Lebensdaten
gestorben 13. Jahrhundert
Geburtsort
Xanten
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Kölner Reimchronist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118544721 | OGND | VIAF: 72415448
Namensvarianten
  • Hagen, Gotfrid
  • Hagen, Gottfried
  • Hagen, Gotfrid
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Zitierweise

Hagen, Gottfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544721.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    H. ist nach einem Selbstzeugnis (Vers 6291) der Verfasser der gereimten, 1270 beendeten (V. 6290) Chronik: Dit es dat boich van der stede Colne. Über seine Person besteht Unklarheit. Haben sich die Historiker Cardauns, Kelleter und Keussen der erstmals um 1469 von Heinrich van Beeck aufgestellten Meinung angeschlossen, daß H. identisch war mit dem in V. 6283 f. erwähnten und anderweitig mehrfach bezeugten Kölner Stadtschreiber Gottfried, der aus der Patrizierfamilie Vetscholder stammte, 1273 Pfarrer von Klein Sankt Martin wurde und 1299 als Dechant des Georgstiftes starb, so ergab die sprachwissenschaftliche Untersuchung (Dornfeld), daß H. zwar ripuarische Mundart, aber vielleicht nicht mit kölnischen, sondern mit niederländischen Eigenheiten geschrieben hat; ferner wurde darauf hingewiesen, daß der Beiname Hagen in der Familie Vetscholder nicht zu belegen ist und daß der Chronist von den bekannten Handlungen des Stadtschreibers Gottfried nur vordergründige, manchmal sogar irrige Kenntnisse hat. Die Annahme, daß der Stadtschreiber Gottfried und H. dieselbe Person waren, muß als zweifelhaft gelten. Der Chronist berichtet V. 5546-5603 über sich selbst, daß er 1268 als Bote des Domstiftes nach Neuß gesandt wurde und daß er Geistlicher war.

    In der Chronik beschreibt H. die seit 1252 tobenden Kämpfe der Stadt Köln gegen die Erzbischöfe Konrad von Hochstaden (1238–61) und Engelbert II. von Falkenburg (1261–74). Er gibt sich unverhohlen als Parteigänger der damals führenden Overstolzen und als Gegner der diesen feindlichen patrizischen Weisen und der Zünfte, die nach dem Stadtregiment strebten. Große Verehrung bekundet er gegenüber Albertus Magnus; die Erzbischöfe sieht er von bösartigen Ratgebern umgarnt, sie werden gegen ihren Vorteil vom Frieden mit der Stadt abgehalten und somit in ihr Unglück getrieben. Nicht selten werden Einzelheiten durch andere Quellen bestätigt. Der Wahrheitsgehalt der Chronik ist daher hoch zu veranschlagen. Ihre dichterische Qualität leidet etwas unter den Freiheiten der Umgangssprache und unter metrischer Unbeholfenheit. Aber H. ist ein guter Erzähler, er meistert die Satire, und seine oft derb-drastischen Vergleiche packen. Die Chronik zeichnet sich im übrigen aus durch „glühenden Patriotismus, tiefe Religiosität, rückhaltlose Offenheit, die auch im Tadel vor den Hohen und Höchsten nicht Halt macht, ein reines humorvolles Gemüt und ein felsenfestes Vertrauen auf das Recht der Partei“ (Dornfeld).

  • Werke

    Die Chroniken d. dt. Städte XII, hrsg. v. H. Cardauns, 1875, S. 1-223;
    Übers. v. F. W. Vleugels, 1921.

  • Literatur

    ADB X;
    H. Kelleter, G. H. u. sein Buch v. d. Stadt Köln, in: Westdt. Zs. f. Gesch. u. Kunst 13, 1894, S. 150-218;
    E. Dornfeld, Unterss. zu G. H.s Reimchronik d. Stadt Köln, 1912;
    H. Keussen, Der Rotulus v. St. Maria im Kapitol v. J. 1300, in: Mitt. aus d. Stadtarchiv v. Köln 35, 1914, S. 174-81;
    Vf.-Lex. d. MA II.

  • Autor/in

    Hugo Stehkämper
  • Zitierweise

    Stehkämper, Hugo, "Hagen, Gottfried" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 478 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544721.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hagen: Gotfrid H., Reimchronist. Der Verfasser einer der ältesten und gleichzeitig besten Stadtgeschichten des Mittelalters begegnet zuerst 1268 als Stadtschreiber zu Köln und wird seitdem häufig in Urkunden genannt. Wenn|er damals überhaupt schon in den geistlichen Stand eingetreten war, so hatte er nur die niederen Weihen empfangen, da er ein unerlaubtes Verhältniß nachträglich durch eine Ehe legitimirte. Später, vermuthlich nach dem Tode seiner Frau, wurde er Pfarrer von St. Martin zu Köln. Als solcher erscheint er 1286 und 1287, gestorben ist er spätestens 1301. Er war Augenzeuge wenigstens eines großen Theiles der erbitterten Kämpfe, welche die Kölner Bürger 1252—71 gegen die Erzbischöfe Konrad und Engelbert II. bestanden, und hat diese ereignißreiche Zeit, wahrscheinlich zwischen 1277 und 1287, in einem Gedicht von über 6000 Versen beschrieben. Dasselbe ist nicht ohne bemerkenswerthe poetische Vorzüge und sprachlich von hohem Interesse — leider ist nur ein kleines Stück in einer dem Original nahestehenden Form überliefert, während die einzige vollständige Handschrift überall Formen des 15. Jahrhunderts zeigt. Am werthvollsten ist die Chronik als geschichtliches Denkmal. Zwar ist die Erzählung vielfach ungenau, und die Parteistellung des Verfassers — er war Anhänger des Geschlechterregiments, heftiger Gegner der Erzbischöfe und der Zünfte — hat oft genug seinen Bericht beeinflußt; im Großen und Ganzen aber gibt derselbe ein getreues Bild der beiden Jahrzehnte, welche die Emancipation Kölns von der Fürstengewalt seiner Bischöfe entschieden. Sein Werk ist weniger Epos als Chronik, selbst die geringfügigsten Einzelheiten finden nicht selten überraschende Bestätigung. Hagen's „Boich van der stede Colne“ wurde von mehreren kölnischen Prosachronisten des 15. Jahrhunderts benutzt, sonst hat es keinen nachweisbaren Einfluß auf die mittelalterliche Litteratur geübt. — Die älteren Ausgaben und Untersuchungen sind zusammengestellt in der Einleitung zur letzten Ausgabe des Gedichtes in den Chroniken der Stadt Köln I. 3 ff. Die Einwände gegen die dort gewonnenen Resultate und die werthvollen Mittheilungen, welche nachträglich Merlo (Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande LIX. 114) über die Lebensumstände des Dichters gegeben hat, sind Chroniken III. 962 berücksichtigt.

  • Autor/in

    Cardauns.
  • Zitierweise

    Cardauns, Hermann, "Hagen, Gottfried" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 337-338 unter Hagen, Gotfrid [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118544721.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA