Lebensdaten
1895 – 1960
Geburtsort
Sachsenberg (Waldeck)
Sterbeort
Bad Pyrmont
Beruf/Funktion
Nationalökonom ; Bibliothekar ; Wirtschaftspolitiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118698869 | OGND | VIAF: 77110346
Namensvarianten
  • Gülich, Wilhelm Johannes Daniel Otto
  • Gülich, Wilhelm
  • Gülich, Wilhelm Johannes Daniel Otto
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Orte

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Zitierweise

Gülich, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118698869.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1856–1927), Bauunternehmer, Maurermeister, Ziegeleibes, in S., S d. Joh. Daniel, Bauunternehmer u. Ziegeleibes. in Neukirchen/Waldeck, u. d. Wilhelmine Vesper;
    M Christina (1856–1943), T d. Joh. Wilh. Schröder, Gast- u. Landwirt in Neukirchen, u. d. Anna Kath. Dehnhardt;
    1) Rose Koeppen, 2) Dr. Hanna Bielenberg;
    3 K aus 1), 2 K aus 2).

  • Biographie

    Eine schwere Augenverletzung zwang G. zur Unterbrechung des Schulbesuchs und erlaubte ihm erst nach der Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg, das Abitur abzulegen. Jugendbewegung und freiwillige Tätigkeit als Hochofenarbeiter im Ruhrgebiet, Reisen in das europäische Ausland, insbesondere nach Südosteuropa, waches Interesse am politischen Geschehen haben weiter dazu beigetragen, ihm den Blick für Lebens- und Völkerschicksale zu schärfen. 1919-24 studierte er Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft und Geographie. Am nachhaltigsten beeinflußten ihn in Marburg E. Troeltsch, in Wien O. Spann, in Kiel der Soziologe F. Toennies und der Nationalökonom B. Harms. 1924 wurde er bei Harms mit einer Arbeit über die „Grundfragen der großrumänischen Wirtschaftspolitik“ zum Dr. sc. pol. promoviert.

    Das Institut für Weltwirtschaft – von seinem Direktor Harms als Stätte weltweiter Forschung geschaffen – wurde auch Stätte von G.s Lebensarbeit: Harms trug ihm 1924 den Aufbau einer Bibliothek für sein Institut an, die sowohl den Arbeiten des Instituts für Weltwirtschaft als auch der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen wie allgemeinen politischen Forschung als Materialbasis dienen sollte. G., der sich bei seinen eigenen wissenschaftlichen Arbeiten der Bedeutung moderner sozialwissenschaftlicher Forschung bewußt geworden war, verwirklichte hier einen neuen Typ der Fachbibliothek, der nach Inhalt und Form von den übrigen Bibliotheken erheblich abwich, sich in den dreieinhalb Jahrzehnten unter seiner Leitung zu einer der größten und angesehensten Sammelstellen sozialwissenschaftlicher Forschungsgrundlagen in der Welt entwickelte und zum Vorbild einer Reihe anderer Bibliotheken im In- und Ausland wurde. – Mit der Ausweitung des Sammelgebiets auf die gesamten Sozialwissenschaften ohne räumliche und zeitliche Einschränkung, mit der Einbeziehung neuartiger Materialien, wie sie im wirtschaftlichen und sozialen Prozeß selbst entstehen und seinen Ablauf unmittelbar widerspiegeln und vor allem durch die Schaffung einer eigenen Form wissenschaftlich-analysierender Erschließung dieser bei seinem Tode rund 700 000 Bände zählenden Bibliothek hat G. das Fundament einer umfassenden Forschungsbibliothek gelegt und ihre Bedeutung als sozialwissenschaftliche Zentralbibliothek begründet. Für diese Leistung ernannte ihn die Universität Kiel 1942 zum Honorar-Professor für Schrifttumskunde der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

    G.s Wunsch nach öffentlicher Wirksamkeit fand erst nach dem 2. Weltkrieg seine Erfüllung: Als Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg (1946–48), als Landtagsabgeordneter und Finanzminister des Landes Schleswig-Holstein (1947–50), als Mitglied des Bundestages – besonders als Experte für Finanz-, Steuer- und Haushaltsfragen – (1949-60) gewann er Ansehen und erwarb sich den Ruf eines unabhängigen Geistes und selbständigen Denkers.

  • Werke

    Zahlr. Abhh. in Handbüchern und Zss.Hrsg. u. Mitarb.: Innere Kolonisation, Zs. f. Fragen d. Siedlung, Landesplanung, Agrarstruktur u. Flurbereinigung;
    Die Öff. Verwaltung 1, 1948 ff.;
    Südosteuropa-Jb. 1, 1956 ff.;
    Südosteuropa 1, 1959;
    Schrr. d. Südosteuropa-Ges., 1959;
    Kieler Schrifttumskunden zu Wirtsch. u. Ges., Arbb. d. Bibl. d. Inst. f. Weltwirtsch. 1, 1960.

  • Literatur

    F. Baade, W. G. in memoriam, 1895-1960, in: Weltwirtsch. Archiv 84, 1960, S. 141-46;
    F. Otto, in: Die Öff. Verwaltung 13, 1960, S. 459;
    dies., W. G. z. Gedenken, in: Zs. f. Bibl.-wesen u. Bibliogr. 7, 1960, S. 179-84;
    J. W. Mannhardt, W. G. als Wissenschaftler u. Politiker, in: Wirtsch. u. Ges. Südosteuropas, Gedenkschr. f. W. G., 1961, S. 1-18 (P).

  • Autor/in

    Frieda Otto
  • Zitierweise

    Otto, Frieda, "Gülich, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 256-257 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118698869.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA