Lebensdaten
1791 – 1863
Geburtsort
Jena
Sterbeort
Erlangen
Beruf/Funktion
klassischer Philologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118889230 | OGND | VIAF: 62346696
Namensvarianten
  • Döderlein, Johann Ludwig Christoph Wilhelm von
  • Döderlein, Ludwig (bis 1861)
  • Döderlein, Ludwig von (seit 1861)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Döderlein, Ludwig von (seit 1861), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118889230.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Christoph (1746–92), Prof. der Theol. in Jena (s. ADB V, RGG), S des Pfarrers Joh. Gg. u. der Bgm.tochter Adriane Sybille Rücker in Windsheim;
    M Eleonore (1770–1832, 2) Immanuel Niethammer, 1848, Philos.), T des Joh. Ludw. v. Eckard (1732–1800), Prof. der Rechte in Jena (s. ADB V, S des Joh. Gottlieb, 1705–74, Hof- u. Kammerrat, Geh. Archivar in Coburg) u. der Sophie Schultes; 1) München 1816 Therese (1796–1833), T des Juristen Gottlieb Hufeland ( 1817), 2) Erlangen 1833 Wilhelmine (1807–39, ref.), T des Kaufm. Lukas Custer in Erlangen u. der Elis. Rosine Göckel, 3) München 1841 Luise (1804–77), T des Legationsrats v. Biarowsky;
    8 S, 3 T aus 1), u. a. Wilh. s. Genealogie (3), Gustav s. Genealogie (1), Julius (1829–1910), Missionar in Indien, 1 S, 2 T aus 2), u. a. Sophie ( Wilh. Germann, 1840–1902, D., Dr., Sup. in Wasungen, Historiker);
    E Ludw. s. (3), Albert (s. 1).

  • Biographie

    D. erhielt seine Gymnasialbildung 1804-10 in Pforta, studierte 1810-11 Philologie unter F. Thiersch am Lyzeum in München, 1811-13 unter F. Creuzer an der Universität Heidelberg und 1813/14 in Erlangen, wo er mit einer Schrift über eine neue Sophokles-Ausgabe zum Dr. phil. promovierte. 1814-15 vollendete er seine wissenschaftliche Ausbildung an der Universität Berlin bei F. A. Wolf, August Böckh und Philipp Buttmann, 1815 wurde er als Professor für klassische Philologie an die Akademie Bern berufen, 1819 zum Rektor des Gymnasiums und zum zweiten ordentlichen Professor der klassischen Philologie an der Universität Erlangen ernannt. 1827 wurde er auch Professor der Beredsamkeit. Schulamt, Lehrstuhl an der Universität und literarisch-wissenschaftliche Produktion standen als Arbeitsgebiete in engem Zusammenhang und fruchtbarer Wechselwirkung, und D. selbst begriff seine vielfältige Tätigkeit als eine einheitliche, die von dem Gedanken beherrscht wurde, die Altertumsstudien für die Jugenderziehung fruchtbar zu machen. – Der literarische Ertrag seiner gymnasialpädagogischen Tätigkeit liegt in den 3 Bänden der „Reden und Aufsätze“ (1843/47) vor; außerdem gab er eine „Deutsche Mustersammlung von Lesestücken für die Gymnasien“ heraus (3 Bände, 1844/47) und verfaßte ein lateinisches Vokabularium mit Erläuterungen (über 20 Auflagen). Seine philologischen Arbeiten erstreckten sich einmal auf das Gebiet der Synonymik und Etymologie und zum andern auf Editionen und Übersetzungen griechischer und lateinischer Autoren.

    Von dokumentarischem Wert für die Bildungsgeschichte des 19. Jahrhunderts ist D.s noch nicht veröffentlichter Briefwechsel, den er außer mit allen seinen Fachkollegen und seinem Stiefvater I. von Niethammer unter anderem mit Hegel, Schelling, Görres, Arndt, den Brüdern Grimm, Platen, Rückert, Uhland, Niebuhr, Ranke, Savigny, G. H. Schubert, J. H. Wiehern und F. J. Stahl geführt hat.

  • Werke

    Weitere W Sophoclis Oedipus Coloneus, 1825;
    Lat. Synonymen u. Etymologien, 6 Bde., 1826-38;
    Lat. Wortbildung, 1838;
    Hdb. d. lat. Synonymik, 1839;
    Hdb. d. lat. Etymologie, 1841;
    Tacitus Ann., Historien u. kleine Schrr., 1842-47;
    Homer. Glossarium, 1850-58;
    Horaz, Satiren u. Episteln, 1856-59;
    Homer, Ilias, 1863.

  • Literatur

    ADB V;
    C. Bursian, Gesch. d. klass. Philol. in Dtld., 1883;
    Jul. Döderlein, Unsere Väter, 1891;
    Iwan v. Müller, L. v. D., 1891;
    O. Stählin, Nekr. auf L. v. D., 1929;
    A. v. Harnack, Aus d. Werkstatt eines Vollendeten, 1931.

  • Autor/in

    Johann Ludwig Döderlein
  • Zitierweise

    Döderlein, Johann Ludwig, "Döderlein, Ludwig von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 15-16 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118889230.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Döderlein: Ludwig D., Philolog und Pädagog, geb. 19. Dec. 1791 in Jena, gestorben in Erlangen 9. Nov. 1863. Nachdem er schon am 2. Dec. 1792 seinen Vater, den Professor der Theologie und Kirchenrath Johann Christoph D. (s. o.), verloren hatte, fand er in Friedrich Immanuel Niethammer, mit welchem sich seine Mutter einige Jahre darauf wieder vermählte, einen zweiten Vater. Als dieser 1804 einem Rufe als Professor an die Universität Würzburg folgte, wurde D. auf das Gymnasium zu Windsheim geschickt, das er 1807 mit der Landesschule Pforta vertauschte; von hier kam er 1810 nach München, wo sein Stiefvater damals als Central-Schul- und Studienrath wirkte, und begann hier unter der Leitung des kurz vorher an das Gymnasium berufenen Friedr. Thiersch seine philologischen Studien, die er 1811—13 in Heidelberg unter Creuzer und Voß, 1813—14 in Erlangen (wo er im Frühjahr 1814 mit einer kritischen Arbeit über Sophokles, dem „Specimen novae editionis tragoediarum Sophoclearum“ promovirte), endlich in Berlin unter Wolf, Buttmann und Böckh fortsetzte. Noch während seines Berliner Aufenthaltes erhielt er 1815 einen Ruf als Professor der Philologie an die Akademie zu Bern, dem er Folge leistete. Nachdem er hier vier Jahre als Lehrer gewirkt, auch einige schriftstellerische Arbeiten (Uebersetzung des Agricola des Tacitus nebst Rechtfertigungen, Aarau 1817, und in Verbindung mit dem Züricher Professor Joh. Heinr. Bremi „Beiträge zur Philologie aus der Schweiz“, Zürich 1819) veröffentlicht hatte, wurde ihm 1819 die zweite ordentliche philologische Professur an der Universität Erlangen und das Rectorat des Gymnasiums daselbst übertragen; das letztere Amt, das er selbst als seinen Hauptlebensberuf betrachtete, behielt er auch nach seiner Ernennung zum Professor der Beredsamkeit und Director des philologischen Seminars (1827) bei und legte es erst nach 43jähriger Thätigkeit am 8. Nov. 1862 nieder; als akademischer Lehrer war er bis fast an sein Lebensende thätig. Der Schwerpunkt von Döderlein's Wirksamkeit liegt auf dem Gebiete der Gymnasialpädagogik: als Gymnasial-Rector und Lehrer hat er durch den Zauber seiner ganzen Persönlichkeit, durch die Macht seiner Rede auf seine Schüler wie auf seine Collegen eine bedeutende und nachhaltige Wirkung ausgeübt, und auch von seinen im Druck erschienenen Arbeiten lassen die im wesentlichen auf diesem Gebiete sich bewegenden „Reden und Aufsätze“ (erste Sammlung Erlangen 1843; zweite Sammlung ebdas. 1847) sowie die „Oeffentlichen Reden“ (Frankfurt a. M. und Erlangen 1860) den reinsten und befriedigendsten Eindruck zurück. Auch als akademischer Lehrer hat er namentlich durch den persönlichen Verkehr mit den Studirenden vielfach anregend gewirkt; doch vermißte man an seinen Vorlesungen strenge Methode, gleichmäßige Durchdringung und systematische Anordnung des Stoffes. Eben dieser Mangel an strenger wissenschaftlicher Methode, die in seinem ganzen Wesen begründete Neigung, geistreichen Einfällen nachzugehen, die nicht selten den Charakter des Absonderlichen, ja Bizarren annehmen, ist auch der Grund, daß seine philologischen Arbeiten trotz des Scharfsinnes und der reichen Gelehrsamkeit, die fast überall|darin zu Tage treten, kaum auf eine bleibende Bedeutung Anspruch machen können. Mit besonderer Vorliebe bearbeitete er die Gebiete der Synonymik und der Etymologie, namentlich war die letztere, trotz der Nichtanerkennung von Seiten der Fachgenossen, über welche er in einem Sendschreiben an Jakob Grimm (Reden und Aufsätze, 1. Sammlung, S. 355 ff.) mit dem ihm eigenen Humor sich beklagt, recht eigentlich sein Steckenpferd. Seine umfänglichsten Werke gehören diesem Gebiete an; so die „Lateinischen Synonymen und Etymologien“ (6 Bde., Leipzig 1826—38), die „Lateinische Wortbildung" (ebdas. 1838), das „Handbuch der lateinischen Synonymik" (ebdas. 1839, 2. Aufl. 1849) und das „Handbuch der lateinischen Etymologie“ (ebdas. 1841); wesentlich auf gleichem Gebiete bewegt sich sein „Homerisches Glossarium“ (3 Bde., Erlangen 1850 bis 1858). Von griechischen Schriftstellern haben D. besonders Homer und Sophokles, von lateinischen Horaz und Tacitus beschäftigt: hier sind außer zahlreichen Beiträgen zur Kritik und Erklärung einzelner Stellen dieser und anderer Schriftsteller (wie Theokrit und Thukydides), die größtentheils in den Sammlungen seiner Reden und Aufsätze wieder abgedruckt sind, zu erwähnen die Ausgaben des Oedipus auf Kolonos des Sophokles (c. not. var. Lips. 1825) und der homerischen Ilias (2 Theile, Lips. et Londin. 1863—64), die Gesamtausgabe der Werke des Tacitus (2 Bde., Halle 1841 und 1847), die Ausgabe der Germania desselben Schriftstellers mit deutscher Uebersetzung (Erlangen 1850), endlich die Ausgaben der Episteln (Leipzig 1856—58) und der Satiren des Horatius (ebdas. 1860) mit metrischer deutscher Uebersetzung und Erläuterungen (die deutsche Uebersetzung allein in zweiter Auflage, ebdas. 1862). Diese metrischen Uebersetzungen wie auch einige in seinen Reden und Aufsätzen veröffentlichten Uebersetzungsproben gehören zu dem Trefflichsten, was auf dem Gebiete der Ubersetzungskunst geleistet worden ist.

    • Literatur

      Vgl. Jahrbücher für Philologie und Pädagogik Bd. 90 (1864) S. 320 ff.

  • Autor/in

    Bursian.
  • Zitierweise

    Bursian, Conrad, "Döderlein, Ludwig von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 281-282 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118889230.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA