Lebensdaten
1882 – 1967
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Gibswil Kanton Zürich
Beruf/Funktion
Textilindustrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124060188 | OGND | VIAF: 72316843
Namensvarianten
  • Keller-Lips, Otto
  • Keller, Otto
  • Keller-Lips, Otto
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Zitierweise

Keller, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124060188.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav (1840–1909), aus Fischenthal, Lehrer in Uster, dann Gen.agent d. „Zürich-Unfall“ u. d. „Helvetia-Feuer“ in B.;
    M Emma Honegger (1850–1928);
    Om Caspar Honegger (1820–92), Gründer d. Weberei Neuthal in Gibswil: - Zürich 1909 Berta (1889–1975), T d. Möbelfabr. u. Gemeindepräs. Heinrich Lips (1847–1904) u. d. Luise Appenzeller;
    S Otto (1913–67), Hans (* 1915), Karl (* 1917), alle Teilhaber d. Fa.

  • Biographie

    K. besuchte in Bern die Handelsabteilung des Gymnasiums und trat im Geschäft seines Vaters eine kaufmännische Lehre an, der ein Aufenthalt in Paris folgte, wo ein Onkel die französische Vertretung der Versicherungsgesellschaft „Zürich“ leitete. Ein anderer Onkel, Caspar Honegger, der in Gibswil die Weberei Neuthal betrieb, wünschte ihn als Nachfolger in diesem Unternehmen. K. nahm das Angebot an, weil ihn die selbständige Tätigkeit eines ländlichen Industriellen lockte. Er trat 1903 als gewöhnlicher Arbeiter in die Firma ein und besuchte dann während eines Jahres das Technikum für Textilindustrie in Reutlingen, das er mit dem Diplom verließ. Zur Weberei Neuthal, die 1904 rund 100 Arbeitskräfte beschäftigte, gehörte eine kleine Landwirtschaft nebst 25 Arbeiterwohnungen. Die Baumwollweberei lieferte damals den aus Mousseline bestehenden Stickboden für die Stickereiindustrie. Diese geriet um 1909 in eine schwere Krise. K. vollzog die notwendige Umstellung auf mercerisierte Baumwollstoffe mit neuen Ausrüstungsmethoden. Doch dauerte der neue Aufschwung nicht lange. Seit 1920 litt die Schweizer Textilindustrie besonders schwer. Verluste häuften sich auf Verluste; K. setzte sein ganzes Privatvermögen ein und verpfändete seine Lebensversicherungspolicen, um die Arbeiterschaft durchhalten zu können. Eine große, ganz auf eigene Rechnung angefertigte Lieferung nach Rumänien verursachte besonders schwere Verluste. Erst nach der Abwertung des Frankens im Herbst 1936 erholte sich die Textilindustrie. Ein Mitarbeiter der Firma, den K. zur Ausbildung nach Reutlingen geschickt hatte, entwickelte ein neues, grobmaschiges Vorhanggewebe, das patentiert wurde und dem Geschäft neuen Auftrieb verlieh.

    K. hatte sich schon früher mit der Fabrikation von Baumwollmarquisette-Vorhangstoffen nicht zuletzt bei der Kundschaft in Deutschland einen Namen gemacht und eine 6 Meter breite Webmaschine bauen lassen. Während des 2. Weltkrieges wurde die Garnbeschaffung schwierig und nötigte zur Umstellung auf Ersatzgarne wie Zellwolle und Kunstseide. Die Firma spezialisierte sich in der Folge immer mehr auf Vorhanggewebe unter Verwendung von vollsynthetischen Fasern. Auf diesem Gebiet kam ihr bald eine führende Rolle zu. Die jährliche Produktion vergrößerte sich bis auf 8 Millionen m². Ihr gutes Gedeihen seit 1950 verdankt die Firma einer ausgesprochenen Solidarität zwischen Unternehmensleitung und Arbeiterschaft, die sogar zur gemeinsamen Finanzierung von sozialen Vorhaben führte. K. nahm 1947 seine Söhne Otto, Hans und Karl als Teilhaber auf. Seit 1956 war Karl Alleininhaber.

    Die Herkunft K.s aus dem Versicherungsfach wirkte sich auf seine spätere Tätigkeit fruchtbar aus. Er wurde vom Arbeitgeberverband der Textilindustrie als Mitglied des Verwaltungsrates der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA oder SUVAL) mit|Sitz in Luzern vorgeschlagen und versah dieses schwierige Amt während 25 Jahren. Vor allem in der Anfangszeit der 1918 in Tätigkeit getretenen staatlichen und obligatorischen Unfallversicherung verstand er es, viele Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Besonders bei der oft kontroversen Berechnung der Prämien wie auch der Entschädigungen bewährte sich K. als kluger Schiedsrichter. Er gehörte von Anfang an zu den zähesten Verfechtern der Unfallverhütung und verlangte die statistische Durchleuchtung aller Unfallvorgänge. Damit gab er den Anstoß zu Untersuchungen, die später selbstverständlich wurden.

  • Werke

    25 J. SUVAL, 1946.

  • Literatur

    W. Sulser, 100 J. Weberei Neuthal 1861-1961, 1962;
    H. R. Schmid, in: Schweizer Pioniere d. Wirtsch. u. Technik 23, 1970 (P).

  • Autor/in

    Hans Rudolf Schmid
  • Zitierweise

    Schmid, Hans Rudolf, "Keller, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 464-465 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124060188.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA