Lebensdaten
1878 – 1963
Geburtsort
Reichenberg (Nordböhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Althistoriker ; Archäologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116094346 | OGND | VIAF: 49967610
Namensvarianten
  • Keil, Josef
  • Keil, Joseph
  • Keil, Josephus
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Zitierweise

Keil, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116094346.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav (1848–97), Tuchfabr. in R., S d. Tuchmachermeisters Josef Gustav (1819–1905) in R.;
    M Maria (1853–1917), T d. Postmeisters Wenzel Jarisch aus Ringelshain Bez. Dt. Gabel;
    Reichenberg 1920 Friederike (1892–1974), T d. Adolf Novotny (1855–94), aus Jitschin/Böhmen, Zellulose-Fabrikdir. in Heidenau b. Pirna, u. d. Rosa Daublebsky v. Sterneck;
    1 S.

  • Biographie

    Nach Besuch des Gymnasiums in Reichenberg studierte K. an der Universität Wien 1897-1904 klassische Philologie, Epigraphik und klassische Archäologie. 1903 wurde er mit der Dissertation über „Prometheus und Pandora“ zum Dr. phil. promoviert; 1904 legte|er die Lehramtsprüfung für Latein und Griechisch ab. 1904-14 war K. Sekretär des Österreichischen Instituts in Smyrna, beteiligte sich an den Ausgrabungen in Ephesos und 1910 in Elis und unternahm seit 1905 Reisen durch Kleinasien. Nach einer Kriegsverwundung in Serbien 1914 war K. Sekretär des Österreichischen Archäologischen Instituts in Wien; 1920 habilitierte er sich für Alte Geschichte. 1922 wurde er Regierungsrat, 1924 Hofrat, 1925 außerplanmäßiger außerordentlicher Professor. 1925 unternahm er eine Forschungsreise nach Kilikien. 1926-35 war er Leiter der Ausgrabungen in Ephesos. 1927-35 war K. ordentlicher Professor für Alte Geschichte in Greifswald, 1936-51 in Wien.

    K.s Lebenswerk ist eng mit zwei großen von der Wiener Akademie der Wissenschaften übernommenen Forschungsaufgaben verbunden: mit den Ausgrabungen in Ephesos und mit der Herausgabe der antiken Inschriften Kleinasiens. K. hat an den Grabungen in Ephesos bereits unter Rudolf Heberdey (1898–1913) teilgenommen; er selbst hat 1926-35 dort selbständig gegraben und unter anderem 3 Gymnasien, den Tempel des Domitian, die Johanneskirche und das Mausoleum von Belevi freigelegt. Das Coemeterium der Sieben Schläfer hat unter seiner Leitung (1954–58) der spätere Ausgräber von Ephesos, Franz Miltner, ergraben. Die Ergebnisse dieser Grabungen hat K. in einer Vielzahl von Einzelarbeiten behandelt, in den historischen Zusammenhang eingeordnet und gedeutet; ebenso hat er den epigraphischen Ertrag der Grabungen bekanntgemacht. Der epigraphischen Erschließung Kleinasiens waren 1902-11 Reisen gewidmet, die K. im Auftrag der Wiener Akademie durchführte; 1902 bereiste er zusammen mit Heinrich Swoboda und Fritz Knoll Lykaonien, Pamphylien und Isaurien, 1906-11 zusammen mit Anton von Premerstein Lydien. Im Auftrag der „American Society for Archaeological Research in Asia Minor“ bereiste K. 1925 zusammen mit Adolf Wilhelm und Franz Miltner das Rauhe Kilikien. Von den Forschungsreisen nach Lydien haben die beiden Ausgräber das wichtigste Material in Reiseberichten erschlossen (Denkschriften der Akademie der Wissenschaften in Wien, philosophisch-historische Klasse, Band 53, Abhandlung 2, 1908; Band 54, Abhandlung 2, 1911; Band 57, Abhandlung 1, 1914); die Ergebnisse der Reise von 1902 legte K. erst 1935 im Auftrag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag vor. Durch die Ungunst der Verhältnisse konnte er die endgültige Ausgabe dieser Inschriften in den „Tituli Asiae minoris“ nicht durchführen. Dagegen liegt die mustergültige Ausgabe der „Denkmäler aus dem Rauhen Kilikien“ durch K. und Wilhelm innerhalb der „Monumenta Asiae minoris antiqua“ (MAMA III, Manchester 1931) vor. Die Artikel „Lydia“ in Pauly-Wissowas „Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft“ (1927) und „Asia“ im „Reallexikon für Antike und Christentum“ (1950) weisen K. als profunden Kenner des inschriftlichen Materials dieser Gebiete aus. Über diese großen Leistungen hinaus hat er in zahlreichen Einzeluntersuchungen Fragen der griechischen, gelegentlich auch der römischen Geschichte behandelt; die Geschichte der griechischen Provinzen des römischen Reiches im 2. Jahrhundert nach Christus hat er in der „Cambridge Ancient History“ (Band 11, 1936) systematisch dargestellt. So steht der Althistoriker K. neben dem Epigraphiker und Archäologen, der durch die Aufdeckung und Erschließung neuen Materials und seine Deutung die Tradition des durch Otto Benndorf begründeten archäologisch-epigraphisch ausgerichteten Zweigs der österreichischen Altertumswissenschaft hervorragend weitergeführt hat.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien (1945–59 Generalsekr.), Berlin, München u. Brüssel, d. Dt. Archäolog. Inst., d. Ac. des inscriptions et belles-lettres in Paris, Ehrenmitgl. d. Österr. Archäolog. Inst.

  • Werke

    Weitere W u. a. Zur lex Cornelia de viginti quaestoribus, in: Wiener Stud. 24, 1902;
    Ärzteinschrr. in Ephesos, in: J.-Hh. d. Österr. Archäolog. Inst. 8, 1905, Beibl.;
    Forschungen in d. Erythraia I, II. ebd. 13, 1910, Beibl., 15, 1912, Beibl.;
    Aphrodite Daitis, ebd. 17, 1914;
    Denkmäler d. Meterkultes, ebd. 18, 1915;
    Bürgerrechtsdekret aus Pygela, ebd. 23, 1926, Beibl.;
    Forschungen in Altsmyrna I, ebd. 27, 1931 Beibl.;
    Vertreter d. zweiten Sophistik in Ephesos, ebd. 40, 1953;
    Ephesos, Ein Führer durch d. Ruinenstätte u. ihre Gesch. 1915, ⁵1964;
    Die Inschrr. d. Agora, in: Forschungen in Ephesos III, 1923;
    Die Kulte Lydiens, in: Anatolian studies presented to Sir William Ramsay, 1923;
    Die Inschrr. d. Marienkirche, in: Forschungen in Ephesos IV, 1, 1932;
    Die Inschrr. d. Bibl., ebd. V, 1, 1944;
    Bibl. u. Heroon, ebd.;
    Die Inschrr. d. Johanneskirche, ebd. IV, 3, 1951;
    Das sog. Senatusconsultum de Bacchanalibus, in: Hermes 68, 1933;
    Denkmäler aus Lykaonien, Pamphylien u. Isaurien (mit H. Swoboda u. F. Knoll), in: Dt. Ges. d. Wiss. u. Künste in d. Tschechoslowak. Republik, I. Abh., 1935, 1. T.;
    Kaiser Marcus u. d. Thronfolge, in: Klio 31, 1938;
    Die Schlacht b. Salamis, in: Hermes 73, 1938;
    Die Kulte im Prytaneion v. Ephesos, in: Anatolian studies presented to W. H. Buckler, 1939;
    Ein ephes. Anwalt d. 3. Jh. bereist d. Imperium Romanum, 1956;
    Adolf Wilhelm 1864-1950, 1964.

  • Literatur

    E. Braun, in: Gnomon 36, 1964, S. 521-24;
    G. Klaffenbach, in: Jb. d. Dt. Ak. d. Wiss. Berlin 1964, S. 239 f.;
    F. Schachermeyer, in: Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 114, 1965, S. 241-61 (W, P);
    H. Berve, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1965, 163-67 (P).

  • Autor/in

    Gerhard Baader
  • Zitierweise

    Baader, Gerhard, "Keil, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 404-405 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116094346.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA