Lebensdaten
um 1560 – nach 1623
Geburtsort
Bretten
Beruf/Funktion
Reiseschriftsteller ; Reisender
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 100851266 | OGND | VIAF: 35582721
Namensvarianten
  • Heberer, Michael
  • Bretten, Michael H. von
  • Bretten, Michael Heberer aus
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Zitierweise

Heberer, Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100851266.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann ( vor 2.12.1578), Handelsmann in B., wohl S d. Wendel, Bürger in B.;
    M Catharina (* 1529, vor 2.12.1578), T d. Georg Schwarzerd (1501-um 1565), kurpfälz. Stadtschultheiß zu B., u. d. Anna Hechel;
    Groß-Om Phil. Melanchthon ( 1560), Reformator;
    Om Siegmund Melanchthon (1537–73), Prof. d. Med. in Heidelberg, Georg Melanchthon (1536- n. 1595), Bgm. v. Weißenburg/Elsaß;
    Tanten-m Barbara ( Seb. Hügelin, kurpfälz. Rat u. Assessor am Reichskammerger.), Regina ( 1] Aegidius Schemel, Botenmeister am Reichskammerger., 2] Andreas Neander, Protonotar ebd.);
    - Katharina N. N.

  • Biographie

    H. bezog 1579 die Universität Heidelberg. Neben seinen Studien versah er bis 1582 bei einem jungen schwedischen Adeligen die Stelle eines Präzeptors. In diesem Jahr entschloß er sich, in Begleitung französischer Adeliger Frankreich und Italien zu bereisen. 1585 begab er sich nach Malta und fiel im gleichen Jahr auf einem Kriegsschiff des Malteserordens vor der ägyptischen Küste in türkische Gefangenschaft. H. mußte die folgenden 3 Jahre zumeist als Galeerensklave verbringen; so lernte er einen guten Teil der osmanischen Mittelmeergebiete kennen. Ende 1588 konnte ihn der französische Gesandte in Konstantinopel freikaufen, worauf H. über Italien in die Heimat zurückreiste. Er trat dann in die Dienste des Kurfürsten von der Pfalz, der den weitgereisten und sprachkundigen Mann gelegentlich seinen Gesandtschaften beigab. H. begann seine Laufbahn in der kurpfälzischen Kanzlei etwa 1591 als Substitut am Hofgericht, stieg jedoch schon bald zum Registrator auf. Als solcher war er hauptsächlich mit der Ordnung von Registratur und Archiv in Heidelberg befaßt. Er erlebte in dieser Stellung noch den Fall von Heidelberg 1622. – 1610 veröffentlichte H. einen Bericht über seine Erlebnisse im Orient. Als gelehrter Humanist durchsetzte er seine Schilderung gern mit der Aufzählung historischer Ereignisse, was jedoch die Spannung des Berichts nur wenig mindert. Dieser verrät ein kritisches Urteil und gibt einen interessanten Einblick in die Zustände im osmanischen Reich, besonders in die Stellung der dort lebenden Europäer. Die Schilderung von Gesandtschaftsreisen nach Polen und Schweden, die H. anschloß, fallen dagegen etwas ab.

  • Werke

    Aegyptiaca Servitus, Das ist Warhafte Beschreibung e. Dreyj. Dienstbarkeit, so zu Alexandrien in Egypten ihren Anfang u. zu Constantinopel ihr Endschaft gefunden, Heidelberg o. J. (1610), nachgedr. als Pfälz. Robinson, Frankfurt 1747, niederländ. Übers. Ongelukkige Voyagie van Michiel Heberer van Bretten Door verscheyde gedeeltens van Asia en Africa, Leiden 1706.

  • Literatur

    ADB XI;
    E. Winkelmann, UB d. Univ. Heidelberg I, 1886;
    H. Fröhlich, M. H. v. Bretten, d. „Churpfälz. Robinson“, 1965. - Eigene Archivforschung

  • Autor/in

    Volker Press
  • Zitierweise

    Press, Volker, "Heberer, Michael" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 170 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100851266.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heberer: Michael H., Reisender und Reisebeschreiber in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., wurde zu Bretten in der Kurpfalz, der Heimath Philipp Melanchthons und als dessen naher Verwandter geboren. Sein Geburts- und Todesjahr sowie der Stand seiner Eltern sind unbekannt. Zum Studiren bestimmt, besuchte er zuerst die Schule seiner Vaterstadt, dann das Gymnasium zu Heidelberg und hierauf das Lyceum zu Neuhausen bei Worms, welches damals in großem Ansehen stand. Von 1579—82 studirte er zu Heidelberg, wo er am allgemeinen Stipendium Antheil hatte, die Rechte und zeichnete sich hier durch Fleiß, Kenntnisse und angenehme Manieren so sehr aus, daß er unter den Professoren und sonstigen angesehenen Persönlichkeiten manche Gönner fand, die ihm gerne in seinem Fortkommen behilflich sein wollten. Warme Empfehlungen verschafften ihm die einträgliche Stelle eines Hofmeisters bei dem jungen schwedischen Grafen Erich Bjelke, der sich damals „Studierens halber“ in Heidelberg aufhielt, und er bekleidete drei Jahre diesen Posten zur vollsten Zufriedenheit der Eltern seines Schutzbefohlenen, die ihm ein beträchtliches Geldgeschenk reichen ließen, als der jugendliche Graf im Frühjahre 1582 in seine nordische Heimath zurückberufen wurde. Mit dem empfangenen Geschenke und einigen Ersparnissen in der Tasche bemächtigte sich des jungen Studenten eine unwiderstehliche Lust zum Reisen! Fremde Länder und Städte zu sehen und zugleich an französischen und italienischen Universitäten seine Studien fortzusetzen, war das Ziel seiner brennenden Wünsche. Er trat deshalb auf mehrere Jahre als Präceptor in die Dienste einer Edeldame aus Burgund und später als Reisebegleiter in die des Grafen de Toyres, mit dem er einen Theil von Italien und Frankreich durchzog. Wegen religiöser Verfolgung 1585 aus Paris nach Marseille flüchtend, gelang es ihm hier, auf einem Maltheser-Schiffe Zuflucht zu finden, das eben eine Kreuzfahrt gegen die Barbaresten unternahm, dieses aber wurde von den Türken erobert, so daß H. als Sklave nach Egypten und von da 1586 als solcher nach Konstantinopel kam. Hier wurde er wieder an eine Caravane vermiethet, welche nach Jerusalem zog, wie er auch viele andere mühselige Seefahrten nach Trapezunt und andern Häfen des schwarzen Meeres, stets als Sklave, machen mußte. Endlich gelang es ihm mit Hülfe des französischen Gesandten, Grafen von Savary, zu Konstantinopel sich loszukaufen. Während seiner dreijährigen Gefangenschaft hatte er die arabische Sprache gründlich erlernt. Nach seiner Befreiung durchreiste er nochmals verschiedene europäische Länder, setzte eine Zeit lang zu Padua das Studium der Rechte fort und kehrte am 7. Septbr. 1592 nach Heidelberg zurück, wo nun und weit über die Kurpfalz hinaus seine seltsamen Schicksale und Abenteuer die allgemeinste Theilnahme erregten. Der Kurfürst Friedrich IV. ernannte ihn bald darauf zum Kanzleiregistrator (Archipalatini scrinii custos). Kurz vor seinem Tode, der vermuthlich in das J. 1612 fällt, schrieb er die Denkwürdigkeiten seines vielbewegten Jugendlebens, die unter dem Titel erschienen: „Aegyptiaca servitus“ ... Heidelberg o. J. (Vorrede datirt vom 14. Aug. 1610, hierauf latein. Gedichte des Janus Gruterus) und nachgedruckt als „Pfälzischer Robinson“, Frantf. a. M. 1747. In der Original-Ausgabe begegnet auch (S. 63) die erstmalige Erwähnung der ironischen sprichwörtlichen Redensart „Er kommt daher wie das Hündlein von Bretten"; vgl. dazu S. Fr. Gehres, Kleine Chronik von Bretten S. 8—11 und Wilh. Wackernagel's Kl. Schriften I, 423—34. Auch als lateinischer Dichter versuchte sich H. an mehreren Stellen seiner Reisebeschreibung, wie er auch den Tod der Elisabeth, der Gemahlin des Pfalzgrafen Ludwig in einem besondern lateinischen Gedichte ("Turnemainnus triumph. poët.“, Francof. 1624 p. 319) besungen hat.

    • Literatur

      Heidelberger Kirchenraths-Protocoll vom 18. Octbr. 1567, Bl. 161 und vom 18. Febr. 1568, Fol. 204. J. H. Andreae, Bretta, Heidelb. 1769. J. O. Hansen in der Zeitschr. Illustr. Chronik, 1878. S. 67—72.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Heberer, Michael" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 197-198 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100851266.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA