Wolff, Walther

Lebensdaten
1870 – 1931
Geburtsort
Neuwerk bei Mönchengladbach
Sterbeort
Aachen
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten

  • Wolff, Walter( eigentlich)
  • Wolff, Friedrich Walther Paul
  • Wolff, Walther
  • Wolff, Walter( eigentlich)
  • wolff, walter
  • Wolff, Friedrich Walther Paul
  • Wolff, Walther( eigentlich)
  • Wolff, Friedrich Walter Paul

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Zitierweise

Wolff, Walther, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz142951.html [15.12.2025].

CC0

  • Wolff, Friedrich Walther (eigentlich Walter) Paul

    | evangelischer Theologe, * 9.12.1870 Neuwerk bei Mönchengladbach, † 26.8.1931 Aachen, ⚰ Aachen, evangelischer Friedhof (Westfriedhof) (Grab aufgelassen).

  • Genealogie

    V Friedrich (1842–1922), Volksschullehrer, Vorsteher e. Waisenhauses in Elberfeld;
    M Bertha Schüßler (1843 – n. 1929), aus Elberfeld;
    Halle/Saale 1895 Elisabeth (Elli) (1866 – n. 1938), T d. Heinrich Metzner (* 1827), Dr. med., Sanitätsrat in Halle/Saale, u. d. Johanne Eilers;
    2 S Erich Walther (1898–1953), Martin (* 1902), 1 T Hanna (* 1896).

  • Biographie

    W. besuchte Volksschule und Gymnasium in Mönchengladbach und studierte danach ev. Theologie in Greifswald, Marburg und Halle/Saale. Nach den Examina 1893 und 1894 wurde er 1895 zum Pfarrer der Gemeinde Otzenrath (heute Jüchen) gewählt. 1901 folgte er einem Ruf nach Aachen, wo die ev. Gemeinde ähnlich wie in Otzenrath einer deutlichen kath. Mehrheit gegenüberstand und W. sich zum Streiter für das Heimatrecht des Protestantismus im Rheinland entwickelte.

    Als Organ hierfür rief er noch 1901 das „Evangelische Gemeindeblatt für Aachen und Burtscheid“ ins Leben, in dem er selbst publizierte. 1913 gründete er einen Zweigverein des „Evangelischen Bundes zur Verteidigung der evangelischen Interessen und zur Kräftigung des evangelischen Einflusses im öffentlichen Leben“. Mit Veranstaltungen und Festen erhöhte W. die Präsenz der Protestanten in der Öffentlichkeit Aachens und propagierte – mit viel Pathos und einer deutlichen Wendung gegen den Katholizismus – die Allianz von prot. Kaiserhaus und Altar, in der sich die dt. Macht manifestiere. W.s Verkündigung eines christlichen Glaubens der Macht und Kraft erfuhr im 1. Weltkrieg noch eine Steigerung. Der Krieg stärke Willen und Kraft der Deutschen und führe zu ihrer Begegnung mit Gott. W., der nie Soldat gewesen|war, pries die sittliche Kraft des Soldatischen, die welterneuernde Mission des Deutschtums und lehnte Friedensinitiativen strikt ab.

    In der ev. Kirche der Rheinprovinz galt W. in der neutralen Mitte zwischen liberalen Modernisierern und ihren Gegnern eher als Außenseiter. Seine Kandidaturen für den Scriba (Schriftführer) und Assessor seiner Synode waren erfolglos. 1914 wurde er einer ihrer Abgeordneten für die Synode der preuß. Rheinprovinz, und im März 1919 wählte ihn diese überraschend zu ihrem Präses. Rasch akzeptierte W. die neue Republik und entfaltete Überlegungen zur Ekklesiologie und Struktur der ev. Kirche nach dem Ende des Summepiskopats. Im Rückgriff auf den alten presbyterial-synodalen Aufbau der prot. Kirche am Niederrhein erarbeitete er eine Verfassung, die den Gemeinden und Synoden die alleinige Macht in der Kirche übertrug.

    Alle summepiskopalen Elemente wie Generalsuperintendent und Konsistorium sollten abgeschafft oder von der Synode bestätigt werden. Die preuß. Kirchenversammlung, die 1921/22 der prot. Kirche der altpreuß. Provinzen eine neue Verfassung gab, lehnte diesen „Synodalismus“ ab. W. beugte sich dem Votum und stellte in seiner revidierten Synodalordnung 1923 dem mächtigen Synodalpräses einen Provinzialkirchenrat an die Seite.

    Mit synodalen „Funktionspfarrämtern“ förderte W. das Eigenleben der rhein. Provinzialkirche in der preuß. Landeskirche, aber auch gegenüber Staat und Gemeinden. „Spezialpfarrer“ für die Jugend, für Studenten, für soziale Arbeit und für die Presse sollten die Gemeinden entlasten und die Kirche stärker in die Öffentlichkeit rücken. Angesichts der desolaten Lage des besetzten und von Separation bedrohten Rheinlands sah W. allein in der ev. Kirche jene Institution, die das Volk stärken und die Einheit Deutschlands bewahren könne; die kath. Kirche sei zu wenig national. Auf den rhein. Kirchentagen in Köln 1924, Essen 1926 und Saarbrücken 1930 feierte W. seine Kirche triumphal vor großem Publikum. Dies brachte ihm die heftige Kritik Karl Barths (1886–1968) ein, der in seiner Streitschrift „Quousque tandem“ (1930) beanstandete, daß W. Demut und Bußfertigkeit vermissen lasse und sich zu viel mit der Kirche statt mit Glaubensinhalten beschäftige.

    W. prägte in einer Umbruchphase die ev. Kirche über das Rheinland hinaus, wo er als einer der „evangelischen Kirchenväter“ gilt.

  • Auszeichnungen

    |D. h. c. (Bonn 1921);
    Dr. iur. h. c. (Berlin 1931).

  • Literatur

    |H. Helmich, D. W. W., Präses d. Rhein. Provinzialsynode 1919–1931, in: Mhh. f. Ev. KGesch. d. Rheinlandes 36, 1987, S. 185–230;
    K. Schlösser-Kost, W. W. (1870–1931), Kirche u. Wirklichkeit, in: J. Conrad u. a., Evangelisch am Rhein, Werden u. Wesen e. Landeskirche, 2007, S. 157–60;
    Th. M. Schneider, Kontinuitäten u. Aufbrüche, Die Rhein. Kirche in d. Zeit d. Weimarer Rep. (1918–1933), in: ders. (Hg.), Krise u. Neuordnung im Za. d. Weltkriege 1914–1948, 2013, S. 32–60;
    Rhein. Gesch. (P);
    Nachlaß: Archiv d. Ev. Kirche im Rheinland, Düsseldorf.

  • Autor/in

    Volkmar Wittmütz
  • Zitierweise

    Wittmütz, Volkmar, "Wolff, Friedrich Walther (eigentlich Walter) Paul" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 452-453 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142951.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA