Zacher, Hans

Lebensdaten
1928 – 2015
Geburtsort
Erlach/Inn
Sterbeort
Starnberg
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
katholisch
Namensvarianten

  • Zacher, Hans Friedrich
  • Zacher, Hans
  • Zacher, Hans Friedrich

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Zitierweise

Zacher, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz142997.html [08.12.2025].

CC0

  • Zacher, Hans Friedrich

    | Jurist, * 22.6.1928 Erlach/Inn, † 18.2.2015 Starnberg, ⚰ München, Nordfriedhof. (katholisch)

  • Genealogie

    V Hans (1894–1968), Oberlehrer;
    M Berta Zillner (1895–1954);
    1956 Annemarie, T d. Ferdinand Segl (1905–1967), Revisionsrat, u. d. Juliane Glockseisen (1907–2003);
    5 S Johannes (* 1958), Dr., Prof. f. Grundlagen d. Soz.wirtsch. u. Führung soz. Einrichtungen an d. Hochschule Kempten, Wolfgang (* 1960), Christian Severin (* 1963), Felix Benjamin (* 1967), Dr., Clemens Sixtus (* 1968), Dr., 2 T Maria Rebekka (* 1961), Mag., Anna Sophia (* 1975).

  • Biographie

    Z. besuchte Schulen in Erlach, Simbach und Passau, unterbrochen 1944/45 durch den Einsatz als Luftwaffenhelfer und im Reichsarbeitsdienst. Nach kurzer US-amerik. Kriegsgefangenschaft und dem Abitur 1947 in Passau studierte er Rechtswissenschaft in Bamberg, Erlangen und München, legte 1951 und 1955 die jur. Staatsexamina ab und wurde 1952 bei Hans Nawiasky (1880–1961) zum Dr. iur. promoviert. Es folgten Stationen am Bayer. Verwaltungsgerichtshof (1955/56), am Bundesverfassungsgericht (1956–59) und in der bayer. Inneren Verwaltung (1960–1963). 1962 habilitierte er sich, betreut von Nawiasky, nach dessen Tod von Theodor Maunz (1901–1993), mit der Arbeit „Das Verfassungsrecht der sozialen Intervention des Staates“ (gedr. 1980 u. d. T. Soz.pol. u. Vfg. im ersten J.zehnt d. Bundesrep. Dtld.). Sein erster Ruf führte ihn 1963 nach Saarbrücken, ab 1971 lehrte er in München Staats-, Verwaltungsund Sozialrecht (em. 1996). Seine Lebensleistung verbindet sich mit dem Sozialrecht und mit der Max Planck-Gesellschaft.

    Das Sozialrecht wurde mit seinen unterschiedlichen Rechts- und Finanzierungsformen sowie verschiedenen Rechtswegen bis in die 1960er Jahre nicht als Einheit verstanden. Es war im wesentlichen Z., der die verfassungsrechtliche Einheit und die inneren Strukturen des Sozialrechts herausarbeitete und öffentlich vertrat. Er war Mitbegründer des Dt. Sozialrechtsverbands, wirkte als erster Vorsitzender der Sachverständigenkommission für das Sozialrecht ab 1973 maßgeblich an der Kodifikation des Sozialrechts (SGB) mit und warb national und international für die Anerkennung des Sozialrechts in Politik und Hochschulausbildung. 1975 gründete er eine Max-Planck-Projektgruppe für internationales und vergleichendes Sozialrecht, aus der 1980 das von ihm 1980–92 geleitete MPI für ausländisches und internationales Sozialrecht in München hervorging, das seither das vielfältig vernetzte wissenschaftliche Zentrum des Fachs geworden ist. 1990–96 amtierte Z. als erster Präsident der MPG, der nicht Naturwissenschaftler war.

    Dabei meisterte er die Herausforderung der dt. Wiedervereinigung durch einen organisatorischen und finanziellen Kraftakt der Gründung von 18 neuen Max-Planck-Instituten vornehmlich im Osten. Dazu waren intensive Debatten um fachliche Ausrichtung, Standorte (mit Länderproporz) und personelle Besetzung notwendig. Letzteres umschloß auch menschlich schwierige Bewertungen von Wissenschaftlern, die ihre Karriere in der DDR unter ganz anderen Bedingungen als im Westen gemacht hatten.

    Zu Z.s Pionierarbeit im Sozialrecht kamen ab 1990 das für die MPG zentrale Wissenschaftsrecht sowie das Recht der Gemeinschaftsgüter hinzu, letzteres aus der Einsicht, daß gefährdete kollektive Güter (Boden, Wasser, Klima, Rohstoffe) eines besonderen rechtlichen Schutzes bedürfen, um sich gegen Egoismen durchzusetzen.

    Z. war international tätig, anerkannt und wurde vielfach geehrt. Seine Mitarbeiter und Schüler Peter Krause (* 1936), Franz Ruland (* 1942), Eberhard Eichenhofer (* 1950), Maximilian Fuchs (* um 1950) und Gerhard Igl (* 1947) führten das Sozialrecht an den Universitäten fort.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. wiss. Beirats b. Bundesmin. f. Wirtsch. (1967);
    o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1981);
    Bayer. Verdienstorden (1983);
    Vors. d. Vereinigung d. Dt. Staatsrechtslehrer (1985);
    Mitgl. d. Academia Europaea (1990);
    Dr. iur. h. c. (Löwen 1991);
    Gr. BVK (1992);
    Dr. iur. h. c. (Breslau 1995);
    Bayer. Maximiliansorden f. Wiss. u. Kunst (1995);
    Mitgl. d. Päpstl. Ak. f. Soz.wiss. Rom (1994);
    Ehrenmitgl d. Senats d. MPG (1996);
    Dr. iur. h. c. (1996) u. Mitgl. d. Board of Governors d. Weizmann Inst. of Science (1997);
    Dr. iur. h. c. (Univ. Szeged 1997);
    Harnack-Medaille d. MPG (1998);
    Dr. iur. h. c. (Kapodistrias-Univ. Athen 2001);
    Österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst I. Kl. (2001);
    Offz. d. Ordre national du Mérite d. Rep. Frankreich (2004);
    Leibniz-Medaille d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss. (2015).

  • Werke

    |Abhh. z. Soz.recht, 2 Bde., 1993/2008;
    Grundlagen d. Soz.pol. in d. Bundesrep. Dtld., in: Gesch. d. Soz.pol. in Dtld. seit 1945, hg. v. Bundesmin. f. Arb. u. Soz.ordnung, Bd. 1: Grundlagen d. Soz.pol., 2001, S. 333–684;
    Das soz. Staatsziel, in: J. Isensee u. P. Kirchhof (Hg.), Hdb. d. Staatsrechts d. Bundesrep. Dtld., Bd. II, ³2004, S. 659–784;
    Social Policy in the Federal Republic of Germany, 2013;
    Mein 20. Jh. im Recht, in: Rechtshist. Journ. 19, 2000, S. 682–88;
    Hg.: Method. Probleme d. Soz.rechtsvergleichs, 1977;
    Bedingungen f. d. Entstehung u. Entwicklg. v. Soz.vers., 1979;
    Ein Jh. Soz.vers. in d. Bundesrep. Dtld., Frankreich, Großbritannien, Österr. u. d. Schweiz, 1981 (mit P. A. Köhler);
    Btrr. zu Gesch. u. aktuellen Situation d. Soz.vers., 1983;
    40 J. Soz.staat Bundesrep. Dtld., 1989 (mit N. Blüm).

  • Literatur

    |H. Hofmann, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 2015, S. 108 f. (P);
    St. Augsberg, H. F. Z. u. d. „Entdeckung“ d. Soz.rechts, in: C. Kremer (Hg.), Die Verw. rechtswiss. in d. frühen Bundesrep. (1949–1977), 2017, S. 331–44;
    M. Stolleis, in: Staatsrechtslehrer 20. Jh., ²2018, S. 1189–96 (W, L, P).

  • Autor/in

    Michael Stolleis †
  • Zitierweise

    Stolleis, Michael, "Zacher, Hans Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 580-581 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142997.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA