Lebensdaten
1863 – 1930
Geburtsort
Laibach (Krain)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Volkskundler ; Literaturhistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116524278 | OGND | VIAF: 15012180
Namensvarianten
  • Hauffen, Adolf
  • Haussen, Adolf
  • Hauffen, Adolph
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Zitierweise

Hauffen, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116524278.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph, Großhändler in L.;
    M Amalie Leskowitz;
    1892 Klothilde Pistl;
    3 S.

  • Biographie

    H. studierte seit 1883 Deutsch, Englisch, Geschichte und Erdkunde in Wien, Leipzig, Berlin und Graz (Promotion 1886). Für seine Forschungsrichtung wurden entscheidend R. Hildebrand, A. Sauer, E. Schmidt, Anton E. Schönbach. Er habilitierte sich 1889 an der Deutschen Universität Prag, wurde 1898 außerordentlicher und 1919 ordentlicher Professor. Zu seinen Lehrgebieten gehörte neben deutscher Sprache und Literatur auch Volkskunde. – H.s Arbeit ist zunächst aus heimatgebundener Forschung und aus der Wirkung anspruchsloser Vorträge, Lesungen und Abhandlungen im Hinblick auf die Erwachsenenbildung zu verstehen, wie sie für die Deutschen in Deutsch-Böhmen notwendig war. Hervorzuheben ist hier seine 1919 erschienene „Geschichte des deutschen Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse (1869–1919)“.Für die Volkskunde hat H. Richtungweisendes geschaffen und ist zum Begründer der wissenschaftlichen Volkskunde in Böhmen geworden: Seit 1889 las er über Volkslied und Volkskunde, 1894-1900 leitete er die Sammlung der deutschen Volksüberlieferungen in Böhmen, 1896 begründete er die „Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde“ (seit 1926 „Beiträge zur sudetendeutschen Volkskunde“). Er stand auch dem Arbeitsausschuß zur Sammlung deutsch-böhmischer Volkslieder vor und leistete mit seiner „Bibliographie des deutschen Volksliedes in Böhmen“ (1913) eine wichtige Vorarbeit zu der geplanten Veröffentlichung. Er führte diese Arbeit auch in der Tschechoslowakischen Republik fort und erweiterte sogar das Arbeitsfeld auf Mähren, Schlesien und die Karpathenländer. In „Die deutsche mundartliche Dichtung in Böhmen“ (1903) behandelt er neben den Mundarten von Böhmerwald und südlichem Böhmen, Egerland, Erzgebirge und mittlerem Nordböhmen und dem östlichen Böhmen auch das Prager „Böhmisch-Deutsch“, das in tschechischem Mund bewußt auch literarisch verwendet wurde. – Den Gesamtbereich der Volkskunde umschließt „Die deutsche Sprachinsel Gotschee“ (1895) mit den Teilen Geschichte, Mundart, Lebensverhältnisse, Sitten und Gebräuche, Sagen, Märchen und Lieder (mit Melodien).

    Bedeutendes hat H. zur Fischart-Forschung beigetragen. Seine Arbeitsweise ist methodisch wie quellenkritisch Beginn einer Forschung, die weitausgreifend auch alles um Fischart Erreichbare mit erfaßt, in der Gelegenheitsdichtung, in politischen Flugschriften, Orts- und Landesgeschichte, Berichten, Akten und Urkunden alles wertet und zu neuen Deutungen führt. Er legte eine Ausgabe der Werke Fischarts (Kürschners Nationalliteratur 18, 3 Bände, 1891–95) und tiefgründende Einzelforschungen vor. Gemeinsam mit V. Moser, dessen Studien zur frühneuhochdeutschen Sprache und Grammatik und zu Fischarts Sprache die Wirkung der Arbeiten H.s vertieft haben, hat er den Plan zu einer umfassenden und kommentierten Fischart-Ausgabe gefaßt, den er jedoch nicht mehr ausführen konnte. Summe seiner Lebensarbeit am Fischart ist das zweibändige Werk „Johann Fischart. Ein Literaturbild aus der Zeit der Gegenreformation“ (1921 f.). Eine liebenswerte Zugabe dazu sind „Fischarts Schweizer Dichtungen“ (1926), die zu den „Bildergedichten auf Zeitgenossen“, dem „Glückhaften Schiff von Zürich“ und den „Städtelobsprüchen auf Zürich, Bern und Straßburg“ feinsinnige Bemerkungen H.s zum Bündnisproblem der Zeit enthalten. Als Literarhistoriker bewährte er sich mit der Herausgabe der Bände 138/39 von Kürschners Nationalliteratur: „Das Drama der klassischen Periode“.

  • Werke

    Weitere W u. a. Caspar Scheidt, der Lehrer Fischarts, 1889;
    Theodor Körner, 1891;
    Shakespeare in Dtld., 1893;
    Zur Lit. d. iron. Enkomien, in: Vj.schr. f. Lit.gesch. 6, 1893, S. 161-85;
    Das Höritzer Passionsspiel, 1894;
    Einführung in d. dt.-böhm. Volkskde. nebst e. Bibliogr., in: Btrr. z. dt.-böhm. Volkskde. 1, 1896;
    Fischart-Stud. I-XVI, in: Euphorion 3-6, 1896-99, 8-11, 1901-04, Erg.h. 7, 1908, 19, 1912-14, 20, 1913, 21, 1914;
    Über d. Bibl. Joh. Fischarts, in: Zs. f. Bücherfreunde 2, I, 1898, S. 21 ff.;
    Gesch., Art u. Sprache d. dt. Volksliedes in Böhmen, 1912;
    Sebastian Franck als Vf. freichristl. Reimdichtungen, in: Zs. f. dt. Philol. 45, 1914, S. 389-426;
    Kriegslyrik d. Gegenw., vornehml. in Dt.-Böhmen, 1916;
    Gesch. d. dt. Michels, Prag 1918;
    Fischarts Tätigkeit in Forbach, in: Festschr. auf A. Sauer, 1925, S. 145 ff.;
    Bibliogr. d. dt. Volkskde. in Böhmen, eingel. u. hrsg. v. G. Jungbauer, in: Btrr. z. sudetendt. Volkskde. 2, 1931;
    - Hrsg.: Prager Dt. Stud., 1912 ff. (mit P. Lessiak u. A. Sauer). - Selbstbiogr.: Mein Leben u. Wirken, Verz. m. Schrr., in: Die Wünschelrute, Reichenberg 1924, S. 5-18 (P).

  • Literatur

    V. Moser, in: Zs. f. dt. Philol. 51, 1926, S. 496-542 (Rezension zu H.s Fischart-Buch);
    E. Lehmann, A. H. z. Gedächtnis, in: Dt. Arb. 29, Prag 1930;
    G. Jungbauer, in: Das dt. Volkslied 32, 1930;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Otto Basler
  • Zitierweise

    Basler, Otto, "Hauffen, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 88 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116524278.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA