Lebensdaten
1840 – 1914
Geburtsort
Neckarweihingen bei Ludwigsburg
Sterbeort
Abtsgemünd bei Aalen
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119435578 | OGND | VIAF: 19953553
Namensvarianten
  • Keller, Friedrich von
  • Keller, Friedrich
  • Celler, Friedrich von
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Zitierweise

Keller, Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119435578.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Jacob (1794–1849), Bauer u. Weingärtner, S d. Weingärtners Joh. Jacob in N. u. d. Esther Benkiser;
    M Justine (1798–1871), T d. Bauern Joh. Georg Maier in N. u. d. Christina Märkle;
    Hochdorf 1876 Ernestine Burger aus Hochdorf;
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    Die außerordentliche zeichnerische und malerische Begabung des jungen K. – das früheste noch erhaltene Ölbild („Gewittrige Stimmung an einer Felsküste“) hat er als 10jähriger gemalt – wurde in der Schule und vom Ortspfarrer bald erkannt. Der Ludwigsburger Dekan Christlieb vermittelte dem 12jährigen Volksschüler die Möglichkeit, am Zeichenunterricht des Lehrers Walcher in der Lateinschule teilzunehmen. Nach einer 4jährigen Maler- und Lackiererlehre in Ludwigsburg siedelte K. 1858 nach Stuttgart über und besuchte dort die Zeichenschule des Zimmermalers Kämmerer, in dessen Geschäft er 1862 eintrat. 1867 konnte K. endlich dank eines Stipendiums in die Stuttgarter Kunstschule eintreten, um in den folgenden 4 Jahren in der technischen Malklasse bei Heinrich F. G. von Rustige und in der Komponierklasse bei Bernhard K. J. Neher zu studieren. 1871 ging er nach München zu weiteren mehrjährigen Studien bei dem Historienmaler Wilhelm von Lindenschmit. Neben der Historienmalerei (für die Komposition eines „Kolumbus“ erhielt er einen Preis) und dem damit verbundenen intensiven Studium der Werke seiner großen venezianischen Vorbilder Tizian und Tintoretto in der Pinakothek fühlte sich K. stark von der Landschaft angezogen. Schon zu Beginn seiner Münchner Zeit entstanden|in Dachau impressionistisch aufgefaßte, zügig gemalte Landschaftsstudien von erstaunlicher Licht- und Tiefenwirkung. Auch eine Reihe von Genre-Bildern wie „Diskutierende Bauern am Wirtstisch“ (1872) oder „Der Maler in der Wirtsstube“ (1874) zeichnen sich durch hohe malerische Qualität, durch delikate Behandlung des Lichts und satte Tonigkeit der Farbe aus, die an Leibl und seinen Kreis erinnern.

    Doch K. ist weder bei der Historien- noch bei der Genre-Malerei stehengeblieben. Das Thema für die ihm gemäße große bewegte Form des Figurenbildes fand er bei seinen Landschaftsstudien in den Steinbrüchen von Polling nahe München. Die Steinbrecher waren es, die er dort für die Malerei entdeckte. Ihre starken muskulösen Körper, ihre mannigfachen Bewegungen, oft bei äußerster Kraftanstrengung, die sich vielfältig ergebenden Figurengruppierungen, etwa beim gemeinsamen Stemmen, Schieben und Ziehen eines schweren Blocks in der von brütender Hitze und Staub erfüllten Atmosphäre des Steinbruchs, faszinierten ihn. Das grandiose Steinbrecherbild (1878) in der Hamburger Kunsthalle vereint alle diese Momente in sich. Der erste, mit hinreißender Verse gemalte Entwurf zu diesem Steinbrecherbild ist 1876 entstanden; er wurde spontan von Defregger erworben (heute im Besitz der Galerie der Stadt Stuttgart). Zwischenzeitlich knüpfte K. an seine anfängliche Historienmalerei an und schuf Kompositionen religiösen Inhalts („Grablegung“, 1884, großformatige Gemälde für Kirchen in Stuttgart, Eßlingen, Oberlenningen, Neckarweihingen und Abtsgmünd: „Gesetz“ und „Justiz“ für das Justizgebäude in Ulm, 1899). Auf einer halbjährigen Orientreise (1904) bewies er sein malerisches und zeichnerisches Können auch im Bereich der Tierdarstellung (unter anderem Kamelstudien). Dennoch blieb K.s eindeutig dominierendes Sujet der Schwerarbeiter, zuerst im flimmernden und gleißenden Freilicht des Steinbruchs, später auch im dämmrigen Innenraum der Steinschleiferei oder im Feuerschein der Essen in Hammerschmieden, Gießereien und Walzwerken. Somit gehörte K. zu den ersten deutschen Malern, die den Arbeiter in einer Zeit, die im wesentlichen noch der konservativen Historienmalerei verhaftet war, zu ihrem Thema erwählt hatten. Völlig unbeeinflußt etwa von Courbet hat er dabei in ständiger Auseinandersetzung mit der Natur hervorragende Werke des Realismus und der Freilichtmalerei geschaffen.

    1883 wurde K. als Professor an die Kunstschule nach Stuttgart berufen. Zu der großen Zahl seiner Schüler gehörten unter anderem Christian Landenberger und Oskar Schlemmer.|

  • Auszeichnungen

    Orden d. Württ. Krone (1909), Ehrenbürger v. Abtsgmünd (1912), Große Goldene Verdienstmedaille f. Kunst u. Wiss. d. Württ. Kronenordens (1913).

  • Werke

    Hauptwerke in: Bukarest, Mus. Simu, Hamburg, Kunsthalle, Stuttgart, Staatsgal. u. Gal. d. Stadt Stuttgart. Ulm, Mus.; Unvollst. W-Verz.
    in: F. v. Boetticher, Malerwerke d. 19. Jh. I, 1895, S. 701;
    Prof. F. v. K., d. schwäb. Maler d. arbeitenden Menschen, s. Leben u. Wirken, 1957 (Ka., beigelegt Faltbl. auf dem 215 Gem. u. 197 Zeichnungen aufgeführt sind, die 1957 in Ludwigsburg u. Neckarweihingen ausgestellt waren u. mit e. Auszug aus e. Aufsatz v. Th. Heuss, 1 Vierfarbdruck u. 19 Abb. v. Ölgem., zusammengest. aus Überlieferungen u. Ztg.ausschnitten v. E. F. Burk, P).

  • Literatur

    M. Diez, in: Württ. Nekr. f. d. J. 1914, 1917, S. 154-67 (L);
    O. Fischer, Schwäb. Malerei d. 19. Jh., 1925, S. 79-81 (mit Abb.);
    W. Fleischhauer, J. Baum u. St. Kobell, Die schwäb. Kunst im 19. u. 20. Jh., 1952, S. 148-50 (mit Abb.);
    P. Beye, Schwäb. Maler um 1900, 1964, S. 37-44 (mit Abb.);
    Die Stuttgarter Kunst d. Gegenwart, bearb. v. J. Baum, 1913, S. 40-46 (mit Abb.);
    DBJ I (Tl., L);
    ThB.

  • Porträts

    Ölgem. v. Ch. Landenberger, Abb. b. Burk, s. W;
    Selbstbildnis (Öl) (Gal. d. Stadt Stuttgart).

  • Autor/in

    Eugen Keuerleber
  • Zitierweise

    Keuerleber, Eugen, "Keller, Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 436-437 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119435578.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA