Lebensdaten
1861 – 1929
Geburtsort
Adelig Dombrowken (Westpreußen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Anatom
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116093676 | OGND | VIAF: 69672926
Namensvarianten
  • Keibel, Franz
  • Keibel, Franz K. J.
  • Keibel, Franz Karl Julius
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Zitierweise

Keibel, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116093676.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1818–93), Rittergutsbes., S d. Karl, Kaufm. u. Ratsherr in Strasburg/Westpr., u. d. Regine Sophie Bock;
    M Anna (1837-n. 1903), T d. Apothekers Scharlock in Graudenz;
    Schw Sophie ( Heinrich Rickert, 1936, Prof. d. Philos.);
    - Berlin 25.9.1887 Susanna (1865–1919), T d. Wilhelm Wehrenpfennig (1829–1900), Dr. phil., Dr.-Ing. Gymnasiallehrer, 1863-83 Redakteur d. Preuß. Jbb., 1877 Vortragender Rat im preuß. Handelsmin., 1879-99 Oberregierungsrat im Kultusmin., 1868-79 Mitgl. d. Abg.hauses, 1869-81 d. Reichstags (s. BJ V, Tl., L), u. d. Anna Hoelzle;
    3 S (1 ⚔). 1 T (jung †).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Danzig, Graudenz und Berlin studierte K. zunächst 1 Semester Jura in Freiburg, dann Medizin in Berlin und Straßburg. 1887 legte er in Straßburg das Staatsexamen ab, wurde mit einer Arbeit über „Die Urbewohner der Canaren“ promoviert und trat als Assistent bei Schwalbe ein. 1889 wurde er Prosektor für Vergleichende Anatomie am Anatomischen Institut Freiburg bei Wiedersheim. Seine bereits in Straßburg fertiggestellte Habilitationsschrift „Zur Entwicklungsgeschichte der Chorda bei Säugern“ fand die Anerkennung der Freiburger Medizinischen Fakultät, und nach einer Probevorlesung „Kurze Charakterisierung des Achsenskelettes der Wirbeltiere vom anatomischen und entwicklungsgeschichtlichen Standpunkte aus“ erhielt er 1889 die Venia legendi für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. 1892 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt, 1900 erhielt er ein planmäßiges Extraordinariat, 1912 wurde ihm der Titel eines ordentlichen Honorarprofessors verliehen. 1914 wurde K. auf den Lehrstuhl nach Straßburg berufen. Die 25 Jahre in Freiburg gelten als die glücklichsten seines Lebens. 1918 mußte er Straßburg verlassen. Nach kurzer Tätigkeit in München ging er nach Königsberg. 1922 trat er die Nachfolge von Oscar Hertwig an und leitete das Berliner Institut bis zu seinem Tode 1929.

    K.s wissenschaftliche Arbeit (über 100 Veröffentlichungen) galt von Anbeginn der beschreibenden, vergleichenden Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere. Er befaßte sich eingehend mit schwierigen Grundfragen der ersten Entwicklung, galt als scharfer Beobachter, vorsichtig in den Schlüssen, sorgfältig und systematisch.

    Der Wissensstand der ontogenetischen Entwicklungslehre war Ende des 19. Jahrhunderts lückenhaft; phylogenetische Gedankenrichtung und Homologiefragen standen ganz im Vordergrunde. Die überwiegende Mehrzahl der Untersuchungen war Teilentwicklungen gewidmet. Eine umfassende Darstellung der Gesamtentwicklung des Organismus fehlte; es gab nicht eine einzige vollständige Entwicklungsgeschichte eines Wirbeltieres. Um die vergleichende Ontogenesenlehre zu fördern, schuf K. die „Normentafeln zur Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere“ (14 Bände, 1897–1925). Hier ist vor allem auf eine tabellarische Befundzusammenstellung Wert gelegt, die einen Vergleich der Organentwicklung in den verschiedenen Entwicklungsperioden ermöglicht. K. ging bei seinen Arbeiten davon aus, daß sich die einzelnen Teile des Embryos stets in Beziehung zueinander entwickeln und die Entwicklung jedes Teiles abhängig von der Entwicklung des Ganzen ist. Er stand mit dieser Auffassung im Gegensatz zu Roux' Mosaiktheorie. – K. wandte sich schon 1895 (damals fast allein) gegen Haeckels „biogenetisches Grundgesetz“ und stand der Erklärung nutzmäßiger Körperwerkzeuge durch den „Kampf ums Dasein“ und die „natürliche Auslese“ stark zweifelnd gegenüber. Drieschs Entwicklungslehre lehnte er entschieden ab und stimmte diesbezüglich mit W. Roux überein.

    K. genoß hohes Ansehen auch im Ausland, war Ehrendoktor von Harvard, Saint Andrew's und Birmingham, Ehrenvorsitzender der französischen Anatomentagung in Lyon 1901, Ehrenmitglied der Medical Association von Nordamerika 1912 und hielt 1928 auf Einladung des Royal College of Physicians London eine der Hauptgedächtnisreden auf Harvey|anläßlich der 300-Jahrfeier der Entdeckung des Blutkreislaufs.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1923).

  • Werke

    Weitere W u. a Die Entwicklung d. äußeren Körperform d. Wirbeltierembryonen, insbes. d. menschl. Embryonen aus d. ersten 2 Monaten, in: O. Hertwig, Hdb. d. vgl. u. experimentellen Entwicklungslehre d. Wirbeltiere I, 1902. -
    Hrsg. (mit F. P. Mall): Hdb. d. Entwicklungsgesch. d. Menschen, I, 1910 (v. K. stammen Kap. 1-6, Vorentwicklung u. erste Entwicklung betr.), II, 1911 (v K. stammen Kap. 16 Entwicklung d. Sinnesorgane, Kap. 20, Ineinandergreifen d. versch. Entwicklungsvorgänge). -
    Mitarb.: Ergebnisse d. Anatomie u. Entwicklungsgesch., hrsg. v. F. Merkel u. R. Bonnet, V, 1896, VII, 1898, X, 1901.

  • Literatur

    R. Fick, Gedächtnisrede, in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., 1929, S. CVII-XXII (W-Verz.);
    K. Peter, in: Anatom. Anz. 68, 1929, S. 201-20 (W-Verz., P);
    E. Th. Nauck, F. K., Zugleich e. Unters. üb. d. Problem d. wiss. Nachwuchses, 1937;
    ders., Die Privatdozenten d. Univ. Freiburg i. Br. 1818-1955, 1956;
    W. Neuland, Gesch. d. Anatom. Inst. u. d. Anatom. Unterrichts an d. Univ. Freiburg i. Br., 1941;
    Pagel;
    Kukula;
    Wi. 1928;
    Fischer. |

  • Quellen

    Qu.: Registraturarchiv d. Univ. Freiburg, Dienerakten.

  • Autor/in

    Barbro Kuhlo
  • Zitierweise

    Kuhlo, Barbro, "Keibel, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 401-402 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116093676.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA