durch die Aufrechnung von Darlehen, die der gräflichen Verwaltung früher gegeben worden waren, und durch die flüssigen Mittel, die K. aus der Teilung der väterlichen Handlung in Alsenborn (sein Anteil: ein Fünftel = 15 859 Gulden) erhalten hatte.

    K.s Witwe, Sophie Kraemer-Firmond, erwies sich als tatkräftige Persönlichkeit, die volle dreißig Jahre die Leitung des Werkes einschließlich der allmählich hinzukommenden Hilfsbetriebe und Beteiligungen fest in der Hand hatte. Sankt Ingbert stellte Roheisen, Bleche und Eisenguß her, Rentrisch verarbeitete das Roheisen zu Schmiedeeisen, eine Arbeitsteilung, die wiederholt durch die zwischen beiden Betrieben liegende politische Grenze mit der Behinderung durch die preußischen und die bayerischen Behörden gestört wurde. Die Lage des Hauptwerks in der zu Bayern geschlagenen Rheinpfalz brachte die Nachteile einer abseitigen Zoll-Exklave, die auch mit der Errichtung des Deutschen Zollvereins nicht ganz verschwanden. Hohes Ansehen bei der bayerischen Krone, das in ehrenden Berufungen und mehrfach in der Nobilitierung von Familienmitgliedern seinen Ausdruck fand, war nur ein schwacher Ausgleich. Noch Sophie Kraemer versuchte, durch Beteiligungen an rheinischen Werken, unter anderem durch den Erwerb des Eisenwerks Quint bei Trier, die Abseitslage zu überwinden.

    Seit 1822 waren K.s Söhne an der Leitung des Unternehmens beteiligt. Heinrich wurde kaufmännischer Leiter und Repräsentant nach außen. Fritz, der ein technisches Studium absolviert hatte und über bemerkenswerte Sprachkenntnisse verfügte, wurde technischer Leiter und setzte im Werk bedeutende Neuerungen (1833 Dampfmaschine und Puddelmaschine) durch. Der Verdrängung der Holzkohle durch die Steinkohle im Puddelprozeß folgte 1847-49 die schrittweise Umstellung des Hochofenbetriebs auf Steinkohlenkoks. 1859 wurde die Firma Gebrüder Kraemer in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt. Aktien wurden allerdings nie ausgegeben.

  • Porträts

    Ölgem. (Fam.bild) v. J. F. Dryander, 1803 (Saarbrücken, Saarland-Mus.).

  • Autor/in

    Fritz Hellwig
  • Zitierweise

    Hellwig, Fritz, "Kraemer, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 633-634 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13642709X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA