Zimmermann, Eduard
- Lebensdaten
- 1929 – 2009
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Journalist ; TV-Produzent ; TV-Moderator
- Konfession
- konfessionslos
- Namensvarianten
-
- Zimmermann, Eduard
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Zimmermann, Eduard
| Journalist, TV-Produzent und -Moderator, * 4.2.1929 München, † 19.9.2009 München, ⚰ München, Nordfriedhof. (konfessionslos)
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Genealogie
Natürlicher V N. N.;
seit 1939 (?) Stief-V N. N., Hotelier in Magdeburg;
M N. N. (* 1912), Kellnerin in M. u. Magdeburg;
⚭ 1962 →Rosmarie Hädrich (1921–2008) aus Hannover;
2 Adoptiv-T →Heike (1943–99), →Sabine (1951–2020), Polizeiphotogr., 1983 Filmgeschäftsführerin b. d. Produktion u. 1987–2001 Ko-Moderatorin v. „Aktenzeichen XY … ungelöst“, Produktionsleiterin u. 1997–2001 Moderatorin v. „Vorsicht Falle!“. -
Biographie
Z. wuchs in München und bei Pflegeeltern in Ottobrunn, seit 1939 bei seiner Mutter in Magdeburg auf, wo er nach dem Besuch der Volksschule 1943 eine Ausbildung zum Bauzeichner begann und seine Leidenschaft für das Fliegen entdeckte. 1944 absolvierte er erste Segelflugkurse und beendete seine Lehre vorzeitig, um Pilot zu werden, was kriegsbedingt scheiterte. Nach Kriegsende ging Z. nach Hamburg, lebte hier von Gelegenheitsarbeiten und Schwarzmarktgeschäften und absolvierte 1947 ein Praktikum als Vermessungstechniker. Nachdem Versuche, illegal für eine Pilotenausbildung nach Schweden einzuwandern, gescheitert waren, reiste Z. im Sommer 1948 als blinder Passagier und unter falschem Namen mit einem Frachtschiff erneut nach Schweden und begann hier mit dem journalistischen Schreiben. Um eine Reportage über die „Lebensverhältnisse in der Sowjetischen Besatzungszone“ für die schwed. Zeitung „Dagens Nyheter“ zu verfassen, fuhr er im Herbst 1949 nach Ost-Deutschland, wurde aber in Potsdam wegen angeblicher Spionage verhaftet, 1950 zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt und in Bautzen interniert. 1954 amnestiert, kehrte Z. nach Hamburg zurück und arbeitete als freier Journalist bevorzugt über seine Hafterfahrungen und Wirtschaftsthemen der aufblühenden Hansestadt.
Eine mehrteilige Reportage über den Bombenentschärfer →Walter Merz (1906–1978) für „Bild am Sonntag“ im Winter 1957/58 weckte das Interesse des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Z. schrieb das Drehbuch für den TV-Dokumentarfilm „Sprengmeister Merz“ (Erstsendung 1961) und wurde 1959 als Fernsehredakteur beim NDR angestellt. 1962 wechselte er in gleicher Funktion zum neugegründeten Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) und übersiedelte nach Mainz-Finthen.
Aufgrund eigener Betrugserfahrungen bei seinem privaten Hausbau entstand Z. die Idee für die neue Sendereihe „Vorsicht, Falle! Nepper, Schlepper, Bauernfänger“. Seit 1964 deckte er darin die Methoden von Betrügern auf und warnte vor ihnen. Als Weiterentwicklung dieser Verbraucherschutzsendung entstand 1967 die Fahndungssendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“, die in Eurovision ausgestrahlt wurde und in der es um die Aufklärung von Verbrechen und die öffentliche Fahndung nach Straftätern ging. Beide Sendereihen moderierte Z. bis 1997 (161 Folgen „Vorsicht Falle!“, 300 Folgen „Aktenzeichen XY“). Sie hatten hohe Einschaltquoten und entwickelten sich zu den langlebigsten Sendungen im dt. Fernsehen. Die rechtlichen Voraussetzungen für die Öffentlichkeitsfahndung, die Z. in Zusammenarbeit mit der Polizei für seine Sendungen aufgestellt hatte, wurden 1973 auf einer Innenministerkonferenz zum Maßstab für die allgemeine Kooperation zwischen Polizei und Presse erhoben.
Gleichwohl wurde „Aktenzeichen XY“ immer wieder kritisiert: Der Journalist →Wilhelm Bittorf (1929–2002) warf Z. 1970 in der ARD-Dokumentation „Zimmermanns Jagd“ u. a. vor, nur zur Festnahme „kleiner Fische“ zu dienen und Denunziation zu fördern. Der Schriftsteller →Heinrich Böll (1917–1985) bezeichnete die Sendung als „muffiges Grusical für Spießer“. Auch die Journalistin →Ulrike Meinhof (1934–1976) warnte 1968 in der Zeitschrift „konkret“ vor XY als „faschistisch“. 1971 wurde sie selbst in der Sendung im Zusammenhang mit der RAF gesucht, der sie inzwischen angehörte und auf deren Todesliste auch Z. stand.
Für die Produktion beider Sendereihen gründete Z. 1966 die „Deutsche Kriminal-Fachredaktion“, die die Konzepte und Drehbücher schreibt. Seine damals zusammen mit seiner Frau Rosmarie gegründete Produktionsfirma „Securitel“ stellt bis heute im Auftrag des ZDF weitere Filme und Sendungen her, so etwa 1986 die Fernsehspiel-Trilogie „Lebens|länglich, Ganz ohne Gnade“, in der Z. drei beispielhafte fiktive Opferschicksale vorstellte. 1992 gründete Z. die Tochterfirma „Crime TV“, die das Kriminalitätsmagazin „K–Verbrechen im Fadenkreuz“ für SAT.1 produzierte (Produktionsleiterin: Stieftochter →Sabine). 1976 initiierte Z. mit befreundeten Experten, z. B. dem Münchner Polizeipräsidenten →Manfred Schreiber (1926–2015), in Mainz die Hilfsorganisation „WEISSER RING, Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.“, deren Vorsitzender er 1976–94 war. Nach Beendigung seiner Moderatorenlaufbahn 1997 lebte er hauptsächlich in Leukerbad (Kt. Wallis), 2008 übersiedelte er demenzerkrankt nach München.
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Auszeichnungen
|Goldene Kamera (1966);
Adolf-Grimme-Preis (1967);
BVK (am Bande 1977, 1 Kl. 1986, Gr. BVK 1998);
Humanitärer Preis d. dt. Freimaurer (1982);
„Bambi“, Fernsehpreis d. Burda-Verl. (1990);
Bayer. Verdienstorden (1991);
Ehrenmitgl. d. Bunds dt. Kriminalbeamter. -
Werke
|… der Ganoven Wunderland, Erfahrungen u. Erkenntnisse aus d. Fernsehserie „Vorsicht, Falle!“, 1966;
Das unsichtbare Netz, Rapport f. Freunde u. Feinde, 1969 (P);
Gib d. Verbrechen keine Chance, Ein Leitfaden f. mehr Sicherheit, 1989 (P);
Ch. Ankowitsch, Edes letzter Fall, E. Z. klappt d. Akte „Kennzeichen XY – ungelöst“ zu, in: Die Zeit Nr. 37 v. 5.9.1997 (Interview, P);
Auch ich war e. Gauner, Die außergewöhnl. Autobiogr. v. „Ganoven-Ede“, 2005 (P). -
Literatur
|J. Jessen, Die Mörder sind unter uns, in: Die Zeit Nr. 40 v. 24.9.2009;
K. Teske, Eine Bruchstelle dt. Befindlichkeiten, in: Die Welt v. 20.9.2009 (P);
Kosch, Lit.-Lex.³;
Munzinger;
– Dok.film: R. Schilling, Diese Sendung ist kein Spiel, Die unheiml. Welt d. E. Z., ZDF, 10.8.2023. -
Autor/in
Rüdiger Wellnitz -
Zitierweise
Wellnitz, Rüdiger, "Zimmermann, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 707-708 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz143040.html#ndbcontent