Lebensdaten
1833 – 1904
Geburtsort
Sankt Ingbert
Sterbeort
Sankt Ingbert
Beruf/Funktion
Eisenindustrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 13393523X | OGND | VIAF: 55350787
Namensvarianten
  • Kraemer, Oskar
  • Krämer, Oskar

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Zitierweise

Kraemer, Oskar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13393523X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fritz (1800–74). techn. Leiter d. Eisenwerks Gebr. Kraemer in St. I., S d. Heinrich (s. 1);
    M Franziska (1802–62), T d. Wilh. Heinr. Braun (1754–1815), Kauf- u. Handelsmann zu St. Johann-Saarbrücken, u. d. Henriette Schmidt aus Harskirchen;
    Ov Adolf (s. 3); B Gustav v. K. (1828-85), techn. Leiter d. Eisenwerks St. Ingbert 1859–85, Reichsrat;
    Vt Heinrich v. K. (bayer. Personaladel. 1829-1912), kaufmänn. Leiter d. Eisenwerks, Präs. d. Landrats d. Pfalz, Reichsrat d. Krone Bayern (s. L) (Schwager d. Carl Ferdinand Frhr. v. Stumm-Halberg, 1901, Industrieller u. Politiker);
    - 1865 Anna Charlotte (1844–1909), T d. Ferdinand Hauck (1813–88), Bankier in Frankfurt/M. (s. NDB VIII*), u. d. Fanny Kraemer;
    1 S, 1 T Oskar (1867–1912), seit 1899 Gen.dir., schloß d. Eisenwerk 1905 mit d. Rümelinger Hochofenges. in Luxemburg z. „Rümelinger u. St. Ingberter Hochöfen u. Stahlwerke AG“ zusammen, Maria Franziska ( Wilh. v. Lautz, * 1864, Polizeipräs.);
    E Julius v. Lautz (* 1903), Landtagspräs., Innenmin. im Saarland.

  • Biographie

    K. stand als kaufmännischer Leiter des Kraemerschen Eisenwerks in Sankt Ingbert zunächst im Schatten des älteren Bruders Gustav, der als Techniker in die Fußstapfen des Vaters trat, aber früh unverheiratet starb. Seit 1885 teilte sich K. mit dem Vetter Heinrich Kraemer in die kaufmännische Leitung, galt aber als die eigentliche treibende Kraft, unterstützt nunmehr von angestellten technischen Beratern. Die Zeit seiner Leitung ist gekennzeichnet durch die Umstellung von dem alten Hochofenwerk mit Puddelbetrieb und der vorherrschenden Erzeugung von geschweißten Schienen und Gußwaren auf ein Stahlwerk mit breiter angelegtem Walzprogramm (1886 neue Drahtstraße, 1889 neues Stabeisenwerk). Verarbeitet wurde allerdings fremd bezogener Bessemerstahl, bis 1893-94 ein eigenes Thomasstahlwerk erbaut wurde. Das Roheisen hierfür wurde aus Lothringen bezogen. Während die übrigen Saarhütten in den Stammwerken wie in lothringischen Tochterwerken über eine eigene Roheisenbasis verfügten, erwies sich für Sankt Ingbert die Abhängigkeit von den Schwankungen des Roheisenmarktes und von der Verkaufspolitik der Roheisenlieferanten als nachteilig. So war auch der Betrieb des Thomasstahlwerks wiederholt gefährdet. Mit dem Finanzbedarf dieser technischen Umstellung seit den 80er Jahren hängt wohl auch die 1888 erfolgte Umwandlung der Kommandit-Gesellschaft auf Aktien in eine AG zusammen. – K. gehörte 1881-89 als nationalliberaler Abgeordneter des Wahlkreises Pfalz 4 (Sankt Ingbert-Pirmasens-Zweibrücken) dem Deutschen Reichstag an, bemerkenswerterweise in der gleichen Zeit, in der der führende Stahlindustrielle der Saar, ihr langjähriger Abgeordneter zum Reichstag C. F. von Stumm-Halberg, auf eine Kandidatur verzichtet hatte.

    1899 wurde K.s Sohn Oskar (II), der sich nach dem juristischen Staatsexamen durch|Lehrjahre im Bankfach für die Nachfolge in der Unternehmensleitung vorbereitet hatte, als Generaldirektor bestellt. Die Abhängigkeit des Werks vom Roheisen-Fremdbezug führte zum Zusammenschluß mit der Rümelinger Hochofengesellschaft in Luxemburg. Am 1.5.1905 trat die „Rümelinger und Sankt Ingberter Hochöfen und Stahlwerke AG“ ins Leben, deren Abteilung Sankt Ingbert Oskar Kraemer (II) leitete. Am 1.7.1911, ein Jahr vor seinem Tode, kam es zu einer Interessengemeinschaft mit der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-AG in Bochum.

    Die Verbindung mit „Deutsch-Luxemburg“ (Hugo Stinnes) gliederte Sankt Ingbert mit seinem Thomasstahlwerk und seinen Walzwerken (Rohstahlerzeugung 215 000 t, 2 200 Beschäftigte) in eine vollständige vertikale Integration ein, die die Erz- und Roheisenbasis ebenso wie die Kohlen- und Koksversorgung sicherstellte. Andererseits fehlte nun im neuen Konzern-Verbund der Repräsentant der Familie Kraemer, so daß das Werk Sankt Ingbert in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit Objekt einer Konzernpolitik wurde, die sich nach den Sequester-Verlusten in Lothringen durch vorsorglichen Verkauf von der Saar trennte. Sankt Ingbert wurde 1920 an die neugegründete französisch-belgisch-luxemburgische Gesellschaft „Société des Hauts Fourneaux et Aciéries de Differdange-Sankt Ingbert-Rumelange“ (HADIR) verkauft, in deren Verband das Werk seither, spezialisiert auf Bandeisen und Draht, tätig ist.

  • Literatur

    zu 1) und 2) G. L. Firmond, Tagebuch 1790-1801 (sogen. Firmond’sche Chronik), in: Mitt. d. Hist. Ver. f. d. Saargegend 7, 1900, S. 28-123;
    R. Kröll, Eisenwerk St. Ingbert 1733-1913, 1914;
    W. Krämer, St. Ingbert u. s. Vergangenheit, 1925;
    E. Uhl, Das Eisenwerk St. Ingbert in s. geschichtl. Entwicklung, in: R. Poensgen, A. Richert u. E. Stein (Hrsg.), Das Buch d. Stadt St. Ingbert, 1933, S. 61-67;
    W. Krämer, Gesch. d. Eisenwerkes zu St. Ingbert, 1933;
    Th. E. Hilgard, Briefe an s. Freund Phil. Heinr. v. Kraemer, hrsg. v. W. Krämer, 1935;
    W. Krämer, Gesch. d. Stadt St. Ingbert, 2 Bde., 1955;
    K. Hoppstädter, Die Entstehung d. Saarländ. Eisenbahnen, 1961;
    H. Gruber, Die Entwicklung d. pfälz. Wirtsch. 1816–34, 1962;
    H.-W. Herrmann, Die wirtsch. Führungskräfte im Saarland in d. Zeit d. Frühindustrialisierung 1790-1850, in: Führungskräfte d. Wirtsch. in MA u. Neuzeit, 1350–1850, T. 1, hrsg. v. H. Helbig, 1973, S. 281-309.

  • Autor/in

    Fritz Hellwig
  • Zitierweise

    Hellwig, Fritz, "Kraemer, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 634-635 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13393523X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA