Lebensdaten
1872 – 1959
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
katholischer Publizist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118536869 | OGND | VIAF: 13098840
Namensvarianten
  • Funder, Friedrich

Orte

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Zitierweise

Funder, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118536869.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1845–1917), Bäckermeier, dann Beamter in G., S d. Bäckermeisters Peter;
    M Juliane (1843–1907), T d. Tabakverwalters Anton Mangold in G.;
    1) Graz 1898 Cäcilie (1872–1914), T d. Alois Nothaft u. d. Cäcilie Reder, 2) ebd. 1917 Marianne (1877–1960), T d. Buchhalters Franz Nothaft u. d. Anna Strabl;
    1 T aus 1), 1 S aus 2) Wolfgang (* 1918), Univ.-Dozent (Augenklinik Graz).

  • Biographie

    Tief empfundene Religiosität und Vaterlandsliebe erfüllten das Vaterhaus: eine Atmosphäre, die bestimmend für das Leben und Wirken F.s wurde. 3 Semester studiert er Theologie in Graz. Unter dem Eindruck blutiger Schlägereien zwischen katholischen Studenten und alldeutschen Burschenschaftern entdeckt F. seine Berufung, am öffentlichen Leben mithandelnd und mitgestaltend zu wirken. Er studiert in Wien vorwiegend Jus (1898 Dr. iur.). 1896 kommt er mit dem in dürftigen Anfängen steckenden Kampfblatt der jungen christlichsozialen Richtung im österreichischen Katholizismus „Die Reichspost“ in Kontakt. Bald entsteht daraus ein festes Arbeitsverhältnis, das für die Zeitung wie für F. schicksalhaft werden sollte. Zunächst ist F. als Feuilletonredakteur tätig, dann wird er als Parlamentsreferent beschäftigt. In einer Krisensituation des Blattes übernimmt er 1903 die Chefredaktion, 1905 die Herausgeberschaft. Von da an gehört bis 1938, wo das Blatt von der nationalsozialistischen Regierung eingestellt wird, demselben seine ganze Schaffenskraft. F. baut die „Reichspost“ zum politisch bedeutsamsten Blatt des österreichischen Katholizismus zwischen den beiden großen Kriegen aus. Er steht Karl Lueger nahe. Bedeutungsvoll sind seine Beziehungen zu dem Kreis des Thronfolgers Franz Ferdinand und seinen vom „Belvederekreis“ vertretenen Ideen eines föderalistischen Umbaus der Donaumonarchie. Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns 1918 unter Ausrufung der Republik verbinden F. intime politische Beziehungen und herzliche Freundschaft mit Prälat I. Seipel. Auch Bundeskanzler Dollfuß und die von ihm in den Krisenjahren 1930 vertretenen Ideen der „Neuordnung des politischen Lebens auf ständischer Grundlage“ werden von F. unterstützt. Von Herbst 1934 bis 1938 Mitglied des Staatsrates, nimmt sich F. die Freiheit, seine Bedenken gegen die Drosselung der Meinungsfreiheit durch das autoritäre Regime vorzubringen. Vorbehaltlose Unterstützung bekommt die damalige österreichische Regierung jedoch von F. in ihrem Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus und gegen den „Anschluß“ Österreichs an Deutschland. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich wird F. im März 1938 sofort seines Postens enthoben und verbringt Monate in Polizeihaft und in den Konzentrationslagern Dachau und Flossen- bürg (1938/39) und 1944 konfiniert in Baden bei Wien. 1945 geht er sofort an die Neugründung seines Verlagshauses „Herold“. Da die Besatzungsverhältnisse es nicht erlauben, die „Reichspost“ wieder ins Leben zu rufen – auch hatte sich die geistige Struktur Österreichs, insbesondere das Verhältnis von Kirche und Parteipolitik inzwischen grundlegend verändert – gründet F. im November 1945 die freie kulturpolitische Wochenschrift „Die Furche“, die er bis zu seinem Tode als Herausgeber leitet. Aus dem harten Kämpfer ist ein politisch Weiser geworden, der der Überwindung der Gegensätze das Wort redet und als Nestor der katholischen Publizistik Österreichs in entscheidenden Stunden an Freund und Feind sein gewichtiges Wort richtet.

  • Werke

    W u. a. Vom Gestern ins Heute, Memoirenwerk I, 1952, ²1957;
    Aufbruch z. christl. Sozialreform, 1953;
    Als Österreich d. Sturm bestand, Memoirenwerk II, 1937;
    zahllose Artikel in d. europ. Presse.

  • Literatur

    Festschr., in: Neue Ill. Ztg. v. 5.3.1933;
    L. Reiss, Dr. F.s Persönlichkeit u. s. Wirken b. z. Ende d. Monarchie, Diss. Wien, 1950;
    Die Furche, 1959, Nr. 21/22;
    Kosch, Lit.-Lex. (L);
    Österreicher d. Gegenwart, 1951 (W, L).

  • Autor/in

    Kurt Skalnik
  • Zitierweise

    Skalnik, Kurt, "Funder, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 730-731 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118536869.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA