Lebensdaten
1861 – 1943
Geburtsort
Frankfurt/ Main
Sterbeort
Florenz
Beruf/Funktion
Industrieller ; Teilhaber der Firma L. Cassella
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11726220X | OGND | VIAF: 20452946
Namensvarianten
  • Weinberg, Carlo von
  • Weinberg, Carl Maximilian (bis 1880)
  • Weinberg, Carl von
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Zitierweise

Weinberg, Carl von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11726220X.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Arthur (s. 1) – London 1894 Ethel Mary (May) (1866–1937, kath.), aus Plymouth, a. d. H. d. Earls of Granard, T d. Henry Villiers Forbes (um 1835 / 36–1918?), brit. Marineoffz., u. d. Ethel Mary Jemima Kendall (um 1843 / 44–1917);
    1 T Wera (1897–1943, 1] 1916–20 Alfons Mgf. Pallavicini, 1885–1937, aus Graz, k. u. k. Legationssekr., ungar. Legationsrat, 2] 1921–29 Paul Gf. zu Münster, Frhr. v. Grothaus, 1898–1968, auf Derneburg usw., preuß. Lt., 3] 1929 Richard v. Szilvinyi, 1899–1966, Industr., Mitgl. d. AR d. Cassella Farbwerke Mainkur AG u. d. Frankfurter Bank);
    Schwager Lord Reginald Arthur Villiers Forbes (1865–1952, 2] Ilona [Helena] Gfn. Csáky de Körösszegh et Adorján, 1885–1965, Tennisspielerin, 1] István Tisza, 1886–1918, S d. István Tisza, Gf. de Borosjenő et Szeged, 1861–1918, ungar. Min.präs.), Tennisspieler.

  • Biographie

    W. nahm nach dem Schulabschluß 1877 kein Studium auf, sondern absolvierte in der von seinem Onkel Leo Gans geleiteten Farbenfabrik „Leopold Cassella & Comp.“ in Fechenheim eine kaufmännische Lehre. Nach deren Beendigung 1880, dem einjährig-freiwilligen Militärdienst sowie einem Praktikum bei der Textilfärberei Jäger in Asch (Aš) trat er 1882 bei der Cassella in die Verwaltung ein. 1887 erhielt W. Prokura. 1892 wurde er Teilhaber des Unternehmens und trat in dessen Direktion ein, war mithin am Aufschwung des Frankfurter Farbenherstellers in den folgenden Jahren maßgeblich beteiligt, da bei ihm die wesentlichen kaufmännischen Fragen, aber auch die zahlreichen Patentstreitigkeiten der konkurrierenden Farbenfabriken zusammenliefen. An den Debatten über die Gründung einer großen Interessengemeinschaft der dt. Farbenfabriken war er von Anfang an beteiligt. Auch nachdem es 1904 nur zu zwei kleinen Lösungen, dem „Dreibund“ aus „Badischer Anilin- & Soda-Fabrik AG“ (BASF), „AG Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co.“ (Bayer) und „Actiengesellschaft für Anilin-Fabrikation“ (Agfa) sowie dem sog. Zweiverband aus „Actiengesellschaft Farbwerke vormals Meister Lucius & Brüning“ (Hoechst) und Cassella, erweitert 1907 zum sog. Dreiverband mit „Kalle & Co. AG“, gekommen war, rissen bei W. die Kontakte zu den anderen Unternehmen nie ab. An der Gründung der großen „Interessen-Gemeinschaft“ aus „Dreibund“ und „Dreiverband“ 1916, dem Vorläufer des endgültigen Zusammenschlusses von 1925, war er maßgeblich beteiligt.

    W.s Reichtum ermöglichte ihm vor 1914 ein standesgemäßes Leben in der von ihm und seiner Frau 1898 errichteten Villa „Haus Waldfried“ (Frankfurt-Niederrad, 1944 zerstört) mit der dort untergebrachten Sammlung von über 700 v. a. mittelalterlicher Kunstwerke. Er war einer der großen Mäzene der Stadt, v. a. des Städel-Museums. W.s Name ist unmittelbar mit dem Reitsport in der Mainmetropole, namentlich der Geschichte des dortigen Polo-Clubs verbunden. Er war auch stark engagiert in sozialpolitischen Fragen, die bei der schnell wachsenden Firma in Fechenheim drängend waren. Aufgrund seiner großen kaufmännischen Kompetenzen wurde er 1918 in die Vorbereitungen der Friedensverhandlungen einbezogen, gehörte der dt. Delegation in Versailles an und engagierte sich später wiederholt in den Verhandlungen zwischen den chemischen Industrien Deutschlands und Frankreichs, um einen Interessenausgleich zu erreichen. 1924 war er beteiligt an den Londoner Verhandlungen, die zum Abschluß des Dawes-Plans und damit zur zeitweiligen Beruhigung der Reparationsfrage maßgeblich beitrugen. Bei der Fusion zur „I.G. Farbenindustrie AG“ wechselte W. 1925 in deren Aufsichtsrat, dem er bis 1935 angehörte. Er wurde wie sein Bruder Arthur nach 1933 Zielscheibe antisemitischer Angriffe, vor denen er sich nach dem Tod seiner Frau 1937 und dem zwangsweisen Verkauf von Haus Waldfried sowie seiner Kunstsammlung an die Stadt Frankfurt 1938 durch Übersiedlung zur Familie seiner Schwester in der Nähe von Florenz entzog. In den letzten Lebensjahren wurde er von einer ital. Tochterfirma der I.G. Farbenindustrie AG finanziell unterstützt.

  • Auszeichnungen

    A griech. Gen.konsul;
    Dr. rer. pol. h. c. (Frankfurt/M. 1928);
    Silberne Plakette d. Stadt Frankfurt/M. (1928);
    – C.-v.-W.-Schule (1921), C.-v.-W.-Park u. C.-v.-W.-Str., Frankfurt/M.

  • Werke

    |Das fünfzigj. Arb.jub. C. v. W. am 28. April 1927, 1927.

  • Literatur

    |J.-U. Heine, Verstand & Schicksal, Die Männer d. I.G. Farbenind. AG (1925–1945), 1990, S. 258 ff.;
    A. Hopp, Jüd. Bürgertum in Frankfurt a. Main im 19. Jh., 1997;
    E. Mack, Die Frankfurter Fam. v. Weinberg, 2000;
    A. v. Gans u. M. Groening, Die Fam. Gans 1350–1863, ²2008;
    H. Vollmann, Eigenständigkeit u. Konzernintegration, Die Cassella, ihre Eigentümer u. ihr Führungspersonal, 2011;
    M. Groening, Leo Gans u. A. v. W., Mäzenatentum u. jüd. Emanzipation, 2012;
    W. Plumpe, Carl Duisberg 1861–1935, Anatomie e. Industr., 2016;
    Frankfurter Biogr. (P);
    Internet: Frankfurter Inst. f. Stadtgesch.: Frankfurt 1933–1945;
    lostart d. Stiftung Dt. Zentrum Kulturgutverluste;
    wollheim memorial d. Wollheim-Komm. d. Univ. Frankfurt/M.;
    zur Fam.: Gotha. Geneal. Tb. d. Adeligen Häuser 19, 1927, S. 899 f.

  • Porträts

    |Ölgem. „Sitzung d. Verw.rats d. I.G. Farben“ v. H. Groeber, 1926 (Bayer AG, Leverkusen);
    Kopie e. 1927 geschaffenen Bronzebüste v. A. Archipenko, 1961 (Frankfurt-Niederrad, Eingang z. C.-v.-W.-Park).

  • Autor/in

    Werner Plumpe
  • Zitierweise

    Plumpe, Werner, "Weinberg, Carl von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 625-626 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11726220X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA