Lebensdaten
1699 – 1753
Geburtsort
Kuckädel bei Crossen/Oder
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Architekt ; Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118563734 | OGND | VIAF: 64799353
Namensvarianten
  • Knobelsdorff, Hans Georg Wenceslaus Freiherr von
  • Knobelsdorff, Georg Wenceslaus Freiherr von
  • Knobelsdorff, Hans Georg Wenceslaus Freiherr von
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Zitierweise

Knobelsdorff, Georg Wenceslaus Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118563734.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Siegmund (1668–1713), auf Drentkau, Cossar u. K., S d. Georg Siegmund, auf Drentkau u. Hänichen, u. d. Margarethe v. Schenkendorff;
    M Ursula Barbara T d. Wenzel Wilhelm v. Haugwitz, auf Schätz usw. in Schlesien, u. d. Maria Elisabeth v. Schönleben; - aus außerehel Verbindung (um 1746) mit d. Küsters-T Sophie Charl. Schöne in B.-Charlottenburg 2 T (unter d. bürgerl. Namen „Knobelsdorff“ 1753 legitimiert).

  • Biographie

    Im Alter von 15 Jahren trat K. in das Infanterie-Bataillon zu Küstrin ein und beteiligte sich 1715 im Infanterie-Regiment Lottum am Pommerschen Feldzug und an der Belagerung von Stralsund. Wegen Kränklichkeit nahm er 1729 als Kapitän (Hauptmann) seinen Abschied, um sich ganz seinen künstlerischen Neigungen zu widmen, zumal er Malerei und Zeichenkunst bereits autodidaktisch gepflegt hatte. Unter den Hofmalern Carl Emil Weidemann (1684–1735, siehe ThB) und vor allem Antoine Pesne bildete er sich weiter, „er vernachlässigte keine Malerei von der Geschichtsmalerei bis zu den Blumen, vom Öl bis zum Pastell“ und die Beschäftigung mit der Malerei „führte ihn an der Hand zur Baukunst hin“, wie es in der Gedenkrede König Friedrichs II. heißt. Hier waren A. von Wangenheim ( 1734, siehe ThB) und Johann Gottfried Kemmeter ( 1748, siehe ThB) seine Lehrer. Nach der Übersiedlung des Kronprinzen Friedrich als Regimentskommandeur von Küstrin nach Neuruppin 1732 gehörte K. zu seinem Kreise; er begleitete ihn auch 1734 auf dem Rheinfeldzug. 1732 weilte K. in Dresden und 4 Jahre später gewährte ihm der Kronprinz eine Studienreise nach Italien, die ihn bis nach Rom führte und von der er im April 1737 heimkehrte. Ein Reiseskizzenbuch mit Landschaftsdarstellungen, Architekturen und Tempelruinen ist das früheste überkommene Zeugnis seiner Zeichenkunst. Danach übertrug ihm der Kronprinz erste Bauaufgaben in Neuruppin und in Rheinsberg, wobei K. sich zu seinem unentbehrlichen künstlerischen Berater entwickelte. Nach seinem Regierungsantritt 1740 ernannte ihn König Friedrich II. zum Oberintendanten der Schlösser und und Gärten, daneben war K. bis 1742 Intendant der Schauspiele und wahrscheinlich auch der Musik. 1740 folgte – wohl zur Vorbereitung auf die großen Bauaufgaben in Berlin, Charlottenburg und Potsdam – eine kurze Studienreise über Dresden, wo er das von M. Daniel Pöppelmann errichtete Opernhaus besichtigte, nach Paris und zurück über Flandern. Das persönliche und menschliche Verhältnis zwischen dem königlichen Bauherrn und seinem Architekten verschlechterte sich während der Potsdamer Bautätigkeit zusehends. Dem bisweilen schroffen Willen des Königs stand die Unnachgiebigkeit K.s, der stets kränklich und mit Arbeit überlastet war, in künstlerischen Fragen gegenüber. In der Folgezeit zog sich daher K. mehr oder minder freiwillig von der Oberleitung seiner Bauten zugunsten nachgeordneter Kräfte zurück. Nur die Achtung des Königs vor seinem Können verhinderte den endgültigen Bruch. Die tatsächliche Wertschätzung des Architekten und Menschen K. fand in der Gedenkrede Friedrichs II., die am 24.1.1754 in der Berliner Akademie der Wissenschaften verlesen wurde, ihren Ausdruck. Ein Kuraufenthalt in Spa konnte den todkranken K. in seinem letzten Lebensjahr keine Besserung mehr bescheren. Er starb als Surintendant sämtlicher Schlösser, Häuser und Gärten, Directeur-en-chef aller Bauten in den sämtlichen Provinzen, Geheimer Finanz-, Kriegs- und Domänenrat und Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

    Zur Beurteilung des Lebenswerkes K.s, der zur 2. Generation der großen deutschen Barockarchitekten zählt, muß vorangestellt werden, daß Friedrich II. letztlich sein eigener, stark von eklektischen Strömungen des Palladianismus bestimmter Architekt war, und daher die Entwürfe des Meisters oft nicht zu ihrem künstlerischen und bautechnischen Vorteil Veränderungen ausgesetzt|waren; zudem war K. vielfach genötigt, bei Umbauten Rücksicht auf die vorhandene Bausubstanz zu nehmen. Als äußerst talentierter Architekt beherrschte er neben der formalen Gestaltung auch die technisch-konstruktive Durchbildung und zeigte sich als ein befähigter Organisator für den Einsatz der zahlreichen Künstler und Handwerker, die jeweils zu einer Arbeitsgemeinschaft vereinigt wurden. Ausgehend von Andrea Palladio und den großen Franzosen der Ära Ludwigs XIV., besonders Claude Perrault und Jules Hardouin-Mansart, entwickelte K. einen eigenen Stil auf barock-klassizistischer Grundlage mit fein durchgebildeten Details und namentlich bei seinen Innenräumen im Rokoko voll Anmut und spielerischer Bewegtheit. Trotz seiner schon früh gewonnenen Grundauffassung, daß ein Gebäude architektonisch klar durchgebildet sein müsse, war er in seinen späteren Jahren keineswegs barockem Überschwang abhold. Die Klarheit der Formensprache seiner Architektur wurde vom Dekor reizvoll belebt, jedoch nie verwischt. Seine zahlreichen Ornamentskizzen beweisen, daß K. im Dekor schöpferisch war und das aus Naturformen frei entwickelte friderizianische Rocaille-Ornament sowohl selbständig als auch in Gemeinschaft mit „Surintendant des Ornements“ Johann August Nahl und mit den Brüdern Johann Michael und Johann Christian Hoppenhaupt beherrschte. Mit seinem früheren Lehrer Pesne, der viele seiner Räume mit duftigen Deckenmalereien voll poetischer Stimmung zierte, war K. zeitlebens befreundet.

    Als Erstlingswerk K.s gilt der 1791 veränderte offene Rundtempel toskanischer Ordnung in dem vom Kronprinzen 1733 angelegten Amaltheagarten zu Neuruppin. 1737-39 folgte der Rheinsberger Schloßausbau, wo er der von Kemmeter umgestalteten und erweiterten ehemaligen Wasserburg einen zweiten Flügelbau mit Turm anfügte, so daß zum Grinericksee ein Ehrenhof entstand, den eine Kolonnade aus gekuppelten jonischen Säulen abschließt. Die Kolonnade wurde zu einem für K. typischen Architekturrequisit. Nach seinem Plan erfolgte auch der Wiederaufbau der 1740 brandzerstörten Stadt Rheinsberg auf regelmäßigem Schachbrettgrundriß. In Berlin entstand 1740 der Westflügel des Schlosses Monbijou (zerstört), der Sommersitz der Königinmutter Sophie Dorothee, und 1741-43 das Opernhaus (mehrfach verändert), dessen Hauptfassade der Formensprache von Palladios Villa Rotonda in Vicenza huldigt. In seiner Anlage verkörpert es mit dem Apollosaal vor dem als Logenhaus geprägten Zuschauerraum die Idee eines Musentempels – Ausdruck der künstlerischen Gesinnung des Königs. K.s Originalpläne von 1742 tragen die handschriftliche Widmung an Friedrich II. Der städtebauliche Gedanke eines Forum Fridericianum am Beginn der Straße Unter den Linden zwischen dem Opernhaus und einem Gebäude für die Akademie der Wissenschaften, denen als nördlicher Abschluß ein riesiger Königspalast gegeben werden sollte, blieb unausgeführt, vermittelte aber Grundlagen für die spätere Gestaltung des Opernplatzes. Dem schlichten, langgestreckten Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses, den K. 1740-43 als königliche Wohnung erbaute, gab er beim Bogenfensterrisalit durch gekuppelte toskanische Säulen im Erdgeschoß und jonische Pilaster im Obergeschoß den notwendig gewordenen Mittelakzent.

    Potsdam, das nach dem 1. Schlesischen Krieg Sommerresidenz des Königs wurde, verdankt K. die Umgestaltung des aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm stammenden Stadtschlosses, eine Arbeit, die Ende 1744 mit der Aufstockung der Seitenflügel auf die Höhe des Hauptbaus und den übergiebelten Säulenportiken an ihren Endfronten begann; die Fassaden erhielten danach eine Gliederung durch Kolossalpilaster und -säulen in korinthischer Ordnung (1945 zerstört und dann abgebrochen). Zwei Kolonnaden begrenzen den anschließenden, von K. verschönten Lustgarten.

    Für das Weinbergschloß Sanssouci, das von Johann Boumann nach der vom König eingeleiteten eigenhändigen Planung 1745-47 ausgeführt wurde, versuchte K. die Architektur aus der Zeit der ungetrübten Rheinsberger Jahre Friedrichs II. in geläuterter und reiferer Formensprache aufzunehmen. Am eindeutigsten tritt sein – am Grand Trianon in Versailles orientierter – Stil bei der Hoffassade mit der im ovalen Bogen verlaufenden Kolonnade hervor, die zwar den Ehrenhof abschließt, zugleich aber den Blick in die hügelige märkische Landschaft zu seiner künstlichen Ruine von 1748 auf dem Höneberg öffnet. Im runden Bibliotheksraum für den „Philosophen von Sanssouci“ griff er die Idee des kronprinzlichen Arbeitszimmers im Klingenbergturm des Rheinsberger Schlosses auf. Von den Parkbauten in Sanssouci verdienen die Neptungrotte (1751–54) und die Rundkolonnade im Rehgarten (1751–62, später abgebrochen und transloziert), letztere vielleicht angeregt von Hardouin-Mansarts Kolonnade im Versailler Park, neben dem stadtseitigen Obeliskportal (1747), das eine Rheinsberger Reminiszenz darstellt, Beachtung.

    Ein weiteres Tätigkeitsfeld erschloß sich für K. in Anhalt. Fürst Leopold Maximilian lieferte er 1747 den Entwurf zur Umgestaltung des Dessauer Renaissance-Schlosses zu einem spätbarocken Dreiflügelbau. Der frühe Tod des Bauherrn 1751 vereitelte die Ausführung dieses Planes; auch hier hatte K. eine ovalbogig geführte Kolonnade dem Ehrenhof vorgelegt.

    Als Gartengestalter wirkte K. erstmals nachweislich in Rheinsberg, dann in Potsdam am Lustgarten und bei der Anlage des Parkes von Sanssouci. Dabei griff er auf manche Rheinsberger Idee zurück. Er ersetzte aber die dort vorherrschende Intimität durch eine weiträumige Planung und schuf klare seitliche Begrenzungen des Parks mit dem auf 6 Weinbergterrassen gelegenen Schloß im Mittelteil. Eine große, durch sternförmige und kreisrunde Plätze gegliederte Allee durchzieht von der Stadtseite im Osten ausgehend das Broderieparterre vor den Terassen und führt gen Westen durch den Reh- oder Fasanengarten zum später errichteten Neuen Palais. – Die 1741 eingeleitete Neugestaltung des Berliner Tiergartens zu einem Erholungspark für die Bevölkerung mit Alleen und geometrisch aufgeteilten Flächen innerhalb des waldartigen Parks war eine zukunftsweisende Aufgabe. 1743 erbaute sich K. im nördlichen Teil in der Nähe des 1785/86 entstandenen Schlosses Bellevue einen kleinen Landsitz, wo er mit seiner Familie regelmäßig die Sommermonate verbrachte.

  • Literatur

    ADB 16;
    A. Streichhan, K. u. d. friderizian. Rokoko, 1932 (P), vgl). dazu Rezensionen v. C. F. Foerster, in: Zs. f. Kunstgesch. 2, 1933. S. 407-10;
    G. Kühn, Zum friderizian. Rokoko, ebd., S. 113-20;
    L. Grote, Btrr. z. Frage: K. u. d. friderizian. Rokoko, ebd. 4, 1935, S. 51-55;
    E. Poseck, Preuß. Rokoko, 1940;
    Das Haus d. Staatsoper u. s. Baumeister hrsg. v. Preuß. Finanzmin., 1942 (P);
    M. Kühn, Ausstellungskat. G. W. v. K., Berlin, 1953;
    dies., Schloß Charlottenburg, 1955, S. 57-78;
    dies., Bauwerke u. Kunstdenkmäler v. Berlin, Charlottenburg, 1. T., 1970, S. 92-124;
    E. Redslob, Barock u. Rokoko in d. Schlössern v. Berlin u. Potsdam, 1954, S. 31-48;
    W. Kurth, Sanssouci, 1962, S. 7-40, 107-51 u. ö.;
    H. Lasch, Architekten-Bibliogr., 1962, Nr. 1629-48;
    C. v. Lorck, Preuß. Rokoko, 1964;
    H. Reuther, Barock in Berlin, 1969, S. 140 f. u. ö. (P);
    Wasmuths Lex. d. Baukunst III, 1931, S. 387;
    N. Pevsner u. a., Lex. d. Weltarchitektur, 1971, S. 329 f.;
    Wilh. v. Knobelsdorff, G. W. v. K., 1861 (P: Lith. n. Pesne);
    H.-J. Giersberg, Stud. z. Architektur d. 18. Jh. in Berlin u. Potsdam, Diss. Humboldt-Univ. Berlin 1975 (ungedr.);
    T. Eggeling, Stud. z. friderizian. Rokoko: G. W. v. K., Diss. FU Berlin 1976 (ungedr.);
    ThB.

  • Porträts

    Ölgem. v. A. Pesne, 1738 (Haus Doorn, Holland), Abb. in: Antoine Pesne, 1958;
    Gem. v. A. Mányoki, 1732 (ehem. Berlin, Schloß Monbijou), Abb. in: Das Haus d. Staatsoper …, s. L, u. in: G. Biermann, Dt. Barock u. Rokoko, 1914.

  • Autor/in

    Hans Reuther
  • Zitierweise

    Reuther, Hans, "Knobelsdorff, Georg Wenceslaus Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 191-193 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118563734.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Knobelsdorff: Hans Georg Wenceslaus Freiherr von K., Baumeister und Maler, geb. den 17. Febr. 1699 auf dem Landsitze seines Vaters zu Kuckädel bei Crossen in der Lausitz. Er trat in den Militärdienst und nahm mit Auszeichnung an dem Feldzuge von 1715 unter Führung des Fürsten Leopold von Dessau Theil. Die Verlegung seines Regimentes nach Berlin im J. 1729, wo die Prachtbauten und Skulpturen Schlüter's ihn fesselten, entschied über seinen weiteren Lebenslauf. Der günstige Erfolg, den er mit einigen unter der Leitung von C. Dubois und A. Pesne gemalten Bildnissen und Landschaften erzielte, veranlaßte ihn, seinen bisherigen Beruf aufzugeben und sich als Künstler auszubilden. Seine natürliche Begabung wies ihn bald ausschließlich auf die Baukunst, in deren Technik Weidemann, v. Wangenheim und Kemmeter d. J. ihn unterrichteten. Gemeinsames Interesse für die Kunst erwarb ihm dann die Freundschaft Friedrich des Großen, der als Kronprinz im J. 1732 von Cüstrin nach Neu-Ruppin übergesiedelt war. K. war hier als Gast des poetisch angeregten Lebenskreises willkommen und fand Thätigkeit in der Herstellung von Gartenanlagen und kleineren Bauten. Eine Studienreise nach Italien im Jahre 1736 gab ihm Gelegenheit, die durch die römische Kunst vermittelte Antike der Hellenen in ihrer Ueberlegenheit zu erkennen. Im April 1737 heimgekehrt fand er Aufnahme an dem heiteren, durch Pflege von Kunst und Wissenschaft reich belebten Hofe seines Herrn zu Rheinsberg in der Mark. Er zeichnete hier eifrig an Compositionen, welche zu einer Prachtausgabe der Henriade verwerthet werden sollten und entwarf mit seinem fürstlichen Gönner neue Pläne für die Zukunft. Gleichzeitig wurde ihm die Fortleitung des von Kemmeter begonnenen Umbaues des alten Schlosses zu Rheinsberg übertragen, dessen Gemächer zweckentsprechender eingetheilt und im herrschenden Geschmack der Zeit ausgestattet wurden. Mit dem Verständniß des gebildeten Landschaftsmalers setzte er das Bauwerk in Einklang mit der Umgebung schöner Gartenanlagen. Zur Vervollständigung seiner Studien bewilligte ihm Friedrich im J. 1740 nach Beendigung jener Erstlingsarbeiten eine Reise nach Frankreich und den Niederlanden. Nach seiner Rückkehr wurde K. zum Sur-Intendant der sämmtlichen königlichen Schlösser, Häuser und Gärten und Directeur en chef aller Baue in den königlichen sämmtlichen Provinzen und 1744 zum Geheimen Finanz-, Kriegs- und Domainenrath ernannt. Als Friedrich der Große während der ersten Jahre seiner Regierung eine Baulust entfaltete, welche die gewöhnlichen Schranken seiner Sparsamkeit durchbrach, wurde K. mit einer Fülle von Aufträgen zu größeren architektonischen Unternehmungen bedacht. Bei dem Flügelanbau des durch seinen Mittelbau architektonisch wirksamen Schlosses zu Charlottenburg, wo die aus dem Nachlaß des Kardinals Polignac in Paris angekaufte Sammlung von Antiken mit anderen Kunstwerken aufgestellt werden sollte, leitete ihn das Bestreben, das Neue mit dem Vorhandenen einheitlich zu verbinden. Der ernste Geschmack des Erbauers fand Genüge an einem einfachen, durch gute Verhältnisse ansprechenden Aeußeren, während der Vorliebe des Königs der zierliche Rococoschmuck des Innern galt. Im Sommer 1742 stand der neue Flügel vollendet im Grün des hergestellten Gartens und gleichzeitig entstand ein Anbau des Schlosses Monbijou. Kurz vorher hatte K. als Intendant der Schauspiele und Musik für den Hof und die hohe Aristokratie den provisorischen Komödiensaal auf dem Schlosse eingerichtet. Am 5. Septbr. 1741 wurde der Grundstein zum Opernhause in Berlin gelegt und im Septbr. 1743 war der imponirende Bau mit der Inschrift an der Hauptfront „Fridericus Rex Apollini et Musis“ beendigt. Die Mängel der ursprünglichen Anlage, welche nach dem Brande von 1843 Friedrich Wilhelm IV. wesentlich im Sinne der alten wieder errichten ließ, erklären sich aus der in jener Zeit erst erwachenden Kenntniß hellenischer Architektur. Die schlichte Gliederung des Aeußeren jedoch, wie auch die Durchbildung im Einzelnen bezeugt ein gründliches Studium der klassischen Formenwelt, deren selbständige Anwendung dem Architekten nicht ohne Kämpfe vergönnt war. Nach dem Texte zu den Originalentwürfen, welche sich im Kupferstichcabinet der königlichen Museen zu Berlin befinden, sind Maaß und Verhältniß der Säulen aus der Gesammtheit des Gebäudes abgeleitet. Die herbe Strenge des Ganzen wurde durch reichen plastischen Schmuck gemildert und die Stirnseite mit freistehendem Portikus korinthischer Säulen versehen. Die Decoration des Innern, welches im Jahre 1787 durch Langhans seine gegenwärtige Einrichtung erhielt, war ursprünglich im glänzenden Rococo gehalten. Die Bühne konnte nach Knobelsdorff's Anordnung in einen Festsaal von monumentaler Pracht verwandelt werden. Eine neue Aufgabe, bei der K. seinen feinen Sinn für landschaftliche Schönheit bethätigte, erwuchs ihm durch die allmähliche Umwandlung des noch heute als Thiergarten allgemein bekannten Wildgeheges zwischen Berlin und Charlottenburg zu einem parkähnlichen Lusthain. Am Rande desselben legte er auf der Stelle des jetzigen Schlosses Bellevue für sich eine Meierei an. Der nach Knobelsdorff's Idee vollzogene Umbau des Stadtschlosses zu Potsdam, welcher eine einheitliche stattlichere Gesammtwirkung bezweckte und eine ihr verwandte Umgebung bedingte, erweckte durch die strenge klassische Haltung des Aeußeren den Unwillen und Eingriff des königlichen Bauherrn, wiewol sein Geschmack durch die in der Vollblüthe des Rococo prangende Ausschmückung der inneren Räume zur vollen Geltung gelangte. Friedrich der Große behauptete auch in seiner Stellung zur Kunst eine gewaltige und unbeugsame Herrschernatur. Der geistreiche königliche Dilettant hielt sich als Kenner der Werke eines Piranesi, Palladio u. A. für berechtigt, die freie Thätigkeit des Baumeisters durch seine Einsprache zu fesseln. Er fand bald ein willfähigeres Werkzeug für seine Bauangelegenheiten in dem nüchternen Bouman und verschärfte seit dem Jahre 1745 seinen lebhaften Eigenwillen gegen Knobelsdorff's Ansichten zu einem unversöhnlichen Gegensatz, wie er nur aus der Natur der beiden stark ausgeprägten Charaktere verständlich scheint. Beim Bau des Lustschlosses zu Sanssouci (1745) auf dem Weinberge bei Potsdam wurden daher die Zeichnungen und Grundrisse des Intendanten nur in soweit berücksichtigt, als sie mit des Königs Federskizze, einer Reminiscenz französischer Vorbilder, übereinstimmten. Nur die Anlage und Verschönerung des Parkes durch Bildwerke (1747), das Ebenmaß in den Verhältnissen des Schloßbaues, der Aufriß der ganzen Nordseite, der Marmorsaal mit Säulen und reich decorirter Kuppel lassen die selbstständige Hand des Architekten erkennen. Das Verhältniß|zwischen dem Könige und dem Künstler blieb ungeachtet eines formellen Ausgleichs ein gespanntes, die wichtigsten Aufträge fielen Andern zu und K. sah sich auf untergeordnete Bauten und vorwiegend decorative Werke beschränkt. Nach Vollendung früherer Unternehmungen errichtete er noch einen Sandsteinobelisk, eine Orangerie, den kleinen Kuppelbau der katholischen Kirche am Bassinplatz zu Potsdam (1751), eine später abgebrochene prächtige Marmorcolonnade, im Park von Sanssouci die Neptunsgrotte, einige Gebäude zu militärischen Zwecken und mehrere Bürgerhäuser in Potsdam und Berlin. Der Gunst seines Herrn verlustig entwarf K. für den jungen Fürsten Leopold Maximilian von Dessau den Plan zum modernen Umbau des alten Schlosses von Dessau, welcher im April 1748 mit dem rechten Flügel begonnen, erst im J. 1777 durch den Architekten von Erdmannsdorff (Bd. VI S. 189) vollendet wurde. Der Einfluß Knobelsdorff's machte sich ferner in dem Grundriß zum Palast des Prinzen Heinrich in Berlin, dem jetzigen Universitätsgebäude geltend, dessen Ausführung Bouman übertragen wurde. K. starb am 16. Sept. 1753 zu Berlin. Sein Tod beseitigte die Gegensätze des Lebens. Friedrich der Große ehrte das Gedächtniß des Jugendfreundes durch eine selbstverfaßte Lobrede, welche am 24. Januar 1754 in der Akademie der Wissenschaften verlesen wurde (vgl. Mémoires de l'Académie de Berlin t. VIII und Neue Ausgabe der Werke Friedrich des Großen von Preuß, t. VII p. 32—36). Ein vorzügliches Portrait Knobelsdorff's, 1739 von Pesne gemalt, ein charaktervolles Brustbild in der Tracht des 17. Jahrhunderts, in Kupfer gestochen von Seidel, befindet sich in Sanssouci. K. gehört unstreitig zu den hervorragenden Architekten von Berlin und übte auf die Entwickelung der Künste im Lande durch Belebung eines besseren Geschmacks entschiedenen Einfluß. Im Anschluß an die Lehren und Beispiele seiner Vorgänger wahrte er als energischer Charakter und gebildeter Künstler in all' seinem Streben den Ernst und die Würde der Kunst. Bei Durcharbeitung und Ausführung seiner Pläne standen ihm einige in der baukünstlerischen Technik bewährte Gehülfen, wie Horst, Finck, Krüger und Dietrichs zur Seite. Lange Zeit vor Winckelmann's Mahnung erkannte er, was die Außenarchitektur betrifft, in der Rückkehr zur Gesetzmäßigkeit der Antike das Rettungsmittel zur Wiederbelebung der Kunst. In der Raumanordnung der Gemächer und Innendecoration dagegen gab er der beweglicheren, vom Geist des Rococo beherrschten Auffassung seiner Zeit nach und entfaltete hierin den Reichthum seiner Phantasie und eine Fülle anmuthigster Motive.

    • Literatur

      Vgl. Georg Wenceslaus von Knobelsdorff, der Baumeister und Freund Friedrich des Großen. Von Wilhelm von Knobelsdorff, Berlin, Riegel's Verlagsbuchhandlung 1861.

  • Autor/in

    v. Donop.
  • Zitierweise

    Donop, von, "Knobelsdorff, Georg Wenceslaus Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 305-307 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118563734.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA