Lebensdaten
1710 – 1775
Geburtsort
Konitz (Westpreußen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Porzellanfabrikant ; Gründer der Berliner Porzellanmanufaktur ; Kaufmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118827979 | OGND | VIAF: 5727907
Namensvarianten
  • Gotskowsky, Johann Ernst
  • Gotzkowsky, Johann Ernst
  • Gotskowsky, Johann Ernst
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Zitierweise

Gotzkowsky, Johann Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118827979.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Galanteriewarenhändler in B.;
    1) Berlin 1745 Anna Luise (1725–55), T d. Kaufm. u. Hoflieferanten Chrstn. Frdr. Blume in B. u. d. Anna Marg. Oeser, 2) Berlin 1763 Sophie Frieder., T d. Kaufm. Adolph Frdr. Eichmann in B.;
    3 S, 1 T aus 1), 1 S, 1 T aus 2).

  • Biographie

    G. wurde bereits mit 5 Jahren elternlos. Verwandte in Dresden erzogen ihn bis zu seinem 14. Lebensjahr. Von hieraus ging er nach Berlin zu seinem älteren Bruder, der beim Lagerhaus der großen Tuch-Manufaktur Friedrich Wilhelms I. tätig war. Durch dessen|Vermittlung absolvierte G. bis 1730 in der Adrian-Sprögelschen Materialwarenhandlung seine Lehrzeit und trat dann bei seinem Bruder ein, der inzwischen eine eigene Galanteriewarenhandlung errichtet hatte. Dort kam er mit der Königin und vor allen Dingen mit dem kronprinzl. Hofe in Rheinsberg in Verbindung; als Friedrich II. 1740 die Regierung übernahm, berief er G. nach Charlottenburg, um dessen Beihilfe zur Verwirklichung seiner Pläne um die Errichtung von Manufakturen in Anspruch zu nehmen und später auch seine Gemäldesammlung durch Ankauf von Bildern zu erweitern. Auf Veranlassung G.s gründete 1746 sein wohlhabender Schwiegervater, der Hoflieferant Blume, eine Sammetfabrik, und da Blume kurz nach der Begründung der Fabrik starb, wurde G. jetzt vermögend. Unter seiner Leitung wurde die Fabrik in kurzer Zeit erweitert, G. übernahm dazu außerdem 1753 eine Seide- und Taft-Manufaktur. 1754 waren 250 Stühle in Betrieb. G. betätigte sich auch in Wechselgeschäften.

    Friedrich der Große zeigte ihm 1760 in Meißen einige Proben sächsischen Porzellans und äußerte den Wunsch, daß G. in seinem Lande auch etwas Derartiges fabriziere. Trotz der Kriegswirren hatte G. soviel Unternehmungsgeist, daß er 1761 die Aechte Porcelaine-Manufacture in Berlin mit Hilfe von Ernst Heinrich Reichard ( 1764), der in das Geheimnis der Meißener Fabrik eingeweiht war und als Arkanist verpflichtet wurde, gründete. Dieser war bei der 1751-57 bestehenden Porzellanfabrik des Wilhelm Caspar Wegely (1714–64), der ersten in Berlin, als Modelleur tätig gewesen. Da G. sich nicht selbst um die Manufaktur kümmern konnte, übergab er die Leitung dem sächsischen Kommissionsrat Jh. Georg Grieninger (1716–98). Die Fabrik beschäftigte 146 Personen. Als Fabrikmarke wurde meist ein blaues „G“ verwendet. Heute gehören Porzellane aus der Zeit G.s zu den größten Seltenheiten. – Durch seine außerordentlich geschickte Verhandlungsweise und durch Einsetzung seines Vermögens sowie seines Lebens gelang es G., während des 7jährigen Krieges die bei der Besetzung Berlins von den Russen geforderten Kontributionen zu ermäßigen und auch zu erfüllen. 8 Monate lang konnte er die Fortführung seiner Fabriken und Manufakturen nicht beaufsichtigen; unglückliche Geldspekulationen verminderten sowohl das Vermögen als auch die Kreditwürdigkeit G.s. Nach Beendigung des 7jährigen Krieges übernahm Friedrich der Große die von G. gegründete Porzellan-Manufaktur für 225 000 Taler. Sachverständige meinten, daß der König damit den 3fachen Wert bezahlt habe, wohl um G. für seine Verdienste zu entschädigen. 1765 mußte G. auch seine weiteren Fabriken verkaufen, um seinen Gläubigern den dafür erzielten Erlös zur Verfügung stellen zu können. 1775 ist er in Dürftigkeit gestorben. – G. schrieb Erinnerungen, die ein Freund 1768 anonym als „Geschichte eines patriotischen Kaufmanns“ veröffentlichte (²1769, wieder in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins 7, 1873, S. 1-92). Die Schrift wurde im gleichen Jahr wahrscheinlich wegen Anschuldigungen gegen Ephraim und Itzig konfisziert, aber mit falscher Jahreszahl nachgedruckt und verbreitet.

  • Literatur

    ADB IX (unter Gotskowsky);
    O. Hintze, Ein Berliner Kaufm. a. d. Zeit Friedrichs d. Gr., in: Schrr. d. Ver. f. d. Gesch. Berlins 30, 1893, S. 1-18;
    E. Wintzer, Die Wegelysche Porzellanfabrik in Berlin, ebd. 35, 1898;
    J. Erzgraber, „Koenigl. Berlin“ 1763-1913, Gedenkbl. z. 150j. Jubiläum d. kgl. Porzellan-Manufaktur Berlin, 1913;
    - zu E. H. Reichard:
    ThB.

  • Autor/in

    Fritz Springborn
  • Zitierweise

    Springborn, Fritz, "Gotzkowsky, Johann Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 689-690 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118827979.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gotskowsky: Johann Ernst G., geboren am 21. November 1710 zu Conitz im jetzigen Westpreußen, am 9. August 1775, ein hochherziger Kaufmann. Schon im fünften Lebensjahre beider Eltern beraubt, welche, von polnischem Adel, nachdem sie ihr Vermögen im nordischen Kriege verloren hatten, an einer Pest dahingerafft wurden, unter Verwandten in Dresden in dürftigen Verhältnissen aufgewachsen, wurde er im 14. Jahre von seinem älteren Bruder, der in Berlin die Handlung erlernte, in einem Krämerladen als Lehrling untergebracht, in welcher Stellung er sechs Jahre, 1724—30, verblieb und in den Mußestunden seiner geistigen Ausbildung mit Eifer oblag. Darauf als Gehülfe|in die von seinem Bruder gegründete Galanteriehandlung tretend, wußte er diese durch seine umsichtige Geschäftsthätigkeit in Aufnahme zu bringen, so daß ihr namentlich zahlreiche Lieferungen für die Königin und den kronprinzlichen Hof übertragen wurden. Hiedurch veranlaßt bisweilen auf der Rückkehr von der Leipziger Messe seinen Weg über Rheinsberg, wo der Kronprinz verweilte, zu nehmen, wurde er diesem persönlich bèkannt und gewann sein Vertrauen, indem er auf den Gedanken, den der Prinz öfters mit ihm besprach, daß der Gewerbefleiß Preußens durch Herbeirufung geschickter Künstler und Arbeiter des Auslandes gehoben werden müsse, mit Lebhaftigkeit einging. Bald nach seiner Thronbesteigung 1740 berief ihn der König zu sich und verhieß ihm seine kräftigste Unterstützung, wenn er für die Verwirklichung jenes Gedankens thätig sein wollte. G., diesem Wunsche nachkommend, rief nicht nur selbst und mit dem besten Erfolge in diesem Sinne eine Fabrik für Bijouteriewaaren ins Leben, sondern bestimmte zugleich den reichen Hoflieferanten Blume, mit dessen Tochter er sich vermählte, 1743 eine Sammetmanufactur nach Genuesischem Muster zu gründen, übernahm aber selbst die Leitung derselben, als der Tod Blume's das eben gegründete Institut in Stockung zu bringen drohete. Trotz der vielen Hindernisse, die ihm in den Weg traten, insbesondere der Vorurtheile, welche das Publicum gegen einheimische Fabrikate hegte und der Schwierigkeit mit theuer eingekauftem Material und höheren Löhnen der aus der Fremde hergerufenen Arbeiter die Concurrenz mit dem Auslande zu bestehen, gelang es ihm doch, zumal da der König ihm mit einem Verbote der Einfuhr fremder Sammete zu Hülfe kam, seine Institute in Flor zu bringen; ja, er fühlte sich ermuthigt, 1753 auch eine Seidenstoffmanufactur, welche aus Staatsmitteln auf der Friedrichstadt gegründet bis dahin nur kümmerlich vegetirte, zu übernehmen. Noch später (1760), als ihm der König in Meißen nach der Torgauer Schlacht auf das sächsische Porcellan in seinem Zimmer hinweisend, den Wunsch zu erkennen gab, ein ähnliches Fabrikat auch in Preußen zu gewinnen, hat G. schon nach wenigen Monaten einen in das Geheimniß der Meißnischen Fabrik eingeweihten Künstler gefunden, mit dessen Hülfe er noch während des Krieges die Berliner Porcellanmanufactur gründete, an der schon im Januar 1762 150 Personen, unter ihnen der geachtete Miniaturmaler Clause beschäftigt waren. Schon 1754 hatte er in den beiden älteren Fabriken 250 Stühle im Gange, durch welche 1500 Arbeiter, zu großen Theil fremde, deren Kunstfertigkeiten er aber auf einheimische zu übertragen sich bemühte, ihren Unterhalt fanden, und versandte Waaren im Betrage von 100000 Thalern ins Ausland. Der König benutzte seine Tüchtigkeit auch für andere Interessen, wie er ihn z. B. 1755 aussandte, um in Italien, Frankreich und Holland Gemälde für die neue Gallerie in Sanssouci einzukaufen; nicht minder ausgedehntes Vertrauen genoß er in der kaufmännischen Welt, welches ihm den Betrieb eines ausgebreiteten Wechselgeschäftes möglich machte. Durch den Ausbruch des siebenjährigen Krieges erfuhr diese Thätigkeit die empfindlichsten Störungen. Der Geschäftsverkehr, zumal der Absatz von Luxuswaaren, stockte, die Münzverschlechterung und andere Kriegsübel verursachten starke Verluste, und doch konnte G. es nicht über sich gewinnen, durch Einstellung der Fabrikarbeiten 1500 Menschen brodlos zu machen. Trotz dieser privaten Sorgen erwarb er sich durch den Gemeinsinn und die Opferwilligkeit, die er bei den Gefahren bethätigte, welche sich im Verlaufe jenes Krieges über Berlin zusammenzogen, die allgemeinste Achtung seiner Mitbürger. Nach der Schlacht bei Kunersdorf bahnte er sich mitten durch die von russischem Raubgesindel gefährdeten Gegenden Zugang zum Könige und bestimmte ihn zur Zurücknahme eines unter dem ersten Eindruck der Niederlage erlassenen Befehls, der in der Hauptstadt schwere Beunruhigung erzeugt hatte. Als darauf im|Herbste 1760 russische und österreichische Heeresabtheilungen sich zu einem Ueberfalle Berlins vereinigten, brachte G. durch freiwillige Beiträge die Mittel zum Unterhalt des zur Vertheidigung herbeigekommenen Corps des Herzogs von Würtemberg zusammen und bestimmte, als dieses Corps vor der wachsenden Uebermacht der Feinde in der Nacht zum 8. October nach Spandau abzuziehen gezwungen war, den Magistrat, die Stadt nicht an die Oesterreicher, sondern an die Russen zu übergeben und wurde, nachdem dieser Rath befolgt war, zu der Deputation gewählt, welche den am folgenden Morgen einziehenden russischen General Tottleben am Kottbuser Thore bewillkommnen und zur Milde gegen die Stadt bewegen sollte. Unerwartet sah sich G. hier von dem zum Commandanten von Berlin bestimmten russichen General Bachmann aufgesucht. Die Gastfreundschaft, welche G. den bei Zorndorf gefangenen höheren russischen Officieren während ihres Aufenthalts in Berlin erwiesen, hatte diese veranlaßt, G. der freundlichsten Berücksichtigung jenes Commandanten zu empfehlen. Der günstige Einfluß, den G. in Folge dessen auf Bachmann und bald auch auf General v. Tottleben gewann, unterstützt durch rechtzeitige Bestechungen, setzte G. in den Stand, während dieser Unglückszeit sich um die Stadt in hohem Maße verdient zu machen. Er setzte es durch, daß die ihr auferlegte Brandschatzung von 4 Millionen Thalern auf 1½ Million Thaler und 200000 Thaler Douceurgelder vermindert wurde, deren größeren Theil G., da für den Augenblick nur eine halbe Million aufzutreiben war, durch ausgestellte Wechsel auf Hamburger Kaufleute binnen zwei Monaten herbeizuschaffen sich persönlich verpflichtete. Nicht minder glückte es ihm die Tottleben höheren Ortes anbefohlene Zerstörung des königlichen Lagerhauses, der Gold- und Silbermanufactur in Berlin, der Eisen- und Messingwerke zu Neustadt-Eberswalde und des Finowkanals, die Auslieferung der in Berlin befindlichen Waffen, die über einige Berliner Zeitungsschreiber verhängte Strafe des Spießruthenlaufens, sowie die Abführung dreier zu Geißeln ausersehener Berliner Kaufleute abzuwenden. Während der ganzen Zeit der Russenherrschaft war sein Haus das Asyl, in welchem die von dem Feinde Verfolgten für ihre Person oder ihre Habe Schutz suchten und fanden, während er selbst durch seine Fürsprache und wo diese nicht ausreichte, durch Geldopfer den Ausschreitungen der russischen Beamten und Soldaten vorbeugte. Aber auch nach dem Abzuge der Russen gerieth er, da die angewiesenen Gelder den Russen zur festgesetzten Zeit nicht gezahlt wurden, die Russen neue Forderungen hinzufügten, G. aber den Ruf eines reellen Mannes auch bei den Feinden sich zu wahren beflissen war und die russischen Heerführer in ihren pommer’schen und preußischen Quartieren aufsuchte, in gefährliche Verhältnisse, bis er endlich im November durch eine Reise zu seinem Könige, der nach der Schlacht bei Torgau nach Leipzig gekommen war, diesen dazu geneigt fand, die für die Beseitigung jener Schuld nöthigen Gelder herzugeben. Während er in Leipzig verweilte, war diese Stadt in gleiche Bedrängniß, wie sie in Berlin stattgefunden hatte, versetzt worden und zwar durch König Friedrich, der ihrer Weigerung, die auferlegten zwei Millionen Contributionsgelder zu zahlen, die Drohung, 17 ihrer angesehensten Kaufleute nach Magdeburg abführen zu lassen, entgegenstellte. G. vom Leipziger Magistrat um seine Vermittelung angegangen, nahm sich mit allem Eifer der Bedrängten an und setzte es, indem er sich selbst für die Aufbringung des Geldes zum Bürgen stellte, durch, daß die Contribution auf 800000 Thaler herabgesetzt wurde; gleiche Dienste leistete er derselben Stadt und anderen sächsischen Gebieten in den J. 1762 und 1763. Der Aufforderung des Königs, auch seinen eigenen Vortheil bei diesen Geschäften wahrzunehmen, kam er nur soweit nach, daß er für die letzte Leipziger Anleihe sich 2 Procent Provision berechnete. Gotkowsky's verdienstvolle Thätigkeit und die dabei bewiesene Uneigennützigkeit und Menschenliebe wurde|in diesen Jahren in allen betheiligten Kreisen in der ehrenvollsten Weise anerkannt, von seinem Könige, der Stadt Berlin, von den Leipzigern und dem Kurfürsten von Sachsen, welcher letztere ihn zum geheimen Commerzrathe ernannte. „Ihr G.“, schreibt der Marquis d'Argens am 28. November 1760 an König Friedrich, „ist ein trefflicher Mann und ein würdiger Bürger; ich wünsche Ihnen solcher eine große Zahl.“ Aber unter den Bemühungen für das Wohl Anderer war Gotkowsky's Vermögen in starkem Maße geschädigt worden; die beträchtlichen Geldopfer, welche er bei den Verhandlungen mit den Russen gebracht hatte, und auf deren Ersatz er keinen Anspruch erhob, und in noch stärkerem Maße der mangelhafte Absatz seiner Fabricate brachte ihm auch nach hergestelltem Frieden schwere Verlegenheiten; Speculationen, die er unternahm, sich wieder emporzuarbeiten, mißglückten; schließlich führten Bankbrüche anderer Handlungshäuser, in die er mit verwickelt war, noch im Verlauf des J. 1763 seinen Fall herbei. Dadurch, daß der König ihm die Porcellanmanufactur für 250000 Thaler abkaufte, wurde es ihm möglich, alle seine Gläubiger durch Baarzahlung von 50 Procent zu befriedigen. Mit energischem Eifer widmete er sich aufs neue seinen Geschäften, zunächst mit der Absicht, seinen Gläubigern auch das, was sie ihm an ihrer Schuld erlassen hatten, zurückzuzahlen. In der That gelang es ihm während der nächsten drei Jahre an die Bedürftigsten unter ihnen noch 400000 Thaler nachzuzahlen. Da trat im Sommer 1767 für ihn eine neue schwere Krise ein, indem die Concurrenz der französischen Sammet- und Seidemanufacturen sein Geschäft gänzlich zum Stillstand brachte. In der Schwermuth, die ihn hierüber befiel, faßte er den Entschluß, sein ganzes Vermögen an seine Gläubiger abzutreten, mußte aber dabei die traurige Erfahrung machen, daß viele derselben ihn des Leichtsinns beschuldigten, ja ein Berliner sich gegen ihn einen Verhaftsbefehl auswirkte, dessen Vollstreckung durch die Bürgschaft, welche ein Unbekannter für ihn stellte, verhindert wurde. In der trüben Stimmung, in der er sich damals befand, verfaßte er in der Form eines Briefes an einen hochgestellten Freund einen Lebensabriß, dessen Beilagen urkundliche Beweise der Redlichkeit seiner Absichten darlegen sollten. Der Brief ist dann ohne jene Beilagen anonym anscheinend von einem Freunde Gotkowksy's 1768 unter dem Titel: „Geschichte eines patriotischen Kaufmanns“ durch den Druck veröffentlicht, aber noch in demselben Jahre wahrscheinlich wegen der darin enthaltenen starken Ausfälle gegen die dem Könige damals unentbehrlichen Münzpächter Ephraim und Itzig, confiscirt worden; doch hatte sich damals die Schrift bereits durch einen mit der falschen Jahreszahl veröffentlichten Nachdruck verbreitet. Zurückgezogen und arm ist G. am 9. August 1775 gestorben.

    • Literatur

      Außer der erwähnten Selbstbiographie, Gotkowsky's Biographie von Franz Otto. Preuß, Geschichte Friedrich des Gr., Th. II.

  • Autor/in

    Th. Hirsch.
  • Zitierweise

    Hirsch, Theodor, "Gotzkowsky, Johann Ernst" in: Allgemeine Deutsche Biographie (), S. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118827979.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA