Ziegler, Adolf

Dates of Life
1892 – 1959
Place of birth
Bremen
Place of death
Varnhalt
Occupation
Maler ; NS-Funktionär ; Präsident der Reichskammer der Bildenden Künste ; Künstler
Religious Denomination
-
Authority Data
GND: 132652706 | OGND | VIAF: 28237631
Alternate Names

  • Ziegler, Ludwig Walter Adolf
  • Ziegler, Adolf
  • Ziegler, Ludwig Walter Adolf
  • Ziegler, Adolph
  • Ziegler, Ludwig Walter Adolph

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Citation

Ziegler, Adolf, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132652706.html [08.12.2025].

CC0

  • Ziegler, Ludwig Walter Adolf

    | Maler, NS-Funktionär, * 16.10.1892 Bremen, 18.9.1959 Varnhalt (Stadtteil von Baden-Baden).

  • Genealogy

    V Ernst (* 1861?, luth.), preuß. Landmesser, Ing., Oberlehrer am Technikum in B., v. Z. porträtiert (s. W);
    M Wilhelmine Ottilie Thon (* 1872), T e. Architekten;
    Vorfahre-m (?) Johann Heinrich Wolff (1792–1869), Prof. f. Architektur an d. Kunstak. Kassel (s. Hess. Biogr.);
    1 Schw Hannelore (* um 1895/96, erw. 1917–41), Tänzerin, 1922 u. a. in d. USA, dann am ghzgl. Hof- u. Nat.-Theater Mannheim, v. Z. porträtiert (s. W);
    1) 1926 vor 1937 (?) Gertrud (* 1897), aus Valparaíso (Chile), v. Z. porträtiert, T d. Rodolfo Gratenau u. d. Helene N. N. (* um 1857), Adoptiv-T d. Albert Pietzsch (1874–1957), Ing., Untern., Kunstmäzen (s. Lilla, Staatsminister Bayern; Qu), 2) München 1938 1947 Hilde Greve;
    1 außerehel. S Werner Stephanitsch (* 1938), 2 T aus 2) Elfriede (* 1940), Hilde (* 1942).

  • Biography

    Z. besuchte das Neue Gymnasium in Bremen bis zur Mittleren Reife 1909 und begann im Winter 1909/10 ein Studium an der Ghzgl. Sächs. Kunstschule zu Weimar. Zum WS 1911/12 wechselte er an die Münchner Akademie der bildenden Künste, wo er in die Zeichenschule von Angelo Jank (1868–1940) aufgenommen wurde; es folgten der freiwillige|Militärdienst 1912/13 und 1913/14 ein Studienaufenthalt an der Kunstakademie Kassel.

    Von Ende Aug. 1914 bis Dez. 1918 nahm Z. am 1. Weltkrieg teil und setzte danach bis März 1924 das Studium an der Münchner Akademie u. a. bei Max Doerner (1870–1939) fort. In seinen Werken machten die spätexpressionistischen Stilmerkmale der frühen 1920er Jahre wie Prismen, überlängte Proportionen und starke Farbigkeit bald einem pedantischen Naturalismus Platz, es entstanden gefällige Porträts und Blumenstilleben nach niederl. Vorbildern des 17. Jh. Mäzenatische Förderung erfuhr er durch Albert Pietzsch, der als Ingenieur und Unternehmer seit 1925 die NSDAP mit Spenden unterstützte. Z., der Anfang 1926 Pietzschs Adoptivtochter heiratete, trat im Febr. 1929 selbst in die NSDAP ein und wurde Sachbearbeiter für bildende Kunst in der Reichsleitung der Partei sowie Mitglied im „Kampfbund für dt. Kultur“. Seine Bilder fanden indes kein größeres Interesse, daher versuchte er 1931/32, in Chile Fuß zu fassen, blieb jedoch auch hier ohne Erfolg.

    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann Z.s rasanter Aufstieg. Im Okt. 1933 reagierte der Präsident der Akademie der Bildenden Künste, German Bestelmeyer (1874–1942) in einem Schreiben an das Ministerium auf interne Gerüchte, Z. solle eine Professur erhalten, indem er auf das Vorschlagsrecht der Akademie verwies. Kultusminister Hans Schemm (1891–1935) verfügte daraufhin, Z. solle zum 1.11.1933 einen Lehrauftrag erhalten. Zum 1.4.1934 erfolgte auf Vorschlag des Ministeriums durch den Reichsstatthalter die Berufung von Z. auf eine o. Professur für „Zeichnen und Malen aufgrund handwerklich überlieferter Grundlage“ im Beamtenverhältnis. 1934 wurde er Mitglied im Präsidialrat der Reichskammer der bildenden Künste (RKbK) sowie Vizepräsident, 1935 zudem Mitglied im Reichskultursenat. In seinem Amt als Präsident der RKbK ab 1936 oblag Z. die Umsetzung der NS-Kunstpolitik, die spätestens 1937 mit der Aktion „Entartete Kunst“ und der Eröffnung der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ (GDK) im Haus der Deutschen Kunst in München die zunächst diffusen Vorstellungen nationalsozialistischer Kunst zu klären versuchte. Als oberster Kunstfunktionär des „Dritten Reichs“ vertrat Z. seine erklärtermaßen antimoderne und gegen die Avantgarde gerichtete Auffassung auch als Juror und Kommissar bei der Weltausstellung in Paris 1937 und bei der Biennale in Venedig 1938. Als Künstler stellte Z. erstmals 1937 in Paris und auf der GDK in München aus, u. a. das Triptychon „Die vier Elemente“. Diese annähernd lebensgroße allegorische Darstellung von Feuer, Wasser, Erde und Luft in Gestalt von vier weiblichen Akten ist signifikanter Kulminationspunkt seines Œuvres: In maltechnischer Hinsicht (mehrere Farbschichten über dunkelrotem Bolus, mit weiß gehöhten Lichteffekten), durch den traditionellen Atelierprozess (Porträtskizzen, Studienköpfe) und wegen der beispielhaften Visualisierung sowohl der NS-Rassenideologie als auch der geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen schuf Z. mit diesem Werk gewissermaßen eine idealtypische Definition von NS-Kunst als neuer dt. Staatskunst. Das nach Ende der ersten GDK im Kaminzimmer des „Führerbaus“ in München angebrachte und für die Öffentlichkeit damit unzugängliche Werk erreichte durch mediale Multiplikation, d. h. die photomechanische Reproduktion in Tagespresse, Zeitschriften und Postkarten, sowohl die Fachwelt wie auch das breite Publikum. 1937 leitete Z. die erste und zweite Beschlagnahmekommission für die „entartete“ Kunst, ab 1938 nahm er nur nominell an der vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda initiierten „Verwertungskommission“ teil. Das 1937 errichtete Reichsinstitut für Maltechnik (das spätere Doerner-Institut) leitete er ab 1941. Seine Position als Künstler im polykratischen NS-Kunstsystem war paradoxerweise prekär; so stellte er im Dt. Reich ausschließlich im Rahmen der GDK aus und erzielte dort für seine insgesamt zehn Arbeiten nur verhältnismäßig moderate Preise. Zwei seiner Aktbilder (1940 u. 1942) wurden von Adolf Hitler für jeweils 9000 RM erworben.

    Vor dem Hintergrund der „Achse Berlin-Rom“ und des 1938 kodifizierten Kulturabkommens erhielt Z. zwei Auszeichnungen des faschistischen Mussolini-Regimes. Im Sommer 1943 wurde er nach „defätistischen“ Äußerungen in Gesprächen mit dem Publizisten Arnold Rechberg (1879–1947) für ca. vier Wochen im KZ Dachau interniert. Ende desselben Jahres seiner Professur und seines Amtes als Präsident der RKbK enthoben, wurde er – aufgrund einer persönlichen Weisung Hitlers ausdrücklich ohne das vorgeschriebene Untersuchungsverfahren – erst zum 31.10.1944 in den vorläufigen Ruhestand versetzt, mit entsprechenden Bezügen sogar bis Ende Juli 1945. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Z. bereits nach Konstanz abgesetzt, von wo er zunächst nach Wesseloh bei Schneverdingen in der Lüneburger Heide, dann nach Soltau übersiedelte. Während er 1946 noch als „Hauptschuldiger“ (Katego|rie I) angeklagt wurde, stufte ihn der Entnazifizierungs-Hauptausschuß Hannover am 18.5.1949 als „Mitläufer“ (Kategorie IV) ein.

    Von prominenten Fürsprechern unterstützt wie u. a. Hans-Christoph Seebohm (1903–1967), 1949–66 Bundesminister für Verkehr und Abgeordneter des Wahlkreises Harburg-Soltau, versuchte Z. 1951–57 auf Basis von Artikel 131 des Grundgesetzes die vollen (statt nur die gekürzten) Ruhestandsbezüge eines Professors zu erhalten, was ihm verweigert wurde. 1957 zog er nach Varnhalt, einem Stadtteil von Baden-Baden, wo er zwei Jahre später starb.

  • Awards

    |E. K. 2. Kl. (1916);
    Bremer Hanseatenkreuz (1917?);
    Goldenes Ehrenzeichen d. NSDAP (1935);
    Commendatore della Corona d’Italia (1938);
    Grande Ufficiale della Corona d’Italia (1939).

  • Primary Sources

    Qu Thür. HStA Weimar, Bestand Staatl. Hochschule f. Bildende Kunst, Nachtrag 18, Matrikelnr. 753; Archiv d. Ak. d. Bildenden Künste München, Personalakte sowie Matrikel; Bayer. HStA München, MK 60627 (Personalakte); StA München, SpKA 2038 Adolf Ziegler (Spruchkammerakte); IfZ, München, Archiv, Bestand 458 Albert Pietzsch; StadtA München, ZA Personen; BA Berlin-Lichterfelde, Parteikorr., Nr. 1210022611, RKbK, Nr. 2401028123 u. 2003011508; DS/Reichsstatthalter in Bayern, Nr. 8230009298.

  • Works

    |Bildnis d. Vaters, undat.;
    Bildnis d. Schwester Hannelore, undat. (frühe 1920er Jahre);
    Blumen, 1925;
    Knabenpaar mit Segelschiff, 1933;
    Terpsichore, 1937;
    Studienkopf Liselotte, 1937;
    Studienkopf Hertha, 1937;
    Die vier Elemente, 1937 (ehemals „Führerbau“, Bayer. Staatsgem.slgg.);
    Göttin d. Kunst, 1938;
    Das Urteil d. Paris, 1939;
    Akt, 1940 (Dt. Hist. Mus., Slg. Haus d. Dt. Kunst);
    Akt, 1942 (ebd.);
    Akt, 1942 (Dt. Hist. Mus., als Leihgabe im GNM Nürnberg);
    Blumenstilleben, 1942;
    Damenbildnis, 1943;
    Schrr.: Kunst u. Technik im Leben d. Gegenwart, Kat. z. Exposition Internat. Paris 1937/Pavillon des arts graphiques et plastiques/Gruppe: Bildende Kunst, dt. Abt.[Berlin], [RKdbK], [1937] (Hg. mit H. Schweitzer);
    Bildende Kunst in Dtld., Geleitwort, in: Der Kunsthandel, 29. Jg., Nr. 18, 25.9.1937, S. 327;
    Förderung d. bildenden Künste durch d. Städte, in: Die Kulturverw., 2. Jg., Nr. 11, 25.11.1938, S. 302–06.

  • Literature

    |B. Kroll, Dt. Maler d. Gegenwart, ³1937, S. 167 f.;
    R. Scholz, Gesinnung u. Handwerk, Zu d. Blumenbildern v. A. Z., in: Die Kunst im Dritten Reich, 3. Jg., F. 5, Mai 1939, S. 153–57;
    L. W. Hellwig u. E. Ruckhaber, Persönlichkeiten d. Gegenwart, Luftfahrt, Wiss., Kunst, 1940, S. 129–33;
    K. Hoffmann-Curtius, Die Frau in ihrem Element, A. Z.s Triptychon d. „Naturgesetzlichkeit“, in: Krit. Berr. 1989, H. 2, S. 5–30;
    A. Preiß, Das Dritte Reich u. seine Kunst, Zum Umgang mit e. Blamage, in: B. Brock u. A. Preiß (Hg.), Kunst auf Befehl?, 1990, S. 253–73;
    M. G. Davidson, Kunst in Dtld. 1933–1945, Bd. 2/2, 1992, S. 467 f.;
    H. Ludwig u. a. (Bearb.), Münchner Maler im 19./20. Jh., Bd. 6, 1994, S. 508 ff.;
    L. H. Nicholas, Der Raub d. Europa, Das Schicksal europ. Kunstwerke im Dritten Reich, 1995, S. 26–29 u. 32–34;
    J. Petropoulos, The Faustian Bargain, The Art World in Nazi Germany, 2000, S. 255–62 u. passim;
    V. Dahm, Künstler als Funktionäre, Das Propagandaministerium u. d. Reichskulturkammer, in: H. Sarkowicz (Hg.), Hitlers Künstler, 2004, S. 75–109, hier S. 98–100, 107;
    E. Frietsch, „Kulturproblem Frau“, Weiblichkeitsbilder in d. Kunst d. NS, 2006, S. 160–203;
    W. Ruppert, Zw. „Führerwille“ u. d. Vision d. „dt. Kunst“, Die 1930er J. bis 1945, in: ders. u. Ch. Fuhrmeister (Hg.), Zw. Dt. Kunst u. internat. Modernität, Formen d. Künstlerausbildung 1918 bis 1968, 2008, S. 37–58, bes. 46–50;
    Ch. Fuhrmeister, A. Z. (1892–1959), nat.sozialist. Künstler u. Funktionär, in: N. Gerhart, W. Grasskamp u. F. Matzner (Hg.), 200 J. Ak. d. Bildenden Künste, 2008, S. 88–95;
    ders., A. Z., Maler, Präs. d. RKbK, Maler, in: W. Benz, P. Eckel u. A. Nachama (Hg.), Kunst im NS-Staat, Ideologie, Ästhetik, Protagonisten, 2015, S. 59–72;
    B. Neumann-Dietzsch u. R. B. Schossig, A. Z., Maler u. Paladin, Präs. d. Reichskammer d. bildenden Künste v. 1936 bis 1943, in: H.-J. Manske u. B. Neumann-Dietzsch (Hg.), „entartet“ – beschlagnahmt, Bremer Künstler im NS, Ausst.kat. Bremen 2009, S. 146–55 (P);
    U. Peters, A. Z., Weibl. Akt, 1942, in: Anz. d. GNM 2010, S. 283 ff.;
    M. Schmidt, Die „Gr. Dt. Kunstausstellung 1937 im Haus d. Dt. Kunst zu München“, Diss. Halle 2010;
    K.-L. Barkhausen, Zuflucht in d. Heide, Der ehem. Präs. d. RKbK Prof. A. Z. in Wesseloh u. Soltau (1945–1957), in: Heimatkal., Jb. f. d. Lüneburger Heide 2013, S. 63–76;
    A. Burmester, Der Kampf um d. Kunst, Max Doerner u. sein Reichsinst. f. Maltechnik, 2016, S. 619–29, 686–87, 771 u. 806;
    O. Kase, Die Ausst. „GegenKunst“ in d. Pinakothek d. Moderne, Konzept–Reaktionen–Konsequenzen, in: Ch. Fuhrmeister, M. Hauser-Mair u. F. Steffan (Hg.), Vermacht, verfallen, verdrängt–Kunst u. NS, Die Slg. d. Städt. Gal. Rosenheim in d. Zeit d. NS u. in d. Nachkriegsjahren, Städt. Gal. Rosenheim 2017, S. 322–35;
    J. Beck, Studien zu A. Z.s „Vier Elementen“, Masterarb. Erlangen 2020;
    ThB;
    Vollmer;
    Kulturlex. Drittes Reich.

  • Portraits

    |Selbstbildnis, Öl/Lwd. (?), frühe 1920er J. (Verbleib unbek.), Abb. in: Neumann-Dietzsch u. Schossig, 2009 (s. L), S. 154;
    zahlr. Pressephotogrr., u. a. v. d. Eröffnung d. GDK 1937, sowie ca. 100 Photogrr. im Bildarchiv Hoffmann (Bayer. Staatsbibl. München).

  • Author

    Christian Fuhrmeister
  • Citation

    Fuhrmeister, Christian, "Ziegler, Ludwig Walter Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 673-675 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132652706.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA