Wiedfeldt, Otto
- Lebensdaten
- 1871 – 1926
- Geburtsort
- Thüritz bei Salzwedel (Altmark)
- Sterbeort
- Essen
- Beruf/Funktion
- Verwaltungsbeamter ; Diplomat ; Politiker ; Regierungsrat ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 11863240X | OGND | VIAF: 67258769
- Namensvarianten
-
- Wiedfeldt, Karl Otto Ludwig
- Wiedfeldt, Otto
- Wiedfeldt, Karl Otto Ludwig
- Wiedfeldt
- Wiedefeldt, Otto von
- Wiedfeldt, Carl Otto Ludwig
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Wiedfeldt, Karl Otto Ludwig
| Verwaltungsbeamter, Diplomat, * 16.8.1871 Thüritz bei Salzwedel (Altmark), † 5.7.1926 Essen, ⚰ Essen-Bredeney, Meisenburgfriedhof. (evangelisch)
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Genealogie
V →Karl Otto (1841–1915), Pfarrer 1869–1908 in Th. (s. U. Czubatynski, Ev. Pfarrerbuch f. d. Altmark, ²2006), S d. →Carl, Lehrer, Organist in S., u. d. Dorothea Grastorf(f);
M Friederike Auguste (1844–1919), T d. →Ludwig Franz Bley (1801–1868), aus Bernburg (Anhalt), Dr. phil., 1824 Bes. d. Grünen Apotheke in Bernburg, pharm. Fachschriftst., 1842–67 Oberdir. d. Apothekerver. im nördl. Teutschland, Red. d. „Archivs der Pharmacie“, Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. u. 1857 d. Leopoldina, Med.rat (s. T. Geiseler, in: Archiv d. Pharmacie 186, 1868; Pogg. I; Dt. Apothekerbiogr. I; Bio-Bibliogr. Hdb. Ak. Erfurt; NDB 26*), u. d. Auguste Trommsdorff (1804–1854);
Ur-Gvm →Bartholomäus Trommsdorff (1770–1837), Dr. phil. et med., Prof. d. Physik u. Chemie in Erfurt, Apotheker (s. NDB 26);
Gr-Om →Ernst Wilhelm Bley (1792–1824), 1820 Bes. d. Grünen Apotheke in Bernburg;
Ov →Emil Friedrich Wilhelm (* 1835), Pfarrer 1864–77 in Kuhfelde u. 1877–99 in Estedt (s. U. Czubatynski, Ev. Pfarrerbuch f. d. Altmark, ²2006);
Om →Gustav Bley (1834–1879), Bes. d. Grünen Apotheke in Bernburg;
3 B (1 früh †) u. a. →Johannes Hermann Friedrich (1874 – n. 1941), Landvermesser in Berlin, 3 Schw u. a. →Martha Luise Dorothee (1873 – n. 1943), Lehrerin in Berlin, Auguste Hedwig Rosalie (1880 – n. 1937), Lehrerin in Berlin;
– ⚭ 1897 Anna (1867–1930), T d. →Julius Wilhelm Carl Bley (1834–1909), aus Bernburg, Apothekenverw. in Dresden, Red. d. Ges. „Isis“ (s. Sächs. Schriftst.-Lex., hg. v. W. Haan, 1875), u. d. Louise Friederike Bertha Spalteholz († n. 1909), KaufmannsT;
1 S Hermann (* 1897);
Gvv d. Ehefrau →Karl Andreas Bley, Kaufm. in Goldschau (Osterfeld). -
Biographie
W. besuchte Gymnasien in Bernburg (1882–88) und Salzwedel (Abitur 1890). 1890–95 studierte er Volkswirtschaft in Berlin, wo er bereits durch sozialwissenschaftliche Veröffentlichungen auffiel. 1895/96 arbeitete er in der Redaktion der liberalen, sozialpolitischen Zeitschrift „Soziale Praxis“ als Journalist. 1897 wurde er mit einer historisch-statistischen Arbeit über die Berliner Industrialisierung an der Univ. Leipzig zum Dr. phil. promoviert. Seit 1896 Geschäftsführer des sächs. Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften, kam W. 1900 nach Essen, hier baute er als Leiter das Statistische Amt der Stadt auf. 1902/03 leitete er das Statistische Amt in Dresden. Anschließend kehrte er als Beigeordneter für Finanzen und Leiter des Statistischen Amts in die Essener Verwaltung zurück, wo er zudem Dezernent für Kultur und Soziales war. 1905 begründete W. das Essener Einigungsamt, eine Schlichterstelle bei Streiks, und schlichtete in den folgenden Jahren mehrfach erfolgreich Streiks im Baugewerbe. 1908 wechselte W. in die Sozialpolitische Abteilung des Reichsamts des Innern. Hier stieg er zwar zum Vortragenden Rat auf, scheiterte aber mit Vorschlägen zur Reform des Sozialversicherungswesens. 1911–13 hielt er sich als Berater des japan. Eisenbahnministeriums und der Südmandschur. Eisenbahngesellschaft in Tokio auf.
Nach einer Reise durch China und die USA kehrte W. im Sommer 1914 in die Wirtschaftsabteilung des Reichsamts des Innern zurück. 1915/16 leitete er die Reichsgetreidestelle und entwickelte dort das Brotkartensystem zur Versorgung der dt. Bevölkerung während des 1. Weltkriegs. Seit Mitte 1916 war W. im Reichskommissariat für Übergangswirtschaft, dann im Reichswirtschaftsamt tätig, von März bis Okt. 1918 leitete er eine dt. Wirtschaftsdelegation in Kiew. Noch kurz vor Kriegsende kehrte W. nach Essen zurück und wurde Vorsitzender des Direktoriums der „Fried. Krupp AG“. An den Friedensverhandlungen in Versailles nahm er als Sachverständiger und Leiter der dt. Wirtschaftsdelegation teil.
Nach der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit den USA wurde W. 1922 der erste dt. Botschafter in Washington.
Die besondere Situation nach dem 1. Weltkrieg ermöglichte die Besetzung zahlreicher Auslandsposten mit Nichtdiplomaten, auch W. war einer dieser Seiteneinsteiger im Auswärtigen Dienst. In Washington widmete er sich v. a. bilateralen Wirtschaftsfragen. Der von ihm mitverhandelte Handelsvertrag vom 8.12.1922 war der erste Vertrag seit dem|1. Weltkrieg, in dem das Dt. Reich gleichberechtigt neben einem ehemaligen Kriegsgegner auftreten konnte. Während der Auseinandersetzungen über den Dawesplan, der die dt. Reparationen regeln sollte, verhandelte W. erfolgreich über US-amerik. Anleihen. Im Nov. 1923 bot ihm →Johannes v. Seeckt (1866–1936) brieflich an, Kandidat für den Reichskanzlerposten zu werden, was W. ablehnte.
Seine Diplomatenkarriere wurde beendet durch eine nach Präsident →Wilsons Tod zu spät auf Halbmast gezogene Flagge an der dt. Botschaft. W. verließ Washington 1925, wurde Mitglied des Aufsichtsrats der Fried. Krupp AG, verstarb aber bald darauf in Essen.
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Auszeichnungen
|preuß. Roter Adlerorden 4. Kl. (spätestens 1909);
preuß. Kronenorden 3. Kl. (spätestens 1912). -
Werke
|Statist. Stud. z. Entwickelungsgesch. d. Berliner Ind. v. 1720 bis 1890, Diss., 1898 (Internet);
Genossenschaftl. Getreideverwertung im Kgr. Sachsen, 1902;
Das Aftermietwesen in d. Stadt Essen n. d. Aufnahme v. 1.12.1900, 1902;
Friedrich Krupp als Stadtrat in Essen, in: Btrr. z. Gesch. v. Stadt u. Stift Essen 23, 1903, S. 1–106;
Wirtschaftl., rechtl. u. soz. Grundtatsachen u. Grundformen d. Atayalen auf Formosa, 1914;
Eine Unters. d. Ursachen f. d. Stehenbleiben d. Atayalenkultur, 1917;
Die Bewirtschaftung v. Korn, Mehl u. Brot im Dt. Reiche, ihre Entstehung u. ihre Grundzüge, 1919. -
Literatur
|E. Schröder, O. W., Eine Biogr., 1964, ²1981 (P);
ders., O. W. als Pol. u. Botschafter d. Weimarer Rep., 1971 (P);
St. Fisch, Strukturwandel v. Reichswirtsch.amt u. Reichswirtsch.min. im Übergang z. Weimarer Rep., in: C.-L. Holtfrerich (Hg.), Das Reichswirtsch.min. d. Weimarer Rep. u. seine Vorläufer, 2016, S. 96–145, bes. S. 96–98 u. 119;
Biogr. Lex. Altmark;
Biogr. Lex. Sozialpolitik;
Biogr. Hdb. Auswärtiger Dienst (P);
–Qu Hist. Archiv Krupp, Essen;
BA Berlin, Nachlaß H. v. Seeckt;
– gedr. Qu Akten d. Reichskanzlei, Weimarer Rep., Die Kabinette Stresemann I u. II (1923), bearb. v. K. D. Erdmann u. M. Vogt, Bd. 2, 1978, Anh., Nr. 5 u. 6 (Internet). -
Porträts
|Photogrr. (Pol. Archiv d. AA, Berlin).
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Autor/in
Martin Kröger -
Zitierweise
Kröger, Martin, "Wiedfeldt, Karl Otto Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 63-64 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11863240X.html#ndbcontent