Lebensdaten
1805 – 1869
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Lodz
Beruf/Funktion
Baumwollwarenfabrikant
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 136480357 | OGND | VIAF: 159145542436296640697
Namensvarianten
  • Geyer, Louis Ferdinand
  • Geyer, Louis
  • Geyer, Ludwig
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Orte

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Zitierweise

Geyer, Louis Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136480357.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adam Christoph;
    M Sophie Charlotte Tietze;
    Emilie Türk;
    8 S, 2 T;
    Ur-E Robert ( 1939), Präs. d. Industrie- u. Handelskammer Lodz.

  • Biographie

    1825 unternahm G. eine Erkundungsreise durch Kongreßpolen. Im Januar 1828 kam er zusammen mit seiner Familie, auch den Eltern, endgültig nach Polen und ließ sich in dem 1820 zur Fabrikstadt erhobenen Städtchen Lodz nieder. Mehrere Druckstöcke, 12 Zentner Baumwollgarn und Druckfarbe brachte er mit und trat als Drucker und Verleger in Aktion. Er ließ Kattun in Lohnarbeit herstellen und bedruckte ihn in einer Handdruckerei. Im August 1828 besaß G. bereits 18 eigene Webstühle. 1829 errichtete er seine ersten 2 Holzhäuser. Das nach dem Aufstand von 1830/31 erlassene Verbot der Einfuhr von Tuchen ins russische Reich brachte für Baumwollstoffe, auf die er sich ausschließlich eingestellt hatte, großen Auftrieb. Er nutzte die Konjunktur oft in rücksichtsloser Weise aus. 1833 tat er den ersten Schritt zur Mechanisierung, indem er aus Wien eine mit 33 Walzen ausgestattete Druckmaschine, die erste dieser Art in Polen, bezog. Damit wurde G. auf dem polnischen Markt konkurrenzlos. 1833 beschäftigte er in Lodz bereits 60 und im benachbarten Pabianice 100 Webstühle. Doch reichte diese Produktion nicht aus, um die neue Druckmaschine auszulasten. Um Lohnerhöhungen zu vermeiden, wollte er 1000 Zentner Rohkattun aus Sachsen einführen. Die Genehmigung hierzu wurde ihm jedoch verweigert. Ebenso wurde ein Antrag G.s, ihm die Pacht der Zolleingänge in Kongreßpolen zu übertragen, abgelehnt. 1835 besaß G. in Lodz bereits 18 Gebäude, darunter eine gemauerte Fabrik, Färberei, Bleiche mit mechanischem Antrieb, Trocknerei und so weiter. 1836 erbaute er ein großes 3stöckiges Fabrikgebäude und bezog aus Belgien von der Firma Cockerill eine moderne Fabrikeinrichtung mit neuzeitlichen Spinnmaschinen, 180 mechanischen Webstühlen, dazu Schlicht-, Kettenscheer- und Spulmaschinen, ferner eine Dampfmaschine. 1840 wurde der Betrieb in der eigenen Spinnerei und Weberei aufgenommen, wodurch G. von den fremden Webern unabhängig wurde. Trotz der finanziellen Belastung – G. hatte staatliche Kredite aufgenommen – tätigte er 1839, 1842, 1843 und 1846 weitere größere Käufe von Grundbesitz und stillgelegten Fabriken in Lodz und Umgebung. Er galt als der ungekrönte König in der Textilindustrie Polens. Die Spindelzahl war 1849 auf 20 384 angewachsen. Die Aufhebung der Zollgrenze 1851 zwischen Kongreßpolen und Rußland wirkte sich günstig aus. 1860 erreichte die Jahresproduktion einen Wert von 453 200 Rubel. Auf Textilwarenausstellungen in Warschau und Petersburg errang G. große Erfolge. In den Krisenjahren 1860-64 durfte er ein eigenes Notgeld herausgeben, das in der Stadt allgemeines Zahlungsmittel war. Doch befand er sich bereits auf abschüssiger Bahn. Er hatte sich finanziell übernommen, mit neuen Anleihen 1852 noch eine Zuckerfabrik gebaut. Hinzu kam, daß in Lodz andere moderne Textilgroßbetriebe entstanden, die ihm starke Konkurrenz boten. 1864 mußte er seine Zahlungsunfähigkeit erklären. Er verkaufte ein Landgut mit der Zuckerfabrik und konnte den Konkurs noch verhindern. G. unternahm Schritte zur Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft, doch die Sanierung gelang erst seinen Erben, die 1885 die Familien-Aktiengesellschaft mit 1,5 Millionen Rubel begründeten. Das Aktienkapital wurde 1908 auf 3,75 und 1913 auf 5 Millionen Rubel erhöht; 1939 betrug es 15 Millionen Zloty. 1940 wurde das Werk von der deutschen Regierung beschlagnahmt, 1946 von der polnischen Regierung verstaatlicht.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenstadtrat v. Lodz.

  • Literatur

    E. Kaiser, Zur Gesch. d. Stadt Lodz, in: Jubiläumsschr. d. Lodzer Ztg. 1863-1913, Lodz 1913, S. 14;
    M. Komar, Powstanie i rozwój zakładów przemysłowych Ludwika Geyera 1828-1847, in: Rocznik Łódzki III, ebd. 1933, S. 187-268;
    J. Wareżak, Archiwum Zakładów Przemysłowych Ludwika Geyera w Łodzi, in: Archeion, H. 15 Warschau 1937/38;
    W. Bloch, Der Schöpfer d. ersten Großbetriebes d. Litzmannstädter Industrie L. G., in: Dt. Gestalter u. Ordner im Osten, ²1942, S. 320-25;
    O. Heike, Schöpfer d. Lodzer Textilgroßindustrie Ch. F. Wendisch, T. Kopisch, L. G. u. C. Scheibler, in: Dt.-Poln. Nachbarschaft, 1957, S. 472-91.

  • Porträts

    Kupf., Abb. in: Jubiläumsbeil. z. Lodzer Ztg., 1888; P
    in: M. E. Geyer, Travels and Motives, New York 1962.

  • Autor/in

    Otto Heike
  • Zitierweise

    Heike, Otto, "Geyer, Louis Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 358-359 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136480357.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA