Lebensdaten
um 1380 oder 1390 – 1439
Geburtsort
Hannover
Sterbeort
in Ungarn
Beruf/Funktion
Bischof von Lübeck
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 132678128 | OGND | VIAF: 267916327
Namensvarianten
  • Johannes von Lübeck
  • Johannes Schele
  • Johannes von Lübeck
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Zitierweise

Johannes Schele, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132678128.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus vornehmer hannov. Bürgerfam.;
    V Hildebrand (erw. 1363-78);
    B Brand ( vor 1435), beide Ratsherren in H.

  • Biographie

    Von J.s Ausbildung ist wenig bekannt. 1412 schrieb er sich an der Univ. Bologna ein und wurde 1413 zum „licentiatus in decretis“ promoviert. Schon damals galt er als guter Jurist. Die weitere Laufbahn führte über das Thesaurat in Minden, Kanonikate in Dorpat und Lübeck nach Bremen, wo er 1419 als Dekan bezeugt ist. Anfang 1420 wurde er als Nachfolger Johanns von Dülmen zum Bischof von Lübeck gewählt und begann seine Amtszeit mit einer Erneuerung der Statuten. 1420 erhielt er in Bologna den Grad eines „doctor iuris canonici“. Mustergültige Verwaltung der Diözese und eine auf Grund persönlicher Privilegien und kluger Diözesanpolitik sehr einflußreiche Stellung verhalfen ihm zu hohem Ansehen im Norden des Reichs, wo er auch Reichsagenden wahrnahm. Als Mitglied der deutschen Nation und der deputatio in communibus wurde er am 19.6.1433 dem Basler Konzil inkorporiert und trat zunächst als redegewandter Vermittler in strittigen Fragen auf. Am 8.8.1434, nachdem er an dem seit Nov. 1433 in Basel tagenden Reichstag teilgenommen hatte, erfolgte seine Ernennung zum kaiserl. Gesandten. Von hoher Bedeutung ist der von J. dem Konzil 1434 präsentierte Reformvorschlag, der ihn als strengen Verfechter des Episkopalismus ausweist. Bemerkenswert ist u. a. sein Antrag, die Priesterehe zu gestatten Die wichtige Schrift war wahrscheinlich die entscheidende Vorlage für die Reformation Kaiser Sigmunds. Auch die für die folgenden nationalkirchlichen und episkopalistischen Bestrebungen maßgebliche Mainzer Akzeptation verdankt, angelehnt an die Pragmatische Sanktion von Bourges, Entstehung und Formulierung der Initiative J.s und seines Sekretärs Johannes Bracht. Gesandter blieb der Bischof auch unter König Albrecht II., als er zu jenen Bevollmächtigten, die in königlichem Namen an der Beseitigung des Streites zwischen Konzil und Papst zu wirken hatten, gehörte. Das Engagement der Konzilsdogmatiker in kirchen- und staatspolitischen Dingen machte er als Theologe und überzeugter Konziliarist mit, hemmte es aber gleichzeitig als Politiker im Auftrag der Reichsgewalt. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich fast ausschließlich der Reichspolitik. Sein Plan, Kg. Albrecht II. vom neutralen Kurs abzubringen, mißlang aber. Erfolgreicher war er in jener Funktion, die aufs engste mit den Reichsreformbestrebungen verquickt war. Als Sondergesandter des Konzils und Schiedsrichter stand er bei verschiedenen Streitfällen (z. B. in den bayer. Kriegen) an der Spitze von Kommissionen der causa pacis. Hier erwarb er sich Verdienste, die nach den Gedanken der Reformation Kaiser Sigmunds sogar ein Kardinalat als Belohnung möglich erscheinen ließen, wozu es aber nicht mehr kam. Während einer Mission zum König ereilte ihn im Herbst 1439 in Ungarn der Tod. J.s friedensstiftende Tätigkeit und die Vermittlerrolle zwischen Reich, Konzil und Papst sind die beiden Pole seines staatsmännischen Lebens: die schwierige Aufgabe, gleichzeitig Gesandter des Kaisers und des Konzils zu sein, hat J. in bemerkenswerter Weise gelöst.

  • Werke

    Avisamenta reformacionis in curia et extra et in utroque statu ecclesiastico et seculari (Bernkastel-Kues, Hospitalbibl., Cod. 168, fol. 203-211 conc.chart), v. J.s Hand korrigiert, mit Marginalien v. Nikolaus von Kues, Drucke b. H. Ammon, s. L, Anhang II, u. Concilium Basiliense VIII, hrsg. v. H. Dannenbauer, 1936, S. 109-30.

  • Literatur

    MG, Staatsschr. VI, bearb. v. H. Koller, 1964;
    RTA 8-14;
    Concilium Basiliense, Stud. u. Qu. z. Gesch. d. Konzils v. Basel, Bd. 1-8, bes. d. Einl. zu Bd. 6 v. G. Beckmann;
    H. Koller, Das Reichsregister Albrechts II., 1955;
    H. Ammon, J. Sch. Bischof v. Lübeck auf d. Basler Konzil, in: Veröff. z. Gesch. d. Freien u. Hansestadt Lübeck 10, 1931;
    G. Hödl, Zur Reichspol. d. Basler Konzils: Bischof J. Sch. v. Lübeck (1420–39), in: MIÖG 75, 1967;
    H. Zimmermann, Die Herkunft J. Sch.s, in: Hannov. Gesch.bll. NF 23, 1969.

  • Autor/in

    Günther Hödl
  • Zitierweise

    Hödl, Günther, "Johannes Schele" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 494-495 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132678128.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA