Lebensdaten
1836 – 1904
Geburtsort
Dreieichenhain (Hessen)
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Bauunternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 137630751 | OGND | VIAF: 81797650
Namensvarianten
  • Holzmann, Philipp

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Holzmann, Philipp, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137630751.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Philipp (1805–70), Müller u. Bauunternehmer. Neben d. Kreuzmühle in Dreieichenhain betrieb er e. Sägewerk, das 1840 erstmals Eisenbahnschwellen lieferte. 1845 beteiligte er sich an d. Ausführung d. Erdarbeiten f. d. Bau d. Main-Neckar-Bahn, 1849 gab er d. Mühle auf u. begann in Sprendlingen e. Bauunternehmen, d. Erdarbeiten f. Bahn- u. Hafenbauten übernahm u. dem bald e. Dampfsägewerk angegliedert wurde (s. L), S d. Joh. Philipp (1777–1817), Müller in Dreieichenhain, u. d. Katharina Löffler ( 1839) aus S.;
    M Elisabeth (1810–1904), T d. Bgm. Johs. Jakob Laux in D. u. d. Elisabeth Haller aus Offenbach;
    B Wilhelm (1842–1913), 1876 Prokurist, 1904-13 Vorsitzender d. Beirats d. Philipp Holzmann GmbH;
    - Frankfurt/M. 1860 Eleonore (1839–1929), T d. Justus Matthäus Bastert (1813–79), Kaufm. u. Liebhabergeologe, u. d. Joh. Caroline Storck;
    3 S, 2 T, u. a. Lina (1874–1970, v. Schauroth), Malerin, Mosaikkünstlerin u. Graphikerin (s. Vollmer VI);
    N Eduard (1870–1929), seit 1908 Prokurist, 1913-28 Vorstandsmitgl. d. Firma, Wilhelm Heinrich (1878–1962), seit 1908 Prokurist, 1913-45 Vorstandsmitgl., zuletzt Ehrenvorsitzender d. Aufsichtsrats.

  • Biographie

    H. besuchte 1852-55 die höhere Gewerbeschule in Darmstadt, 1856-60 das Polytechnikum in Karlsruhe und trat 1865, gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm, dessen Interessen vornehmlich dem Tiefbau galten, in das väterliche Geschäft ein. Sitz des Unternehmens war inzwischen Frankfurt am Main geworden. Hier begannen die Brüder mit Wohnbauten auf eigene Rechnung und gliederten dem Betrieb für diesen Zweck Werkstätten des Baunebengewerbes – eine Baufabrik an. Dazu übernahmen sie Aufträge für den Bau von Kanalisations- und Wasserleitungsanlagen in Frankfurt sowie 1871 ihren ersten Auftrag für eine Brücke der Stadt. H. sah bald, daß seine finanziellen Mittel für größere Aufgaben nicht ausreichten, und suchte darum Anschluß an einen Geldgeber. Gemeinsam mit der von der Deutschen Vereinsbank gegründeten Internationalen Bau- und Eisenbahngesellschaft in Frankfurt am Main gründete er 1873 die Ph. Holzmann & Cie. KG mit einem Kapital von 3 Millionen Mark. Gleichzeitig schied sein Bruder als Teilhaber aus, blieb jedoch Leiter der Eisenbahnbau-Abteilung und wurde 1876 Prokurist der KG. 1873-94 baute H. als allein verantwortlicher Betriebsleiter das nun mit ausreichendem Kapital ausgestattete Unternehmen zu einem der führenden Großbaubetriebe Deutschlands aus. 1874 beschäftigte es bereits 102 Techniker und Verwaltungsangestellte (1869 waren es nur 4 gewesen) sowie 2 012 Handwerker und Arbeiter. In jenem Jahr führte es Kanal- und Wasserleitungsbauten in Düsseldorf aus, 1875 ebenso in Krefeld, 1876 begann der Bau der Kanalisation von Linz a. D., 1877 wurde erstmals beim Bau der Wettsteinbrücke in Basel die Druckluftgründung angewandt. H. war unablässig bemüht, für Großbauten neue Maschinen einzusetzen. Für die maschinelle Förderung von Baustoffen hat er eigene Anlagen konstruiert. Für die von ihm besonders intensiv betriebene Druckluftgründung beim Bau von Brückenpfeilern entwickelte er eiserne Senkkästen an Stelle der bisherigen hölzernen Caissons und rüstete sie bereits 1891 mit elektrischen Anlagen aus. Für den Schildvortrieb mit Druckluft beim Bau von Untergrundbahnen erhielt er 5 Patente und konnte mit seinem Verfahren 1895-97 den ersten Tunnel unter einem Flußlauf in schwimmendem Gebirge bei Berlin-Treptow ausführen. An vielen Kanal- und Brückenbauten Deutschlands im ausgehenden 19. Jahrhundert, insbesondere am Kaiser-Wilhelm-Kanal, hat H. mitgearbeitet. Er galt als ein ebenso bedeutender Techniker wie geschickter Organisator. In 4 Produktionsbetrieben, die durch ihre technischen Neuerungen führend waren, stellte er Ziegel her. Auch gliederte er dem Unternehmen einen Steinbruchbetrieb an. Durch seine zahlreichen Bauten erlangte H. internationalen Ruf. So wurde ihm die Projektierung der Rhätischen Bahn in Graubünden übertragen. Seit 1889 war er maßgebend am Bau der anatolischen Eisenbahn beteiligt, in deren Fortsetzung das Unternehmen dann bis zum 1. Weltkrieg die Bagdadbahn gebaut hat.|Auch im Hochbau übernahm H. große Aufgaben und betrieb um die Jahrhundertwende die Gründung der ersten großen Siedlungsbau-Gesellschaft in Frankfurt am Main. Dabei bemühte er sich sowohl um die Finanzierung aller Projekte wie um die sachgemäße Ausführung aller Einzelheiten, wozu die Baufabrik stetig ausgebaut wurde; neben hervorragenden Bildhauerarbeiten erwarb sie sich zum Beispiel in der Parkettherstellung einen besonderen Ruf.

    H. verstand es, einen Kreis hervorragender Mitarbeiter um sich zu scharen und beizeiten einen Teil seiner Arbeiten auf sie zu delegieren. Selbst auf Baustellen herangewachsen, hat er nie die Verbindung zu seinen immer zahlreicheren Arbeitern verloren. Besonders die Ausstattung der Baustellen war ihm wichtig. Mit dem Jahresende 1894 schied H. aus der Leitung des Unternehmens aus, das gleichzeitig in eine GmbH umgewandelt wurde, von deren Kapital er ein Sechstel übernahm. Das entsprach auch seiner bisherigen Beteiligung. An seiner Stelle übernahm ein 5köpfiger, von ihm ausgewählter Vorstand die Leitung. Ihm gehörten nur ein Kaufmann und ein Jurist, aber zwei Ingenieure und ein Architekt an. Bis zu seinem Tode hat H. als Beirats-Vorsitzender weiter die Entwicklung der von ihm in 3 Jahrzehnten zum größten deutschen Bauunternehmen ausgebauten väterlichen Gründung (seit 1917 AG) entscheidend bestimmt. Als einzige öffentliche Anerkennung verlieh ihm Wilhelm II. den Titel eines Königlichen Baurates.

  • Literatur

    Ph. H. AG im Wandel v. 100 J. 1849-1949, hrsg. v. H. Meyer-Heinrich, 1949;
    BJ IX;
    H. Haupt, in: Hess. Biogrr. I, 1918 (auch f. V);
    E. Scotland, Ph. H. 1836-1904, 1938 (Ms., Stadt- u. Univ.bibl. Frankfurt/M.).

  • Porträts

    Ölgem. im Bes. d. Ph. H. AG, Frankfurt/M.

  • Autor/in

    Franz Lerner
  • Zitierweise

    Lerner, Franz, "Holzmann, Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 577-578 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137630751.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA