Lebensdaten
1869 – 1922
Geburtsort
Bleicherode bei Nordhausen
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 137409516 | OGND | VIAF: 81604673
Namensvarianten
  • Herzfeld, Hugo Julius
  • Herzfeld, Hugo
  • Herzfeld, Hugo Julius

Orte

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Zitierweise

Herzfeld, Hugo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137409516.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    ⚭ Mascha Michelsohn (1871–1931);
    T Wera Gutmann-Herzfeld, Haupterbin v. H.s Vermögen u. Aufsichtsratsmitgl. d. Mansfelder Ges.

  • Biographie

    In Deutschland hat wohl zuerst H. den Aufkauf von Aktienpaketen zu hoher Blüte entwickelt. Durch freie Aktienkäufe schuf er – damals ein sehr seltener Fall – allein über die Börse neue Industriekonzerne. Der Begriff „Aktienpakete“ war vor seinen Transaktionen in Deutschland wenig populär. Bemerkenswert war dabei, daß H. persönlich der Börse fern blieb und seine Geschäfte über fremde Maklerfirmen abwickelte. Die Wege, die er dabei einschlug, waren in der deutschen Finanzgeschichte bisher unbekannt und riefen vielfach Proteste hervor. – Bevor H. in Berlin eine eigene Bankfirma gründete, war er Banklehrling in Osnabrück sowie Angestellter in der Berliner Bank Mendelssohn & Co. gewesen und hatte sich später mit wechselndem Erfolg auf dem Gebiet der Kommunalfinanzierung und als Großinteressent am Kriegsanleihemarkt betätigt. Die Aufmerksamkeit wurde allgemein zuerst auf ihn gelenkt, als er im Sommer und Herbst 1920 die Aktienmehrheit des Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation unter Kampfkursen zusammenkaufte und sie mit Riesengewinn an H. Stinnes weitergab, der damit seine Rhein-Elbe-Union abrundete. Ein Effektenhändler, der in die „Vertrustung“ eingriff und Hunderte von Millionen in einem einzigen Aktienengagement riskierte, das obendrein zu den schweren Papieren zählte (konservative Aktionärsschichten), war bis dahin noch nicht erlebt worden. H.s zweite große Finanzoperation war die Umwandlung der Mansfelder Kupferschieferbauenden Gewerkschaft, mit rund 30 000 Beschäftigten eines der größten Unternehmen Deutschlands, in die zeitgemäße Gesellschaftsform der AG. Die Majorität der Kuxe dieses größten Kupferbergwerkes Deutschlands verkaufte H. an Konzerne der Metallindustrie (AEG, Metallbank, O. Wolff), die dem substanzreichen, aber schwerfälligen Werk eine rationelle Grundlage gaben. Ob dieser wirtschaftliche Fortschritt das bewußte Ziel von H. war, mag dahingestellt bleiben. In seinen letzten Lebenstagen gelang ihm noch die Bildung des großen Kalikonzerns Salzdetfurth – Westeregeln – Aschersleben – Leopoldshall. Den Anlaß zu H.s Aufstieg bildete letzten Endes die Phase der Inflation. Obwohl die Voraussetzungen für ähnliche Erfolge in der nach seinem Tode einsetzenden ganz großen Inflationszeit noch günstiger schienen, ist H. eine Einzelerscheinung im deutschen Bank- und Börsenwesen geblieben.

  • Literatur

    Der Handel mit Macht, in: Frankfurter Ztg. u. Handelsbl. 66, Nr. 92 v. 3.2.1922, S. 2;
    Berliner Börsen-Ztg. Nr. 106 v. 3.3.1922, S. 5;
    P. Ufermann, Könige d. Inflation, ²1924;
    F. Faßland, in:|F. Pinner, Dt. Wirtsch.führer, 1924, S. 191-96;
    E. Neckarsulmer, Der alte u. d. neue Reichtum, 1925;
    R. Lewinsohn, Jüd. Weltfinanz, 1925;
    ders., Die Umwandlung d. europ. Vermögen, 1925, S. 149 f.;
    ders., Sinn u. Unsinn d. Börse, 1933, S. 279 f.

  • Autor/in

    Hans-Henning Zabel
  • Zitierweise

    Zabel, Hans-Henning, "Herzfeld, Hugo" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 734-735 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137409516.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA