Lebensdaten
1754 – 1825
Geburtsort
bei Bingen
Sterbeort
Konstanz
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Jurist ; Diplomat ; Staatsmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117212555 | OGND | VIAF: 45074364
Namensvarianten
  • Ittner, Johann Albrecht (bis 1815)
  • Ittner, Johann Albrecht von
  • Ittner, Johann Albrecht (bis 1815)
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Zitierweise

Ittner, Johann Albrecht von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117212555.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V vermutl. Martin I., Auditeur im kurmainz. Rgt. Riedt;
    M vermutl. Maria Franziska Heimes aus Bingen;
    Ov Franz I. (1721-95), Prof. d. Med. u. Botanik in Mainz, kurmainz. Leibarzt (s. L);
    - Burladingen 1782 Maria Therese (* 1760), T d. Daniel Marianus Frank (1723–1800), hohenzoller. GR, Kreisgesandter u. Kanzler in Hechingen (s. L), u. d. Maria Josefa v. Staader; Schwager Franz Anton Frhr. Frank v. Fürstenwerth (hohenzoller. Adel 1806, 1761-1840), hohenzoller. Regierungspräs. in Hechingen;
    2 S, 2 T, u. a. Franz (1787–1823), Prof. d. Chemie in Freiburg (s. L).

  • Biographie

    I. wuchs in Mainz als Pflegesohn seines Oheims in streng kirchlicher Umgebung auf. Er besuchte die dortige Domschule und das von Jesuiten geleitete Gymnasium. Haller, Gellert, Rabener und Geßner waren seine erste Lektüre. Neben eifrig betriebenen naturkundlichen Studien las er heimlich die Schriften Christian Wolffs. Nach der Flucht aus Mainz fiel er in Wiesbaden preuß. Werbern in die Hände und wurde zu einem Regiment in der Nähe von Magdeburg gebracht. Es gelang jedoch seinen Verwandten, die baldige Entlassung zu erwirken, so daß er sich dem Studium der Rechtswissenschaften widmen konnte, das er in Mainz begann und in Göttingen abschloß. Angeregt durch Chr. G. Heyne, beschäftigte er sich intensiv mit der griech. Sprache und Literatur. Er praktizierte am Reichskammergericht in Wetzlar, am Reichstag in Regensburg und an der Reichshofratskanzlei in Wien. 1778 ernannte ihn der Fürst von Hohenzollern-Hechingen zum Hofrat und Archivar. I. leistete in den folgenden Jahren mit dem Zeichnen topographischer Karten und ausgebreitetem Pflanzensammeln Vorarbeiten zu einer Naturgeschichte Hechingens, deren Grundzüge er entwarf. 1786 übernahm er das Amt des Kanzlers bei dem Malteserorden deutscher Zunge zu Heitersheim im Breisgau. Hier verbrachte er die glücklichsten Jahre seines Lebens. Mit viel Muße konnte er seine literarischen Kenntnisse vertiefen, gärtnerischen Liebhabereien nachgehen und eine reiche Geselligkeit pflegen. Zu den Gästen des Hauses gehörten die Freiburger Professoren Hug und Ecker, Oken als Freund des Sohnes und der Dichter Joh. Georg Jacobi. Freundschaftliche Beziehungen knüpften sich zu dem Botaniker Karl Chrstn. Gmelin und, durch diesen vermittelt, zu J. P. Hebel. Große Sorgfalt verwandte I. auf die Erziehung und Bildung seiner Kinder. Dem Geist des Josephinismus nahestehend, verteidigte er zwar die politischen Rechte des Malteserordens, hielt jedoch dessen religiöse und weltgeschichtliche Aufgabe für abgeschlossen. Um einer angemessenen Würdigung des in der Vergangenheit Geleisteten den Weg zu bereiten, sammelte er Materialien zu einer Geschichte des Ordens. Die Niederschrift ist Bruchstück geblieben und nicht veröffentlicht worden.

    Als durch den Preßburger Frieden die Besitzungen des Ordens im Breisgau an das Ghzgt. Baden fielen, wurde I. als Staatsrat in den Dienst des Ghzg. Karl Friedrich übernommen. Sein erster Auftrag betraf die Auflösung der Benediktinerabtei St. Blasien im Winter 1806/07, danach übertrug ihm der Großherzog die Reform der Univ. Freiburg, bei der I. dem Vorbild der Georgia Augusta in Göttingen zu folgen suchte. Zugleich mit dem Amt des Kurators nahm er die Geschäfte des bad. Gesandten in der Schweiz wahr. Häufige Reisen dorthin brachten ihn mit David Heß, Joh. Jak. Hottinger, Joh. Martin und Paul Usteri, Joh. Gg. Müller und Heinr. Zschokke in Verbindung. Vor allem Zschokke regte ihn zu literarischer Tätigkeit an. Wie vorher schon für Jacobis „Iris“, lieferte er jetzt zu Zschokkes „Miscellen für die neuste Weltkunde“, „Erheiterungen“ und „Überlieferungen zur Geschichte unserer Zeit“ Aufsätze kulturgeschichtlichen Inhalts aus verschiedenen Wissensgebieten, scherzhafte Beiträge und meist autobiographische Züge tragende Erzählungen. I. liebte das Anekdotische, eine antikisierende Idyllik, das kombinierende Spiel mit mythologischen Reminiszenzen, eine unaufdringliche, beschauliche Lehrhaftigkeit, gelegentlich auch das jeanpaulisch Skurrile. In seiner bedeutendsten Erzählung „Der Prälat“ zeichnete er ein Idealbild des Einklangs von Wissenschaft und Religion, das dem Klosterleben den neuen Sinn einer pädagogischen Provinz geben sollte. Vermutlich auf Betreiben einer Kamarilla am ghzgl. Hofe wurde I. 1812 trotz vorbildlicher Leistungen von seinen beiden Ämtern abberufen und als Direktor des Seekreises nach Konstanz versetzt. Dort gewann er in dem Bistums-Verweser Ignaz Heinr. v. Wessenberg, dem Germanisten Freiherrn v. Laßberg und dem Pädagogen Jos. Willib. Straßer neue Freunde. Noch einmal übernahm er 1818 eine politische Aufgabe als Bevollmächtigter Badens bei den Frankfurter Verhandlungen über die Reorganisation der kath. Kirche in den prot. Ländern. Dabei vertrat er den Gedanken der Gründung einer süddeutschen Provinzialkirche mit weitgehender Unabhängigkeit vom Papst. Als er 1819 bei der Bestellung eines bad. Gesandten am Vatikan übergangen wurde, zog er sich ins Privatleben zurück. Seine letzte größere Arbeit war die Biographie Joh. Georg Jacobis.

  • Werke

    Über d. Gesetze u. Vfg. d. Maltheser-Ordens-Republik, 1797 (anonym);
    Paul I., russ. Kaiser, als Großmeister d. Maltheser-Ordens, 1808;
    Piae memoriae Caroli Friderici Magni Badarum Ducis, 1811;
    Zur Gesch. d. Frankfurter Unterhandlungen üb. d. kath. Kirchen-Organisation, in: Überlieferungen z. Gesch. unserer Zeit, Jg. 1819, Nr. 19;
    Leben Joh. Gg. Jacobis, Von einem s. Freunde, 1822. = J. G. Jacobis sämtl. Werke VIII;
    J. A. v. I.s Schrr., hrsg. v. H. Schreiber, 4 Bde., 1827-29 (in IV Biogr. I.s v. dems.).

  • Literatur

    ADB 14;
    K. Obser, Frau v. Krüdener in d. Schweiz u. im bad. Seekreis, Nach Mitt. d. bad. Staatsrates J. A. v. I., in: Schrr. d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees u. s. Umgebung, H. 39, 1910;
    W. E. Oeftering, Gesch. d. Lit. in Baden II, 1937, S. 59-62 u. ö.;
    W. Sch[enkendorf], Staatsmann, Philos. u. Schriftst., Zum 200. Geb.tag J. A. v. I.s, in: Bodensee-Hh. 5, 1954;
    O. Weiner, J. A. v. I. u. Joh. Gg. Müller, in: Bad. Heimat 41, 1961;
    Goedeke VII, X;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Kosch, Kath. Dtld.;
    Bad. Biogr. I. - Zu Ov Franz: H. Mathy, Zur Biogr. u. med.hist. Bedeutung v. I., in: Jb. d. Vereinigung „Freunde d. Univ. Mainz“, 1970, S. 117-23 (P);
    BLÄ;
    - zur Fam. Frank:
    W. Sauter, Die Hechinger Beamtenfam. v. Frank, in: Hohenzoller. Ztg., Nr. 55 v. 7.3.1960;
    - zu S Franz:
    ADB 14;
    A. Ecker, Biogr. v. F. v. I., 1825;
    Pogg. I;
    BLÄ.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Ittner, Johann Albrecht von" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 203-205 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117212555.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ittner: Joseph Albert v. J., Staatsmann und einst beliebter Schriftsteller, geb. am 2. März 1754 unweit Bingen. Des Vaters früh beraubt, fand er Aufnahme bei seinem Oheim, dem Leibarzte des Kurfürsten von Mainz. In dem von Jesuiten geleiteten Gymnasium erhielt er in Mainz den ersten höheren Unterricht; seine Jugend wurde ihm besonders durch die katholisch-bigotte, hartherzige Tante verbittert. Die Entdeckung eines unschuldigen Verhältnisses bestimmte den jungen Mann zur Flucht; ein preußischer Werbeoffizier brachte ihn zu einem Regiment unweit Magdeburg. Durch seine Verwandten befreit, widmete J. sich dem Studium der Rechte zuerst in Mainz, darauf in Göttingen, Seiner Liebe zu den alten Dichtern kam Heyne zu Hülfe, der ihn zur Erlernung der lange vernachlässigten griechischen Sprache begeisterte. In der juristischen Praxis übte sich J. beim Reichskammergericht zu Wetzlar, dann in Regensburg, endlich in der Kanzlei des Reichshofraths zu Wien. Im J. 1778 erhielt er eine Anstellung bei dem Fürsten von Hohenzollern-Hechingen; acht Jahre darauf wurde er Kanzler bei dem Maltheserorden, dessen Geschäfte mit dem Großmeisterthum und mit dem Deutschen Reiche er zu leiten hatte. In Heitersheim, fünf Stunden von Freiburg, dem Sitze des Großpriors und des Kapitels verlebte er die glücklichsten Jahre seines Lebens in schönster Natur, im Studium der alten und neuen Dichter, im Verkehr mit den Professoren zu Freiburg, wie Ecker, Joh. Leonh. Hug, dem Dichter J. G. Jacobi; auch mit dem Botaniker Gmelin und dem Dichter Hebel war er befreundet (ein Gedicht Hebel's an J. in Ittner's Schriften, herausgegeben von H. Schreiber, IV. 1829. S. 6 f.). Mit der Aufhebung des Maltheserordens war dieses idyllische Leben zu Ende: J. kam in Dienste der badischen Regierung. Im Auftrage des Großherzogs Karl Friedrich löste er mit schonendem Tactgefühl die Benedictinerabtei zu St. Blasien im Schwarzwalde auf; in diesem Winter von 1806 Ode in griechischer Sprache an J. G. Jacobi (Ittner's Schriften, III. 418). Zum Curator der Universität Freiburg ernannt, suchte er die süddeutsche Hochschule nach dem Muster der norddeutschen, besonders Göttingens, einzurichten und trotz der ihm zu Gebote stehenden beschränkten Mittel trug er zur größern Blüthe Freiburgs nicht wenig bei. Mit der Curatie war das Amt eines Gesandten in der Schweiz verbunden; während der Dauer der Tagsatzung befand sich J. in dem Lande, für das er besondere Vorliebe auch in seinen Schriften zeigt. In Zürich hatte er treue Freunde an David Heß, Hottinger, den beiden Usteri, dem Junker Escher von Berg. Ganz besonders förderlich aber auf Entfaltung seiner schriftstellerischen Begabung wirkte Heinrich Zschokke in Aarau, für dessen Zeitschriften er seine gern gelesenen Beiträge lieferte. Durch die vorangesetzte Epistel im 2. Bd. seiner baierischen Geschichte hat Zschokke für das Andenken ihrer Freundschaft bei der Nachwelt gesorgt. Ittner's Abberufung bedauerten die Schweizer lebhaft; 1812 war er als Director des Seekreises nach Constanz versetzt. Nachdem er noch im J. 1818 als badischer Bevollmächtigter in Frankfurt bei der Regelung der katholischkirchlichen Angelegenheiten thätig gewesen war, wo er gegen die monarchische Gewalt des Papstes sich geäußert, zog J. sich nach Constanz zurück, der Wissenschaft und seinen Freunden lebend. Zu den alten kamen Decan Strasser, v. Wessenberg und besonders der edle Freiherr v. Laßberg, der ihn mit der altdeutschen Poesie bekannt machte und der J. innig liebte: Die poetische Zueignung des „Lieder-Saals“, Bd. II. 1822, ist in mittelhochdeutscher Sprache an Meister Albrecht zu Constanz gerichtet. Im Juli 1820 besuchte ihn Freiherr v. Stein, der sein Interesse für die „Monumenta Germaniae“ erweckte; mit diesem verlebte J. drei Tage in Arbeit auf der Bibliothek zu St. Gallen. Im Herbste Friedr. Aug. Wolf, mit dem J. beim Becher griechische Skolien sang. „Ich habe Niemand den Homer schöner und harmonischer vorlesen hören, als diesen Wolfius“ (Brief an Zschokke, Schriften. IV. 100). Im J. 1814 war J. G. Jacobi gestorben: das Leben des Dichters „von einem seiner Freunde“, Zürich 1822, ist von Ittner's Hand. Nach dem Tode seines Sohnes Franz, Professors der Chemie in Freiburg (seine Schrift über die Blausäure rühmten alle Fachleute), verschwand die natürliche Heiterkeit des Greises; am 9. März 1825 verschied er, wie Laßberg an Uhland schrieb, nach seinem im Leben geäußerten Wunsche, ohne Schmerz, von den sanften Pfeilen des Helios getroffen. Laßberg betrauerte seinen Tod mit warmem Herzen, auch Uhland weiht „dem Biedermann wehmüthige Erinnerung". — J. lebte in der Welt des Alterthums: die Stürme der Zeit berührten wenig sein Inneres. In seinen Erzählungen und Aufsätzen — viele auch in Jacobi's „Iris" erschienen — spiegelt sich sein aufgeklärter, milder Geist, seine classische Bildung; er liebte, wie Laßberg, die classischen Citate, aber er erscheint nie pedantisch. Am besten gelingen ihm Gemälde, in denen sein zartes Gemüth mit einem ihm eigenthümlichen Großsinn sich aussprechen kann, so „Der Prälat", „Schiffscapitän Ali“. Der Geist der josephinischen Epoche stimmte mit seiner durch die Alten genährten Denkart überein: er ist gegen die Duelle, für Toleranz; die Geistlichen sollen der Wissenschaft leben und dem Volke sich nützlich zeigen. Seine humoristisch gefärbten Aufsätze waren sehr beliebt, z. B. „Lob der Böcke“, „Ueber die Beschränkung der Eßfreiheit"; vielleicht haben sie auch auf Ludwig Börne eingewirkt, wiewol diesem tiefere Glut und schneidigerer Witz eignen.

    • Literatur

      H. Schreiber in Ittner's Schriften, Bd. IV. (1829), S. 121—209. — Neuer Nekrolog 1825, S. 325—338 von J. L. Hug. — H. Döring bei Ersch und Gruber. —
      Badische Biographien, I. 419—421. — Briefwechsel zwischen Laßberg und Uhland, herausg. von Pfeiffer, 1870, S. 51, 52, 55.

  • Autor/in

    Daniel Jacoby.
  • Zitierweise

    Jacoby, Daniel, "Ittner, Johann Albrecht von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 647-648 unter Ittner, Joseph Albrecht [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117212555.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA