Lebensdaten
1867 – 1932
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
kosmetischer Chirurg ; Medikokunsthistoriker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117527513 | OGND | VIAF: 22921138
Namensvarianten
  • Holländer, Eugen
  • Holländer, Eugen
  • Hollaender, Eugen

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Zitierweise

Holländer, Eugen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117527513.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Siegmund;
    M Sophie Hertz;
    O Oskar Lassar (1849–1907), Dermatologe (s. Fischer);
    - Berlin 1913 Emmy Boehm;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Abschluß des Studiums (1891) kurze Zeit Schiffsarzt, dann Assistent seines Onkels Oskar Lassar und des Frauenarztes Abel, wandte sich H. am Krankenhause der jüdischen Gemeinde in Berlin (James Israel) der Chirurgie zu (1892-1906). Bis zu seinem Tode war er ein hochgeschätzter, mit besonderer Vorliebe in der Kosmetik tätiger Chirurg.

    Auf diesem Gebiete machte er auch literarisch von sich reden (Handbuch der Kosmetik, herausgegeben von M. Joseph, 1912). Auf ihn gehen eine Methode der plastischen Brustoperation und einige, inzwischen allerdings obsolet gewordene Empfehlungen zurück (Heißluftkauterisation bei Lupus, Behandlung des Lupus erythematodes mit Chinin und Jodtinktur). Das von ihm beschriebene Syndrom der progressiven Lipodystrophie (1910) bleibt mit seinem Namen verbunden.

    Wichtiger ist sein Einfluß auf die von ihm begründete Richtung der medizinischen Kunsthistorik in Deutschland, ein bis dahin wenig beachtetes Feld, das er für die Geschichte der Medizin erst „salonfähig“ machte (Sudhoff). „Die Medizin in der klassischen Malerei“ (1903, ⁴1950) gibt einen Überblick über die in den europäischen Galerien vorführbare medizinische Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Das prächtige Werk über „Karikatur und Satire in der Medizin“ (1905, ²1921) führt vorzüglich in die Entwicklung des ärztlichen Standes ein. 1907 wurde H. Titularprofessor und Kustos der in Deutschland einzigartigen medikohistorischen Sammlung, die der Staatlichen Sammlung ärztlicher Lehrmittel im Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin, dem 1906 geschaffenen Zentrum des ärztlichen Fortbildungswesens, angegliedert war. Grundstock dieser 1945 verlorengegangenen Einrichtung war die großzügige Schenkung H.s, der selbst ein eifriger Sammler war. „Plastik und Medizin“ (1912), in der die Antike zu Wort kommt, übertrifft die vorangegangenen Werke an historisch-wissenschaftlichem Gehalt noch beträchtlich.

    Im 1. Weltkrieg war H. als Leiter der Chirurgischen Abteilung der Charité eingesetzt, 1921 erschien sein Werk über die fliegenden Blätter des 15. bis 18. Jahrhunderts („Wunder, Wundergeburt und Wundergestalt“, ²1922), das der sonst apolitische H. dem Völkerbunde gewidmet hat. Es geht mit den politischen – dynastischen wie kirchlichen – Kräften, die zur „Dummgläubigkeit und Glaubensseligkeit“ der breiten Bevölkerung beigetragen hätten, ins Gericht, indem es die den Wunderglauben und die Scharlatanerie nährende, hinter den Einblattdrucken stehende „klerikale Redaktion“ aufzeigt. H.s „Äskulap und Venus“ (1928) ist eine Kultur- und Sittengeschichte vornehmlich der alten Hochkulturen.

    Weniger Wertschätzung hat H. mit seinen „Anekdoten aus der medizinischen Weltgeschichte“ (1925, ⁴1953) gefunden.

    Weitere medizinhistorisch relevante Arbeiten stehen in engen Beziehungen zu seinen kunsthistorischen Interessen (van Dyck, Rektorenpalast zu Ragusa, Asklepieien), zu seinen Sammlungen (Ausstellungskataloge), zu den genannten Hauptwerken (deutsche medikohistorische Kunstbestrebungen, Chirurgie und alte Malerei, Heilkräfte der Könige, Gillrays Karikatur der Kuhpockenimpfung, Marktschreizettel des wandernden Arztes Georg Bartisch, Blasenstein, Klistier), aber auch zur älteren Geschichte seines Faches, der Chirurgie (Meister Johann Dietz, Hieronymus Brunswig, Gliederersatz).

    H.s Charakteristik als handfertiger Chirurg und wissenschaftlicher Kunstbeflissener wäre unvollständig, wenn nicht auch seine Fähigkeiten als bildender Künstler (Modellieren) erwähnt würden.

  • Werke

    Weitere W u. a. Über e. Fall v. fortschreitendem Schwund d. Fettgewebes u. s. kosmet. Ersatz durch Menschenfett, in: Münchener med. Wschr. 57, 1910;
    Die chirurg. Säge, Medizin-hist. Studie, in: Archiv f. klin. Chirurgie 106, 1915. -
    Bearb.: Kat. z. Ausstellung d. Gesch. d. Med. in Kunst u. Kunsthandwerk, Zur Eröffnung d. Kaiserin-Friedrich-Hauses, 1.3.1906, 1906;
    Staatl. Slg. ärztl. Lehrmittel im Kaiserin-Friedrich-Haus f. d. ärztl. Fortbildungswesen, Kat. d. Medico-hist. Slg., Abt. IX: Instrumente u. Bandagen, 1910;
    F. P. Weber, Des Todes Bild, 1923;
    - Verz. in: Dt. Chirurgenkal., ²1926, S. 144.

  • Literatur

    K. Sudhoff, Plastik u. Med., Eine glossierende Besprechung d. gleichnamigen Werkes E. H.s, in: Zs. f. Balneol., Klimatol. u. Kurort-Hygiene 5, 1912/13;
    I. Fischer, in: Wiener med. Wschr. 82, 1932;
    H. K. Hofmeier, in: Münchener med. Wschr. 103, 1961 (P);
    ders., E. H.s Bedeutung f. d. Med.-gesch., in: Zs. f. ärztl. Fortbildung 51, 1962 (P);
    P. F. C. Wille, Die medico-hist. Slg. d. Univ. Berlin im Kaiserin-Friedrich-Haus f. d. ärztl. Fortbildungswesen 1906–45, in: Dt. Ärztebl. 63, 1966;
    ders., Noch immer kein med.hist. Mus. in Dtld., ebd. 67, 1970;
    Fischer (W).

  • Autor/in

    Horst Zoske
  • Zitierweise

    Zoske, Horst, "Holländer, Eugen" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 536-537 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117527513.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA