Wüstenberg, Bruno

Dates of Life
1912 – 1984
Place of birth
Duisburg
Place of death
Freiburg (Br.)
Occupation
katholischer Theologe ; Diplomat
Religious Denomination
katholisch
Alternate Names

  • Wüstenberg, Bruno Thomas Wilhelm
  • Wüstenberg, Bruno
  • Wüstenberg, Bruno Thomas Wilhelm

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Citation

Wüstenberg, Bruno, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz142980.html [09.12.2025].

CC0

  • Wüstenberg, Bruno Thomas Wilhelm

    | katholischer Theologe, kirchlicher Diplomat, päpstl. ProNuntius, * 10.3.1912 Duisburg, † 31.5.1984 Freiburg (Br.), ⚰ Köln, Domherrenfriedhof.

  • Genealogy

    V Heiner (Heinrich), Betriebsführer b. d. Krupp-Werken in Rheinhausen b. D.;
    M Erna Flasdorf;
    4 B Helmut, Walter, Paul, Heinrich jr.;
    – ledig.

  • Biography

    W. wuchs in Rheinhausen auf. Im Anschluß an das Abitur 1931 am Realgymnasium in Uerdingen zog er nach Neuss, meldete sich 1932 wieder bei den Eltern in Rheinhausen an und ging 1932 in das Dominikanerkloster Weibern (Kr. Wenau). Seit 1931 studierte W. kath. Theologie an der Univ. Bonn und wechselte 1934 für ein Semester nach Freiburg (Br.) (Mitgl. d. kath. Studentenverbindung Bavaria). 1936 schloß er sein Studium in Bonn ab und besuchte danach das Priesterseminar des Ebm. Köln in Bensberg. 1937 zum Diakon, 1938 von Weihbf. Joseph Hammels (1868–1944) im Kölner Dom zum Priester geweiht, wurde W. vom Kölner Ebf. Karl Joseph Kard. Schulte (1871–1941) freigestellt für eine Seelsorgetätigkeit im Bm. Rottenburg und wurde Kaplan in Ulm-Wiblingen, dann in Ulm-Söflingen. Das Ebm. Köln beurlaubte ihn 1939 für einen Studienaufenthalt in Rom, wo er bis 1942 im Priesterkolleg Santa Maria dell’Anima und 1942–62 im dt. Priesterkolleg am Campo Santo im Vatikan lebte. 1942 absolvierte W. die Ausbildung zum Attaché an der Päpstl. Diplomatenakademie (Pontificia Accademia Ecclesiastica). Gleichzeitig studierte er Kirchenrecht an der Gregoriana und wurde 1942 mit der Arbeit „Die Mischehenfrage im Breve Pius VII. ‚Etsi fraternitatis‘ vom 3. Oktober 1803“ zum Dr. iur. can. promoviert; kriegsbedingt wurde die Dissertation erst 1952 publiziert.

    W. übernahm 1943 im Rang eines „Adetto“ die dt. Abteilung des während des 2. Weltkriegs errichteten Büros für Suchdienst und Kriegsgefangenenbetreuung. Nach der Auflösung des Büros 1947 wechselte er 1948 in die Abteilung für die dt.sprachigen Länder des päpstl. Staatssekretariats und war in dieser Funktion mit der Durchführung von Hilfslieferungen von Kleidung und Lebensmitteln für die notleidende Bevölkerung in Deutschland zuständig. 1948 begleitete W. den päpstl. Legaten Clemente Kard. Micara zum 700jährigen Domjubiläum nach Köln (päpstl. Geh.kämmerer 1948; päpstl. Hausprälat 1957). 1956–66 war er Postulator im Heiligsprechungsverfahren für Adelheid von Vilich (um 970–1015), später zusätzlich aushilfsweise Seelsorger in einer röm. Vorstadtpfarrei. 1960 publizierte der Kurienmitarbeiter und spätere Beobachter des Hl. Stuhls bei der UNO, Alberto Giovannetti, eine Studie über den Vatikan und den 2. Weltkrieg, für deren dt.sprachige Ausgabe „Der Vatikan und der Krieg“ (1961) W. ein Vorwort verfaßte. W. kannte als einer der wenigen dt.sprachigen Mitarbeiter der päpstl. Kurie die vatikan. Akten aus dem 2. Weltkrieg und war nach seinem Tod dem berechtigten Verdacht ausgesetzt, den Dramatiker Rolf Hochhuth (1931–2020), der seit 1959 für sein Theaterstück „Der Stellvertreter“ (1963) in Rom recherchierte, mit Informationen und Berichten über den Hl. Stuhl während des Kriegs beliefert zu haben. 1966 ernannte Papst Paul VI. W. zum Titularerzbischof von Tyrus und zum Apostolischen Pro-Nuntius in Japan. Damit war W. der erste Deutsche, der für den Hl. Stuhl eine Apostolische Nuntiatur leitete. Die Bischofsweihe empfing er 1966 im Kölner Dom durch Ebf. Joseph Kard. Frings (1887–1978) unter der Assistenz des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Ebf. Corrado Bafile, und des Kölner Weihbf. Wilhelm Cleven (1893–1983) im Beisein von Bundespräsident Heinrich Lübke (1894–1972), mit dem W. schon seit dessen Zeit als Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein bekannt war. 1973 ernannte Papst Paul VI. W. zum Apostolischen Delegaten der Elfenbeinküste, von Guinea, Togo und Dahomey sowie 1975 zusätzlich zum Apostolischen Pro-Nuntius von Benin. Papst Johannes Paul II. berief W. 1979 zum Apostolischen Pro-Nuntius der Niederlande. Als solcher verfolgte W. im Sinne der päpstl. Kurie das Ziel, die niederl. kath. Kirche zu restituieren, die in den 1960er und 1970er Jahren durch den Utrechter Kard. Bernard Jan Alfrink nahezu von Rom abgespalten war.

    Als Mitarbeiter des päpstl. Staatssekretariats machte W. in den 1960er Jahren von sich Reden wegen seines für einen Priester ungewöhnlichen, exaltierten Lebensstils. Schon während des Kriegs stand er in freundschaftlicher Verbindung zu Marella Agnelli, der Mitbesitzerin der FIAT-Werke, zur Familie Badoglio und dem ital. Königshaus. Als Pro-Nuntius in Tokio förderte er die Beziehungen zwischen den Ebm. Tokio und Köln, beteiligte sich beim Aufbau der Jesuitenuniversität und wirkte am interreligiösen Dialog mit. Als Delegat in der Elfenbeinküste ließ W. mit Fördermitteln aus dem Ebm. Köln von dem ital. Architekten Pier Luigi Nervi das Nuntiaturgebäude in Abidjan erbauen und errichtete eine kath.-theol. Fakultät für Studenten aus afrikan. Staaten. Er engagierte sich in einer Kommission für die Beziehungen zum Islam, die|von der „Fraternité Dominicaine“ begründet worden war und erreichte es, daß die Elfenbeinküste nach Burundi und Rwanda der dritte afrikan. Staat war, in der der päpstl. Gesandte qua Amt zugleich Doyen des Diplomatischen Korps war. Die Niederlande galten innerkirchlich als der schwierigste Posten, den der Hl. Stuhl zu vergeben hatte, hier kamen W. seine Weltoffenheit und sein niederrhein. Naturell zugute.

  • Awards

    |Rr. d. Ordens d. Krone v. Italien;
    Gr. Verdienstkreuz v. Österr. (1958);
    Komtur d. Ordens El Sol del Perú (1960);
    Gr. BVK (1958) mit Stern (1968);
    Goldenes Ehrenzeichen d. Landsmannschaft Ostpreußen (1968);
    Dr. theol. h. c. (Sophia-Univ. Tokio 1973).

  • Works

    |Der Papst sagt, Lehren Pius’ XII., Nach d. Vatikan. Archiven zus.gest. v. M. Chinigo, dt. Ausg. v. B. W. u. Pius XII., ³1956;
    Der Papst an die Deutschen, Pius XII. als Apostol. Nuntius u. als Papst in seinen dt.sprachigen Reden u. Sendschreiben v. 1917 bis 1956, Nach d. Vatikan. Archiven hg. v. B. W. u. J. Ž abkar, ²1957;
    Gebete d. Hl. Vaters Pius XII., hg. u. überarb. v. dens., ⁴1959;
    Ludwig Kaas, Ein Gedenkbl., in: Rhein. Merkur v. 9.11.1962;
    Qu Ebfl. Archiv Köln (Personalakte, Totenzettel mit P).

  • Literature

    |Hdb. d. Ebm. Köln, hg. v. Ebfl. Gen.vikariat, 24. Ausg., 1954, S. 1013 u. 1028;
    S. Sassone, Diplomat in d. Soutane, Roms neuer Nuntius in Tokio, Bf. B. W., in: Die Zeit v. 9.12.1966;
    J. Schmitz van Vorst, Entsandt auf schwierigen Posten, in: FAZ v. 5.2.1979;
    H. Jedin, Lebensber., hg. v. K. Repgen, 1984;
    R. Hochhuth, Der „Stellvertreter“ u. seine Kronzeugen, in: Focus v. 27.7.1998, S. 82 f.;
    H. Stehle, Warum Pius XII. schwieg …, ebd. v. 24.8.1998, S. 96 f.;
    F. Ager, Hochhuths alte Hüte, in: Rhein. Merkur v. 8.10.1999;
    M. F. Feldkamp, Die Beziehungen d. Bundesrep. Dtld. z. Hl. Stuhl 1949–1966, Aus d. Vatikanakten d. AA, Eine Dok., 2000;
    ders., Pius XII. u. Dtld., 2000;
    ders., Hochhuths Qu., in: Vatican Mag. 1., 2007, H. 3, S. 26–28;
    ders., Pius XII., Ein Papst f. Dtld., Europa u. d. Welt, 2018;
    ders., B. W., Priester zw. „Dolce vita“ u. östl. Geheimdiensten?, in: amicitia, scientia, hilaritas, 250 Semester V.k.Th. Burgundia Bonn, FS z. 125. Stiftungsfest am 2.–3. Okt. 2021, hg. v. D. M. Wowra, 2021, S. 161–72;
    M. Matheus u. St. Heid (Hg.), Orte d. Zuflucht u. personeller Netzwerke, Der Campo Santo Teutonico u. d. Vatikan 1933–1955, 2015;
    Biogr. Lex. KV;
    Munzinger.

  • Author

    Michael F. Feldkamp
  • Citation

    Feldkamp, Michael F., "Wüstenberg, Bruno Thomas Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 530-532 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142980.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA