Lebensdaten
1786 – 1855
Geburtsort
Altena (Westfalen)
Sterbeort
Elberfeld
Beruf/Funktion
Walzblechfabrikant ; Walzdrahtfabrikant
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 136043577 | OGND | VIAF: 80454496
Namensvarianten
  • Goecke, Heinrich Alexander Johann Ferdinand Theodor
  • Goecke, Ferdinand
  • Goecke, Heinrich Alexander Johann Ferdinand Theodor

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Zitierweise

Goecke, Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136043577.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Frdr. (s. 3);
    Altena 1811 Cath. Elisabeth (1791–1870), T d. Dietr. Wilh. Künne u. d. Anna Cath. Gerdes; Schwager Joh. Hermann Künne (1793–1867), Fabr.;
    8 K.

  • Biographie

    Nach kaufmännischer Ausbildung auf der Gutehoffnungshütte übernahm G. 1814 das ihm 1810 übertragene väterliche nicht unbedeutende Unternehmen und den landwirtschaftlichen Besitz zu Elverlingsen. Die Betriebsanlage bestand bei seinem Antritt aus 2 Schwarzblechhämmern, 1 doppelten Stabhammer, 1 Reckhammer und 1 Handschmiede. Die Produktion bewegte sich noch in den gewohnten handwerklichen Bahnen. Noch im gleichen Jahre assoziierte sich G. zu weiterem Ausbau der Blechfabrikation mit dem Kaufmann Wilhelm Heinrich Aldehoff aus Neuenrade. Er übernahm die technische Leitung des Werkes. Spillenburger Erfahrungen mit Walzblech regten ihn an, 1816/17 ein Grobblech-Walzwerk zu errichten. G. hat durch diesen Schritt das Walzverfahren in die westfälische Eisenindustrie eingeführt und damit den Übergang von der handwerklichen zur industriellen Stufe vollzogen, nachdem gleichlaufende Bemühungen seines Vaters nicht zum Erfolg geführt hatten. Fast gleichzeitig faßte er den Entschluß, die Zubereitung des Reckdrahtes, des Vormaterials für den Grobzug, rentabler zu gestalten. Der aus kantigen Ruten bestehende Reckdraht, den man vordem aus Osemundstäben durch Spaltung in Handarbeit als Schmiededraht, später unter dem Reckhammer darstellte, sollte durch ein Schneidewerk nach Eifeler Prinzip und anschließende Rundwalzung unter gleichzeitiger Streckung produziert werden, was für den nachfolgenden Herstellungsprozeß auf der Bankzögerbank eine beträchtliche Erleichterung bedeutete. Dieses Verfahren stellt gegenüber der reinen Walzdrahterzeugung erst eine Zwischenstufe dar, indessen ist G. der erste deutsche Drahthersteller gewesen, der sich der Kaliberwalze als Produktionsmittel bedient hat. 1818 wurden die Eisenspalterei und die Drahtwalze in Betrieb genommen. 1819 wurden erfolgreiche Versuche, bei der Einschmelzung des Roheisens vor dem Frischprozeß Koks zu verwenden, durchgeführt. Anfängliche Vorurteile der Abnehmer gegen den Walzdraht überwand G. durch Anlage von 3 Drahtzügen herkömmlicher Art, die diesen bis zum Mitteldraht herunterzogen. Das neue Walzverfahren wirkte sich in einer lebhaften Produktionssteigerung, verbunden mit Senkung der Herstellungskosten und Steigerung des Absatzes, aus. Das jährliche Herstellungsvolumen belief sich bei den Grobblechen schon 1818 auf 190 to. gewalztes und 60 to. gehämmertes Blech, ferner auf 110 to. Stabeisen. Die Rentabilität des Unternehmens war erreicht. Die Zahl der Beschäftigten belief sich 1820 auf 80. Zur Sicherstellung guten Vormaterials für die Blech- und Drahtwalzung wurden angesichts des steigenden Bedarfs 1 Hammerwerk in Lenhausen, 2 in|Allendorf und 1 in Garbeck 1819 in Erbpacht genommen. 1820 umfaßte die Elverlingser Betriebseinrichtung in der Hauptsache 1 Blechwalze mit 4 Öfen, fernerhin eine Eisenspalterei mit Vorwalze, 2 Drahtwalzen (Duo-Einzelgerüste) mit 3 Drahtzügen, 1 Eisenblechhammer, 1 Reck- und Amboßhammer mit 4 Feuern, 1 Stabhammer mit 2 Frischfeuern, sowie verschiedene Nebenbetriebe, die der Pflege der Produktionsmittel und der Erzeugung von Fertigfabrikaten, vornehmlich Siedepfannen für den Bedarf der preußischen, hessischen und hannoverischen Salinen dienten. Der Steinkohlenbedarf der Elverlingser Betriebe (370 to. jährlich) gewann schon 1818 Einfluß auf die preußischen Straßenbauprojekte in Südwestfalen. Die Kontakte des Unternehmens mit dem Staat waren zu dieser Zeit eng, und die Firma Aldehoff & Goecke regte die Regierung zu bestimmten wirtschaftspolitischen Maßnahmen wie Senkung der Kohlepreise, Aufhebung der Binnenzölle und Importverbote gegen die niederländische und schwedische Konkurrenz an. Mit der äußeren Erstarkung des Unternehmens hatte indessen die wirtschaftliche Entwicklung nicht Schritt gehalten. Die Einlage des Teilhabers Aldehoff bestand aus privat aufgenommenen Darlehen, deren plötzliche Aufkündigung zu einem weitere erhebliche Kosten verursachenden Kapitalmangel führte. Kreditschädigende Maßnahmen von Interessenten, die das Werk in ihre Hand zu bringen versuchten, traten hinzu, so daß gegen Ende 1820 ein Konkurs nicht mehr vermeidbar war. Die 14 Betriebs- und Wohngebäude einschließlich der zugehörigen Landwirtschaft wurden am 4.12.1821 vom Fiskus für 22 000 Taler ersteigert, nachdem die Bemühungen A. Schaaffhausens, gemeinsam mit dem Jünkerather Hütten- und Hammerbesitzer Johann Theodor Peuchen das Werk weiterzuführen, am Widerstand des Handelsministeriums gescheitert waren. Am 28.4.1822 gelangte Elverlingsen durch Kauf unter Übernahme der alten Staatskredite von 37 000 Talern in die Hand des Iserlohner Kaufmanns Johann Heinrich Schmidt (1767–1830), dem bei dem Ausbau der Walzanlage bereits die belgische Drahtstraße als Vorbild diente. G. hat bei diesem Fallissement ohne eigenes Verschulden sein Vermögen eingebüßt. Er rettete nur seinen persönlichen und fachlichen Ruf. Als Techniker war er Autodidakt; das Elverlingser Werk entstand im wesentlichen aus eigenen Ideen und Erfahrungen. Die ersten zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England entstandenen Drahtwalzwerke hat er wohl nicht gesehen, empfing aber Anregungen in Dillingen und in der Eifel. Arbeiter seines Werkes wurden 1820-22 nach seinen Anregungen und unter Leitung seines seit 1817 zeitweilig mit Aldehoff & Goecke assoziierten Schwagers Johann Hermann Künne (1793–1867) in Witten eingesetzt, um die Blechwalze und den Plattenhammer der dann 1822 ins Leben getretenen Firma Lohmann & Brand zu errichten. Ende 1826 fand G. einen neuen Wirkungskreis, als die Gebrüder Arnold und Leopold Hunsdiecker gemeinsam mit ihrem Vetter Friedrich Moritz Thomée die Gründung eines Drahtwalzwerkes (Johann Diedrich Hunsdiecker & Co.) planten, das nach Elverlingsen und Eschweiler das dritte auf deutschem Boden werden sollte. G. wurde 1827 als Bauleiter verpflichtet, und das Werk wurde in Uetterlingsen bei Werdohl nach seinen Plänen errichtet. Er erhielt die Betriebsleitung für 10 Jahre mit fast uneingeschränkten Vollmachten. Der Walzvorgang diente jetzt nicht nur der Bearbeitung vor dem Drahtzug, sondern die Osemundstäbe wurden unmittelbar durch die mit unterschiedlichen Kalibern ausgestattete belgische Straße auf die gewünschte und erreichbare Stärke herabgewalzt, so daß jetzt die Walze den Grobzug zur Gänze ersetzte. Die Verfeinerung des gewalzten Drahtes wurde bis 1839 durch 12 eigene Drahtzüge und 19 Lohnbetriebe der Umgebung vorgenommen. Verschiedene Angebote zur Errichtung gleichartiger Werke lehnte G. ab. Mit weiter ausgreifenden Plänen drang er indessen nicht durch. Die 1838 vollzogene Separation der Gesellschafter stellte sich Vergrößerungsabsichten hemmend entgegen. Als Friedrich Thomée, der unternehmerisch aktivste der Teilhaber, das Steuer ergriff, war G. auf Betreiben Arnold Hunsdieckers bereits ausgeschieden. Er übernahm 1838 die technische Leitung der AG Kreuzthaler Walzwerks-Verein in Kreuztal bei Siegen, deren Betriebsanlagen er durchgreifend reorganisierte. Das Unternehmen, seit 1853 im Besitz von Johann Heinrich Dresler (1803–75), lag in seiner Walzblechproduktion 1855, im Todesjahr G.s, an der Spitze der siegerländischen Walzwerke. In seiner Kreuztaler Zeit fand G. Ruhe, seine Erinnerungen niederzuschreiben und gelegentlich industriegeschichtliche Aufsätze über seinen Heimatraum zu veröffentlichen (“Vicinus“).

  • Werke

    Eisenschmieden, in: Süderland, Altena 1925, S. 189;
    Einiges aus d. Gesch. d. Eisen- u. Stahldrahtfabrik u. d. Osemundsschmiede in d. Gfsch. Mark (Siegener Wochenbl. 1840), ebd., 1929, S. 161 ff.;
    Zur Gesch. d. Werkes Aldehoff & Goecke in Elverlingsen (1814–21), Memorial v. 27.2.1821, ebd., 1940, S. 61 ff., 68 ff., 78 ff.;
    Lebenserinnerungen (hs., verschollen).

  • Literatur

    s. 3).

  • Autor/in

    Hans Vollmerhaus
  • Zitierweise

    Vollmerhaus, Hans, "Goecke, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 508-509 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136043577.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA