Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Kölner Patrizier
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139780173 | OGND | VIAF: 102627870
Namensvarianten
  • Mühlengasse, von der

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Zitierweise

Mühlengasse, von der, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139780173.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die M. gehörten seit ihrem ersten Auftreten in den Quellen des ausgehenden 12. Jh. zur politischen Führungsgruppe der Kölner Bürgerschaft und rechneten sich seit dem frühen 13. Jh. zu den „edlen Bürgern“. Als Ministerialen des Erzbischofs von Köln lassen sie sich nicht nachweisen. Der Dichter Gottfried Hagen bezeichnete sie um 1270 in seiner Chronik als eines der ältesten Geschlechter der Stadt. Ihr erster bekannter Vertreter war ein Dietrich ( n. 1205), der sich nach seinem Wohnsitz im Kirchspiel St. Brigiden „von der Mühlengasse“ nannte. Er war Schöffe des Kölner Hochgerichts und um 1185 Bürgermeister der Patrizierbruderschaft der Richerzeche. In der nächsten Generation führte Dietrichs Sohn Ludwig ( n. 1237) die Hauptlinie fort. Ludwigs Bruder Dietrich ( v. 1245) begründete durch Einheirat in eine angesehene Familie des Kirchspiels Niederich die Linie „vom Niederich“, nach dem Stammhaus auch „von der Pforte“ genannt.

    In den Jahren des deutschen Thronstreits seit 1198 gehörten die M. wohl zu der kleinen Gruppe einflußreicher Geschlechter, die im Gegensatz zur Mehrheit der Kölner Bürgerschaft staufisch gesinnt war. Den Höhepunkt ihrer politischen Geltung in der Stadt erreichten sie in der dritten Generation mit den Brüdern Heinrich (Rufus), Dietrich (Sapiens) ( 1259/60) und Ludwig. Begünstigt durch lange Lebensdauer und mit Hilfe einer geschickten Bündnispolitik gelang es ihnen, um 1231 die Verfügung über etwa ein Viertel der Schöffenämter zu erlangen. Gegen diese Machtkonzentration, deren weitere Zunahme drohte, formierte sich Widerstand unter der Führung Hermanns von der Kornpforte. Ende 1236 wurde bei einer innerstädtischen Auseinandersetzung ein Gegner der M. umgebracht. Erzbischof Heinrich v. Müllenark ächtete daraufhin die der Tat beschuldigten M.; sie mußten Köln verlassen und ihre Häuser wurden geschleift, doch mit Hilfe Kaiser Friedrichs II. konnten sie ihre frühere Stellung wiedererlangen. Die Schmach der Vertreibung aus der Stadt wurde aber später zu einem Schlüsselereignis stilisiert. 1247 wechselten Dietrich und Heinrich M. die Partei und wandten sich nach der Kreuzzugspredigt Innozenz' IV. gegen Friedrich II. Der Papst vereitelte ihre erneute Vertreibung aus Köln. 1259 entsetzte Erzbischof Konrad v. Hochstaden im Kampf um die Stadtherrschaft 16 Schöffen, darunter sechs Vertreter der M., neben den genannten drei Brüdern auch die beiden Söhne Dietrichs, Ludwig Sapiens und Hermann, sowie Johannes (de Porta) ihrer Ämter; fünf verfielen der Acht und mußten aus der Stadt fliehen.

    Nach der Wiederherstellung der Geschlechterherrschaft 1262 verloren die M. an Einfluß, weil der Kölner Rat, zu dem sie keinen Zugang fanden, seine Macht auf Kosten des Schöffenkollegs vergrößern konnte. Als Protagonisten der neuen Ordnung profilierten sich nun die Overstolzen. Um ihre Position zu stärken, gingen die M. 1267 ein Bündnis mit Erzbischof Engelbert v. Falkenburg ein. Am 10.1.1268 erlitten sie eine vernichtende Niederlage. Ihr letzter Versuch, in die Stadt zurückzukehren, scheiterte am 14.10.1268 in der Schlacht an der Ulrepforte. Einzelne Mitglieder der Familie ließen sich in Neuss, Frankfurt und Mainz nieder, wo sich ihre Spuren schnell verlieren. Nur der Zweig von der Pforte konnte sich, allerdings politisch bedeutungslos, in Köln halten.

    Die M., neben dem Dr. decretorum Ludwig, dem mutmaßlichen Autor einer in Fragmenten überlieferten lat. Reimchronik, vor allem Dietrich (Sapiens), der die lat. und franz. Sprache beherrscht und juristische Kenntnisse besessen haben soll, entwickelten ein für deutsche Verhältnisse bemerkenswert frühes Interesse des Patriziats an gelehrter Bildung. Am Erwerb des Rittertitels zeigten die M. – im Gegensatz zu anderen Kölner Geschlechtern – kein Interesse. Kaufmännische Aktivitäten werden ihnen zugeschrieben, lassen sich aber nicht nachweisen. Die Übersiedlung der dritten Generation in große Stadthöfe im marktfernen Kirchspiel St. Kolumba deutet jedenfalls auf einen Rückzug vom Handel hin. Bezeugt ist jedoch umfangreicher Hausbesitz in Köln mit Verkaufsständen, Mühlen, Backhäusern und Werkstätten sowie ländlicher Grundbesitz.

  • Literatur

    Chronica regia Coloniensis, hrsg. v. G. Waitz (MGH SS rer. Germ.), 1880, S. 303 ff.;
    Die Chroniken d. dt. Städte XII, hrsg. v. H. Cardauns, 1875, S. 1-223 (G. Hagen, Verschronik);
    F. Lau, Das Kölner Patriziat bis z. J. 1325, III, in: Mitt. aus d. Stadtarchiv v. Köln 26, 1895, S. 126 ff.;
    L. v. Winterfeld, Handel, Kapital u. Patriziat in Köln bis 1400, Pfingstbll. d. Hans. Gesch.ver. 16, 1925, S. 35 ff.;
    M. Groten, Zu d. Fälschungen d. Kölner Burggrafenschiedes…, in: Rhein. Vj.bll. 46, 1982, S. 48-80;
    ders., Köln im 13. Jh., Gesellschaftl. Wandel u. Vfg.entwicklung, 1995.

  • Autor/in

    Manfred Groten
  • Zitierweise

    Groten, Manfred, "Mühlengasse, von der" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 284-285 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139780173.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA