Lebensdaten
erwähnt 1468, gestorben 1483 oder 1484
Geburtsort
Hoorn (Zuidersee) (?)
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Buchdrucker ; Verleger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137661495 | OGND | VIAF: 249876526
Namensvarianten
  • ter Hoernen, Arnold
  • Therhoernen, Arnold
  • ter Hurnen, Arnold
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hoernen, Arnold ter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137661495.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Conrad ter Humen;
    M Catherine N. N.;
    B Peter, begann 1486 seine nicht sehr umfangreiche, nur f. dieses Jahr belegbare Drucktätigkeit mit Schrr. v. Johs. Gerson, Wilh. v. Gouda, Thomas a Kempis u. EB Antonius v. Florenz. Sein Typenmaterial läßt sich deutlich v. dem H.s u. dem d. Nachfolger H.s unterscheiden;
    - Gertrude N. N. ( 2] 1485 Konrad Welker, aus Boppard, vermutl. Gehilfe H.s, d. H.s Offizin übernahm, s. L);
    Stief-S Diederich Molner, nennt sich im Druck v. 1485 (J. Versor, Quaestiones super duo libros Aristotelis de generatione et de corruptione) „Theodericus impressor“, arbeitete vermutl. mit K. Welker zusammen (s. L);
    Groß-N Dederich Hornner, Erbe u. Bes. d. Druckerei (noch 1538 nachweisbar).

  • Biographie

    H. wurde 1468 als Kleriker aus der Diözese Utrecht von der Artistenfakultät der Universität Köln immatrikuliert. Wahrscheinlich hat er den Buchdruck bei Ulrich Zell, dem seit 1466 tätigen Erstdrucker Kölns, erlernt. Sein erster datierter Druck, der „Sermo de praesentatione beatae Mariae virginis“ Werner Rolevincks, stammt aus dem Jahre 1470. Damit treten sogleich die engen Beziehungen zu Tage, die H. mit der kölnischen Kartause von Sankt Barbara, deren Konventuale Rolevinck war, auch weiterhin verbanden. Von dieser Predigt ist außerdem ein undatierter und unfirmierter Druck bekannt, dessen Type, als sogenannter Dictys-Type bezeichnet, als eine Vorform der Druckschrift erscheint, die H. in der Ausgabe von 1470 verwendete; er wäre dann als das früheste Erzeugnis der Presse H.s anzusehen. Insgesamt hat H. 4 verschiedene Schriftarten verwendet. Wie für diese frühe Zeit des Inkunabeldrucks gewöhnlich, schloß er sich eng an handschriftliche Vorbilder an. Diese mag er in Köln bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben im Kloster Weidenbach und bei den Kartäusern gefunden haben. Deren kölnische Niederlassungen standen in enger Verbindung mit den Niederlanden und damit in der Schreibtradition der niederländischen Bastarda. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der 1462 von den kölnischen Kreuzbrüdern als Prior nach Hoorn entsandte Nicolaus von Haarlem H. zur Einrichtung einer Druckerei nach Köln vermittelt hat. Die zweite der Texttypen H.s, die er seit 1474 gebrauchte, stimmt weitgehend mit der dem Schreiber Constantinus in Sankt Barbara zur selben Zeit geläufigen Notula überein. Sosehr H. in seinem typographischen Stil von der niederländischen Fraterherrenbastarda beeinflußt worden sein mag, so wurde er doch durch deren Umsetzung in Drucklettern der Schöpfer einer besonderen kölnischen Form der gotischen Druckschriften. –|H. verbesserte die bibliographische Einrichtung des gedruckten Buches, indem er 1470 erstmals Blattzahlen in der Mitte des rechten Kolumnenrandes der Rectoseite anbrachte und diese mit arabischen Ziffern druckte, was ebenfalls der Schreibpraxis der Kartäuser entsprach. Rotdruck für Überschriften, Kolophone und das Druckersignet (mit den Initialen a h) finden sich in seinen Drucken nur bis 1475.

    H.s bedeutendste Druckleistung und sein größter Bucherfolg wurde Rolevincks „Fasciculus temporum“, den er 1474 nach dem Manuskript des Verfassers als erste autorisierte Ausgabe der dann viel gelesenen Weltchronik herausbrachte. Mit seinen einfachen Holzschnitten ist er das einzige illustrierte Buch H.s geblieben. Zugleich erscheint Rolevinck als der erste kölnische Autor, der unmittelbar für die Veröffentlichung im Druck geschrieben hat. Insgesamt hat H. 14 Schriften Rolevincks gedruckt, darunter den „Libellus de regimine rusticorum“, „De laude antiquae Saxoniae nunc Westphaliae dictae“ und „De origine nobilitatis“; diese Ausgaben sind undatiert. Mit zwei Traktaten des Thomisten Gerhard von Elten druckte H. als erster Schriften eines kölnischen Universitätslehrers; aber eigentlicher Universitätsdrucker ist er nicht geworden. Im übrigen beschränkte sich seine Verlagsproduktion auf die gängige moral- und pastoraltheologische Literatur der Zeit. Klassikerausgaben und volkssprachige Schriften fehlen fast gänzlich. Petrarcas Eklogen bleiben 1473 eine Einzelerscheinung. H.s letzter Druck, 1483, galt der lokalen kölnischen Ursulalegende, der Historia nova undecim milium virginum.

  • Literatur

    (auch f. Fam.) ADB 13;
    L. Ennen, Kat. d. Inkunabeln d. Stadt-Bibl. zu Köln, Abt. 1, 1865;
    J. J. Merlo, Btrr. z. Gesch. d. Kölner Buchdrucker u. Buchhändler d. 15. u. 16. Jh., in: Ann. d. hist. Ver. f. d. Niederrhein 19, 1868;
    E. Voulliéme, Der Buchdruck Kölns b. z. Ende d. 15. Jh., 1903;
    ders., Die dt. Drucker d. 15. Jh., ²1922;
    A. W. Pollard, Cat. of books mostly from the presses of the first printers …,1910;
    A. G. W. Murray, The edition of the Fasciculus temporum printed by A. T. H. in 1474, in: The Library, Ser. 3, Vol. 4, 1913;
    V. Scholderer, Schoolmen and printers in old Cologne, ebd., Ser. 5, Vol. 4, 1950;
    E. v. Rath u. R. Juchhoff, Buchdruck u. Buchill. b. z. J. 1600, in: Hdb. d. Bibl.wiss. I, ²1952;
    S. Corsten, Die Anfänge d. Kölner Buchdrucks, 1955;
    R. Juchhoff, Die Univ. Köln u. ihre frühen Typographen, in: Festschr. f. J. Benzing, Buchdrucker z. 60. Geb.tag, 1964.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Hoernen, Arnold ter" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 356-357 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137661495.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hörnen: Arnold H. (ter Hörnen): kölnischer Buchdrucker in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Als das früheste Jahr, in welchem auf Grund des kölnischen Stadtarchivs dieser Drucker, der wie sein Name andeutet, holländischer Abkunft war, daselbst sein Geschäft begann, kann als sicher das Jahr 1470 bezeichnet werden, demnach nur wenige Jahre nach Ulrich Zell, dessen erster unter seinem Namen veröffentlichter Druck 1466 (Panzer IV, 271) erschienen war. Wie bei den meisten älteren Buchdruckern sind auch Hörnen's|äußere Lebensverhältnisse in völliges Dunkel gehüllt und auch die städtischen Urkunden geben hierüber keine Auskunft. Dagegen zeigt uns ihn die große Anzahl der von ihm hergestellten Druckwerke als einen ungewöhnlich thätigen Mann. In einem handschriftlichen von dem Canonicus von Büllingen verfaßten im Kölner Stadtarchive befindlichen Verzeichnisse sämmtlicher kölnischer Drucke sind 21 Bücher aufgezählt, welche ausdrücklich ter Hörnen's Namen tragen, 4 sind durch die Namenschiffre und das Druckzeichen kenntlich und 31 geben sich durch den Charakter der Buchstaben als dessen Eigenthum zu erkennen. Von denen welche seinen Namen führen, besitzt die Wallraf’sche Bibliothek zu Köln 13 und 21, die gemäß dem Charakter der Typen demselben zugeschrieben werden müssen. Sein erster Druck war: „Thomae de Aquino questiones de quodlibet“ 1471, sein letzter datirter das Bukolikon des Petrarka vom J. 1483. Unter allen seinen Drucken zeichnet sich nach Form und Inhalt des Kartheusermönchs Rolfinck's „Fasciculus temporum“ 1474, die erste und älteste Ausgabe dieser sehr oft wieder aufgelegten und weiter fortgesetzten Chronik von Erschaffung der Welt bis 1474 und zugleich dadurch aus, daß dieselbe nach dem Autograph des Verfassers angefertigt wurde. Der Druck ist mit sogenannten gothischen Buchstaben sauber und schön ausgeführt, auch mit einigen illuminirten Holzschnitten verziert. Dagegen sind die Abbreviaturen in so überhäufter und ermüdender Menge vorhanden, daß sich in langen über die ganze Breite laufender Zeilen wol 28 in einer Zeile und zuweilen selbst 3 in einem einzigen Worte zählen lassen, sehr häufig sind auch zwei oder drei Buchstaben gleich aneinander gehängt. Alles dieß erschwert die Lektüre des Buches außerordentlich. Von dem Gehalte des merkwürdigen Buches, in welchem manche freimüthige Klagen über den Verfall der Kirche, offenherzige Nachrichten von dem üblen Leben der Päpste und der Geistlichen sich vorfinden, die man in späterer Zeit und bei der gerade in Köln bald darauf schärfer auftretenden Censur nicht mehr hätte drucken dürfen, verdienen u. a. Erwähnung die Erzählung von der Päpstin Johanna (Bl. 32 b), von der Vergiftung des Kaisers Heinrich's VII. (Bl. 60 a) und besonders das Zeugniß von der Erfindung der Buchdruckerkunst zu Mainz „Ortum habens in maguncia“ (Bl. 64 b). Es ist noch zweifelhaft, ob H. oder Zell zuerst für die Bezeichnung der Zahlen sogenannte arabische Ziffern (bereits in Hörnen's erstem Drucke angewendet) in den Druck einführte, dagegen lassen sich an der eigenthümlichen Schärfe und charakteristischen Gestalt einzelner Buchstaben, deren er zweierlei, die gewöhnlichen und etwas kleineren gebrauchte, die Hörnen’schen Drucke leicht erkennen. Seine Schlußschrift ist meistens in rother Farbe, darunter Wappen oder Marke; das Papierzeichen: Ochsenkopf. Einzelne Holzstöcke seiner Druckerei scheinen später in die Koelhoff’sche Officin übergegangen zu sein, wie eine Vergleichung des Hörnen’schen „Fasciculus temporum“ Bl. 4 b, 5 a und 13 b mit des ersteren Chronik Bl. 15, 17 und 28 b lehrt. Drei Jahre später, im J. 1486, findet sich als Drucker in Köln ein Peter ther Hörnen, von welchem ein Druck: „Opusculum tripartitum ... per Joa. de Jersona“ vorhanden ist, dessen Typen zwar einige Aehnlichkeit mit denen Arnolds haben, aber etwas kürzer und gerundeter sind. In welchem verwandfschaftlichen Verhältnisse dieser H. zu dem ersteren gestanden, ist ungewiß.

    • Literatur

      Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst S. 154. Riederer, Nachrichten I, 294—303. Götz. Merkwürdigkeiten der Dresdener Bibliothek I, 431. L. Ennen, Die Inkunabeln der Stadtbibliothek zu Köln S. 6—7. Annalm des histor. Vereins für den Niederrhein 1876. S. 2.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Hoernen, Arnold ter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 150-151 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137661495.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA