Lebensdaten
1855 – 1908
Geburtsort
Deutsch-Rust Bezirk Podersam (Böhmen)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Forschungsreisender in Südarabien
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118695223 | OGND | VIAF: 50019691
Namensvarianten
  • Glaser, Eduard
  • Glaser, Elias

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Glaser, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118695223.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Salomon, Produktenhändler in Saaz/Böhmen;
    Vt Julius G. ( 1885), österr. Justizmin. (s. ADB 49).

  • Biographie

    G. stammte aus bescheidenen Verhältnissen und hatte es von Jugend an schwer, sich durchzusetzen. Er weigerte sich, obwohl sein Vater völlig verarmt war, in eine kaufmännische Lehre zu gehen, und ermöglichte sich in Prag durch Erteilen von Privatstunden den Besuch der Oberrealschule und danach des Prager Polytechnikums. Schon während seiner Mittelschulzeit reifte in ihm der Plan, Forschungsreisender zu werden. Schon damals trieb er für sich Arabisch und astronomische Studien. Nach erfolgreich abgelegten Prüfungen am Polytechnikum (Mathematik, Physik, Geodäsie) absolvierte er 1876 sein „Einjährigenjahr“ in der Armee und begann an der Universität Wien zu studieren, unter anderem bei dem Arabisten Wahrmund. 1878 kam G. an die Wiener Universitätssternwarte als Eleve und war danach dort eine Zeitlang Assistent. Bedauerlicherweise hat er seine Universitätsstudien nicht regelrecht durchgeführt und auch nicht durch die Erwerbung eines Doktorates abgeschlossen, ein Mangel, der ihm zeitlebens fühlbar blieb. 1880 wurde er an der Wiener Universität durch den Semitisten David Heinrich Müller in das Studium altsüdarabischer Inschriften eingeführt, der ihn auch zur Erforschung Südarabiens anregte. Durch die Bemühungen Müllers wurden von Wien aus 1250 Gulden zur Unterstützung einer Reise G.s nach Südarabien aufgebracht. Schon diese 1. Reise (1882–84), die ihn von Hodeida nach San'a, Suda, Archab und Haschid führte und arge Strapazen, Krankheiten und Widerwärtigkeiten mit sich brachte, war wissenschaftlich ein großer Erfolg, da er unter anderem 276 altsüdarabische Inschriften nach Europa bringen konnte. Drei weitere Reisen (1885–86, 1887-88, 1892-94) führten ihn wieder von Hodeida nach San'a, weiter nach Zafar und in die Gegend um Aden. Ständig mit Schwierigkeiten und Geldnot kämpfend, brachten ihn seine Reisen auch unzählige Male in höchste Lebensgefahr; doch kehrte er von allen mit den reichsten Ergebnissen an sabäischen Inschriften (teils im Original, teils in Abschriften), an arabischen Handschriften und kartographischen und ethnographischen Aufzeichnungen zurück. Die von G. nach Europa gebrachten Denkmäler befinden sich in der Hauptsache in den Museen und Bibliotheken von Berlin, London, Paris und Wien. Sein großer wissenschaftlicher Nachlaß ist erst zum Teil ausgewertet. Verbittert – vor allem deswegen, weil ihm die heißersehnte Laufbahn als Lehrer an einer Universität versagt blieb – und kränklich, zum Schluß an schwerer Arterienverkalkung leidend, verbrachte er seine letzten Lebensjahre in München, bis zum Ende mit seinen Arbeiten beschäftigt. G. gilt heute unbestritten als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Erforscher Südarabiens. Durch seine Leistungen, die er fast immer nur auf sich selbst gestellt und als Einzelgänger vollbracht hat, darf er mit Recht als unübertroffener Pionier auf dem Gebiet der Sabäistik angesehen werden.|

  • Auszeichnungen

    Kommandeur d. türk. Medjidieordens, Dr. h. c. (Greifswald), Ehrenmitgl. d. Geogr. Ges. München.

  • Werke

    Meine Reise durch Archab u. Haschid, in: Petermanns Mitt. 30, 1884, S. 170-83, 204-13;
    Von Hodeida nach San'a v. 24.4. b. 1.5.1885, ebd. 32, 1886, S. 1-10, 33-48;
    Über m. Reisen in Arabien, in: Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. in Wien, 1887, S. 18-28, 77-86;
    Südarab. Streitfragen, Prag 1887;
    Skizze d. Gesch. u. Geogr. Arabiens v. d. ältesten Zeiten b. z. Propheten Muhammed II, 1890;
    Ber. üb. d. 4. Reise, in: Mitt. Nr. 1 d. Ges. z. Förderung dt. Wiss., Kunst u. Lit. in Böhmen v. 28.2.1894;
    Die Abessinier in Arabien u. Afrika, 1895;
    Das Alter d. minä. Inschrr. u. d. Ursprung d. Namens d. Ebräer, 1897;
    Zwei Inschrr. üb. d. Dammbruch v. Mârib, 1897;
    Punt u. d. südarab. Reiche, 1899;
    Woher kommt d. Wort „Kirche“?, 1901;
    „Kirche“ weder griech. noch gotisch, 1901;
    Aus m. Inschrr.-werk I-VI, in: Orientalist. Lit.ztg. 8, 1905, 9, 1906;
    Altjemen. Nachrr., 1908;
    E. G.s Reise nach Mârib, hrsg. v. D. H. Müller u. N. Rhodokanakis, 1913;
    Altjemen. Stud. I, hrsg. v. O. Weber, 1923.

  • Literatur

    D. H. Müller, Südarab. Altertümer im Kunsthist. Hofmus., 1899;
    O. Weber, E. G.s Forschungsreisen in Südarabien, 1909 (P);
    A. Grohmann, Göttersymbole u. Symboltiere auf südarab. Denkmälern, in: Denkschrr. d. Ak. d. Wiss. in Wien 58/1, 1914;
    ders., Südarabien als Wirtsch.gebiet, 1. T. = Bd. 4 in d. 1. R. d. Forschungsinst. f. Osten u. Orient, 1922, 2. T., Prag 1933;
    A. Grohmann,, Kataban. Herrscherreihen, in: Anz. Ak. d. Wiss. in Wien 53, 1916, S. 41-49;
    K. Grebenz, Die kleinen Fragmente aus G.s Tagebuch XI (Mârib), in: Wiener Zs. z. Kde. d. Morgenlandes 42, 1935, S. 67-92;
    M. Höfner, Die Slg. E. G., in: SB d. Ak. d. Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. 222/5, 1944;
    dies. u. J. M. Solá Solé, Slg. E. G. II, Inschrr. aus d. Gebiete zw. Mārib u. d. Ğōf, ebd. 238/3, 1961;
    E. Komorzynski, Dr. E. G.-Gedächtnisausst. im Kunsthist. Mus., in: Mitt.bl. d. Ver. d. Mus.freunde in Wien, März 1955;
    ders., Notring-Jb., 1956;
    ders., in: NÖB X, S. 96-106 (W, L, P);
    BJ 13 (Tl. 1908, L);
    Enc. Jud.; Über weitere Bearb. d. G.-Nachlasses durch N. Rhodokanakis u. M. Höfner s. a. Grohmanns Nachruf f. Rhodokanakis
    in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 1946, 1947, S. 81 ff., u. Ber. d. Arabien-Komm., ebd. 1955, 1956.

  • Autor/in

    Egon Komorzynski
  • Zitierweise

    Komorzynski, Egon, "Glaser, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 429-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118695223.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA