Dates of Life
um 1370 – 1429 oder 1444
Occupation
Dichter
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 119011697 | OGND | VIAF: 268318346
Alternate Names
  • Bühel, Hans von
  • Büheler, Hans der
  • Hans der Büheler
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Objekt/Werk(nachweise)

Places

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Citation

Hans von Bühel, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119011697.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    Aus oberbad. Geschl. mit Sitz Bühl b. Rastatt;
    N. N., aus Basler Patrizierfam.

  • Biographical Presentation

    Als Verfasser zweier Verserzählungen gibt sich in den Epilogen dieser Werke H. zu erkennen. Nach K. Büschgens war er Ministeriale der Markgrafen von Hachberg; bis 1414 hielt er sich in Poppelsdorf bei Bonn in Diensten des Kölner Erzbischofs Friedrich von Saarwerden auf. Die spärliche Überlieferung der Versepen „Königstochter aus Frankreich“ (1400 geschrieben) und „Diocletianus' Leben“ (1412) sowie die Unkenntnis des Verfassernamens bei den Literaten seiner Zeit legen es nahe, in H. einen dichtenden Dilettanten, nicht aber einen Berufsdichter zu sehen. Die Erzählung von der Königstochter von Frankreich, die, um den Heiratswünschen ihres Vaters zu entgehen, nach England flieht, unerkannt vom englischen König geheiratet wird, auf Grund böswilliger Verleumdung ihrer Schwiegermutter zum Tode verurteilt, mit ihrem Sohn erneut fliehen muß, bis endlich Vater und Mann, die zur Absolution ihrer Sünden zum Papst reisen, sie wieder finden und zu sich nehmen, greift einen weitverbreiteten Stoff auf, der zum Typ der späthellenistischen Romane gehört. Mit der Aufnahme der orientalischen Fabel von der versuchten Verführung eines Königssohnes durch seine Stiefmutter zeigt H. noch einmal Geschmack an einem sehr bekannten Erzählstoff des Mittelalters, der der Frauenfeindschaft der Zeit besonders entgegenkam, da die auf Kaiser Diocletian bezogene Erzählung den Rahmen für Geschichten von der heimtückischen List der Frauen abgab. – Die Dichtkunst H. ist, wie die der Dilettanten zumeist, rückwärts gewandt, orientiert an der späthöfischen Literatur. In einer Zeit, in der sich die Prosaform für epische Stoffe bereits durchgesetzt hat, schreibt er eine Prosaversion des Diocletian um in eine regelmäßig vierhebige Verserzählung und macht Anleihen aus der höfischen Dichtung. Dabei kann er den Zeitabstand nicht vergessen machen: Die höfische Dame wird zur bůle, das Interesse am Stoff verdrängt den Gesichtspunkt der Charakterisierung der Handelnden. Die Erzählung schreitet nicht kontinuierlich fort, sondern wird in einzelne vorgegebene Szenenklischees zerlegt (Beratung, Begrüßung), das statuarische höfische Zeremoniell wird auf Kosten der eigentlich handlungsfortführenden Partien breit und in stereotyper Wortwahl ausgeführt, die Handlungsorte bleiben getrennt, Botenberichte überbrücken die Entfernung. Die verdinglichte Handlung weist nicht über sich hinaus: Der Frauenhaß im Diocletian ist reines Erzählmotiv, nicht moralische Warnung. Die Verbindlichkeit der Erzählstoffe liegt für H. vielmehr im Glauben an die historische Faktizität der Erzählung: Die Märchenmotive der Königstochter von Frankreich erklären den Ausbruch des 100jährigen englisch-französischen Krieges.

  • Works

    Von eines Küniges Tochter v. Frankreich, Straßburg 1500, 1508;
    Des Bühelers „Königstochter v. Frankreich“, hrsg. v. Th. Merzdorf, 1867 (Hs.-Fragment in Breslau, Stadtbibl., 3174);
    Dyocletianus Leben v. H. v. B., hrsg. v. A. v. Keller, 1841 (Hs. in Basel, Univ.bibl., O. III. 14)

  • Literature

    ADB III (unter Bühel);
    K. Bartsch, O. Behaghel, in: Germania 36, 1891;
    F. Seelig, Der elsäss. Dichter H. v. B., 1887;
    H. Fitscher, Anrede u. Grußformen in d. Romanen H. v. B.s, Diss. Greifswald 1913;
    J. Weller, über d. Stil d. Königstochter v. Frankreich, Diss. Bonn 1921;
    K. Büschgens, H. v. B., Stud. z. Überlieferung, Sprache u. Persönlichkeit, Diss. Bonn 1921;
    E. Scheunemann, Mai u. Beaflor u. d. Königstochter v. Frankreich, Diss. Breslau 1934;
    Vf.-Lex. d. MA II.

  • Author

    Paul-Gerhard Völker
  • Citation

    Völker, Paul-Gerhard, "Hans von Bühel" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 624-625 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119011697.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Bühel: Hans v. B. (so ist der richtige Name, vgl. Diocletian S. 210, Z. 9437), auch der Büheler genannt, ein geborener Elsäßer, wie seine Sprache zeigt, lebte am Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts zu Poppelsdorf bei Bonn und stand in Diensten des Erzbischofs von Köln Friedrich v. Saarwerden. Er verfaßte im Februar 1401 in Reimen die Geschichte der Königstochter von Frankreich, die einen vielbeliebten, schon im 13. Jahrhundert von einem anonymen Dichter (Mai und Beaflor) behandelten, später im Volksbuch von der geduldigen Helena wiederkehrenden Stoff zum Gegenstande hat. Es ist die Geschichte von einer Königstochter, die vor der unnatürlichen Liebe ihres Vaters entflieht, nach mehrfachen Irrfahrten einem Könige vermählt wird und diesem während seiner Abwesenheit auf einem Heerzuge einen Sohn gebiert, von der Schwiegermutter verleumdet und sammt dem Kinde zum Tode bestimmt, aber heimlich gerettet, nach mancherlei Schicksalen wieder mit ihrem Gemahl vereinigt wird. Ein zweites Gedicht, Diocletianus' Leben, verfaßte Hans v. B. 1412; auch dieses behandelt einen weitverzweigten Stoff, die Geschichte von den sieben weisen Meistern, die ihren Ursprüngen nach nach Indien reicht. Es erzählt von einem Königssohne, für den seine Stiefmutter in unnatürlicher Liebe entbrennt, der sie aber verschmäht und deshalb, von ihr verleumdet, hingerichtet werden soll. Da ihm von den sieben weisen Meistern, die ihn erzogen, Stummheit aufgelegt worden ist, vermag er sich nicht zu vertheidigen, sie wissen durch Erzählungen die Hinrichtung sieben Tage zu verschieben, nach deren Verlauf der Jüngling reden darf und die Schande der Stiefmutter offenbart. Beide Gedichte des Büheler's gehören nach Darstellung, Form und Sprache zu den besseren des 15. Jahrhunderts; als Quelle benutzte er für das letztere nicht ein lateinisches Werk, sondern eine schon ältere Verdeutschung, während die anonyme etwa gleichzeitige, aber viel rohere poetische Bearbeitung dem Latein sich sklavisch anschließt.

    • Literature

      Des Büheler's Königstochter von Frankreich, herausgegeben v. Merzdorf. Oldenburg 1867. Dyocletianus' Leben, herausgegeben von Keller. Quedlinburg 1841.

  • Author

    K. Bartsch.
  • Citation

    Bartsch, Karl, "Hans von Bühel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 509 unter Bühel, Hans von [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119011697.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA