Dates of Life
gestorben Ende 14. Jahrhundert
Occupation
Spruchdichter
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 103125973 | OGND | VIAF: 5333992
Alternate Names
  • Harder
  • Harder, Konrad
  • Harder von Franken
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Harder, der, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103125973.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Über das Leben H.s, dessen Name in den Handschriften auch als der Harder von Franken, Conrat Harder oder Kunz Herter erscheint, ist nichts Sicheres bekannt. Nach seinem Dialekt wird er in böhmischem Sprachgebiet gedichtet haben. Die ältesten Handschriften seiner Dichtungen sind im Anfang des 15. Jahrhunderts geschrieben worden, so daß die Entstehungszeit der Werke noch ins 14. Jahrhundert fällt. Die Wahl der Themen, der geblümte Stil und die durch symbolische Zahlenschemen kunstvoll gegliederten Kompositionen seiner Dichtungen erinnern – ohne daß wörtliche Anklänge gefunden würden – an die großen Werke eines Heinrich von Mügeln, Peter Suchenwirt und Bruder Hans, deren Zeitgenosse H. gewesen sein wird. Es ist möglich, daß er dem geistlichen Stand angehörte; der gut bezeugte Name „der Harder“, der im Mitteldeutschen soviel wie „der Hirte“ heißt, und die inbrünstige Marienfrömmigkeit deuten darauf hin. In seinen „Frauenkranz“ flicht er mit großer Kunstfertigkeit das Gloria der Messe ein und läßt im Mittelteil die Bibel im lateinischen Wortlaut selbst sprechen. Angeregt durch das Bild des edelsteingeschmückten Himmlischen Jerusalems und der Sternenkrone aus der Apokalypse, entwirft er ein Kronenwappen der Jungfrau, dessen prächtige Beschreibung ihresgleichen in der spätmittelhochdeutschen Literatur sucht. Die Strophengedichte „Guldin Schilling“ und „Guldin Rei“, in denen H. – inspiriert durch das Hohelied – die Bildvorstellungen der weltlichen Minnelyrik und der Pastourelle auf das Mysterium der Fleischwerdung Gottes bezieht, setzen die von Konrad von Würzburg, Boppe, Frauenlob, Friedrich von Sunnenburg und anderen eingeleitete Tradition einer Verquickung der himmlischen und profanen Minne fort und steigern diese zu einem für heutiges religiöses Empfinden kaum noch erträglichen Übermaß. Sprachlich sind die Gedichte, deren gehäufte Symbole unentwirrbar ineinander verflochten sind, stark abhängig von der Mystik. Ganz schlicht wirkt dagegen die nur in einer Handschrift überlieferte „Minnerede“, in der der Dichter seine hartherzige Geliebte bei Frau Minne anklagt. Diese inhaltlich nach einem vielfach vorgeformten Schema aufgebaute Reimrede zeichnet sich durch eine künstliche Kadenzenordnung, durch anschaulichen Erzählstil und besonders durch die Beschreibung der glanzvollen Hofpracht der Frau Minne aus. Berühmt geworden ist H. durch seine schlichten Mariengedichte im „Süßen Ton“. Die Erfindung dieses Tons hat ihm bei den Meistersingern, die die 11zeilige Weise noch bis ins 17. Jahrhundert verwendeten, den ehrenvollen Ruf eines nachmeisters eingebracht. Die größeren Gedichte H.s sind bis auf wenige Zitate, die bei Muskatblüt, Hermann von Sachsenheim, Rosenplüt und einigen anderen weiterlebten, für Jahrhunderte vergessen worden.

  • Works

    Frauenkranz u. Guldin Schilling, hrsg. v. T. Brandis, s. L (Ed. d. übrigen Texte H.s durch dens. in Vorbereitung);
    Guldin Rei, hrsg. v. K. Bartsch, in: Meisterlieder d. Kolmarer Hs. (d. i. Cgm 4997), 1862, Nr. 3; d. übrigen W noch ungedr.:
    Minnerede überliefert in Cgm 714, die Strophengedichte in München Cgm 4997, 5198 u. Heidelberg Cpg 392, vgl. Brandis, s. L, S. 9-15. Die Melodien d. Töne abgedr. b. P. Runge: Die Sangesweisen d. Colmarer Hs., 1896, Nr. 4, 5, 130.

  • Literature

    ADB X (unter Harder, Konrad);
    Jacobsthal, Über d. musikal. Bildung d. Meistersänger, in: Zs. f. dt. Altertum u. dt. Lit. 20, 1876, S. 69 ff.;
    T. Brandis, Der H., Texte u. Stud. I, 1964;
    Goedecke I, S. 313;
    H. Fromm, in: Reallex. dt. Lit.gesch. II, ²1958, S. 283;
    Vf.-Lex. d. MA II.

  • Author

    Tilo Brandis
  • Citation

    Brandis, Tilo, "Harder, der" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 664 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103125973.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Harder: Konrad H., Meistersänger zu Anfang des 15. Jahrhunderts. Michel Behaim, der sein jüngerer Zeitgenosse war, nennt ihn unter den Nachmeistern, d. h. den auf die alten Meister des 13. Jahrhunderts folgenden Dichtern. Die größeren von Harder's Gedichten sind dem Lobe der Jungfrau Maria gewidmet und in einem geschraubten verkünstelten Stile geschrieben, der des Dichters Vorbild, Regenbogen, weit überbietet. Wie schon diesem vorgeworfen wurde, er mische fremde Ausdrücke der lateinischen Kirchensprache in sein Deutsch, so thut es H. in noch größerem Maße. So in dem „Die goldene Krone" genannten Mariengedichte, welches in der gewöhnlichen Form der Reimpaare abgefaßt ist. Mariengedichte sind ferner „Der goldene Schilling" oder die „Korweise", welche in der Kolmarer Handschrift als Leich bezeichnet wird, aber in gleichgebauten, also nur in der Melodie wechselnden Strophen gedichtet ist; ferner der „Goldene Reie", der, ganz im Stile eines weltlichen Liebesliedes, erst in der letzten Zeile Maria nennt. Ein anderes größeres Gedicht in Reimpaaren, „Frau Minne Lehen", ist der weltlichen Minne gewidmet. In seinen kürzeren, meist dreistrophigen Meisterliedern, die sämmtlich die Form seiner „Hofweise“ oder seines „süßen Tones“ tragen, behandelt er die verschiedensten Gegenstände, meist in einem viel einfacheren Stile; so Betrachtungen auf einem Kirchhof, über die Macht des Todes, worin er neben biblischen Personen auch Gestalten der deutschen Heldensage anführt; über vier Arten von Menschen, Frauen, Ritter, Priester und Meister; Beziehungen auf die politischen Zustände Deutschlands; eins behandelt eine Fabel etc. Doch wird noch eine genauere Ausscheidung zwischen echten und ihm von jüngeren Handschriften beigelegten Sachen vorzunehmen sein.

    • Literature

      Vgl. Meine Meisterlieder der Kolmarer Handschrift, S. 88 f. 182. 192—198, 589—595. Holtzmann in Pfeiffer's Germania, 3, 312 f.

  • Author

    K. Bartsch.
  • Citation

    Bartsch, Karl, "Harder, der" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 592 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103125973.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA