Lebensdaten
1845 – 1923
Geburtsort
Mettmann bei Düsseldorf
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Montanindustrieller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13596119X | OGND | VIAF: 80388027
Namensvarianten
  • Kirdorf, Adolph
  • Kirdorf, Adolf

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Zitierweise

Kirdorf, Adolph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13596119X.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin (1811–47), Handwebereibes. in Mettmann;
    M Amalie Dickes (* 1811), aus berg. Bauernfam.;
    B Emil (s. 2);
    - 1) Düren 1877 Klara (1853–1906), 2) 1907 Emma (1856–1932), beide T d. Papierfabr. Ludolph Hoesch (1818–60) in Düren (s. NDB IX*) u. d. Malwine Peill;
    1 S, 2 T, u. a. Max (1878–1923), Montanindustr., Adele ( 1] Eduard Honigmann, 1872–1917, Bergwerksbes. in Aachen, s. NDB IX*, 2) Gustav Kastner-Kirdorf, * 1881, Gen. d. Flieger).

  • Biographie

    K. absolvierte das Gymnasium in Düsseldorf und dann die Webschule in Mülheim/|Ruhr mit dem Ziel, die nach dem frühen Tode des Vaters von einem Onkel geleitete angestammte Firma, die Handweberei Burberg & Kirdorf in Mettmann, zu übernehmen. Die von der Mutter auf ihn übertragene Rolle des „Verantwortlichen“ hatte bereits früh eine außerordentliche Begabung zu selbständiger Urteilsfindung in ihm geweckt. Daneben war ein ebenfalls früh erkennbarer Zug zum Ausgleich Kennzeichen seiner Persönlichkeit. Ebenso prägend wie die Erfahrungen im Elternhaus wurde für K. der Bankrott des Familienunternehmens, das den Anschluß an die mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 60er Jahren einsetzende Mechanisierung verpaßt hatte. Die Handweberei konnte gegen die mit Dampfkraft arbeitenden Betriebe nicht mehr konkurrieren. K.s Onkel erschoß sich.

    Für K. wurde der Verlust des Vermögens zur „verpflichtenden Mahnung“. Kennzeichnend ist, daß er eine Chance, in den Kohlenbergbau einzutreten, dem jüngeren Bruder Emil überließ. Er selbst legte als technischer Direktor bei der mechanischen Weberei Simons & Frowein in Leichlingen die Grundlagen für seine Karriere. Von dort ging er zur Dortmunder Union, wo er Prokura erhielt, und übernahm dann 1875 die kaufmännische Leitung des Aachener Hüttenvereins „Rothe Erde“. Er entwickelte nun konsequent die Konzeption des gemischten Betriebs. Die Sanierung des „verfahrenen Zustands“ des Aachener Hüttenvereins, der zum Teil eine Folge des konjunkturellen Niederganges nach 1873 war, und der anschließende Aufbau der Werke in Esch (Luxemburg) und Deutsch-Oth, die Stahl- und Walzwerksanlagen in Aachen und der systematische Aufkauf von Erzfeldern zeigen dies. Der Ausbau des Schalker Gruben- und Bergwerksvereins, die Angliederung der Eschweiler AG für Drahtfabrikation, der Firma Piedboeuf & Co., der Düsseldorfer Röhren-Industrie sind sein Werk, ebenso der Ausbau von Blechwalzwerken in Aachen und vor allem die Konzeption der größten damaligen Hütte, der Adolph-Emil-Hütte in Esch. 1887 übernahm der Aachener Hüttenverein mit einer Rohstahlerzeugung von 500 000 Tonnen den ersten Platz unter den deutschen Stahlwerken. K. verfolgte, dem Vorbild der Kohlenindustrie nacheifernd, eine Politik der Syndikatsbildung gegen die Trustpolitik; 1904 wurde der Stahlwerksverband auf seine Initiative hin gegründet. Gleichzeitig begann eine immer enger werdende Zusammenarbeit mit der von seinem Bruder geleiteten Gelsenkirchener Bergwerks-AG. – Der 1. Weltkrieg zerstörte K.s Lebenswerk. Die Adolph-Emil-Hütte ging an ein französisch-luxemburgisches Konsortium, ebenso der Aachener Hüttenverein, der teilweise abgetreten werden mußte, teilweise aus wirtschaftlichen Gründen nicht gehalten werden konnte.

    K. konzentrierte sich auf die Stahlseite des Montanbereichs, war allerdings nicht so ausschließlich Kartellist wie sein Bruder. Stets suchte er die Entwicklung im Blick auf den Konzern zu fördern. Seine politisch bedeutsamste Wirkung beruhte auf der mäßigenden und vermittelnden Haltung, die er zwischen den reaktionären Ansichten im Revier und den liberalen Interessen in der Finanzzentrale Berlin einnahm. In der Arbeiterfrage war K. offen eingestellt; er befürwortete eine Politik des sozialen Ausgleichs, ganz im Unterschied zur Mehrheit der Großindustriellen oder gar zur unnachgiebigen Einstellung seines Bruders. Für ihn war der „soziale Friede“ Basis der unternehmerischen Entwicklung. Er neigte den Nationalliberalen zu. Ziel seines politischen Handelns war es, Deutschland als Weltmacht zu sehen. Bei allem Bismarck-Kult prägte ihn sowohl überliefertes liberales wie auch wilhelminisches Staats- und Nationalbewußtsein.|

  • Auszeichnungen

    GKR, Dr.-Ing. E. h. (TH Aachen 1912).

  • Literatur

    W. Debus, in: DBJ V, S. 224-29 (L).

  • Porträts

    in: W. Bacmeister, Emil Kirdorf, ²1936.

  • Autor/in

    Helmut Böhme
  • Zitierweise

    Böhme, Helmut, "Kirdorf, Adolph" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 665-666 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13596119X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA