Lebensdaten
1829 – 1900
Geburtsort
Blankenburg (Harz)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Journalist ; Schriftsteller ; Politiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117232696 | OGND | VIAF: 40150433
Namensvarianten
  • Wehrenpfennig, Johann Friedrich Wilhelm
  • Wehrenpfennig, Wilhelm
  • Wehrenpfennig, Johann Friedrich Wilhelm

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wehrenpfennig, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117232696.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joachim Friedrich Christoph, Ökonom in Blankenburg;
    M Johanna Dorothea Friederike Holzhausen;
    1) 1860 Anna Helena Theodora (1830–v. 1887), T d. Franz Anton Hoelzle, Kaufm. in Frankfurt/M., Gründer d. Fa. Hoelzle u. Chelius 1827, u. d. Susanna Künzly, aus Uster (Kt. Zürich), 2) Berlin Emilie (1834–1912, 1] N. N. v. Breuls ), T d. Joseph Kopp (1788–1842), Dr. phil., Prof. f. Klass. Philol. an d. Univ. Erlangen (s. ADB 16; Erlanger Professoren III), u. d. Emilie Frisch;
    1 S Max (1861 / 62–1918), 3 T Anna ( 1881), Susanna (1864 / 65–1919, Franz Keibel, 1861–1929, Dr. med., Prof. f. Anatomie, s. NDB XI), Else Johanna Ottilie (1871–1952, Wolfgang Michael, 1862–1945, Kolonialaktivist, Prof. f. westeurop. Gesch. an d. Univ. Freiburg, Br.), Lehrerin in Freiburg;
    E Wolfgang F. Michael (1909–94), Germanist, Prof. an d. Univ. Texas in Austin (USA), Franz Henry Michael (1907–92), Sinol., Dipl., Walther Pius Michael (1913–85), Ökonom, Prof. an d. Ohio State Univ. (USA).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Gymnasium in Blankenburg studierte W. seit 1847 Ev. Theologie, Geschichte, Philosophie und Klassische Philologie an der Univ. Jena, wo er im selben Jahr der „progressistischen“ Burschenschaft „Verbindung auf dem Burgberg“ beitrat, später in Berlin. Als 1. Vorsitzender der radikalen Jenaer Allgemeinen Studentenschaft trat er Pfingsten 1848 auf dem 2. Wartburgfest und im Juli als Hauptredner auf einer demokratischen Massenversammlung in Roda auf. 1853 wurde W. aufgrund der Arbeit „Die Verschiedenheit der ethischen Prinzipien bei den Hellenen und ihre Erklärungsgründe“ (gedr. 1856) in Halle/ Saale zum Dr. phil. promoviert. 1855 legte er in Berlin die Große Staatsprüfung ab, wurde Lehrer am Joachimsthalschen Gymnasium und 1857 Oberlehrer am Friedrich-Wilhelms-(Real)Gymnasium in Berlin.

    Seit Okt. 1858 lebte W. in einer Wohngemeinschaft mit Wilhelm Dilthey (1833–1911) und gehörte zu einer Gruppe liberaler Intellektueller, die in der Nationalstaatsgründung eine Lösung der inneren Probleme Preußens sahen. Zwei politische Abhandlungen W.s (Gesch. d. dt. Pol. unter d. Einfluß d. ital. Kriegs, Eine Kritik, 1860; Die äußere Pol. d. Abg.hauses u. d. Mil.reform, Ansprache e. Wahlmannes an d. lib. Majorität d. Abg., anonym 1860) veranlaßten den Historiker Maximilian Duncker (1811–86), W. 1860 in das „Litterarische Bureau des Königlichen Staatsministeriums“ zu holen, das die Presse auswertete und mit offiziösen Artikeln versorgte. Hier stieg W. 1861 zum Direktor auf. Seit 1862 schrieb er auch für die vom „Litterarischen Bureau“ subventionierten „Preußischen Jahrbücher“, zunächst v. a. „politische Korrespondenzen“. Als der Heeres- zum Verfassungskonflikt eskalierte und Bismarck 1862 den parlamentarischen Widerstand der Liberalen brechen sollte, verlor W. als Vertreter der kompromißbereiten Politik der „Neuen Ära“ seinen Posten. Seit 1863 war er Redakteur der Preuß. Jahrbücher, unterstützte die Opposition, plädierte für eine Zusammenarbeit aller Liberalen, lehnte aber die Politik der Fortschrittspartei als „doctrinär“ ab.

    1865–67 kümmerte sich W. vorwiegend um die Reorganisation und den Verkauf des Gewürz- und Lebensmittelhandels seiner Schwiegereltern in Frankfurt/M. 1867 wurde er neben Heinrich v. Treitschke (1834–96) Herausgeber der „Preußischen Jahrbücher“ (bis 1879). 1872 / 73 war er zudem Chefredakteur der „Spenerschen Zeitung“. W. stellte sich auf die Seite der Nationalliberalen und vertrat eine Linie, deren Richtung Hermann Baumgarten (1825–93) in seinem Aufsatz „Der deutsche Liberalismus, Eine Selbstkritik“ (1866) vorgegeben hatte und die die „Liberale Ära“ 1866–75 bestimmte: gouvernemental, außenpolitisch auf Bismarcks Kurs, für eine liberale Innenpolitik, antidemokratisch und antipartikularistisch.

    1868–79 saß W. für die Nationalliberalen im preuß. Abgeordnetenhaus, seit 1869 im Nord-|dt., 1871–81 als Vertreter kurhess. Wahlkreise im Dt. Reichstag. Hier gehörte er zu den führenden Mitgliedern der Fraktion, war bis Herbst 1877 im Zentralwahlkomitee und anschließend bis 1878 im weniger einflußreichen Parteivorstand. 1877 kehrte er, protegiert von Bismarck, als Vortragender Rat für die Technischen Hochschulen und das gewerbliche Unterrichtswesen im preuß. Handelsministerium in den Staatsdienst zurück. 1879 wechselte er in dieser Funktion in das Kultusministerium und zog sich weitgehend aus der Parteipolitik zurück (Ruhestand 1900).

    W. stand in politischen Konflikten nie in der ersten Reihe, sondern wirkte vorwiegend im Hintergrund. Vor allem in den „Preußischen Jahrbüchern“, aber auch als Chef der „Spenerschen Zeitung“, später in Führungsgremien der Nationalliberalen Partei und dann in wichtigen Ministerien war er an vielen Weichenstellungen der Reichsgründung und der „Liberalen Ära“ beteiligt.

  • Auszeichnungen

    |Geh. Oberreg.rat (1881);
    WGR (1899);
    Dr.-Ing. h. c. (TH Aachen 1900).

  • Werke

    |Rede d. Prinzen Napoleon, 1861 (Hg.);
    Das dipl. Vorspiel d. Krieges, 1870;
    Moritz Veit, Eine Lebensskizze, 1870;
    Die Gesetzgebung d. letzten sechs J. im Reich u. in Preußen, Dargest. v. e. Mitgl. d. Centralwahlcomité’s d. nat.lib. Partei, 1876 (anonym);
    Briefe: M. Cornicelius (Hg.), Heinrich v. Treitschkes Briefe, Bd. 3, 3. u. 4. Buch 1866–1896, 1920;
    P. Wentzcke u. J. Heyderhoff (Hg.), Dt. Liberalismus im Za. Bismarcks, 2 Bde., 1925 / 26 (P);
    Nachlaß: Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin.

  • Literatur

    |G. Nöth-Greis, Das Literar. Büro als Instrument d. Pressepol., in: J. Wilke (Hg.), Pressepol. u. Propaganda, Hist. Stud. v. Vormärz bis z. Kalten Krieg, 1997, S. 1–78;
    A. Lauterbach, Im Vorhof der Macht, Die nat.lib. RTfraktion in d. Reichsgründungszeit 1866–80, 2000;
    S. Haas, Die Preuß. Jbb. zw. Neuer Ära u. Reichsgründung 1858–71, 2017;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Biogr. Lex. Burschenschaft (L, P);
    Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I;
    RT-Abg. Liberale.

  • Porträts

    P Photogr., um 1876, Abb. in: RT Norddt. Bund, S. 350.

  • Autor/in

    Christian Jansen
  • Zitierweise

    Jansen, Christian, "Wehrenpfennig, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 562-563 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117232696.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA