Lebensdaten
1760 – 1827
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Großkaufmann ; Senator in Hamburg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136278671 | OGND | VIAF: 80650836
Namensvarianten
  • Jenisch, Martin Johann
  • Jenisch, Martin Johann, Der Ältere
  • Jenisch, Martin Johann, Der Älthere

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Zitierweise

Jenisch, Martin Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136278671.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emanuel (1725–83), Großkaufm. u. Senator in H., Bes. v. Wendemuth b. Wandsbek, S d. Paul (1680–1745), Kaufm. u. Senator in H., Amtmann zu Ritzebüttel, u. d. Anna Maria vom Kampe;
    M Anna Margarethe (1739–80), T d. Joh. Christoph Plessing (1705–73), Kaufm. u. Senator in Lübeck, u. d. Marie Christine Lange; Vorfahre Zimbert (s. 2);
    Om Joh. Philipp Plessing (1741–1810), Senator, 1804 reg. Bgm. in Lübeck;
    - Hamburg 1784 Cath. Dorothea (1766–1811), T d. Joh. Hinrich Rendtorff (1723–86), Lic. iur., Kaufm. in H., u. d. Ilsabe Cath. Busse;
    6 S (4 früh †), 7 T (3 früh †) u. a. Martin Joh. (1793–1857), Großkaufm. u. Senator in H., Schöpfer d. J.-Parks mit d. J.-Haus in H. (s. L), Emilie ( Wilhelm Rücker, 1781–1847, Großkaufm. in H.), Marianne ( Charles Godeffroy, 1787–1848, hanseat. Min.resident in St. Petersburg u. Berlin), Bertha ( Wilhelm Gf. v. Redern, 1802–83, preuß. WGR u. Oberstkämmerer, Gen.intendant, s. ADB 27);
    E Alfred Rücker (1825–69), Senator in H, hanseat. Diplomat, Luise Rücker ( Bernhard v. Bülow, 1879, Diplomat, s. NDB II).

  • Biographie

    Für J. als ältesten Sohn eines begüterten Hamburger Kaufmannes war der kaufmännische Beruf vorgezeichnet. Er besaß energischen Willen, sicheren Instinkt für Gewinne und eine gewisse Skrupellosigkeit bei der Ausnutzung allgemeiner Zeitverhältnisse für den eigenen Vorteil. Bei einem Anfangskapital von 150 000 Mark erwarb J., der bei seinem Tode als der reichste Bürger Hamburgs galt, ein Vermögen von mindestens 11 Millionen Mark. Er betrieb sowohl Warenhandel als auch Bank- und Geldgeschäfte, z. B. erzielte er durch geschickte Spekulationen mit franz. Assignaten nach der Revolution erheblichen Vermögenszuwachs. Den Gewinn legte er in produktivem Grundbesitz (Speicher, Güter in Holstein, Dänemark und Mecklenburg u. ä.) an, was neben der Sicherheit der Anlage weiteren Profit aus der wirtschaftlichen Nutzung verschaffte. Seine Geschäftsverbindungen reichten von Rußland bis Amerika, wobei Frankreich einen Schwerpunkt bildete. Die Handelspartner wählte T. mit Umsicht aus und ließ sich erst auf Abschlüsse ein, wenn er Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit recherchiert hatte. Auf diese Weise überstand er beispielsweise die Handelskrise von 1826 ohne nennenswerte Verluste. So großzügig seine Handels- und Finanzoperationen angelegt waren, so sparsam und haushälterisch war J. im Kleinen. Er verabscheute „üppiges Wohlleben“, worin er die Ursache für manchen Bankrott sah. Christlicher Glaube und kaufmännisches Denken prägten seine Lebensauffassung. Im Umgang mit Gleichgestellten war er liebenswürdig und verbindlich, seinen Untergebenen war er ein strenger Chef, was auch Arthur Schopenhauer erfuhr, als er 1805 im Handelshaus J. eine kaufmännische Lehre begann. J. zählte zu den einflußreichsten Handelsherren Hamburgs, welche Ende des 18. Jh. die sich ständig verschiebenden politischen und wirtschaftlichen Konstellationen ohne Bedenken zur Anhäufung enormer Reichtümer ausnutzten.

    Sein früher kaufmännischer Erfolg trug J. bereits in jungen Jahren die Berufung in bürgerliche Ehrenämter seiner Vaterstadt ein. Zwischen 1787 und 1792 war er u. a. Admiralitätsbürger, Provisor des Spinnhauses, Mitglied des Niedergerichts und Kriegskommissar. 1794 wurde er Commerzdeputierter, und 1798 wurde er in den hamburg. Senat gewählt, dem er – mit Unterbrechung während der Franzosenzeit 1811-14 – bis zu seinem Tode angehörte. Nach der Einverleibung Hamburgs in das Napoleon. Reich 1811 wurde J. wegen seiner guten franz. Beziehungen nach Paris entsandt. 1812-14 gehörte er zu den 500 Höchstbesteuerten des Departements der Eibmündung sowie zu dessen Conseil und war Mitglied des Corps législatif in Paris. Auch jetzt wußte er trotz Belastung durch Kontributionen und Requisitionen die Zeitläufte zur Vermehrung seines Vermögens zu nutzen. Im Senat lag das Schwergewicht seiner Tätigkeit eindeutig auf der Wirtschaftspolitik, auf der Finanzverwaltung – J. war maßgeblich an der Einführung jährlicher Haushaltspläne für Hamburg beteiligt – und auf der Landgebietsverwaltung. Er entzog sich nicht den turnusmäßig verteilten prekären polizeilichen und (nieder-) gerichtlichen Aufgaben. Gelegentlich vertrat er Hamburg nach außen auf Gesandtschaften und Konferenzen. Nach der Franzosenzeit widmete er sich neben finanziellen und wirtschaftlichen Fragen ständig schulischen und kirchlichen Angelegenheiten. Auffallend gering war seine Betätigung im Bereich staatlicher sozialer Fürsorge, allerdings verwaltete er mehrere private milde Stiftungen.

  • Literatur

    NND 5, 1827. I. T., S. 123 f.;
    P. Th. Hoffmann. Schopenhauers Hamburger Lehrherr: Senator M. J. J., in: Hamburger Fremdenbl. v. 3.10.1931, Abendausg., S. 1 f.;
    ders., Schopenhauer u. Hamburg, in: Jb. d. Schopenhauer-Ges. 19, 1932, S. 207-51, bes. S. 233 f.;
    G. Grundmann, J.park u. J.haus, 1957.

  • Porträts

    Aquatintamedaillon v. E. Quenedey (Hamburg, Staatsarchiv), Abb. in: Zs. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 22.1918, neben S. 198;
    Lith. v. F. C. Gröger (ebd.).

  • Autor/in

    Hans-Dieter Loose
  • Zitierweise

    Loose, Hans-Dieter, "Jenisch, Martin Johann" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 400-401 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136278671.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA