Lebensdaten
1902 – 1973
Geburtsort
Simmershausen im Schocketal bei Kassel
Sterbeort
Altstätten bei Sankt Gallen (Schweiz)
Beruf/Funktion
Schraubenfabrikant ; Maschinenfabrikant ; Mäzen
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 139994637 | OGND | VIAF: 103312857
Namensvarianten
  • Kellermann, Rudolf
  • Kellermann, Rudolph

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Zitierweise

Kellermann, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139994637.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (* 1875), 1903 Gartendir. in Neuß;
    M Maria Degenhardt (* 1874) aus Kassel;
    Stuttgart 1930 Marie Johanna (* 1902), T d. Braumeisters Karl Gebhardt u. d. Marie Gerhab;
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    K. kam 1903 mit seinen Eltern nach Neuß am Rhein. Er absolvierte dort als ältestes von 11 Geschwistern das Gymnasium, arbeitete dann als Praktikant und studierte als Werkstudent an der TH Stuttgart Maschinenbau, interessierte sich aber auch für Geschichte, Kunst und Volkswirtschaft. 1927 Diplom-Ingenieur, stieg er bei Bauer & Schaurte in Neuß schnell zum Produktionsleiter der soeben eingerichteten Abteilung für spanlos hergestellte vergütete Schrauben auf. Seine dort erzielten Erfolge führten dazu, daß er nach sorgfältiger Standortsuche 1935 mit 3 Mitarbeitern die „Rudolf Kellermann Fabrik für Gewindeteile Osterode am Harz“ zur Erzeugung kaltgeformter hochfester Gewindeteile gründete und die seitdem weit entwickelte Massenproduktion begann. Der schnell wachsende Bedarf durch die Motorisierung (Kraftwagen, Flugzeug) förderte die Entwicklung des Werkes, dessen wichtigste Abnehmer bald die größten deutschen Automobilfabriken wurden. 1940 begann man mit der statistischen Qualitätskontrolle. Nach dem 2. Weltkrieg wurde auf Veranlassung der Besatzungsbehörden bereits im Juni 1945 die Fabrikation von KAMAX-Schrauben (das fortan beibehaltene international geschützte Warenzeichen) wieder aufgenommen. Schnell fand K. mit seinen Norm- und Zeichnungsschrauben, insbesondere mit Pleuel-Schrauben, aber auch mit Maschinenkonstruktionen für Sonderbearbeitungen im eigenen Betrieb, Anschluß an die neue Motorisierungswelle. Seine durch innerbetriebliche Forschung und Entwicklung stets modernste Produktionsweise und scharfe Werkstoff- und Produktionskontrollen auf höchste Qualität gebrachten „hochfesten lösbaren Verbindungselemente“ fanden erneut Anerkennung bei den großen deutschen und internationalen Unternehmen für Fahrzeug-Erzeugung, beim Maschinen- und Flugzeugbau. 1955/56 gründete K. als 2. Werk die „Fabrik für Konstruktionsteile Rudolf Kellermann“ in Homberg (Oberhessen), wo er als erster deutscher Schraubenproduzent in großem Umfange Automaten für die Normschrauben-Fertigung einsetzte, 1969 ein weiteres Werk 15 km entfernt in Alsfeld (Oberhessen) insbesondere für Fertigungsverfahren mit Sonderwerkstoffen und für neue Formgebungstechniken. Bis 1972 wuchs die Zahl der Mitarbeiter in diesen Werken auf etwa 2 200. Als Vertreter uneingeschränkter unternehmerischer Unabhängigkeit hielt K. Distanz gegenüber Arbeitgeberverbänden, gute Beziehungen zur Gewerkschaft sowie prinzipielle Eigenfinanzierung seines Unternehmens für nötig. Er galt in diesem Zusammenhang als „Finanzgenie“. 1968 begann er sich von der unmittelbaren Leitung seines Konzerns zurückzuziehen; als Präsident der „KAMAX-Firmengruppe“ siedelte er 1970 nach Altstätten über. Ein sogenannter „mittlerer“ Unternehmer, erwarb er sich bleibende Bedeutung durch die starke Betonung von Forschung (zahlreiche Patente) und Qualitätskontrolle in seinen Betrieben, womit er einen wesentlichen, von den Automobil- und Flugzeugproduzenten sowie von den Fachverbänden vielfach anerkannten Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit der Kraftfahrzeuge und Flugzeuge leistete. Über seine wirtschaftlich-technischen Erfolge hinaus war K. ein individualistischer Mäzen als Förderer des Pferdesports, von Parkanlagen in Homberg, von Künstlern, der Heimat-, der Wirtschafts- und Technikgegeschichte (1967 Stiftung des „Rudolf-Kellermann-Preises“), ein bewußter Vertreter der bürgerlichen Kultur mit ihrem privatwirtschaftlichen Unternehmertum – unbeugsam, aber auch skeptisch in bezug auf die Zukunft dieser Gesellschafts- und Wirtschaftsform und daher letztlich ein politischer Pessimist in der Erkenntnis, daß er in der Endphase seiner Epoche lebte.|

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (TH Hannover 1964);
    Ehrenplakette d. VDI (1957), Goldene Diesel-Medaille d. Erfinder-Verbandes (1968), Ehrenmünze d. VDI (1971);
    Mitgl. d. Präsidiums d. Dt. Normenausschusses u. d. Beirats d. VDI-Hauptgruppe Technikgesch.

  • Werke

    Die Kulturgesch. d. Schraube, ²1962;
    Das Hausbuch d. Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, dt. Handwerkerbilder d. 15. u. 16. Jh., 1968;
    Die Langen u. d. Kurzen Hessen, auf alten Wegen v. Homberg u. Alsfeld nach Osterode, 1970 (sämtl. mit W. Treue).

  • Literatur

    W. Treue, R. K., Privatdr., 1973.

  • Porträts

    2 Büsten v. H. Moos, Bilder v. Felin u. M. Pasieka in Homberg u. Altstätten.

  • Autor/in

    Wilhelm Treue
  • Zitierweise

    Treue, Wilhelm, "Kellermann, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 473-474 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139994637.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA